Nieder-Olm in Rheinhessen

Redaktioneller Hinweis: Der nachfolgende Text stammt aus der Publikation "Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart" von Karl Johann Brilmayer, die 1905 erschienen ist. Brilmayer gab keine Belege an und die Aussagen sind auch nicht von der Redaktion überprüft worden. Im Allgemeinen gilt Brilmayer aber als recht zuverlässig. Bei einer Benutzung Brilmayers für eine Veröffentlichung sollten die Angaben im Detail überprüft werden.


Nieder-Olm bei Karl Johann Brilmayer

Nieder-Olm wird zwar urkundlich erst gegen Beginn des Jahres 900 genannt, bestand aber schon im 6. Jahrhundert, wie die Aufdeckung eines regelmäßig angelegten fränkischen Friedhofes beweist. In alten Urkunden heißt es Ulmena (ca. 900), Ulmene (1092), Olmene (1190), Olmena (1194), Nieder-Olmm (1312), Niederohlem (1333), Ryderin Ulmen (1343). Nieder-Olm ist eine alte Besitzung des Mainzer Erzstifts. Schon Erzbischof Hatto I. (891-913) von Mainz überlässt der Gemahlin des 899 gestorbenen Kaisers Arnulf, Uta, den erzbischöflichen Maierhof in Ulmena zur Nutznießung auf Lebenszeit. Dieser Hof wurde nach dem Tod der Kaiserin Uta dem Erzbistum vorenthalten, aber auf Befehl Kaiser Otto III. demselben im Jahr 994 wieder zurückgegeben. Auf diesem Hof bauten später die Kurfürsten von Mainz eine feste Burg zum Schutz ihrer Residenz. Schon 973 hatte Kaiser Otto II. die einst einem gewissen Heribert gerichtlich entzogenen Besitzungen in Olmeno seinem Getreuen Megingoz zum Geschenk gemacht. In den Jahren 1092 und 1108 überließ Erzbischof Ruthard von Mainz die Vogtei über den Ort dem Mainzer Domstift. Als mit Beginn des 13. Jahrhunderts die von Friedrich Barbarossa zerstörten Stadtmauern von Mainz neu aufgebaut worden waren, wurde mit den übrigen um die Stadt liegenden Orten auch Nieder-Olm zu ihrer Unterhaltung herangezogen. Der Ort muss schon im 12. Jahrhundert befestigt worden sein. Er war mit Mauern und Gräben umgeben und hatte vier Haupttore. Zugleich war in demselben, wie oben schon bemerkt, eine feste Burg erbaut worden, welcher adelige Burgmänner vorgesetzt waren. Als Burggrafen kommen 1313 Hermann von Hohenfels, 1316 Heinrich von Hohenfels, 1336 Emmerich von Drechtlingshausen vor.

Als König Albrecht im Frühjahr 1301 das Erzstift Mainz mit Krieg überzog und bei Oppenheim über den Rhein gegangen war, wandte er sch alsbald nach Nieder-Olm und zwang die Burg zur Übergabe. Ottokar sagt in seiner österreichischen Reimchronik:

"Unbewegen er (Albrecht) da stand
Ein Burgk, ist Ulm genannt
Und gehört dem von Mainz an:
Dieselbe Vest er gewann."

Bei dem Streit um den Mainzer Erzbischofsstuhl zwischen Diether von Isenburg und Adolf von Nassau hatte der letztere Nieder-Olm verpfändet und zwar an den Herzog Ludwig von Veldenz. Dieser lag im Krieg mit dem Kurfürsten von der Pfalz; letzterer zog deshalb 1470 gegen Nieder-Olm. Der Kurfürst lag zwei Tage vor der Burg, da schickte der Kurfürst Adolf von Mainz und bat um Frieden. Derselbe wurde auch im Lager vor Nieder-Olm 1471 auf Jakobstag geschlossen. Der Veldenzer soll te Geschütz und Proviant, sodann 4000 Gulden als Entschädigung für Kriegskosten empfangen, dafür aber Schloss und Stadt Olm wieder an das Erzstift abtreten. Der Vorschlag wurde angenommen. Auf diese Weise kam Nieder-Olm wieder an das Erzstift Mainz. Bald darauf, im Jahr 1503, erbaute Kurfürst Berthold von Henneberg ein neues festes Schloss, die Laurentzburg. In der Mitte stand ein starker hoher Turm, in den Flügeln des Schlosses noch vier kleinere Türme. Im Schlosshof stand eine Kapelle, die dem Hl. Laurentius geweiht war. Im Schloss wohnte der adelige Burggraf und der Amtmann, welcher die erzstiftlichen Gerechtsame zu besorgen hatte. Er hatte gleichzeitig auch das Amt Algesheim zu verwalten und nannte sich deshalb auch Amtmann von Nieder-Olm und Algesheim. Bei der unter dem letzten Mainzer Kurfürsten, Friedrich Karl, im Jahr 1782 vorgenommenen Ämterverteilung wurde das Amt Nieder-Olm dem Vizedomamt in Mainz einverleibt und erhielt einen Amtsvogt, der im Schloss wohnte. Das Schloss wurde 1806 niedergerissen, Überreste sind noch jetzt vorhanden. Nieder-Olm blieb beim Kurstaat bis zum Unteragng desselben am Ende des 18. Jahrhunderts.