Gries in der Pfalz

Gries

0.1.Allgemeine Angaben

Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Schönenberg-Kübelberg

Einwohner (2007): 1004 

Einwohner (2010):  982

Weitere Wohnlage: Lebecksmühle

Gemarkung: 400 ha, davon 50 ha Wald

 

0.2.Lage

Gries liegt in anmutiger Umgebung nördlich des Ohmbachsees vor dem etwa 330 Meter hohen Schlossberg mit seiner schönen Aussicht in einer leichten Hanglage zwischen 270 bis 310 Metern über NN. Wenig  höher als der 314 Meter hohe Schlossberg ist der 333 Meter hohe Löwenberg im Nordwesten der Ortslage. Östlich des Ortes an der Grenze hin zum Nachbarort Elschbach, mündet der Ohmbach in den Glan, der dann flussabwärts die Grenze zwischen den beiden Dörfern bildet. Nördlich des Ortes, fast schon bei dem Nachbarort Börsborn, liegt die Lebecksmühle, in der sich Jahrhunderte lang das Mühlrad drehte, die dann ein beliebtes Ausflugslokal war, heute aber nur noch als Wohnhaus genutzt wird. Bewaldetes Gebiet erstreckt sich im Süden des Ortes vor dem Seeufer, mit einer Gruppe von Mammutbäumen, und im nördlichen Bereich der Gemarkung. Nahe dem Seeufer steht eine Festhalle mit Kiosk, dabei ein Grillplatz und eine Grillhütte. Der Ort ist umgeben von gut ausgebauten Wirtschaftswegen, Wanderwegen und Radwegen. Die Gemarkung von Gries grenzt im Osten an die Gemarkungen von Miesau und Elschbach im Landkreis Kaiserslautern, im  Süden an die Gemarkung des Ortsteils Sand von Schönenberg-Kübelberg, im Westen an die Gemarkungen von Brücken, im Norden an die Gemarkungen von Börsborn und von Nanzdietschweiler.     

0.3.Siedlung und Wohnung

Die Ortsgemeinde Gries zählt zu den größeren Dörfern im Landkreis Kusel. Die älteste Bebauung entstand im mittleren Bereich der heutigen Hauptstraße, die sich von der Höhe her in einem weiten Bogen dem westlichen Seeufer zuwendet. Ebenfalls ältere Bebauung finden wir an der Triftstraße mit dem alten Schulhaus, heute Bürger- und Vereinshaus, an der Schlossbergstraße, an der Friedhofstraße, an der Goethestraße, am nördlichen Raiffeisenring und an der Bahnhofstraße, die zum früheren Bahnhof zwischen Elschbach und Sand führt. Der Friedhof mit Einsegnungshalle und protestantischer Kirche (erbaut 1964) wird eingerahmt von dem Raiffeisenring und der Friedhofstraße. Das katholische Jugendheim, in dem einmal wöchentlich auch Gottesdienst gehalten wird, steht im nördlichen Ortsbereich an der Sportplatzstraße. Rings um den älteren Ortsbereich erstrecken sich Flächen mit neuerer Bebauung, an den Enden der Hauptstraße, an der Schillerstraße, der Grabenstraße, am südlichen Raiffeisenring, im Eckenfeld und im Rechental. Auf der Höhe des Schlossberges liegt der Sportplatz mit dem Sportheim.  

0.4.Name

"Zum Gries" war ursprünglich ein Flurname mit dem Hinweis auf eine grießige oder sandige Erde, vergleichbar der Namensbildung im Nachbarort Sand. Der Ort Gries ist also in einer Gewanne mit sandigem Boden entstanden. Der alte Ortsname Grieß erscheint in dieser Form mit dem "ß" schon in der Ersterwähnungsurkunde von 1383 und später in fast allen wichtigen Urkunden, wobei gelegentlich auch die Form "Griß" vorkommt. Die heutige Schreibweise Gries erscheint zuerst in einer Aufzählung aller Orte des bayerischen Rheinkreises aus dem Jahr 1824. (Vgl. auch Dolch/Greule 1991 S. 173)

0.5.Wüstungen

Möglicherweise bestand an der Lebecksmühle früher ein selbstständiges Dorf.

