Buchholz am Mittelrhein

Zur Geschichte von Buchholz

Die Spuren für eine Besiedlung des Gebietes um den heutigen Bopparder Stadtteil Buchholz bzw. des Vorderhunsrücks reichen zurück bis in die späte Bronzezeit (ca. 1300–800 v. Chr.): In den Jahren 1983 bis 1986 fand man auf dem Gebiet Buchholz-Hellerwald Grabhügel, u. a. aus der späten Bronzezeit sowie aus der Hunsrück-Eifel-Kultur, die etwa zwischen 450 bis 390 v. Chr. angesetzt wird. Insgesamt befinden sich auf diesem Grabhügelfeld 13 Hügelgräber.[Anm. 1]

Stadtansicht von Boppard, Stich von Matthäus Merian (Auszug aus der "Topographia Hassiae" von 1655)[Bild: gemeinfrei]

In der Römerzeit reichte eine wichtige Straße von Koblenz über die Rheinhöhen gen Süden und querte dabei auch die Buchholzer Gemarkung in der Nähe des heutigen Bahnhofes. Im Frühmittelalter war das Gebiet um Buchholz Teil des fränkischen Trechirgaus. Etwa zwei Kilometer westlich der alten Römerstraße entstand der Ort Buchholz im 10. oder 11. Jahrhundert als eine Rodungssiedlung (daher wohl auch der Ortsname), welche im Jahr 1224 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde. Buchholz gilt als Zentrum der vier Ortsteile Boppards, die auch Niederkirchspiel genannt werden. Für das Jahr 1458 ist der Ort als zum Bopparder Zehntbezirk zugehörig nachweisbar. Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) wurden Teile des Ortes zerstört, etwa die örtliche Kapelle. Die Revolutionskriege und die französische Besatzung bzw. Annexion der linksrheinischen Gebiete ab 1794 beendeten schließlich die kurtrierische Herrschaft über Buchholz, ehe nach deren Ende die Gebiete an Rhein und Mosel im Jahr 1814 der Verwaltung des preußischen Generalgouvernements unterstellt und in der Folge der preußischen Rheinprovinz eingegliedert wurden – Buchholz war nun preußisch und gehörte zum neugeschaffenen Kreis St. Goar; es zählte um 1834 343 Einwohner:innen.[Anm. 2]

Ab der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wuchs der Ort Buchholz sukzessive an: 1908 wurde etwa zwei Kilometer östlich des Ortes der Bahnhof Buchholz im Zuge des Baus (1903–1908) der Hunsrückbahn zwischen Boppard, Kastellaun und Simmern errichtet (das Gebäude wurde 1987 abgerissen) und Buchholz somit mit Boppard und dem Rhein verbunden. Um den neuen Bahnhof herum entstanden bald darauf zunächst einige Wohnhäuser, woraufhin sich auch einige Gewerbebetriebe dort ansiedelten, sodass Buchholz bis zum Jahr 1933 etwa 500 Einwohner:innen zählte. Nach dem Bau der Hunsrückhöhenstraße von Koblenz bis Hermeskeil entlang der ehemaligen Römerstraße von 1937 bis 1939 entstand daraus die neue Siedlung Buchholz-Bahnhof. Im Zuge des Zweiten Weltkrieges (1939–1945) erlitt der Ort Buchholz, wo die NSDAP bei den Wahlen der Jahre 1932 und 1933 einen Großteil der Stimmen erhalten hatte, zu Beginn des Jahres 1945 durch Artilleriebeschuss schwere Schäden. Der Ort war während des Krieges stark mit Militär belegt und sollte mit den umliegenden Hunsrückdörfern als „Bollwerk“ gegen die von Eifel, Mosel und Rhein anrückenden Alliierten werden. Am 15. März 1945 schließlich war für Buchholz der Krieg vorbei, als amerikanische Truppen im Ort einrückten; am 27. März konnten auch die zuvor evakuierten Buchholzer:innen wieder in ihr Dorf zurückkehren, das zunächst unter französischer Besatzung stand. Nach dem Krieg wuchs Buchholz weiter, und um das Jahr 1960 wurde die Siedlung Bahnhof noch einmal erheblich vergrößert. Ab dem Jahr 1960 entstand zudem der neue Buchholzer Ortsteil Ohlenfeld, sodass das Dorf im Jahr 1963 bereits 1.000 Einwohner:innen zählte. In den Jahren von 1973 bis 1977 wurde zudem die noch unbebaute Fläche zwischen den beiden Ortsteilen Buchholz-Dorf und Buchholz-Bahnhof durch eine Neubausiedlung, den neuen Ortsteil Buchholz-Mitte, geschlossen. Die Einwohner:innenzahl des Dorfes wuchs auf über 2.000 an.[Anm. 3]

