Ehweiler in der Pfalz

Ehweiler

0.1.Allgemeine Angaben

Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Kusel,

Einwohner (2007): 171

Einwohner (2008): 185

Einwohner (2010): 176    

Gemarkung: 360 ha davon 33 ha Wald

0.2.Lage

Ehweiler liegt in rund 330 Metern über NN in einer Talsenke  des Korbachs, der im Westen des Ortes in mehreren Quellen entspringt und im Südosten des Ortes in den Albessbach mündet. Im Norden der Gemarkung verläuft parallel zum Korbach ein zweites Gewässer im Ehweiler Grund, das zugleich die Gemarkungsgrenze bildet. Die Höhen rings um den Ort steigen auf fast 400 m über NN an (Ehweiler Höhe 390) und übersteigen gleich jenseits der Gemarkungsgrenze 400 m (Anieshügel 429). Im Südwesten und Süden berührt die Autobahn A 62 die Gemarkungsgrenze. Im Osten grenzt die Gemarkung an die Gemarkung von Schellweiler, im Süden an die Gemarkung von Konken, im Westen an die Gemarkung von Albessen, im Nordosten an die Gemarkung von Pfeffelbach, im Nordwesten an die Gemarkung der Stadt Kusel, Ortseil Bledesbach. 

0.3.Siedlung und Wohnung

Der Ort besteht aus zwei etwa gleich großen Teilen, einer besiedelten Fläche nördlich des Korbachs und einer südlich des Korbachs. Es mag sich ursprünglich um zwei Siedlungsteile an einer durchgehenden Straße gehandelt haben, heute gleicht das Gesamtbild eher einem Haufendorf. 

0.4.Wüstungen

Ein untergegangener Ort Grehweiler, der bereits 1296 in einer Urkunde erscheint, lag wahrscheinlich im Nordwesten der heutigen Ortslage von Ehweiler (1296 und 1431 Grewilre, 1446 Obergrewilre, 1456 Grewillr). Die Nennung Obergrewilre lässt vermuten, dass der Ort zeitweise aus  zwei Siedlungen bestanden hat. 1588 existierte Greweiler bereits nicht mehr. Johannes Hoffmann: "Im Greweiler Grunde hat ein Dorf, Greweiler genannt, gelegen, ist vergangen." Wahrscheinlich handelte es sich bei dem "Grehweiler Grund" um jene Talsenke, die heute auf dem Messtischblatt als "Ehweiler Grund" bezeichnet wird. Hoffmann bezeichnet eindeutig das Gelände beiderseits des Korbachs als Ehweiler Grund. Das ergäbe Hinweise auf die ungefähre Lage des untergegangenen Dorfes Grehweiler. Der ehemalige Stauderhof, dessen Name noch in Flurnamen von Ehweiler und Albessen erscheint, lag mit großer Wahrscheinlichkeit in der Gemarkung von Pfeffelbach. Die Wüstungen Heupweiler und Dimschweiler lagen ebenfalls nicht in der heutigen Gemarkung von Ehweiler. (Vgl. Dick 1985)

0.5.Name

Nach Dolch und Greule weist die Namensnennung von 1316 "Eygewilre" neben dem Grundwort  -weiler im Bestimmungswort auf den Personennamen Ago hin, dessen Genitiv Egin lautet. Demnach war Ehweiler ursprünglich die Siedlung eines Mannes mit Namen Ago. Weitere Namensnennungen: Ewilre 1446, Ewillr (1456), 1609 Eheweiler. 

 

0.6.Wappen

Das Wappen zeigt auf grünem Grund eine goldene Egge. Eine Egge zeigte bereits ein Siegel von Ehweiler aus dem Jahr 1753. Hier wurde fälschlicher Weise die Egge, mundartlich Ee oder Ehe, mit dem Ortsnamen in Verbindung gebracht. Symbolisch ergibt sich dennoch ein Sinn hinsichtlich des verhältnismäßig fruchtbaren Ackerlandes in der Umgebung des Ortes. Das Wappen wurde 1983 durch die Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz in Neustadt genehmigt. 