0.6.Wappen

Das Wappen von Gries ist vertikal zweigeteilt. Ein roter Bischofstab auf goldenem Grund weist auf die Zugehörigkeit des Ortes zu dem früheren Kloster Hornbach hin. Auf der zweiten Hälfte bezieht sich ein von oben nach unten durchziehender silberner Pfahl auf das Wappen der Herrschaft von der Leyen. Dieses Wappen von Gries wurde 1984 durch die Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz genehmigt.

0.7.Geschichte

0.7.1.Früh- und Vorgeschichte

Schon in vorgeschichtlicher Zeit war die nächste Umgebung des Ortes von Menschen bewohnt, wie es durch Grabhügel aus der Bronze- und Eisenzeit belegt ist. Gegenstände von früheren Ausgrabungen sind heute zum größten Teil verschwunden, einige werden noch in dem Museum des Historischen Vereins der Pfalz in Speyer aufbewahrt.   

Römerzeitliche Funde sind für Gries direkt nicht nachzuweisen, wohl aber in benachbarten Orten und Gemarkungen, vor allem in Miesau.

0.7.2.Mittelalter

Aus dem zusammenhängenden freien Reichsland um die Burg Lautern trennten fränkische Könige des frühen Mittelalters bestimmte Gebiete ab, um sie an geistliche und weltliche Herrschaften zu verschenken. Große Teile kamen in den Besitz der Salier. Graf Werner I. aus dem salischen Geschlecht stiftete 737 das Kloster Hornbach, dessen erster Abt der Heilige Pirminius war. Dieses Kloster stattete der Stifter reich mit Gütern und Ländereien aus, auch mit dem so genannten Münchweiler Tal, zu dem auch Gries gehörte. Als Lehen des Klosters Hornbach mit Mittelpunkt Glan-Münchweiler kamen alle Dörfer dieses Gebiets 1323 zunächst an die Raugrafen im Nahegau, danach 1344 an den Erzbischof von Trier und 1383 an Breidenborn. Im Zusammenhang mit dem Münchweiler Tal wird auch das Dorf Gries in der Ersterwähnungsurkunde von 1383 genannt. Wann genau das Dorf entstanden ist, lässt sich jedoch heute kaum noch ermitteln. Wir wissen lediglich, dass es im Jahr 1383 existierte.

In einer weiteren Urkunde werden zum ersten Mal Personen aus Gries genannt, wie Stefan Bauer in seinem Buch über Kübelberg berichtet. "Am 10. August 1427 ergeben die nachgenannten Personen [dem] Johann von Breidenborn ihre Erbschaft im Kebelenberger [Kübelberger] Gericht und zwar ein Stück Bruch gen. Bruchel bei dem Dorfe Schönenberg nach Fogelbach [Vogelbach] und leisten Währschaft für das Recht, Wöge und einen Damm darin zu erbauen ..." (Bauer 1987 S. 18) Unter den anschließend aufgezählten Personen aus mehreren Dörfern erscheinen auch Henne vom Grieß und seine Frau Engel. Unter den  Zeugen einer Grenzbeschreibung des Reichslandes von 1461 wird dann ein "Krich Glaz von Sant Nikolaus von Griß" genannt, wobei Christmann an einen Bildstock beim Haus des "Klaus Krieg" denkt. 

Durch die Heirat Georgs I. von der Leyen mit Eva von Mauchenheim im Jahre 1456 kam die Familie von der Leyen zu Besitz im Bliesgau, bei Antritt der Erbschaft 1486 auch in den Besitz eines Teils der Burg von Blieskastel. Zugleich verlieh Abt Ulrich des Klosters Hornbach dem Jörge von der Leyen, einem Burgmann der Burg Lautern, das Münchweiler Tal. Die Herren von der Leyen entstammten der unteren Moselgegend und residierten bereits im Hochmittelalter auf ihrer Burg bei Gondorf an der Mosel. Sie standen zumeist im Dienst der Erzbischöfe von Trier, und Johann von der Leyen-Saffig wurde 1556 zum Erzbischof gekürt. Neben den von der Leyen waren nun auch deren Verwandte die Mauchenheimer abwechselnd mit Teilen des Klosterbesitzes im Münchweiler Tal belehnt, ab 1533 nur noch die Familie der Freiherren und späteren Grafen von der Leyen. (Vgl. Berndt 1970)  

