Haschbach am Remigiusberg in der Pfalz

Haschbach am Remigiusberg

0.1.Allgemeine Angaben

Lage am Remigiusberg

Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Kusel

Einwohner (2004): 752, davon 29 mit Nebenwohnsitz

Einwohner (2007): 715

Einwohner (2008): 731

Einwohner (2010): 712

Gemarkung: 402 ha, davon 14,6 ha bebautes Gelände und 83 ha Wald

Weitere Wohnplätze: Remigiusberg

Besondere Naturdenkmäler: Hubertuseiche (Königstein S. 29)

0.2.Lage

Haschbach liegt im Westen des Remigiusberges in einer Mulde am Oberlauf des Baches Haschbach, der nach Osten hin unterhalb des Remigiusbergs dem Glan zufließt. Der Ort selbst liegt etwa 260 m über NN. Die Höhen in der Gemarkung ringsum erreichen 375 m am Langenberg im Westen und 368 m am Remigiusberg, der mit seiner Kirche und mit der Ruine der Michelsburg als ein Wahrzeichen der Westrichlandschaft gilt. Die verhältnismäßig kleine Gemarkung von Haschbach grenzt im Osten im Abhang zum Glan hin an die Gemarkung von Theisbergstegen, im Süden an die Gemarkung von Etschberg, im Südwesten an die Gemarkung von Schellweiler, im Westen an die Gemarkung von Kusel und im Norden an die Gemarkung von Rammelsbach. Vor allem im Bereich des Remigiusberges sind große Melaphyrsteinbrüche anzutreffen. 

Gemäuer der Ruine Michelsburg, im Vordergrund links der Gedenkstein

0.3.Siedlung und Wohnung

Das Dorf wird durchschnitten durch die Hauptstraße, die von Kusel nach Theisbergstegen führt. Der Bebauungsbereich steigt im Nordosten dieser Straße zum Remigiusberg hin an, im südwestlichen Bereich zum Langenberg hin. Neben den für das Westrichgebiet typischen Einfirstbauernhäusern finden wir viele einfache Arbeiterhäuser. Neubaubereiche erstrecken sich vor allem im südlichen und im westlichen Bereich der Bebauung. Die alte Kirche und die Burgruine auf dem Remigiusberg sowie der weiter im Osten gelegene Potzberg beherrschen von Osten her den Blick über das Dorf. An der Auffahrtstraße zum Remigiusberg steht eine kleine Flurkapelle aus dem späten 19. Jahrhundert. Der Sportplatz liegt im nordwestlichen Bereich der Gemarkung dicht an der Gemarkungsgrenze in Richtung Kusel. An der Straße nach Rammelsbach außerhalb der bebauten Ortslage liegt der Friedhof. 

0.4.Wüstungen

Gedenkstein im Burghof

Im Südwesten des Ortes, im Quellgebiet des Münchbachs, bestand ein kleines Dorf mit Namen Wetzenhausen. Es handelte sich um einen sehr kleinen Ort, der erst im 16. Jahrhundert urkundlich erscheint und schon im ausgehenden 16. Jahrhundert bei Johannes Hoffmann als eine "untergegangene Dorfstatt" bezeichnet wird. Der Name dieses Ortes erscheint in Flurnamen als Wetschhausen oder Welschhausen. Im Ursprung dürfte es sich um den Hof oder um das Haus eines Mannes mit Namen Wezzo gehandelt haben.

0.5.Name

Die älteste bekannte Namensform nach der Urkunde mit der Ersterwähnung des Ortes im Jahre 1149 lautet "Habbach". Weitere Formen sind: Casebach (1267), Haßbach (1364,1546 und 1588), Hayspach (1377), Hasbach (1440), Happach (1446), Hazebach (1456), Remigshaspach (1788 b. G. Widder), Haschbach (1824). Haschbach gehört zu der großen Gruppe der Siedlungen, die auf das Grundwort -bach enden. Das Bestimmungswort Hasch- wird von vielen Namensforschern als "Hase" gedeutet. Demnach müsste der Ortsname Haschbach ursprünglich "Hasenbach" bedeutet haben. Dolch und Greule schließen jedoch nicht aus, dass sich unter dem Bestimmunswort ein altdeutscher Personenname verbirgt. Demnach wäre "Hasenbach" nur als eine zufällige Umformung anzusehen.

