Kaub am Mittelrhein

Burg Gutenfels und die Liebe der Guta von Falkenstein zu König Richard von Cornwall

Wer auf dem Rhein an der Pfalz bei Kaub vorbeifährt, der sieht auf dem rechten Ufer die Weinberge über dem Ort emporsteigen. Oben auf dem Felsen aber thronen die Ruinen einer mächtigen Burg. Burg Kaub hieß sie einst, erst im 16. Jahrhundert bekam sie ihren heutigen Namen: Gutenfels.
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts saßen die Grafen von Falkenstein-Münzenberg auf der Kauber Burg. Und eines Tages reiste die ganze Familie mit Gefolge nach Köln, wo ein großes Ritterturnier stattfand. Mit dabei war auch die schöne Guta, die Schwester des Burgherrn, ein etwas sprödes Frauenzimmer, das bisher die besten und adligsten Freier abgewiesen hatte. Sie galt als kalt und hochmütig. Doch als man den langen Weg von Köln zurück nach Hause fuhr, war sie wie verwandelt. Sie sprach nur noch von einem Ritter, der bei dem Turnier alle anderen besiegt hatte. Doch niemand wusste seinen Namen. Seine und Gutas Blicke waren sich oft begegnet. Und schließlich, als er vorbeiritt, hatte Guta ihren Handschuh von der Empore fallen lassen, wo die Damen saßen. Er hatte mit seinem Lanzenschaft den Handschuh vom Boden genommen und ihn an seinen Helm gesteckt. Mehr war nicht geschehen. Doch wenige Wochen später erschien dieser Ritter auf Burg Gutenfels. Ein armer Ritter aus England war er, aber er konnte von ruhmreichen Taten in Frankreich und im Heiligen Land erzählen. Guta und er schworen sich ewige Treue. Gutas Bruder bemerkte diese plötzliche Herzensneigung seiner Schwester mit zwiespältigem Herzen, denn er hätte sich einen reicheren Mann für sie gewünscht als diesen Abenteurer. Nun aber vergingen lange Jahre. Unruhe und Zwietracht herrschten wieder einmal im Reich, seit der große Stauferkaiser tot war. Die Fürsten mochten sich auf die Wahl eines Herrn oder Königs nicht einigen. Schließlich wurde Richard von Cornwall in Aachen feierlich zum deutschen König gekrönt. All die Jahre, während der Streit tobte, wartete Guta vergebens auf ihren Ritter. Sie wurde vor Kummer und Enttäuschung krank. Ihr Arzt befürchtete schon das Schlimmste, wenn es niemanden gelänge, ihre Schwermut zu bannen. Da hörte man eines Tages den Schall von Trompeten das Rheintal hinauftönen. Ein prächtiger Reiterzug trabte den Burgweg empor. Die Fahne des Königs flatterte voran. Der Burgherr eilte zum Tor, den hohen Gast zu begrüßen. Und er sah, dass dieser Richard von Cornwall niemand anderes war, als jener unbekannte Ritter. Richard von Cornwall sagte: "'Graf von Falkenstein, ich bitte Euch, geht zu Eurer Schwester und meldet ihr, dass der König um ihre Hand bittet. Aber lasst Euch nicht anmerken, dass ich der Ritter bin, dem sie vor Jahren Liebe und Treue geschworen hat". Und was Richard von Cornwall kaum zu hoffen gewagt hatte, Graf Falkenstein kam zurück und sagte: "Meine Schwester dankt für Euer Anerbieten, König, aber sie sagt, sie wäre einem anderen, einem fahrenden Ritter, versprochen." Da zog der König den Handschuh hervor, den Guta ihm einmal zugeworfen hatte, und sagte: "Zeigt den Handschuh Eurer Schwester und sagt Ihr: im Zuge des Königs sei ein armer, fahrender Ritter, der ihr dieses Pfand schicke." Als sie das hörte, sprang Guta von ihrem Krankenlager, zog ihr schönstes Gewand an und eilte in den Festsaal. Da trat ihr König Richard entgegen. Sie erkannte ihren geliebten Ritter und die beiden sanken sich in die Arme.

Quelle: Ruinenland [Internetseite nicht mehr verfügbar]; redakt. Bearb. S.G.