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Karl Göttelmann

Oberbürgermeister von Mainz 1905-1919, geb. 1858, gest. 1928.

Seit April 1904 Beigeordneter, wurde der Verwaltungsjurist Dr. Karl Göttelmann nach dem plötzlichen Tod von Oberbürgermeister Gaßner in der Stadtverordnetenversammlung vom 7. Oktober 1905 zu dessen Nachfolger gewählt. Während seiner Amtszeit überschritt Mainz dank der ersten Eingemeindungen (Mombach 1907, Kastel mit Amöneburg 1908, Kostheim 1913) die 100.000-Einwohner-Schwelle. Der Ausbau von Mainz zur modernen Großstadt (Versorgung der Haushalte mit Gasanschlüssen, Elektrifizierung, elektrische Straßenbahn, Planung eines zentralen städtischen Wasserwerks auf dem Hofgut Schönau im hessischen Ried und Bau des Städtischen Krankenhauses, 1914 eingeweiht) sowie die Sanierung der Altstadt mit ihren katastrophalen, unhygienischen Wohnverhältnissen wurde fortgesetzt.
In der ab 1908 einsetzenden wirtschaftlichen Rezessionsphase wurde in Mainz eine Bargeldunterstützung für Arbeitslose nach dem "Genter System" eingeführt. In Göttelmanns Amtszeit fiel auch die schwere Zeit des Ersten Weltkriegs. Ihm und seiner Verwaltung fiel die schwere Aufgabe zu, die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen und die städtische Kriegsfürsorge zu organisieren. 1917, im schlimmsten Hungerjahr, wurde er wiedergewählt, erlebte im November 1918 den Durchzug der rückflutenden deutschen Truppen, die Entmilitarisierung des linken Rheinufers, die Besetzung von Mainz durch die Franzosen und die Beschlagnahme zahlreicher Gebäude und Wohnungen. Während der ersten Separatistenunruhen 1919 wurde er am 26. April von der französischen Militärregierung aus Mainz ausgewiesen und beantragte darauf die Versetzung in den Ruhestand.