0.6.Wappen

Das alte Wappen

Das Wappen ist viergeteilt und zeigt oben rechts auf blauem Grund die Kirche auf dem Remigiusberg, oben links auf silbernem Grund den rotbewehrten und rot bezungten blauen Löwen auf die Grafschaft Veldenz bezogen, unten rechts auf silbernem Grund eine blaue Burg (Michelsburg), unten links einen Felsen als Symbol der Steinindustrie. Das Wappen wurde 1978 durch die Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz in Neustadt genehmigt.  

0.7.Abriss der Ortsgeschichte

0.7.1.Frühgeschichte

Die nähere und weitere Umgebung des Ortes war in der in der späten Jungsteinzeit, in der Bronze- und Eisenzeit und auch in der Römerzeit besiedelt, was die Grabfunde in allen benachbarten Gemarkungen beweisen. In Haschbach selbst wurde unterhalb des Dorfes in Richtung Theisbergstegen bei der Anlage eines Steinbruchs beiderseits der Straße ein Urnengräberfeld angeschnitten, das wahrscheinlich aus der Latènezeit stammt.

0.7.2.Mittelalter

Klosterkirche Westseite[Bild: Ernst Schworm]

Haschbach lag im so genannten Remigiusland und entstand möglicherweise im 11. Jahrhundert, also etwa 100 Jahre  vor der Ersterwähnung in der Urkunde aus dem Jahr 1149. Ein genaues Gründungsjahr lässt sich nicht bestimmen. Das Remigiusland war ursprünglich ein Teil des Reichslandes um Kaiserslautern, wurde um 590 von dem Reichsland abgetrennt und wahrscheinlich von dem fränkischen König Childebert II. an Bischof Ägidius von Reims als Geschenk übergeben. Eine Schenkung von König Chlodwig an den Bischof Remigius, wie sie schon im Mittelalter in den Geschichtsbüchern des Erzbistums Reims dargestellt wurde, lässt die historische Wissenschaft heute nicht mehr gelten. 952 übergab das Bistum Reims seinen Besitz rings um Kusel (Remigiusland) an das Kloster Saint Remi in Reims. 1112 begründete Graf Gerlach I., der Sohn eines Grafen aus dem Nahegau, die neue Grafschaft Veldenz, zu der als Vogtei auch das Remigiusland gehörte. Zu dieser Zeit mögen Mönche aus Reims, die seit der Begründung des Remigiuslandes mit großer Wahrscheinlichkeit die Stadt Kusel als ihren Stützpunkt ausersehen hatten, auch das Kloster auf dem Remigiusberg erbaut haben. In einer Urkunde von 1127 wird das Kloster zum ersten Mal genannt. Vor der Gründung des Klosters hatten dem Remigiusland benachbarte Adlige auf dem Berg widerrechtlich eine Burg erbaut, die nun gegen ein Entgelt abgerissen wurde. Originaltext: "utili et salubri consilio sibi posterisque providentes eundem montem licet suum munitionem pretio redemerunt et destructo castro monasterium sibi cum claustralibus officinis ibidem construxerunt, ..." Einer der Invasoren, wahrscheinlich ein Ritter mit Namen Albert, trat selbst reumütig in das Kloster ein. Spannungen zwischen den Pröpsten des Filialklosters von Saint Remi auf dem Remigiusberg und den Grafen von Veldenz entstanden schon bald nach der Klostergründung, und sie blieben Jahrhunderte lang bestehen. Nach der Urkunde von 1149, in der auch der Name des Dorfes Haschbach erstmalig erwähnt wurde, beschwerte sich eine Abordnung des Klosters Saint Remi und des Filialklosters auf dem Remigiusberg bei König Konrad III. über Streitigkeiten zwischen den Grafen von Veldenz und dem Kloster. König Konrad ließ einen Rechtsspruch zu Gunsten des Klosters ergehen, der aber nie recht zur Ausführung kam.