0.7.3.Neuzeit

Eine genaue Übersicht über die Ereignisse während des Dreißigjährigen Krieges kennen wir nicht, doch offensichtlich wurde die Bevölkerung stark dezimiert, es ist nicht ausgeschlossen, dass das Dorf ausgestorben war. Namen aus Urkunden der Vorkriegszeit erscheinen plötzlich nicht mehr, ein Hinweis darauf, dass der Ort neu besiedelt wurde. Während der Eroberungskriege Ludwigs XIV. wurde der Ort wahrscheinlich wieder zerstört, doch es kam nicht zu großen Bevölkerungsverlusten. Bis hin zur Französischen Revolution änderten sich die Herrschaftsverhältnisse nicht mehr. Gries gehörte weiterhin zu der Herrschaft von der Leyen, die ab 1773 in Blieskastel residierte und ihren Herrschaftsbesitz noch erweiterte. Glan-Münchweiler wurde der Mittelpunkt eines Unteramtes der Herrschaft Von der Leyen, zu dem auch Gries gehörte. Allgemein bestanden gute Verhältnisse zwischen den katholischen Herren von der Leyen und dem calvinistisch orientierten Herzogtums Zweibrücken. Nach dem Tod des Grafen Franz Karl von der Leyen im Jahr 1775 übernahm dessen im Volk beliebte Ehefrau Marianne die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn Philipp. Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution 1789 kam es auch in Deutschland bald zur Auflösung der bestehenden Feudalstrukturen. Gräfin Marianne konnte während der Besetzung Blieskastels durch französische Revolutionstruppen im Jahr 1793 fliehen und  sich durch Unterstützung in der Bevölkerung nach Koblenz und später nach Frankfurt retten. Auf der Flucht hielt sie sich auch in Glan-Münchweiler auf. Unter der Herrschaft des Kaisers Napoléon erhielt die Familie von der Leyen ihren persönlichen Besitz zurück erstattet. Gries lag zur Zeit der französischen Herrschaft nach 1801 innerhalb des Départements Saar mit der Hauptstadt Trier im Kanton Waldmohr und in der Mairie Miesau des Arrondissements Saarbrücken.

0.7.4.Neueste Zeit

1814 verließen die Franzosen das linksrheinische Deutschland. Nach einer Übergangszeit kam es 1816 zur Gründung des Baierischen Rheinkreises, der späteren Bayerischen Rheinpfalz im Königreich Bayern. Die inzwischen entstandenen Verwaltungseinheiten wurden erneuert. Gries  gehörte nun  zur Bürgermeisterei Schönenberg im Kanton Waldmohr des Landkommissariats Homburg. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Kreis Homburg dem autonomen Saargebiet angeschlossen, zurück blieb bei dem neu formierten Freistaat Bayern und damit beim Deutschen Reich der Kanton Waldmohr. Er gehörte mit einer Außenstelle der Verwaltung zu dem Bezirksamt (Kreis) Kusel, die bis 1940 bestehen blieb. Seit 1940 wird auch der ehemalige Kanton Waldmohr von Kusel aus verwaltet. So gehörte nun auch Gries zum Landkreis Kusel. Von 1816 bis 1848 gehörte der Ort zur Bürgermeisterei Schönenberg, danach bildete er zusammen mit Sand eine eigene Bürgermeisterei. Diese gemeinschaftliche Bürgermeisterei wurde 1954 aufgelöst, und bis zur Verwaltungs- und Territorialreform von 1968 unterhielt Gries ein eigenes Bürgermeisteramt. Durch die Reform kam der Ort als selbstständige Ortsgemeinde zur Verbandsgemeinde Schönenberg-Kübelberg.   