 

0.7.Abriss der Ortsgeschichte

0.7.1.Frühgeschichte

Funde belegen, dass sich schon während der  Steinzeit Menschen in der Umgebung des Ortes aufhielten. So wurde am Ameshübel (Anishügel) nordwestlich von Ehweiler, doch schon auf der Gemarkung von Albessen, in einem später auch von den Gallo-Römern besiedelten Gelände ein Bohrer aus Achat gefunden, der heute vom Amt für Archäologische Denkmalkunde in Speyer verwahrt wird. In der Gemarkung von Ehweiler selbst liegen vier Grabhügel im Wald und in einem Wiesengelände nordöstlich der Ortslage, von Ost nach West ausgerichtet, deren Ursprung bislang nicht festgestellt wurde. Über römerzeitliche Funde wird teilweise schon aus dem 19. Jahrhundert berichtet. Angeblich wurde ein Stein mit einer römischen Inschrift gefunden, über dessen Verbleib jedoch nichts bekannt ist. 1957 entdeckten Waldarbeiter Fundamente, die wahrscheinlich von einer Römersiedlung stammen. Am selben Fundort konnten Nägel, Keramik- und Ziegelscherben sicher gestellt werden, die dem Stadt- und Heimatmuseum Kusel übergeben wurden.

0.7.2.Mittelalter

Ehweiler lag im so genannten Remigiusland. Der Ortschronist (Rainer Dick) versuchte, die Ortsgründung über den Namen des Begründers der Siedlung in Verbindung zu bringen, da der Name Agio oder Ago bereits im 5. Jahrhundert gebräuchlich gewesen sei. Dolch und Greule weisen darauf hin, dass die große Mehrzahl der Weilerorte erst ab dem 12. Jahrhundert entstanden sind. (Dolch/Greule 1991 S. 519) Die Urkunde mit der Ersterwähnung des Dorfes wurde 1316 ausgestellt, als Ehweiler ohne Zweifel schon lange bestanden hatte. Nach dieser Urkunde verzichtete der Pfarrer Luccemann aus Kusel zu Gunsten des Klosters auf dem Remigiusberg auf den Zehnten aus einer Reihe von Orten, u. a. auch aus Ehweiler. Ansonsten erscheint der Name des Ortes nicht mehr während der Epoche der Grafen von Veldenz, sondern erst wieder zur Zeit der Pfalzgrafen (Herzöge) von Zweibrücken die 1444 die Nachfolge der Grafen von Veldenz angetreten hatten.

0.7.3.Neuzeit

Das Dorf teilte nun die Geschichte der Pfalzgrafschaft Zweibrücken bis zu deren Ende in der Zeit der Französischen Revolution. Wie alle Dörfer der Region um Kusel hatte auch Ehweiler unter den Auswirkungen der Pest und des Dreißigjährigen Krieges schwer zu leiden. Ende des 16. Jahrhunderts dürften weit weniger als hundert Menschen in dem Dorf gelebt haben. Während pro Jahr ein bis zwei Tote aus dem Dorf beerdigt wurden, starben in dem Pestjahr 1583 allein 34 Menschen (Kusel 23), 1597 noch einmal 12 (Kusel 165), und 1613 dann 13 (Kusel 56). Es muss also 1583 die Hälfte der Einwohnerschaft weggestorben sein. Wahrscheinlich wanderten aber sofort neue Familien zu. 1609 zählte der Ort nach dem Kirchenvisitationsprotokoll des Oberamts Baumholder 56 Einwohner in 12 Familien mit den folgenden Familienvätern:  Zensor Bastian Peters (im Hauptberuf wahrscheinlich Landwirt), David Strohschneider (Strohschneider auch von Beruf), dann die Landwirte Hans Peter, Johannes Kickel, Hans Hannesen, Johannes Tury, Clas Veltin (nebenberuflich ebenfalls Strohschneider), der Leinenweber Abraham Heilmann, die Taglöhner Hans Hinterer, Bartel Hans, Johannes Hansen, der Schäfer Hans Schwarz, außerdem die Witwe von David Martin und der ebenfalls verwitwete Bartel Klein. In den Jahren nach 1613 bis hin zu den schlimmsten Verwüstungen während des 30-jährigen Kriegs kamen in Ehweiler auffallend viele Kinder zur Welt, 1614 allein sieben. Auch das spricht für Zuwanderungen junger Familien. Nach 1635 war der Ort verwüstet wie fast alle Dörfer im Kuseler Land, und es setzte eine Neubesiedlung ein. Ab 1640 normalisierte sich das Leben wieder, während der Eroberungskriege des französischen Königs Ludwig XIV. wurde der Ort erneut niedergebrannt, und es kam wieder zu erheblichen Bevölkerungsverlusten. Im 18. Jahrhundert normalisierte sich das Leben erneut, und es kam schon zu Auswanderungen. In der Zeit der Zugehörigkeit zu Frankreich in den Jahren von 1801 bis 1814 lag das Dorf im Département de la Sarre (Saar), im Arrondissement Birkenfeld, im Canton Kusel und in der Mairie Kusel. In der folgenden bayerischen Epoche ab 1816 kam es wiederum zu einer neuen territorialen Einteilung. Innerhalb des Rheinkreises im Königreich Bayern lag der Ort nun im Landkommissariat (später Bezirksamt, dann Landkreis) Kusel und zugleich im Kanton Kusel. Die Kantone hatten später nur noch geringe Bedeutung, wichtiger waren die Bürgermeistereien. Ehweiler gehörte nun zur Bürgermeisterei Kusel,  wurde durch  die Verwaltungs- und  Regionalreform von 1968 im Jahr 1972 der Verbandsgemeinde Kusel zugeordnet. 