Vier Nachfolger des Grafen Gerlach trugen ebenfalls den Namen Gerlach. Gerlach V. starb 1259 nach der Teilnahme an einem Zug nach Kastilien und hinterließ eine kleine Tochter mit Namen Agnes. Vormund für diese Tochter wurde Graf Heinrich von Zweibrücken, der Großvater der kleinen Agnes, Gerlachs Schwiegervater. Dieser Graf Heinrich ließ zum Schutz der Grafschaft Veldenz mehrere Burgen erbauen, als Affront gegen die Mönche auf dem Remigiusberg auch die Michelsburg in direkter Nähe des Klosters. In verschiedenen veldenzischen Urkunden wird die Michelsburg erwähnt. 1387 und 1390 bestätigte Graf  Friedrich II. von Veldenz, dass er von dem Pfalzgrafen Ruprecht dem Älteren u. a. auch "Sant Michelsberg" zum Lehen empfangen habe. Eine gleichartige Bestätigung erfolgte 1437 zwischen Friedrich III. von Veldenz und dem Pfalzgrafen Ludwig. Diese Lehensverhältnisse zeigen auf, dass die Grafen von Veldenz ihr Lehen nicht direkt vom König, sondern über die Kurfürsten von der Pfalz als Oberlehensherrn empfingen.

Graf Friedrich III. hatte ebenfalls keine männlichen Nachkommen. Seine Tochter heiratete den Pfalzgrafen Stephan, einen Sohn König Ruprechts. Mit pfälzischem Eigenbesitz und der Grafschaft Veldenz, sowie durch Auslösung der damals verpfändeten Grafschaft Zweibrücken begründete er eine  neue Pfalzgrafschaft, für die er die Stadt Zweibrücken als Residenz vorsah (Pfalzgrafschaft, später Herzogtum Zweibrücken). Mit dem Tod Friedrichs III. im Jahr 1444 erlosch die jüngere Linie der  Grafen von Veldenz.

0.7.3.Neuzeit

Turm 19. Jahrhundert

Die Pfalzgrafen (Herzöge) von Zweibrücken führten ab 1523 in ihrer Pfalzgrafschaft die Reformation nach Martin Luther ein, und 1588 zwang Pfalzgraf (Herzog) Johannes I. seine Untertanen, zu dem reformierten Glauben nach des Lehre des Johannes Calvin überzutreten. 1543 begründete Pfalzgraf Ruprecht mit einer neuen Pfalzgrafschaft Veldenz eine Seitenlinie des Herzogtums Zweibrücken. Ruprecht, der nach dem Tod seines Bruders, des Herzogs Ludwig II., die Vormundschaft für dessen Sohn Wolfgang übernommen hatte, residierte auf der Michelsburg, die sofort in die neue Grafschaft eingegliedert wurde. Die damals lutherische Kirche des in der Reformationszeit aufgelösten Klosters diente der fürstlichen Familie von Pfalz Veldenz als Grablege. Das Dorf Haschbach selbst verblieb zunächst beim Herzogtum Zweibrücken, kam  aber durch den so genannten Meisenheimer Abschied vom 1. August 1600 ebenfalls zur neuen Grafschaft Veldenz. "Im August aber errichtete unser Fürst [Johannes I. von Pfalz-Zweibrücken] zwei Verträge mit dem Sohne Georg Hannsens, dem Pfalzgrafen Georg Gustav von Veldenz; in dem ersten überließ er demselben die Mühlen zu Mühlbach und Oberstaufenbach, zwei Wäldchen Hochwald und Steinchen geheißen, dann die Dörfer Hasbach und Stegen, sowie viele Leibeigene und bestimmte Frohnden, wofür er dessen Teil an Alsenz, das Dorf Reichartsweiler, den Veldenzer Teil am Zehnten im Stolzenberger Thale nebst vielen Leibeigenen tauschweise bekam." (Lehmann 1867 S. 399) Der 30-jährige Krieg und die Kriege des französischen Königs Ludwig XIV. forderten große Opfer, und zeitweise wird das Dorf fast menschenleer gewesen sein. Durch Zuwanderungen stiegen die Einwohnerzahlen wieder an. Die neue Pfalzgrafschaft Veldenz erlosch 1694 mit dem Tod des Pfalzgrafen Leopold Ludwig. Es entspann sich ein Streit um die Nachfolge zwischen der Pfalzgrafschaft Zweibücken und der Kurpfalz, der im Marburger Vertrag von 1731 (Successionsvertrag) zu Gunsten der Kurpfalz entschieden wurde. Damit gehörte das Dorf Haschbach mit Burg und Kirche bis zur Besetzung des Landes durch die Truppen der französischen Revolutionsarmee zum Besitz der Kurpfalz. 

