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Jeanbon Saint André

Jeanbon St.-André (1749-1813)

Geb. 1749, gest. 1813.

André Jeanbon wurde am 25. Februar 1749 als Sohn eines protestantischen Kaufmanns in Montauban geboren. Er war zunächst Schiffskapitän bei der Handelsmarine, dann Pfarrer in Castres und Montauban, wo er nach seiner Heirat den Namen "Saint-André" annahm. Nach Ausbruch der Revolution machte er sich einen Namen als Vorkämpfer der neuen Ordnung. 1792 wurde er in die Nationalversammlung gewählt, wo er als Mitglied der Bergpartei für die Hinrichtung des Königs stimmte. Saint-André wurde 1793 Mitglied des Ausschusses für die allgemeine Sicherheit. Als Marinekommissar reorganisierte er daraufhin die französische Kriegsflotte und nahm an einem Gefecht gegen die Engländer teil. Obwohl er ein überzeugter Parteigänger Robespierres war, entging Saint-André zunächst der Säuberungswelle, die nach dessen Sturz am 9. Thermidor einsetzte. Erst im Jahr 1795 mußte er kurze Zeit im Gefängnis verbringen. Nach seiner Amnestierung wurde er französischer Konsul in Algier und Smyrna, wo er vor dem Hintergrund des Ägyptenfeldzuges Napoleons von 1798 bis 1801 von den Türken festgehalten wurde. Bonaparte machte Saint-André daraufhin zum Generalkommissar den vier linksrheinischen Départements. Im Jahr 1802 wurde er schließlich Präfekt des neu geschaffenen Départements Mont Tonnere mit Hauptstadt Mainz. Während der gesamten Regierungszeit Napoleons blieb er auf diesem Posten und wurde 1809 zum Baron de Saint-André geadelt. Als Präfekt führte er die großen napoleonischen Reformen ein: das neue Gesetzbuch (Code Napoléon), das französische Schulsystem, das Konkordat zwischen Staat und Kirche. Der gläubige Protestant half auch, die erste Mainzer evangelische Gemeinde mitzubegründen. Saint-André galt als außergewöhnlich engagierter Präfekt. Als nach der Völkerschlacht bei Leipzig zahlreiche verletzte und kranke Soldaten in die Stadt kamen, setzte er sich für die Pflege der Hilfsbedürftigen ein. Er selbst starb am 10. Dezember 1813 am Typhus und wurde auf dem Mainzer Hauptfriedhof begraben.

Nachweise

Autor: Florian Ferrebeuf
Erstellt am: 04.08.2009
Verwendete Literatur:

  • Pierre Larousse: Grand dictionnaire universel du XIXe siècle. Band 9, Paris 1866-1877, S. 934
  • Adolphe Robert, Gaston Cougny: Dictionnaire des parlementaires français de 1789 à 1889, Band 3, Paris 1889, S. 412-413.
  • Franz Dumont, Ferdinand Scherf, Friedrich Schütz: Mainz. Die Geschichte der Stadt. Mainz 1998.