Oberkostenz im Hunsrück

Grabhügelfeld

Oberkostenz, Rhein-Hunsrück-Kreis

Zu besichtigen: Grabhügelfeld

Anfahrt: Über die B50 Simmern in Richtung Kirchberg. Nach Kirchberg die Abfahrt in Richtung Niederkostenz und Oberkostenz auf der L195 wählen. In Oberkostenz auf die K10 nach Kappel. Nach Einfahrt in den Wald erster Waldweg rechts, das Gräberfeld erstreckt sich beiderseits der Straße, der Hauptteil befindet sich östlich der Straße.

 

Die Straße Oberkostenz-Kappel führt in der Flur „im Wäldchen“ durch ein Grabhügelfeld mit 31 Grabhügeln. Der größere Teil des Gräberfeldes befindet sich östlich der Straße, westlich liegen 6 Grabhügel. Im Frühjahr 1949 waren durch Rohdungsarbeiten 21 Grabhügel gefährdet. Die Untersuchung der Grabhügel beschränkte sich auf die notwendigsten Arbeiten. Sieben Grabhügel erbrachten keine Funde, vermutlich wurden die Gräber nicht erkannt. In 10 Grabhügeln fanden sich  Einzelbestattungen und 4 Hügeln eine Haupt- und eine Nebenbestattung.

Exemplarisch für die Bestattungen unter den übrigen Grabhügeln seien einige Beobachtungen hervorgehoben. Der Hügel 2 am Ostrand des Gräberfeldes erreichte 17 m Durchmesser und eine Höhe von 1,1 m. Etwa 0,30 m über dem gewachsenen Boden wurde eine Steinsetzung angelegt. Innerhalb der Steinpackung war die Körperbestattung niedergelegt worden. Infolge des sauren Lehmbodens hatten sich die Knochen aufgelöst. Ein bronzener Halsring wurde im Kopfbereich geborgen. In der Höhe der Unterarme fanden sich jeweils 16 offene strichgruppenverzierte Armringe aus Bronze. Diese Bronzeringe stellen Bestandteile der für die Älterer Hunsrück-Eifel-Kultur (6.-5. Jahrhundert v. Chr.) charakteristischen Frauentracht dar. Die reichen Schmuckbeigaben lassen auf die Bestattung einer wohlhabenden Frau schließen. Die beigegebenen Gefäße enthielten möglicherweise längst vergangene Speisen.

Hügel 3 ließ mit 19 m Durchmesser und einer Höhe von 1 m ebenfalls eine reiche Bestattung vermuten. Neben einem Eisenhalsring, fand sich eine bronzener Brustwendelring mit sechsfacher Torsion und eingehängten Ringelchen. Auf die Beigabe eines Gürtels deutet ein rechteckiges bronzenes Gürtelblech hin. Die Unterarme der nicht mehr erhaltenen Bestattungen bedeckten jeweils 15 strichgruppenverzierte Bronzeringe. Eine Eisennadel hielt das Obergewand zusammen, kleinere Eisenringelchen dienten vielleicht dem Kopfschmuck.

Immer wieder fanden sich in den Gräbern die so genannten Brustwendelringe. Die Ausführung der Wendelringe ist eine Eigenheit des östlichen Teils innerhalb der Hunsrück-Eifel-Kultur.

Die Verstorbenen wurden, den Abnutzungsspuren oder Reparaturen an dem ursprünglich goldglänzenden Bronzeschmuck zufolge, in ihrer zu Lebzeiten getragenen Tracht beigesetzt. Die Frauen trugen dabei einzelne oder mehrere Armringe übereinander an beiden Unterarmen. Die feingerippten oder tordierten Brustwendelringe sind meist in Höhe oder oberhalb der Halsringe zu finden. Ursprünglich dienten sie als Schläfenschmuck. Die Schläfenringe waren beiderseits des Kopfes in die Haare der Trägerin eingeflochten oder an einem Stirnband befestigt.

Waffenbeigaben wie eiserne Pfeilspitzen, Lanzenspitzen und Hiebmesser sind das Kennzeichen von Männerbeigaben. In der Regel werden die beigabenlosen Bestattungen den Männern zugewiesen. Angehörige der Oberschicht sind bisweilen mit einem Halsring und einem Eisenring am linken Oberarm ausgestattet. Im 5. Jahrhundert verschließen eiserne Gewandspangen, so genannten Fibeln das Obergewand der Männer und Frauen.

Die Bestattungen des Gräberfeldes von Oberkostenz erfolgten während des 6. und 5. Jahrhunderts v. Chr.

 

M. Thoma

 

Literatur:

H.-E. Joachim, Ein Hügelgräberfeld bei Oberkostenz, Rhein-Hunsrück-Kreis. Schriftenreihe des Hunsrückmuseums in Simmern/Hunsrück 4 (Simmern 1973).

R. Heynowsky, Zum Schläfenschmuck in der älteren Hunsrück-Eifel-Kultur. Trierer Zeitschr. 54, 1991, 43-64.

W. Wagner, Hunsrückmuseum Simmern. Mit Inventar der vor- und frühgeschichtlichen Sammlung. Schriftenreihe des Hunsrückmuseums in Simmern/Hunsrück 7 (Simmern 1993) 228-246.