0.8.Wahlergebnisse (Auswahl in Prozent), Bundestag Zweitstimmen:

SPDKPDDVPNSDAPBauern
1924 (Mai)11,01,087,6-------
1928 (Mai)11,2 9,013,0---72
1930 (Sept.) 13,09,03,022,440,3
1933 (März)5,05,0---90,0---
Landtag 2001SPDCDUFDPGrüneRep.NPDPBCFWGTiersch.
44.630.43.65.45.41.80.97.10.9
Landtag 2006SPDCDUFDPGrüneLinkeRep.FWSonstige
50,029,8---4,81,22,4---11,9
Landtag 2011SPDCDUFDPGrüneLinkeRep.FWSonstige
47,923,41,17,47,41,11,110,6
Bundestag 2002SPDCDUFDPGrüneRep.PDSTiersch.PBCSchill
45.737.82.43.67.93.90.80.80.8
Bundestag 2005CDUSPDFDPGrüneLinkeRep.NPDPBCFam. MLP
26,534,1911,113,4216,242,563,420.581,710,0
Bundestag 2009CDUSPDFDPGrüneLinkeSonstige
20,741,35,49,815,27,6

0.9.Zeittafel

Bronze- oder EisenzeitMehrere Grabhügel
RömerzeitWahrscheinlich villa rustica
6. Jhd.Entstehung des Remigiuslandes
um 1100Wahrscheinliche Gründung der Siedlung Ehweiler
1112Das Remigiusland wird als Vogtei an die Grafen von Veldenz übergeben
1316Ersterwähnung von Ehweiler in einer Urkunde
1537Einführung der Reformation nach Luther
1583Etwa die Hälfte der Bevölkerung fällt der Pest zum Opfer
1588Übertritt der Bewohner zum Kalvinismus
1801-1814Ehweiler im Département Saar, Arrondissement Birkenfeld und Canton Kusel
1817Ehweiler im Landkommissariat Kusel des Königreichs Bayern
1972Ehweiler in der Verbandsgemeinde Kusel

0.10.Religiöse Verhältnisse

Ehweiler lag im Remigiusland, unterstand damit seit der Ortsgründung der Herrschaft des Bistums Reims bzw. des Klosters Saint Remi in Reims, gehörte dennoch kirchenorganisatorisch zum Erzbistum Mainz. Nach dem Grundsatz "cuius regio eius religio" traten im Zeitalter der Reformation um 1537 alle Bewohner zunächst zum lutherischen Glauben über. Auf Anordnung des Pfalzgrafen Johannes I. erfolgte 1588 ein Übertritt zum Kalvinismus. Somit war die Bevölkerung bis hin zur Pfälzischen Union von 1818 überwiegend reformiert. Andere Konfessionen, vornehmlich die lutherische und die katholische, waren seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges erlaubt, blieben aber von untergeordneter Bedeutung. Schon vor der Reformation besuchten die Bewohner von Ehweiler die Kirche in Kusel. Heute gehören die Protestanten zur evangelischen Kirchengemeinde und zum Dekanat Kusel, die Katholiken zur katholischen Kirchengemeinde und zum katholischen Dekanat Kusel.

0.11.Bewohner

Ehweiler war bis in die jüngste Vergangenheit ein Bauerndorf mit einem verhältnismäßig geringen Anteil an Arbeitern. Inzwischen hat die Landwirtschaft ihre dominierende Rolle verloren, und die Mehrzahl der Menschen muss außerhalb des Ortes dem Broterwerb nachgehen. Damit gilt der Ort als eine ländliche Wohngemeinde. Die Einwohnerzahl stieg im 18. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark an und blieb anschließend relativ konstant. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist ein beständiger leichter Rückgang zu erkennen, der bis in die Gegenwart anhält.

