Monsheim in Rheinhessen

Das Monsheimer Schloss

Schloss Monsheim.[Bild: Immanuel Giel]

Das Dorf Monsheim taucht erstmals im Jahr 767 in der schriftlichen Überlieferung des Klosters Lorsch auf. Monsheim war alter Besitz der Grafen von Leiningen. Wann die mittelalterliche Wasserburg Monsheim errichtet wurde, ist unbekannt. Die von 1278 bis 1307 urkundlich bezeugten Herren von Monsheim, die des Öfteren mit den Städten Speyer und Worms in Fehde lagen, scheinen aber nicht die Gründer der Monsheimer Burg gewesen zu. Offensichtlich wurde diese von den Herren von Wachenheim errichtet, die im Jahr 1240 von den Grafen von Leiningen mit dem halben Dorf und Gericht Monsheim belehnt worden waren (Michel).
Erstmals erwähnt wird die Burg Monsheim im Jahr 1365. Damals stellte Ritter Druchselm der Ältere von Wachenheim seine Burg der Stadt Worms als Offenhaus zur Verfügung. Im Jahr 1394 wird die Burg erneut erwähnt. Damals bzw. kurz zuvor war Bechtolt von Beckingen d.J. mit Pfalzgraf Ruprecht d.Ä. in eine Fehde verstrickt worden, in deren Verlauf Burg Monsheim vom Pfalzgrafen erobert wurde. Sie gehörte zu einem Drittel dem Ritter Gerhard von Wachenheim, den Rest teilten sich die Familien seiner Söhne Bechtolt und Henne von Beckingen (zu Wachenheim). Der Pfalzgraf gab Bechtolt seinen Burgteil zurück, er musste diesen aber dem Pfalzgrafen Ruprecht II. zu Lehen auftragen. Diese Aufgabe des Eigentumsrechtes betraf aber nur das Burggebäude samt Mauern, Pforten, Graben und dem engeren Burgumfeld. Alle anderen Güter, die auswendig der veste gelegen sind, im Wesentlichen also der landwirtschaftliche Betrieb der Burgherrschaft, waren von der Lehnsauftragung ausdrücklich ausgenommen. In seinem Lehnsbuch (1401) bezeichnete Pfalzgraf Ruprecht III. (1398-1410) den Burgteil Bechtolts mit Recht als sein Lehnsgut. Der Graf von Leiningen musste als Ortsherr auf die pfalzgräfliche Präsenz reagieren, wollte er nicht Gefahr laufen, seine Burg ganz an die Pfalzgrafschaft zu verlieren. Wohl deshalb übertrugen noch im gleichen Jahr die Mitbesitzer der Burg, die Brüder Rudolf und Hans von Beckingen, ihren Teil der Burg, den sie als ihr Eigentum bezeichneten, samt der zugehörigen Landwirtschaft dem Grafen Emich VII. von Leiningen zu Eigentum auf (tzu eyner rechter erbeclicher eygenschafft). Offensichtlich gab die Grafen umgehend die Burg den Wachenheimer, nun als Lehen, zurück In der Grundherrschaft des leiningischen Ortes Monsheim erwarben in den folgenden Jahrzehnten die Herren von Wachenheim, die Dalheimer (als Erben der Herren von Monsheim), das Haus Nassau-Saarbrücken, die Herren von Sickingen und die Pfalzgrafen bei Rhein Güter und Rechte. Die Herrschaftsverhältnisse auf der Burg blieben davon unverändert. Nach dem Tod des Landgrafen Hesso von Leiningen-Dagsburg im Jahr 1467 erbte seine Schwester Margarete den Großteil seines Besitzes. So fiel Monsheim über sie an ihren Ehemann Reinhard von Westerburg-Runkel, der sich nach seiner Übersiedlung dann von Leiningen-Westerburg nannte. Ende des 15. Jahrhunderts versuchte Pfalzgraf Philipp (1476-1508) noch einmal vergeblich, sich in die Ortsherrschaft Monsheim einzukaufen. Doch er scheiterte; Auch seine Lehnsherrschaft über einen Teil der Burg ging verloren, denn im 16. Jahrhundert waren die Herren von Wachenheim wieder im Besitz der gesamten Burg.