Mit der Auflösung des alten Kreises St. Goar kam die zu diesem Zeitpunkt noch eigenständige Gemeinde Buchholz schließlich an den neuen Rhein-Hunsrück-Kreis; war das Dorf bis zum Jahr 1970 Teil der Verbandsgemeinde Emmelshausen, teilte man Buchholz nun der Verbandsgemeinde Boppard neu zu. Seit seiner Eingemeindung im Jahr 1976 gehört Buchholz zur Stadt Boppard. Im Jahr 2008 hatte der Ort etwa 2.600 Einwohner:innen.[Anm. 4]

Nachweise

Verfasser: Felix Maskow

Literatur:

  • Brühl, Wilhelm: Ortsgeschichte Buchholz, in: Kirchenvorstand und Pfarrgemeinde Buchholz (Hrsg.): Festschrift zur Weihe der katholischen Pfarrkirche St. Sebastian Buchholz/Hunsrück. Boppard 1979, S. [1]-[5].
  • Ledebur, Alkmaar Freiherr von: Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises, Teil 2.1: Ehemaliger Kreis St. Goar. Stadt Boppard (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz 8), München 1988, S. 747–750, 754.
  • Rettinger, Historisches Ortslexikon Rheinland-Pfalz. Bd. 2: Der ehemaliger Landkreis St. Goar (s. rechte Spalte).
  • Stoffel, Werner: Ortschronik Buchholz. Boppard 2009.

Erstellt am: 14.08.2022

Anmerkungen:

  1. Vgl. Berg, Axel von/ Joachim, Hans-Eckart: Boppard-Buchholz, Rhein-Hunsrück-Kreis. Bronzezeitlicher Grabhügel, in: Kunow, Jürgen/ Wegner Hans-Helmut (Hrsg.). Urgeschichte im Rheinland. Köln 2006, S. 314–315; Oesterwind, Bernd/ Verlaeckt, Koen: Bemerkungen zu einem urnenfelderzeitlichen Schwertgrab von Boppard, Rhein-Hunsrück-Kreis. Nickenich 1994 (Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte am Mittelrhein), S. 29 mit Anm. 40 u. Abb. 7; Stoffel, Werner: Ortschronik Buchholz. Boppard 2009, S. 23–27; Wegner Hans-Helmut: Zum Grabhügelfeld Hellerwald bei Boppard-Buchholz, Rhein-Hunsrück-Kreis, in: Haffner, Alfred/ Miron, Andrei (Hrsg.): Studien zur Eisenzeit im Hunsrück-Nahe-Raum. Symposium Birkenfeld 1987. Trier 1991 (Trierer Zeitschrift. Beihefte 13), S. 141–149. Zurück
  2. Vgl. Ledebur, Alkmaar Freiherr von: Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises, Teil 2.1: Ehemaliger Kreis St. Goar. Stadt Boppard (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz 8), München 1988, S. 749; Stoffel 2009, S. 27–31, 49–51, 93–105, 547. Zurück
  3. Vgl. Ledebur 1988, S. 749–750, 754; Stoffel 2009, S. 27, 201–209, 238–240, 250–253, 256, 267–268, 275–281, 291–301, 307–308, 327–328, 334, 345, 358, 547. Zurück
  4. Vgl. Ledebur 1988, S. 749; Stoffel 2009, S. 351, 384–385, 547. Zurück