Niederweiler im Hunsrück

Wagengrab der Späthallstattzeit

Niederweiler, Rhein-Hunsrück-Kreis

Zu besichtigen: Späthallstattzeitlicher Grabhügel

Anfahrt: Auf der B50 Simmern in Richtung Trier, nach Kirchberg, von der B50 auf die L182 nach Büchenbeuren. In Büchenbeuren auf der K74 nach Niederweiler und Krummenau. Zwischen Niederweiler und Krummenau kreuzt die römische Straße, hier parken und zu Fuß 350 m in Richtung Süd-Osten (Kirchberg).  Der Grabhügel liegt auf der linken Seite etwa 10 m von der Straße entfernt.

 

Etwa 10 m von der Römerstraße entfernt liegt ein durch alte Beraubungen stark gestörter Grabhügel. Bei einer Untersuchung im Jahre 1926 durch das Landesmuseum Bonn wurde ein Grab der Späthallstattzeit nachgewiesen. Im Zentrum des etwa 13 m im Durchmesser großen Grabhügels stießen die Ausgräber auf die Reste eines 6 m großen Steinkreises.

Innerhalb des Steinkreises fanden sich eiserne Wagenbeschläge eines vermutlich vierrädrigen Wagens. Zum Wagen gehört das Fragment eines eisernen Radreifens, die Fragmente zweier eiserner Achskappen und eine eiserne Wagenbüchse. Zur Beigabenausstattung des vermutlich unverbrannt beigesetzten Verstorbenen, dessen Knochen vollständig vergangen sind, gehörte auch ein Bronzebecken. Seiner persönliche Trachtausstattung sind zwei so genannte Wendelringe zuzurechen. Die Ringe sind aus Bronze und wurden aus einem Bronzestab gedreht. Außerhalb des Steinkreises fanden sich zwei Keramikgefäße.

Mit dem Wagengrab von Nierweiler wird, wie bei den Wagengräbern von Bell Fuchshohl und Dörth die Führungsschicht der eisenzeitlichen Bevölkerung des Hunsrücks sichtbar. Gleichzeitig zeugen die Wagen von einem hohen Stand des Handwerks und der Technik.

Durch die Beraubung ist die Vollständigkeit des Inventars nicht gesichert. Im gleichen Hügel fanden sich mehrere römische Nachbestattungen. Gefunden wurde eine Tonurne, römische Scherben und ein Teller.

Dicht neben dem Steinkranz des Grabhügels wurde das Fundament eines römischen Grabdenkmals vollständig freigelegt. Von dem Aufbau des Grabdenkmals hatten sich nur noch einige Bruchstücke von Buntsandsteinquadern erhalten. Im Zentrum der Grabanlage befand sich ein rechteckiger 4 x 3,5 m großer Fundamentblock. Um den Fundamentblock verlief in einem Abstand von 1,4 m eine Mauer. Ein vergleichbares Grabdenkmal mit Umgang in der Art einer Balustradeneinfassung wurde auch in Beuren-Kirf (Saarburg) freigelegt.

Totenehrung und die frühzeitige Sorge um eine angemessene Beerdigung waren in römischer Zeit von außerordentlicher Bedeutung. Eine Beerdigung war teuer, Grabanlagen konnten Zehntausende Sesterzen kosten. In der Regel hatte der Erbe, meist ein Familienangehöriger, dafür aufzukommen. Testamentarisch wurde die Sorge für die Grabpflege geregelt. Die Hinterbliebenen achteten peinlichst genau auf die Einhaltung der Rituale und Totengedenktage, denn die Angst war groß, die Ahnen könnten ansonsten wiederkommen und rastlos umherirren. Nach der Herrichtung des Verstorbenen trugen ihn die Angehörigen zum Begräbnisplatz wo er eingeäschert wurde. Die Asche wurde in einer Urne zusammen mit Beigaben dem Grabbehältnis beigegeben. Nahezu Regelhaft findet sich Geschirr, sowie Nahrungsmittel für die Reise in das Jenseits in den Gräbern. Die häufig beigegeben Öllämpchen sollen dem Toten Licht in der Finsternis geben. Im Verlauf des späten 3. Jahrhunderts ändert sich, möglicherweise unter christlichem Einfluss die Bestattungssitte, immer mehr Verstorbenen werden unverbrannt bestattet.

Die Zugangsstraßen zu den Siedlungen waren in der Antike von Grabbauten gesäumt. Die Wirkung der Monumente wurde durch ihre Position an der Straße, ihre Größe und Ausstattung und durch den bildlichen Schmuck gesteigert. Trotz der unterschiedlichsten Formen und regionaler Unterschiede verbinden römische Grabbauten eine Gemeinsamkeit: Es sollte die soziale Stellung – besonders nach sozialem Aufstieg – betont und so das Andenken bewahrt werden.

Grabmonumente waren schon in der Antike der Zerstörung ausgesetzt. In vielen Siedlungen beispielsweise in Neumagen hatte sich vor allem deshalb ein reicher Bestandteil an Grabdenkmälern erhalten, weil die Germaneneinfälle im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. zur raschen Errichtung von Festungswerken zwangen. Sie wurden vielfach aus Blöcken niedergelegter Grabmonumente errichtet.

Etwa 100 m in westlich des Fürstengrabs liegt wiederum nördlich der römischen Straße ein weiterer 13 m breiter und etwa 0,6 m hoher Hügel, der bislang nicht untersucht wurde.

 

M. Thoma

 

Literatur:

Bonner Jahrbuch 132, 1927, 267-269. D. van Endert, Die Wagenbestattungen der späten Hallsattzeit und der Latènezeit im Gebiet westlich des Rheins. BAR Internat. Studies Ser. 355 (Oxford 1987) 7.