 

Während des 18. Jahrhunderts, genannt schon 1590, bestand unterhalb des Klosters und der Burg auf dem Remigiusberg das Remigiusberger Hofgut im Besitz des Hauses Remigiusberg, also der Pfalzgrafen von Veldenz-Lichtenstein und ab 1731 der Kurfürsten von der Pfalz, das nach und nach, nicht immer ohne Verdruss, an unterschiedliche Beständer vergeben wurde. Zur Zeit der großen Revolution zog die französische Regierung allen Fürstenbesitz als Nationalgut ein. Das Hofgut wurde an Privatleute verkauft, hatte jedoch keinen langen Bestand mehr, wurde im Urkataster zur bayerischen Zeit nur noch als Ruine genannt. (Vgl. Zenglein 2004)

 

Während der Annektion des linksrheinischen Deutschlands durch Frankreich gehörte der Ort innerhalb der Französischen Republik und im Kaiserreich Napoleons im Saardepartement zu dem Arrondissement Birkenfeld, zu dem Canton Kusel und zur Mairie Quirnbach. Nach der Vertreibung der Franzosen kam Haschbach ab 1816 innerhalb des Königreiches Bayern zu dem Landkommissariat (Kreis) und Kanton Kusel und gehörte nun zu einer Bürgermeisterei, die auch nach der bayerischen Zeit je nach dem Wohnort des Bürgermeisters ihren Sitz zeitweise in Godelhausen und zeitweise in Theisbergstegen hatte. In den Jahren von 1945 bis 1949 war Haschbach selbst Sitz des Bürgermeisteramtes. Durch die Regional- und Verwaltungsreform von 1968 kam der Ort 1972 als selbstständige Ortsgemeinde zu der Verbandsgemeinde Kusel im Landkreis Kusel des Landes Rheinland-Pfalz.

0.8.Wahlergebnisse in Prozent, Bundestag Zweitstimmen

SPDKPDBVPDVPNSDAPBauern
Sept. 1924552,26626,6------
Mai 192830,62,340,56,40,6---
Sept. 193012,010,050,0 2,011,313,3
März 19337,422,5------31,7---
LT 2001
SPDCDUFDPGrüneRep.NPDFWG
58,7325,062,285,574,563,04,0
LT 2006
SPDCDUFDPGrüneLinkeRep.FWSonstige
56,921,65,43,61,22,41,27,8
LT 2011
SPDCDUFDPGrüneLinkeRep.FWSonstige
50,419,81,314,55,11,31,36,2
BT 2002
SPDCDUFDPGrüneRep.PDSTiersch.NPDSchill
56,427,15,66,71,50,50,52,01,0
BT 2005
SPDCDUFDPGrüneLinkeSonst.
46,624,55,97,610,84,7
BT 2009
SPDCDUFDPGrüneLinkeSonst.
35,724,37,89,614,97,7
BT 2013
SPDCDUFDPGrüneLinkeSonst.
44,729,31,96,88,48,9

