Urmitz (Rhein) am Mittelrhein

Geschichte von Urmitz

Die alte Eisenbahnbrücke über dem Rhein bei Urmitz[Bild: Johannes Grandmontagne]

Erste Siedlungsnachweise im Neuwieder Becken stammen aus der Jungsteinzeit (5.500 – 2.200 v. Chr.) und werden der Bischheimer und Michelsberger Kultur zugerechnet.
Das Urmitzer Erdwerk, ein halbkreisförmig angelegt Erdwall, ist etwa 1275 Meter lang und 840 Meter breit. Es ist von zwei parallel verlaufenden Sohlgräben und innerhalb dieser von einem Palisadengraben umgeben. Das Bauwerk ist für damalige Verhältnisse sehr groß, 12 Durchlässe waren nachweislich mit Bastionen verstärkt. Im Inneren fanden sich Überreste von Hütten und Keramik.
Im 1. Jahrhundert  v. Chr. waren in dieser Gegend ursprünglich die Treverer, ein  keltisches Volk, ansässig. Dann besiedelten auch die Römer das Gebiet. Julius Cäsar schlug 53 v. Chr. dann während seiner Eroberung Galliens in der Nähe des heutigen Urmitz vermutlich eine Brücke über den Rhein. Zwischen 10 und 20 n. Chr. wurde ein römisches Truppenlager eingerichtet, um die Kontrolle über die Provinz zu erleichtern. Nachweise für die Präsenz der Römer im Neuwieder Becken reichen bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. hinein. Die keltisch-romanische Bevölkerung blieb auch nach dem Abzug der Römer bestehen, ab Beginn des 6. Jahrhunderts fällt die Region unter fränkische Herrschaft.


Die ersten urkundliche Erwähnung Urmitz‘ stammt aus der Zeit zwischen 754 und 768. In zwei Urkunden, die jeweils Landschenkungen für das Kloster Fulda beinhalten, wird Urmitz, in den Urkunden „villa Auromuncio“ genannt, als Ausstellungsort ausgewiesen.  In späteren Urkunden des Mittelalters und der Neuzeit wird Urmitz häufig als „Hormunzi“ bezeichnet.
 In einer Schenkungsurkunde vom 11.11.1022 überlässt Kaiser Heinrich II ein Gut bei Urmitz dem Bischof von Bamberg, welcher wiederum ein Teil  des erhaltenen Landes an den Bamberger Domkapitel übergab. Ihren Urmitzer Besitz gaben Bischof und Domkapitel gegen einen festen jährlichen Geldbetrag als Lehen an Adelige aus der Mittelrheingegend. So verwalteten die Burggrafen von Rheineck das Lehen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, anschließend ging es an die Grafen von Sayn über, die bis 1606 Lehensträger blieben. Die Grafen von Sayn bekamen  zudem im 12. Jahrhundert die Vogtei von Urmitz als Lehen vom König zugesprochen und zählten dies bis ins 17. Jahrhundert hinein zu ihrem Besitz. Sie waren unter anderem für die niedere Gerichtsbarkeit zuständig und trieben Zölle und Bußgelder ein. Nach dem Westfälischen Frieden 1648 nahm Kurtrier die Vogteirechte über Urmitz wahr. Eine Pfarrei ist in Urmitz ab 1204 sicher bezeugt.


Am 22. Oktober 1794 wurde Urmitz im ersten Koalitionskrieg von französischen Truppen besetzt und geplündert. Durch den Friedensvertrag von Lunéville 1801 wurden die linksrheinischen Gebiete in den französischen Staat eingegliedert. Urmitz gehörte nun zum neu geschaffenen Rhein-Mosel-Departement. Als Napoleon Truppen für seine expansiven Feldzüge benötigte, wurden auch die Urmitzer ab 1802 zur allgemeinen Wehrpflicht verpflichtet.
Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde das Rheinland und somit auch Urmitz preußische Provinz, die französischen Institutionen blieben allerdings größtenteils erhalten.

1845 kam die für Urmitz prägende Bimssteinindustrie mit dem Abbau von Rohbims auf. Bereits 10 Jahre später begannen Johann Elingshausen und Peter Müller mit der industriellen Herstellung von Bimssteinen. Der Herstellungsprozess war zunächst jedoch sehr aufwendig, ein Bimsstein war erst nach 4 bis 6 Monaten versandfertig.  Doch die Produktionsstärke nahm rasch zu und schon 1862 wurden jährlich 200.000 bis 300.000 Bimssteine in Urmitz verarbeitet. Die Folge war eine kontinuierliche Einwanderung von Arbeitern, die im Bimsgewerbe Beschäftigung suchten. Da aber der Bimsabbau nur saisonal im Sommer möglich war, herrschte im Winter hohe Arbeitslosigkeit in Urmitz und Umgebung.

[Bild: Johannes Grandmontagne]

Nach dem Ausbruch des 1. Weltkrieges wurden bereits am 31. Juli 1914 die ersten Männer aus Urmitz als Soldaten einberufen. Aus Angst vor feindlichen Spionen bildeten die Bürger eine Ortswache und auch der Mangel an Lebensmitteln erschwerte die Lebensbedingungen: Brot und Mehl gab es nur noch auf Marken, eine fortlaufende Verteuerung und Verknappung von Lebensmitteln setzte ein. Als Ersatz für die Urmitzer Männer an der Front wurden Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter eingesetzt. Sie bauten beispielsweise 1916 die Urmitzer Eisenbahnbrücke und versahen sie mit Fußgängerstegen, womit in dieser Gegend erstmals eine feste Verkehrsverbindung zwischen den beiden Rheinufern bestand. Nach dem Krieg gehörte Urmitz zuerst zur amerikanischen Besatzungszone, bis  die Franzosen 1923 die Zivilgewalt übernahmen. Mehrere Hochwasser in den 1920er richteten Schaden in Urmitz und Umgebung an. 1924 wurde der neue Kirchenturm eingeweiht und mit einer neuen Glocke versehen. Die alten Kirchenglocken waren während des Krieges eingeschmolzen worden.

Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges ging abermals eine Lebensmittelverknappung einher. Mehrmals werden deutsche Truppen in Urmitz stationiert, ab 1940 arbeiteten wieder Kriegsgefangene vor allem in der Bimssteinindustrie. Am 29. 12. 1944 kam es erstmals zu Bombenabwürfen über Urmitz, welche mehrmals im Januar und Februar wiederholt wurden. Ziel war vor allem die Eisenbahnbrücke, welche schließlich am 1. und 14. Februar schwer beschädigt wurde. Zum Schutz der Brücke waren abermals mehrere deutsche Truppen in Urmitz stationiert. Am 9. März 1945 wurde ihr Rückzug angeordnet, wobei die Eisenbahnbrücke zerstört werden sollte, um den Vormarsch der Amerikaner auf das andere Rheinufer zu bremsen. Während der Sprengung befanden sich noch zahlreiche Soldaten auf der Brücke und stürzten in den Rhein. Die genaue Zahl der Toten konnte nie festgestellt werden.

Nach 1945 erfuhr die Bimsindustrie bis in die 60er Jahre hinein einen großen Aufschwung. 1954 wurde die Rheinbrücke wieder aufgebaut, 1961/62 die Pfarrkirche renoviert und ausgebaut. Die Rheininsel Urmitzer Werth wurde 1980 unter Naturschutz gestellt, da sie ein bedeutendes Rastgebiet für Zugvögel, vor allem Wasservögel ist.

Literatur

Gilles, Reinhard: Die Geschichte der Gemeinde Urmitz. Koblenz 2002

Redakt. Bearb. Juliane Märker 30.04.2012