Wohl mit Zustimmung des Lehnsherrn, des Grafen von Leiningen, begannen die Herren von Wachenheim seit Ende des 16. Jahrhunderts, das mittelalterliche Gebäudeensemble zu einem Schloss auszubauen. Mit dem Umbau einzelner Wirtschaftsgebäude wurde spätestens 1583 begonnen, wenn man einen Jahresstein über einer Stalltür als Beleg dafür nehmen will. Zu welchem Gebäude dieser Stein, der erst in jüngster Zeit an seiner heutigen Stelle eingemauert wurde, gehörte, ist nicht gesichert. Der betreffende Stall neben dem Hauptbau wurde laut Ausweis eines Jahressteins erst 1610 vollendet. Mit dem Bau des Herrenhauses wurde 1629 begonnen (Inschrift an einem Fenster an der nördlichen Giebelfront des Haupthauses). Das Hauptgebäude war, wie aus einer Jahresangabe über dem Renaissance Erker zu schließen ist, im Jahr 1651 unter Freiherr Otto Ludwig von Wachenheim vollendet. Gleichzeitig wurden die mittelalterlichen Wehranlagen und Befestigungen bis auf geringe Reste beseitigt. Nach dem Tod Otto Ludwigs wurde zunächst Bernhard von Bettendorf Schlossherr (gest. 21.6.1669). Danach fiel das Schloss an den Lehnsherrn, den Grafen Ludwig Eberhard von Leiningen-Rixingen (1686-1688), zurück. Ihm folgte sein Sohn Graf Philipp Ludwig (1686-1705). Im Jahr 1705 übernahm Graf Johann Friedrich Wilhelm die Herrschaft und ließ sich im Schloss nieder. Nach seinem Tod im Jahr 1718 ging die Herrschaft an Graf Georg Ernst Ludwig von Leiningen-Westerburg über. Das Schlossgebäude wurde im Jahr 1719 von dem Freiherrn Samuel II. von la Roche für 20.000 Taler erworben, das Schlossgut hatte er schon fünf Jahre zuvor erworben. Nach seinem Tod am 4.2.1722 übernahm seine Ehefrau Susanna Catharina die Leitung des Schlosses und des Schlossgutes. Am 10.8.1724 ist ein Schlossmüller bezeugt, wenig später auch ein eigener reformierter Schlossprediger, der zudem für die Erziehung der herrschaftlichen Kinder verantwortlich war. Doch 1729 zog sich Susanna Catharina auf ihr eben erworbenes Schlossgut in Erbes-Büdesheim (Weißes Schloss) zurück. Das Monsheimer Schloss stand nun bis 1746 leer. Friedrich I. von la Roche, der 1744 die Herrschaft Monsheim geerbt hatte, bezog das Schloss am 5.4.1746. Das Anwesen hatte in den zurückliegenden Jahren baulich gelitten, die Fenster waren zerbrochen, die Dielen verfault, ein Teil der Schlossmauer eingestürzt, auch Brücke und Graben waren in schlechtem Zustand. Friedrich I. richtet sich auf dem Schloss standesgemäß ein. Er beschäftigte mehrere Bedienstete. Genannt werden im Laufe der Jahre ein Schlossprediger, eine Kammerjungfer, eine Haushälterin, Diener, Knechte, Schlosskoch; Schlossgärtner und Schlossmüller. Um das Schlossgut kümmerte sich seit 1766 als Pächter Philipp Jakob Kasper. Doch Friedrich I. lebte offensichtlich über seine Verhältnisse und war bald gezwungen, sein Gut zu verkaufen. Während er das Schlossgut (das ehemals Sturmfederische Gut) dem Kurfürsten von Pfalz-Zweibrücken zum Kauf anbot, verpfändete er das Schloss dem Fürsten von Leiningen-Dagsburg. Als dann im Jahr 1780 Freiherr Karl Christoph von Gagern Monsheim erwarb, war das Schloss immer noch im Pfandbesitz der Leiningen-Dagsburg, die ihr Pfand 1782 sogar an die Seitenlinie Leiningen-Dürkheim weitergaben. Im Jahr 1791 löste Karl Christoph Gottlieb von Gagern, der mit Susanne Ester, einer Tochter des Friedrich de la Roche verheiratet war, dieses Pfand aus. Bis 1852 blieb Monsheim bei der Familie Gagern. Hans Christoph von Gagern erbte 1825 Schloss Monsheim von seinem Vater und vermachte es 1833, noch zu Lebzeiten, seinem berühmten Sohn Heinrich von Gagern, der 1848 Präsident der Frankfurter Nationalversammlung wurde. Hans Christoph zog nach Gauersheim, wo er 1852 verstarb. Nach seinem Rückzug aus der Politik zog sich Heinrich von Gagern 1849 auf sein Monsheimer Gut zurück und verkaufte es 1852 für 154.000 Gulden an Philipp Ernst von Worms, allerdings ohne Inventar. Dieser veräußerte vor 1887 den Besitz für 262.000 Taler an den Frankfurter Bankier Adrian Felix Jordan de Rouville. Nach dem Ableben der Eheleute Jordan verkauften die Erben das Gut 1906 für 658.000 Reichsmark an den Wormser Fabrikanten Freiherr Heyl. Die Familie von Heyl schließlich veräußerte das Gut 1952 an das Land Rheinland-Pfalz. Das Gebäude wurde bis Ende der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts von der Saatzuchtanstalt Lochow-Petkus als Pachtgut betrieben. Seitdem ist das Gut im Besitz der Familie Lahm, die hier u.a. ein Gestüt betreibt.