0.9.Zeittafel

vor Chr.Besiedlung der Landschaft in der späten Jungsteinzeit, Funde aus der Römerzeit in den Nachbarorten
11. Jhd.Mögliche Entstehung des Dorfes Haschbach am Remigiusberg
um 1000Bau einer hölzernen Burg auf dem Remigiusberg, die später abgerissen wurde
1112Begründung der Grafschaft Veldenz durch Graf Gerlach I.
1127Erste Hinweise auf das Kloster auf dem Remigiusberg
1249Ersterwähnung des Dorfes in einer Urkunde Ottos III.
1260Bau der Sankt Michelburg
1444Pfalzgrafschaft (Herzogtum) Zweibrücken
1543Gründung des Grafschaft Pfalz-Veldenz mit der Residenz Lauterecken, Pfalzgraf Ruprecht residiert zunächst auf dem Remigiusberg
um 1585Nennung der Wüstung Wetzenhausen
1600Im Meisenheimer Abschied wird Haschbach an Pfalz-Veldenz übergeben
1635Während des Dreißigjährigen Krieges beginnen die Gebäude der Michelsburg und des Klosters auf dem Remigiusberg zu verfallen, das Kloster wird vorübergehend von Benediktinermöchen besetzt
1681Nach dem Tod des Pfalzgrafen Ludwig Theobald Auflösung von Pfalz-Veldenz-Lützelstein
1733Durch den Marburger Vertrag kommt Veldenz-Lützelstein an die Kurpfalz
1745Begründung einer katholischen Kirchengemeinde Theisbergstegen mit der Kirche auf dem Remigiusberg als Gemeindekirche
1796Während der Französischen Revolution wird die Kirche auf dem Remigiusberg geplündert
1801Haschbach während der Französischen Revolution und in der Napoleonszeit im Departement Saar, Arrondissement Birkenfeld, Kanton Kusel, Mairie Quirnbach
1817Bayerischer Rheinkreis, Landkommissariat und Kanton Kusel, Bürgermeisterei Godelhausen, Zuwendung des bayerischen Königshauses zur Renovierung der Kirche auf dem Remigiusberg
1868Eröffnung des Haschbacher Steinbruchs
1946Land Rheinland-Pfalz
1968Territorial- und Verwaltungsreform in Rheinland Pfalz, in deren Verlauf Haschbach 1972 als Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Kusel eingeordnet wird
1975Im Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" wird H. in der Hauptklasse 2. Kreissieger, 1. Bezirkssieger und 2. Landessieger
1976In der Sonderklasse 1. Kreissieger, 4. Bezirkssieger und Silberplakette des Landes
1977Kreissieger, 2. Bezirkssieger, Goldplakette des Landes, Silberplakette der Bundesrepublik
19791. Kreissieger, Ehrenurkunde des Bezirks Pfalz
19801. Kreissieger, Ehrenurkunde des Bezirks Pfalz

0.10.Religiöse Verhältnisse

Erinnerung an einen Missionar

Während der Ort wie alle Orte des Remigiuslandes an das Kloster auf dem Remigiusberg Abgaben zu leisten hatte, so gehörte es dennoch nach der kirchlichen Organisation zur Diözese Mainz. Das Kloster auf dem Remigiusberg als ein Besitz des Bistums Reims und später des Klosters Saint Remi in Reims entstand erst in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts und hatte allzeit große Schwierigkeiten, sich gegen die weltliche Herrschaft zu behaupten. In der Reformationszeit übernahmen die Bewohner von Haschbach nach dem Grundsatz "cuius regio eius religio" wie alle Bewohner des Herzogtums Zweibrücken das lutherische Bekenntnis. 1550 verkaufte das Kloster Saint Remi unter seinem Abt Robert von Lenoncourt das Remigiusland zu einem Preis von 8500 Rheinischen Gulden an das Herzogtum Zweibrücken. Damit wurde das Kloster säkularisiert. Der letzte Propst des Klosters, Johannes Peuchet war bereits 1520 verstorben. Dieser hatte einen unehelichen Sohn mit gleichem Namen, der als lutherischer Pfarrer in Baumholder und in Kusel amtierte.

