Rhaunen im Hunsrück

Zur Geschichte von Rhaunen

Beim Zusammenfluss von Idarbach und Raunelbach liegt in einem waldreichen Tal, umgeben vom Idarkopf im Westen, vom Wartenberg im Norden und vom Näsbacherberg im Süden, der Ort Rhaunen. Hier treffen sich die Wege aus Gösenroth, Hausen, Bundenbach, Sulzbach, Stipshausen, Hottenbach und Krummenau, wobei die letzten beiden erst in diesem Jahrhundert angelegt wurden (heute L 182, L 162, L180, K 66 und K 75).
Der Ort war schon in römischer Zeit besiedelt, was die in die Nordmauer der ev. Kirche ehemals vermauerten Sandsteinblöcke belegen. Das in einem Schriftstück des Klosters Lorch im späten 8. Jh. erstmals genannte „Rhuna" „nu" findet  als Schenkung an das Kloster Fulda 841 als „Rhuna" wieder Erwähnung. Rhaunen wurde Hauptort des nach ihm benannten, 17 Dörfer umfassenden, wildgräflichen Hochgerichts. Aus diesem gelangten 1330 drei Orte zusammen mit der Schmidtburg an den Erzbischof Balduin von Trier, der im gleichen Zug den Wildgrafen ein Viertel des Rhaunener Hochgerichts zu entreißen wusste. So blieben die Territorialverhältnisse bis zum Ende des alten Reiches.
In französischer Zeit wurde Rhaunen Zentrum eines Kantons im Arrondissement Birkenfeld, danach Amtssitz preußischen Kreis Bernkastel, seit der Gebietsreform ist es Sitz einer Verbandsgemeindeverwaltung im Landkreis Birkenfeld.
Im Haus Otto-Conradt-Straße 5 ( bis 1978 Am Bach 5) hat sich das Barockgebäude des wildgräflichen, später durch Erbgang gräflich-salmischen Oberamtshauses erhalten.   Unter französischer Herrschaft diente es als Gendarmeriekaserne , in preußischer Zeit anfangs als kath. Pfarrhaus dann bis 1899 als Gerichtsgebäude (heute Gasthaus).
Der Amtmann, der die kurfürstlich – trierische Quart am Hochgericht Rhaunen verwaltete, saß auf der Schmidtburg (bei Bundenbach).
Zum Kirchspiel Rhaunen zählten die Orte Sulzbach, Weitersbach und bis 1504 auch Stipshausen. Die Kirche wurde seit 1685 von beiden Konfessionen genutzt, bis die kath. Gemeinde sich 1887/88 eine eigene Kirche errichtete. Rhaunen war Jahrhunderte lang Gerichts-, Verwaltungs- und Handelszentrum. Seine Entwicklung erreichte ihren Höhepunkt in der preußischen Zeit, als Bürgermeisteramt, Amtsgericht, Oberförsterei, Notariat, Katasteramt, Molkerei, eine kath. und eine ev. Schule, eine Berufsschule, eine ev. und eine kath. Kirche, eine Synagoge (in Salzengasse) und ein Krankenhaus vorhanden waren.
In den letzten Jahrzehnten, im Zuge der Vergrößerung regionaler Einheiten, hat der Ort seine Zentrumsfunktion zunehmend verloren, verblieben sind die Verbands- gemeindeverwaltung , die beiden Kirchen und eine Mittelpunktschule. 
Die lange Zeit gültige Zentrumsfunktion hat auch auf die Ortsstruktur Einfluss genommen: Im Gegensatz zu den Streusiedlungen der umgebenden Dörfern weist Rhaunen eine verdichtete Bebauung auf. Im Grundriss sind noch heute die alten Quartiere in den drei dicht bebauten Inseln zu erkennen, die von der bachparallelen Otto-Conradt-Straße (früher am Bach, dem Unterdorf, der Hauptstraße, der Straße am Wartenberg und dem heutigen sog. Marktplatz eingegrenzt werden. Die Kirche liegt außerhalb dieses Gebietes in einiger Entfernung am Hang über dem Ort. Diese Lage lässt sich durch ihre Gründung über einem römischen Bau erklären. 
Zu den ältesten erhaltenen Bauten aus dem frühen 18. Jh. gehören das baulich stark veränderte Haus Am Wartenberg 2 mit seinem verschieferten Schweifgiebel und das Rathaus, eines der ganz wenigen Beispiele dieser Art in der Gegend. Aus dem späten 18. Jh. sind die Wohn – und Bauernhäuser Unterdorf 5 ( mit leicht vorkragendem, verputztem Fachwerkobergeschoß), Unterdorf 6 ( früher Nr. 4), die bescheidenen Häuser Unterdorf 11 und 13, die stattlicheren Unterdorf 8, 10 und 12 und schließlich die aufwendigen Bauten Otto-Conradt-Straße 3 und 5 ( zwei stark veränderte Mansarddachhäuser) sowie das ehem. Gasthaus Hauptstraße 12 erhalten .
Der Aufschwung dieses Ortes im späten 19. und frühen 20. Jh. lässt sich an den öffentlichen Bauten, die an den Ortsausgängen neu errichtet worden sind, ablesen: eine eigene kath. Kirche am Ortsausgang Richtung Sulzbach; Amtsgericht und Gefängnis am Ortsausgang Richtung Hausen; die Molkerei am Ortsausgang Richtung Bundenbach; das Krankenhaus am Ortsausgang Richtung Stipshausen (an der Stelle seit den 1960er Jahren dieses Jahrhunderts die Verbandsgemeindeverwaltung); das Forstamt in der Hauptstraße und das Katasteramt, später Berufsschule, in der Poststraße an den Ortsausgängen Richtung Bundenbach und Richtung Hausen; die neue gemeinsame Schule an der Straße Richtung Weitersbach.    

Quelle: Fritz Schellack, red.Bearb. AKZ