Bootsverleih am Bostalsee

0.8.Wahlergebnisse (Auswahl) in Prozent, Bundestag Zweitstimmen:

SPDCDUFDPGrüneLinkeSonstige
Landtag 200155,923,93,03,4---13,8
Landtag 200654,720,73,32,45,014,1
Landtag 201151,624,92,012,13,46,0
Bundestag 200250,229,66,07,1---7,1
Bundestag 200544,624,07,25,013,85,4
Bundestag 200934,626,210,08,214,66,5
Bundestag 201340,035,82,14,76,311,0

0.9.Zeittafel

VorgeschichteHügelgräber aus der Bronze- und Eisenzeit im Wald von Gries.
RömerzeitKeine Funde in Börsborn, wohl in benachbarten Orten, vor allem im nahe gelegenen Miesau.
737Stiftung des Klosters Hornbach durch Graf Werner I. aus dem Geschlecht der Salier, der u. a. auch das Münchweiler Tal dem Kloster vermacht.
um 1000Mögliche Gründung des Dorfes Gries
1323Kloster Hornbach gibt das Münchweiler Tal als Lehen an die Raugrafen aus dem Nahegau
1344Das Münchweiler Tal mit Gries im Besitz von Kurtrier
1383Das Münchweiler Tal mit Gries im Besitz der Herren von Breidenborn. Ersterwähnung des Ortes in einer Urkunde
1427Henne vom Gries und seine Frau Engel erscheinen in einer Urkunde
16. Jhd.Das Münchweiler Tal mit Gries im Besitz der Grafen von der Leyen
1618-1648Dreißigjähriger Krieg. In Gries große Bevölkerungsverluste durch Kriegshandlungen und durch die Pest
1773Die Grafen von der Leyen verlegen ihre Residenz nach Blieskastel
1801Frankreich. Mairie Miesau (Miesau le haut), Canton, Waldmohr, Arrondissement Saarbrücken, Département de la Sarre (Saar)
1816Königreich Bayern. Gries zunächst in der Bürgermeisterei Glan-Münchweiler
1848Gries bildet eine Bürgermeisterei zusammen mit dem Nachbarort Sand
1972Gründung der Verbandsgemeinde Schönenberg-Kübelberg, zu der nun auch die selbständige Ortsgemeinde Gries gehört

0.10.Religion

Gries gehörte wie alle Dörfer des so genannten Münchweiler Tals vom Mittelalter her zur Kirche Glan-Münchweiler. In der Reformationszeit mussten die Bewohner von Gries,  wie alle Bewohner dieses Kirchspiels, auf Anordnung des Landesherren die Lehre Luthers annehmen, wobei zu beachten ist, dass sich die Herrschaft von der Leyen in Religionsfragen zunächst weitgehend an die Entscheidungen der Pfalzgrafschaft Zweibrücken anlehnte. Als in der Pfalzgrafschaft 1588 alle Untertanen auf Anordnung des Herzogs Johannes I. zur reformierten Konfession nach Calvin übertreten mussten, widersetzten sich die Grafen von der Leyen dieser Anordnung für den Bereich ihrer eigenen Herrschaft. Dennoch wurden auch die Lutheraner in der Herrschaft von der Leyen von Zweibrücken aus verwaltet. Nach dem 30-jährigen Krieg bestand nach dem Gesetz Religionsfreiheit. Unter den Zuwanderern jener Zeit waren vereinzelt schon Katholiken. Vor allem während der so genannten Peuplierungsbestrebungen während der Kriege Ludwigs XIV. ließen sich Katholiken im Land nieder. Zudem wurde der römisch-katholische Glaube auch unter den Grafen von der Leyen gefördert, die selbst katholisch waren. Während der Zugehörigkeit zu Frankreich unter Kaiser Napoléon und unter der Regierung des Königreichs Bayern erfolgte eine Neuordnung in der Kirchenorganisation. So kamen die Grieser Katholiken bereits 1803 zur Kirche von Kübelberg, und die Protestanten 1823 zur Kirchengemeinde von Obermiesau. Innerhalb der Kirchengemeinde Kübelberg entstand 1955 für die Orte Miesau, Elschbach und Gries in Elschbach eine eigene Kirche. 1964 weihten auch die Protestanten im Ort selbst eine Kirche ein. Das imposante Bauwerk zeichnet sich aus durch ein Oktogon als Kirchenschiff und durch einen eigenwilligen, spitz nach oben zulaufenden 39 Meter hohen Kirchturm. Eine der Glocken in diesem Turm, die  Zuwanderer in die neue Heimat mit gebracht hatten, stammt aus Badeutz-Milleschutz in Rumänien. Die Katholiken erbauten ein Jugendheim, das 1970 geweiht wurde, und in dem auch Gottesdienst gehalten wird. Heute gehören die Protestanten von Gries nach wie vor zur Kirchengemeinde Miesau und zum Dekanat Kusel (bis 1980 Dekanat Homburg). Die Katholiken gehören innerhalb des katholischen Dekanats Kusel zum Pfarrverband Kübelberg mit dem Verwaltungssitz in Brücken. (Vgl. Hofstätter u. a. 2002 S. 75 ff.)