 

Die Kirche auf dem Berg, die schon zu Zeiten der früheren Grafen von Veldenz als Grablege favorisiert war, blieb erhalten, und nun wurden hier auch Mitglieder dieser neuen Grafschaft Pfalz-Veldenz beigesetzt. Während des Dreißigjährigen Krieges zogen vorübergehend Benediktinermönche in das Kloster ein. Danach begannen die Gebäude zu verfallen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg und während der Kriege des französischen Königs Ludwigs XIV., vor allem aber nach 1713, als Pfalz-Veldenz zur Kurpfalz gekommen war, breitete sich auch im Dorf Haschbach wieder der römisch-katholische Glaube aus. Die Kirche auf dem Remigiusberg wurde 1724 den Katholiken zugesprochen, 1744 entstand die eigenständige Pfarrei St. Remigius Remigiusberg. Die Unterhaltung der Kirche verursachte große Ausgaben, weswegen schon vor der Französischen Revolution einige Zinksärge aus der fürstlichen Gruft in der Propsteikirche verkauft wurden, damit Renovierungsmaßnahmen durchgeführt werden konnten. Vollkommen zerstört wurde die Grablege jedoch zur Zeit der Französischen Revolution. In neuester Zeit wurde mit gewissem Erfolg versucht, die zusammengehäuften Gebeine wieder zu ordnen und zu identifizieren. Unter den Königen von Bayern wurde die Kirche renoviert und zur Gemeindekirche der katholischen Kirchengemeinde Theisbergstegen bestimmt. Katholische und evangelische Bewohner von Haschbach gehören heute zu den entsprechenden Kirchengemeinden in Theisbergstegen und zu den entsprechenden Dekanaten von Kusel. 

0.11.Bewohner

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts lebten die Bewohner des Ortes zum Großteil von der Landwirtschaft, wenn es auch zuvor schon viele Arbeiter gab, z. B. Bergleute. Mit dem Aufkommen der Industrie, in dieser Gegend vornehmlich der Steinbruchindustrie gegen Ende des 19. Jahrhunderts, änderte sich die soziale Struktur beständig. Aus dem Bauerndorf Haschbach wurde ein Steinarbeiterdorf, in dem viele Arbeiter noch lange die Landwirtschaft im Nebenerwerb betrieben, scherzhaft als "Steinarbeiterbauern". Inzwischen ist auch die Steinindustrie rückläufig und benötigt wegen der Rationalisierungsmaßnahmen immer weniger Arbeiter. So ist abzusehen, dass in Haschbach zukünftig weder Bauern noch Steinarbeiter leben werden. Von 70  landwirtschaftlichen Betrieben im Haupt- und Nebenerwerb des Jahres 1950 sind keine übrig geblieben, sie wurden alle geschlossen oder stillgelegt. Während früher auch Arbeiter von auswärts in dem Steinbruch von Haschbach ihr Brot verdienten, müssen heute die Haschbacher selbst zunehmend in anderen Orten zur Arbeit gehen, sie pendeln aus nach Kusel und Kaiserslautern, mitunter in noch weiter entfernte Industrieorte. Indessen bleiben im Ort selbst nur geringe Erwerbsmöglichkeiten, da auch Dienstleistungen zumeist außerhalb des Ortes in Anspruch genommen werden. Heute gilt der Orts als eine ländliche, aufstrebende Wohngemeinde, bedingt durch die gute Wohnqualität vor Ort, aber auch durch die Nähe zur Stadt Kusel. Die Einwohnerzahlen zeigen seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts eine durchweg ansteigende Tendenz, die sich bis hin zum Jahr 2000 fortgesetzt hat. Gegenwärtig scheint eine Stagnation zu bestehen, doch es ist fraglich, wie lange sie anhält.

Ein Seitenschiff der Kirche besteht nicht mehr

0.12.Einwohnerzahlen

182518351871190519391961199820032008
gesamt271297307382546618775707715
katholisch94 224
evangelisch177 372
andere 22