Das Bürgerhaus

0.12.Bevölkerungsentwicklung

160918251835197119051939196120032007
insgesamt56206213242258253220231271
katholisch---5 14
evangelisch56201 205
andere bzw. ohne 1

0.13.Schule, Kultur, Vereinswesen

0.13.1.Schule

Seit der Reformationszeit bemühten sich die Fürsten um die Einrichtung eines Schulwesens. Das bedeutet zunächst, dass vielleicht einmal in der Woche, vielleicht auch nur einmal während mehrerer Wochen in Ehweiler unterrichtet wurde. Dieses labile Schulsystem bestand allerdings nicht sehr lange, und den  30-jährigen Krieg überstand kaum eine Schule in der weiteren Umgebung von Kusel. Erste Nachrichten über eine Winterschule in Ehweiler erhalten wir aus dem 18. Jahrhundert. In ihr unterrichtete 1763 ein Johann Nikolaus Jung und 1780 ein Johann Adam Jung. Es mag sich um Vater und Sohn gehandelt haben, die aus Pfeffelbach stammten. Johann Nikolaus Jung erscheint später in Hundsbach bei Meisenheim und Johann Adam in Nohfelden. In den Winterschulen der kleineren Dörfer herrschte oft ein gravierender Lehrermangel. Es mussten Seminaristen neben ihrem Studium unterrichten, so in Ehweiler im Winter 1785 der vierzehnjährige Friedrich Jakob Hilles, ein Sohn des in Thallichtenberg geborenen Johann Nikolaus Hillig, der damals in Konken Lehrer war. 1792 unterrichtete ein Johann Theobald Theiß. Ein Schulhaus aus dem 18. Jahrhundert wurde 1841 erneuert und diente als Schulhaus bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, wird heute als Mietshaus genutzt. Weitere Nachrichten über das Schulwesen aus dem 19. Jahrhundert können wir aus den entsprechenden Unterlagen des Landesarchivs Speyer erfahren. (LA Speyer H 38 Nr. 1196). Ein neues Schulhaus entstand um 1960, heute Dorfgemeinschaftshaus. Derzeit besuchen die Grundschüler den Unterricht in Konken, die Hauptschüler den Unterricht in Kusel. Kusel ist auch Standort der weiterführenden Schulen, der Berufsschule und der Förderschulen.

0.13.2.Kultur und Brauchtum

Kirmes feiert das Dorf am letzten Wochenende im Juli. Ehweiler gehört zu den Orten, die noch immer das besondere Brauchtum des „Pfingstquack“ pflegen.

0.13.3.Vereinswesen

Die Gemeinde hat ein Dorfgemeinschaftshaus, in dem Gemeinderatssitzungen und kulturelle Veranstaltungen, wie die bekannten Bauerntheateraufführungen, stattfinden. Ein Männergesangverein aus dem 19. Jahrhundert stellte um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert den aktiven Gesang ein. Der Verein wurde 1925 neu gegründet, trat zuletzt als Gemischter Chor auf, hat inzwischen die aktive Gesangstätigkeit wieder eingestellt. Am Ort besteht außerdem ein Freizeitclub. 

0.14.Gesundheits- und Sozialwesen

Allgemeinärzte, Zahnärzte und Spezialärzte werden hauptsächlich in Kusel aufgesucht. Weitere Institutionen des Gesundheits- und Sozialwesens bestehen ebenfalls in Kusel. Nächste Krankenhäuser sind die Westpfalzkliniken in Kusel und in Kaiserslautern sowie die Universitätsklinik in Homburg. 

0.14.1.Wirtschaft und Verkehr

Die Landwirtschaft bestimmte in früherer Zeit das wirtschaftliche Geschehen des Ortes, spielt aber für das Einkommen der Bevölkerung heute nur eine untergeordnete Rolle. In einer „Josephsgrube“ wurden während des 19. Jahrhunderts Kohlen abgebaut. Die Produktionszahlen waren gering im Vergleich zu anderen Gruben in der Umgebung. Es bestanden mehrere Steinbrüche in der Gemarkung, von denen einer auch heute noch in Betrieb ist. Im übrigen ist der Ort jetzt ein Wohnort für Auspendler. Ehweiler liegt an der Kreisstraße 14, doch über die Gemarkung führen auch die A 62 und die B 420. Der Autobahnanschluss Kusel liegt innerhalb der Gemarkung von Ehweiler. Nächster Bahnhof ist der von Kusel.

 

0.15.Persönlichkeiten

Fritz Wunderlich (*1930 Kusel †1966 Heidelberg)

Der später weltberühmte Tenor dirigierte um 1950 den Gesangverein in Ehweiler.

0.16.Nachweise

Verfasser: Rainer Dick

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Bantelmann, Niels: Die Urgeschichte des Kreises Kusel, Speyer 1972, S. 43-44.
  • Dick, Rainer: Kleine Chronik von Ehweiler,  in: Westrichkalender Kusel 1985, S. 155-161 und 1986, S. 132-136.
  • Kramer, Karl: Geschichte des Volkschulwesens im früheren Herzogtume Zweibrücken, Band I Kaiserslautern 1911, Band II Kaiserslautern 1915.