0.11.Bevölkerung

Im Dorf lebten ursprünglich die Nachkommen der fränkischen Siedler, die im frühen Mittelalter das Land in Besitz genommen hatten. Vor dem 30-jährigen Krieg lebten etwa 50 Menschen im Dorf. Bei der Neubesiedlung nach dem Dreißigjährigen Krieg kamen Zuwanderer mit Familiennamen, die teilweise auch heute noch vorkommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen sich in größerer Zahl deutschstämmige Zuwanderer aus Rumänien nieder, in neuester Zeit auch Spätaussiedler aus Kasachstan. Bis ins 19. Jahrhundert hinein lebten fast alle Bewohner von der Landwirtschaft, während heute nur noch ein einziger landwirtschaftlicher Vollerwerbsbetrieb vor Ort besteht. Vor etwa hundert Jahren begannen zunehmend die berufstätigen Männer ihre Arbeit außerhalb des Ortes zu suchen, vor allem in den Bergwerken und Eisenhütten des Saarlandes. Die heutigen Bewohner des Ortes vertreten die unterschiedlichsten Berufe und müssen zum großen Teil zur Arbeit auspendeln. Die anmutige Lage des Ortes und der hohe Freizeitwert sowie die zahlreichen Möglichkeiten zur Betätigung im kulturellen Bereich und in den Vereinen machen Gries zu einem gesuchten Wohnort. Entsprechend wuchs die Bevölkerung an, auch bedingt durch das Immobilienangebot in ausgedehnten Neubaugebieten. Mit etwa 400 Einwohnern im frühen 19. Jahrhundert zählte der Ort damals schon zu den Dörfern mit größeren Einwohnerzahlen der Umgebung. In jeweils 100 Jahren hat sich die Einwohnerzahl dann verdoppelt. Beim Stand von etwa 1150 Einwohnern könnte sich heute eine Stagnation einstellen. Vor 200 Jahren bekannten sich zwei Drittel der Bewohner zur protestantischen Konfession und ein Drittel zur katholischen. Prozentual ging der Anteil der Katholiken inzwischen auf ein Viertel zurück. Gries in der Pfalz pflegt eine intensive Partnerschaft mit dem Ort Gries im Elsass (Vgl. Hofstätter u. a. 2002 S. 8/9)

0.12.Bevölkerungsentwicklung (nach W. Alter in: Pfalzatlas I):

1825187119051939196120002003
gesamt46554160378392611301135
katholisch109 174
evangelisch356 737
andere--- 15