Baubeschreibung:
Von der alten Burg ist heute nichts mehr zu sehen, auch der Graben, der einst mit Wasser aus der Pfrimm gefüllt war, ist zugeschüttet worden. Von der ehemaligen Ummauerung ist nur noch der Rest eines Rundturms erhalten. Die Burggebäude wurden abgetragen, als man Ende des 16. Jahrhunderts den Bau eines Schlosses in Angriff nahm. Das Haupthaus wurde 1629 begonnen (Inschrift an einem Fenster des Erdgeschosses an der Nordseite). Als letzter Bauteil wurde wohl der Erker an der hofseitigen Ostfassade vollendet (1651 bezeichnet). Das Herrenhaus ist ein mächtiger zweistöckiger Renaissancebau. Das hohe Satteldach hat auf jeder Schmalseite einen einfachen Giebel. Das neunachsige Haus hat vorne in beiden Stockwerken jeweils vier Fenster links und rechts der Durchfahrt. Auf der Rückseite, wo sich statt des Erkers eine Fensteröffnung befindet, befinden sich im oberen Stockwerk neun, im untern acht Fenster. Alle haben noch die im Stil der Entstehungszeit profilierten steinernen Mittelpfosten. Über dem Rundbogen der Durchfahrt auf der Gartenseite befindet sich ein weiteres Allianzwappen, links das Wachenheimer, rechts ein unbekanntes Wappen. Der Form nach gotisch, könnte der Wappenstein aus einem Vorgängerbau stammen. Über der mit einem Rundbogen geschlossenen Durchfahrt thront der rechteckig über drei doppelten mit Löwenköpfen verzierten Konsolen vorspringender Erker. Er hat vorne drei Fenster, unter denen sich drei Wappen- und Inschriftentafeln befinden: „Otto Ludwig von Wachenheim. Römisch. Kaiß. Maystet. General Wachtmeister und Oberste und Anna Margarethe von Wachenheim Geborne Vögtin zu Hunoll Stein.“ Zwischen den Inschriften prangt das Allianzwappen der Erbauer. Der Oberteil des Erkers mit dem Türmchen und der Uhr wurden nach dem 2. Weltkrieg abgerissen und durch eine einfache dreieckige Bekrönung ersetzt. Offensichtlich wurde der der entfernte Teil erst später dem Erker aufgesetzt. Die Nebengebäude des Herrenhauses entstammen laut den angebrachten Inschriften an Fenstern und Türen verschiedenen Zeiten. Mit ihrem Bau wurde spätestens 1583 begonnen. Dies belegt ein Stein über einer Tür im Stall: „1583 W[] v[on] W[achenheim] CSVB“, den die heutigen Schlossbesitzer im Hof aufgefunden und im Stall eingemauert haben. An der Tür eines anderen Stalls neben dem Hauptbau steht die Jahresangabe 1610, über einer Kellertreppe erkennt man die Jahreszahl 1651. An den Haupttüren der Scheuer erkannt man das Wappen der Familie Laroche, die von 1714 bis ca. 1750 Herren auf der Burg waren. Das Wohngebäude an der Nordseite der Hoffront, rechts neben dem Herrenhaus, stammt aus dem 19. Jahrhundert. Es ist flankiert von einem Anbau mit altertümlich aussehendem Turm, der aber ebenfalls dem 19. Jahrhundert entstammt. Der Hinkelstein im Schlosshof wurde 1865 zwischen Monsheim und Niederflörsheim auf einem keltischen Grabfeld gefunden und damals inmitten des Hofes in die alte Mauer der ehemaligen Mistkaute eingearbeitet. Den Eingang zum Schloss bildet ein einfaches Eisentor. Früher überspannte ein steinerner Torbogen die Zufahrt. Es wurde in den 1070er Jahren abgerissen. Neben den Resten des Bogenansatzes liegt am Boden ein Stein mit der Jahreszahl 1605, der vielleicht von diesem Torbogen stammen könnte. Ein Stück vor der Einfahrt, direkt an der Straße, steht einer kleiner Rundturm, der in späterer Zeit erbaut worden sein dürfte. Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten am Schloss zählen darüber hinaus die beiden Schlossmühlen. Die obere Schlossmühle wurde 1574 erstmals erwähnt, hier waren u.a. ein Gestüt und eine Reitschule angesiedelt. In der, um 1700 erbauten, unteren Schlossmühle (Anhäuser Mühle) ist heute der Sitz der Verbandsgemeinde untergebracht.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff

Verwendete Literatur:

  • Grathoff, Stefan: Monsheim. In: Pfälzisches Burgenlexikon. Onlineausgabe.
  • Unter Zuhilfenahme von: Bechtolsheimer, 1916, S. 351; Brilmayer 1905, S.314; Dehio, Rheinland-Pfalz/Saarland 1984, S. 688; Denkmalpflege Rheinland-Pfalz 1959f., S. 92-93; Michel 1981, S.37f. und 76ff.; Müller 2001, S.545ff.; Tillmann 1958-61; S. 669; Wörner 1887, S. 97-99.

Aktualisiert am: 10.09.2014