0.13.Schule, Kultur, Vereine

0.13.1.Schule

Das Schulwesen auch in den kleinsten Dörfern wurde nach der Reformation von den Fürsten gefördert, denn der mündige Christ sollte im Stande sein, die Bibel zu lesen. Bereits im 16. Jahrhundert und im frühen 17. Jahrhundert gegründete Schulen mussten während der Schreckensereignisse des 30-jährigen Krieges in der Regel den Lehrbetrieb einstellen. In Gries hielt im Jahr 1663 ein Pfarrer Schulunterricht, wahrscheinlich aber nicht in einem richtigen Schulhaus, sonder in irgendeiner Wohnung oder im Pfarrhaus. 1750 soll in Gries eine lutherische Schule bestanden haben, die auch von Schülern aus Nachbardörfern besucht wurde. Weitere Einzelheiten über das Schulwesen während des 18. Jahrhunderts sind offensichtlich nicht bekannt. Mit Sicherheit entstand 1827 ein erstes Schulhaus an der Friedhofstraße durch Gemeinschaftsarbeit der Bürger. Das Haus steht noch heute und wird, nach vielen Umbauten, als Wohnhaus genutzt. Bis 1964 war dieses Haus auch Sitz des Bürgermeisteramtes. Ein neueres Schulhaus, das ebenfalls erhalten ist und heute als "Bürger- und Vereinshaus" genutzt wird, entstand 1877 mit zwei Klassenräumen in zwei Stockwerken und mit einem Glockentürmchen an der Triftstraße. Das Haus musste 1938 erweitert werden, als das achte Schuljahr eingeführt wurde. Während des Zweiten Weltkrieges zogen Westwallarbeiter in das Haus ein, wodurch das Mobiliar stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. 1968 ließ die Gemeinde den baufällig gewordenen Glockenturm abreißen, die Glocke aus dem Buchenland hing danach in einem Holzgerüst, das auf dem Schulhof stand. Die Bevölkerung war mit den Grieser Lehrern im allgemeinen zufrieden. Im Zuge der allgemeinen Umstrukturierung des Schulwesens ab 1968 wurde die örtliche Schule bis 1975 nach und nach aufgelöst, wiewohl das Schulhaus selbst noch einige Jahre länger behelfsmäßig von der zentralen Schule in Schönenberg-Kübelberg genutzt wurde. Heute besuchen die Grundschüler die für sie zuständige Schule in Kübelberg, die Hauptschüler besuchen die "Erich-Kästner-Schule im Kohlbachtal-Schönenberg-Kübelberg". Dieser Regionalen Schule ist auch ein Realschulzweig angeschlossen. (Vgl. Hofstätter u. a. 2002 S. 115 ff.)

0.13.2.Vereine

Im Ort herrscht ein reges Vereinsleben. Ggrößte Vereine sind der Musik- und Gesangverein und der Turn- und Sportverein. Hinzu  kommen die Arbeiterwohlfahrt, die Bauern- und Winzerschaft, der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr, die Mackenbacher, der Fan-Club Rote Teufel, die Sangesschwestern, der SPD-Ortsverein, der Verein der Straußbuben, der VdK,  der Pfälzerwald-Verein, der Verein der Landfrauen, der Förderverein der Kirchenorgel, der DRK-Ortsverein, der Obst- und Gartenbauverein, der Pensionärs- und Unterhaltungsverein. Eine Reihe anderer Vereine bestehen heute nicht mehr: der Arbeitergesangverein, der Verein der Bergarbeiter, ein  Kaninchenzuchtverein, der Radfahrerverein Edelweiß, die Ulkgesellschaft, der Verein zur geselligen Unterhaltung, ein Ziegenzuchtverein. 

0.13.3.Brauchtum und Feste

Wenn heute in dem aufstrebenden Fremdenverkehrsort eine Reihe von Festen gefeiert werden, so gilt unter den wichtigsten die Kerb (Kirchweih), die hier seit 1950 am letzten Wochenende im August mit Umzug, Straußaufhängen, Kerwerede, Tanzveranstaltung, Frühschoppen und Kerwebegraben gehalten wird. Vor 1950 fand dieses Dorffest im unwirtlichen November statt. Unter den neueren Festen des Ortes ist vor allem das Seefest zu nennen. Es erfreut sich großen Zuspruchs von Besuchern auch aus der weiteren Umgebung und aus dem Ausland, nicht zuletzt aus dem Elsass.

Weiteres Brauchtum, vor allem für Kinder (Fastnacht, Hexen  in der Mainacht, Pfingstquack, Martinsumzug u. a.) entsprechen weitgehend den Gepflogenheiten in anderen Orten.

0.14.Gesundheitswesen und Sozialwesen

Ärzte und Apotheken können in den verschiedenen größeren Orten der Umgebung aufgesucht werden (Schönenberg-Kübelberg, Brücken, Landstuhl, Homburg). Zuständige Sozialstation ist die von Brücken. Nächste Krankenhäuser sind die Westpfalzkliniken in Kusel und in Kaiserslautern, die Universitätsklinik in Homburg und das Krankenhaus Landstuhl. Ein Kindergarten wird getragen von der Evangelischen Kirchengemeinde.

0.14.1.Wirtschaftliche Verhältnisse und Verkehr

Der durch die Landwirtschaft geprägte Ort kannte früher nur die Handwerksberufe, die notwendigerweise zu einem Bauerndorf gehörten, Schmied, Schreiner, Schneider, Schuhmacher, hinzu kam eine Gastwirtschaft. Dann gehörte zu Gries die Lebecksmühle, die 1712 nach ihrem Erbbeständer Wolf als "Wolfsmühle" bezeichnet wurde. Wahrscheinlich ist die Mühle viel älter, was im Detail offensichtlich nicht zu belegen ist. Im späteren 18. Jahrhundert kam die Mühle in den Besitz einer Familie Lebeck, die ihr den heute noch üblichen Namen gab. Schon im späten 19. Jahrhundert wurde der Mühlenbetrieb eingestellt, das Gebäude diente später als ein Ausflugslokal. Geschäfte, die nicht unbedingt mit der Landwirtschaft in Verbindung standen, entwickelten sich im frühen 20. Jahrhundert, eine Dachdeckerei, eine Metzgerei, Malereien, Friseurgeschäfte, Lebensmittelläden, eine Bäckerei, ein Fahrrad- und Motorradgeschäft, auch weitere Gasthäuser. Wie erwähnt, pendelten Bürger aus Gries damals schon in das Saarland zur Arbeit aus. An größeren Betrieben entstanden im Ort selbst während der 20er und 30er Jahre  des 20. Jahrhunderts einige Diamantschleifereien nach dem Vorbild des Diamantschleiferdorfes Brücken, die nach dem Zweiten Weltkrieg noch einmal eine kurze Blüte erlebten, aber schon ab 1950 schließen mussten. Die früher in den Dörfern üblichen Geschäfte und Handwerke sind auch in Gries heute weitgehend verschwunden. Dafür ließen sich andere nieder, und folgende Geschäfte, Handwerksbetriebe und andere Institutionen bestehen heute: ein Geschäft für Heizungsbau und Sanitäranlagen, eins für Bodenbeläge, ein Betrieb für Bedachungen, einer für Erdaushub, ein Malergeschäft, ein Fliesenfachgeschäft, ein Architekturbüro, eine Institution für Fußpflege, ein Heilpraktiker. Das Gaststättengewerbe gewann im Zuge der Entwicklung zum Fremdenverkehrsort eine neue besondere Bedeutung. 

Wenngleich die großen Fernstraßen von Gries aus leicht zu erreichen sind, liegt der Ort selbst nicht an den überörtlichen Straßen, wodurch eine ruhige Verkehrslage gewährleistet ist. Die Kreisstraße 8 von Steinbach nach Miesau führt durch Gries. Innerhalb des Ortes zweigt die Kreisstraße 9 ab nach Schönenberg-Kübelberg und zur B 423. Auch zur B 40 sind es nur wenige Kilometer. Die Autobahnanschlussstelle 11 der A6 bei Miesau liegt etwa zehn Kilometer weit entfernt, die Anschlussstelle 8 der A 62 bei Glan-Münchweiler etwa zwölf Kilometer. Der Bahnhof Bruchmühlbach-Miesau liegt in einer Entfernung von fünf Kilometern.

0.15.Nachweise

Verfasser: Ernst Schworm

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Bauer, Stefan: 1050 Jahre Kübelberg, Kübelberg 1987.
  • Berndt, Richard: Die Herrschaftsverhältnisse im Münchweiler Tal von der Zeit der Merowinger bis zum Jahr 1533, in: Westricher Heimatblätter Jg. 1, Kusel 1970, S. 52-65.
  • Böhnlein, Hans: 75 Jahre Turn- und Sportverein Gries (Festschrift), Gries 1996.
  • Christmann, Ernst: Aus der Geschichte des Dorfes Gries, in: Westrichkalender Kusel 1979, S. 55-60.
  • Gesangverein Gries: 100 Jahre Gesangverein Gries (Festschrift), Gries 1967.
  • Heitmann, Volker: Ein weiterer Schritt ... (Jumelage), in: Westrichkalender Kusel 1980, S. 34-37.
  • Hofstätter, Jürgen (Texte); Simon, Rudi (Bildmaterial) und Jung, Gunter (Hrsg.): Gries/ Pfalz: Gestern und heute (Bildersammlung), Gries 2002.
  • Jung, Ludwig: 15 Jahre Partnerschaft Gries/Pfalz und Gries/Elsass, in: Westrichkalender Kusel 1994, S. 122-129.