0.13.Schule, Kultur, Vereine

0.13.1.Schule

Schulhaus

Erste Ansätze zur Einrichtung einer Schule im frühen 17. Jahrhundert konnten vor allem durch die Schreckensereignisse des 30-jährigen Krieges nicht verwirklicht werden. Durch die Eingliederung des Ortes in die Grafschaft Pfalz-Veldenz besitzen wir nur wenige Nachrichten aus der Zeit vor dem 19. Jahrhundert. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts erhalten wir neue Nachrichten über das Schulwesen in Haschbach. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts besuchten die Schüler den Unterricht in Theisbergstegen. Ein erstes Schulhaus in Haschbach entstand 1821, indem ein Wohnhaus von der Gemeinde gekauft und dann als Schulhaus genutzt wurde. Ein eigenes Schulhaus ließ die Gemeinde um 1878 bauen mit einem Klassenraum und mit einer Lehrerwohnung, Stall und Scheune. Zu jener Zeit diente die Landwirtschaft dem Lehrer als Nebenerwerb. Erst 1928 entstand ein Schulhaus, das seinen Namen wirklich verdiente, es bestand aus zwei Klassenräumen mit zentraler Heizung, und auch ein Volksbad wurde in dem Gebäude untergebracht. Erster bekannter Lehrer war von 1821 bis 1837 Georg Adam Klensch. In der Nachfolgezeit sind alle Lehrer im Schultagebuch namentlich aufgeführt. Einige wurden über den Ort hinaus bekannt. Den Friedrich Forster, Lehrer in Haschbach von 1843 bis 1850, zog die bayerische Regierung wegen seiner Teilnahme an dem Pfälzischen Aufstand von 1849 zur Rechenschaft. Fritz Kleinschmidt (1926-1929) betreute als ein bekannter Heimatforscher für lange Zeit das Stadt- und Heimatmuseum in Kusel. Hans Moster (1937-1939) betreute nach dem Zweiten Weltkrieg die bekannten "Pfälzer Weinkehlchen". Hermann Cassel, Verfasser einer Abhandlung über die Schule in Haschbach, kam 1947. Er bewarb sich 1966 erfolgreich um die Rektorstelle an der neu gebildeten Hauptschule in Altenglan. Zu dieser Zeit wurde die Schule Haschbach geschlossen, die Schüler besuchen seitdem die Grund- und Hauptschule in Kusel. In der kreisstadt stehen auch alle anderen Arten der weiterbildenden Schulen zur Verfügung, ebenso eine Schule für Lernbehinderte und eine Schule für Geistigbehinderte. Zeitweise nutzte die Grundschule Kusel die Klassenräume in Haschbach für ausgelagerten Unterricht. Inzwischen ist aus dem Schulhaus in ein Dorfgemeinschaftshaus geworden. 

0.13.2.Kultur und Brauchtum

Klosterkirche, erneuerte Westfassade

Kultur  

Die örtlichen Vereine können als die Kulturträger des Ortes gelten. Allerdings steht auch das umfangreiche kulturelle Angebot der nur drei Kilometer weit entfernten Kreisstadt Kusel zur Verfügung mit Konzerten und Theatervorstellungen, Veranstaltungen der Volkshochschule, Kreisbücherei usw. 

 

Brauchtum

Das Dorf feiert die "Kerb" am dritten Wochenende im Juli. Früher fand das Fest in zwei Tanzsälen statt, heute wird in einem großen Zelt gefeiert. Noch immer ziehen die Straußbuben, heute zusätzlich auch Straußmädchen, durch das Dorf, stellen den Kerwestrauß auf und halten die Straußrede. 

 

0.13.3.Vereinswesen

Folgende Vereine bestehen vor Ort: Der Angelsportverein, der seine Aktivitäten an einem Weiher des früheren Steinbruchs ausübt, der FCK-Fan-Club "Belzekäppcher", der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr, der Freizeitclub, die katholische Frauengemeinschaft der Pfarrei Remigiusberg, der Landfrauenverein, der nicht mehr aktive Männergesangverein "Frohsinn", der Obst- und Gartenbauverein, der SPD-Ortsverein, der Sportverein, die VdK-Ortsgruppe Haschbach - Theisbergstegen.

0.14.Gesundheits- und Sozialwesen

Feuerwehrhaus

Allgemeinärzte und Spezialärzte werden normalerweise in Kusel aufgesucht. Nächstes Krankenhaus ist das Westpfalzklinikum II in Kusel.

 

0.14.1.Wirtschaft und Verkehr

Die ursprünglich vorherrschende Landwirtschaft im Ort spielt für das Erwerbsleben heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Früher arbeiteten vereinzelt Bewohner des Ortes in den Bergwerken der Umgebung, seit dem Emporkommen der Steinindustrie am Dimpel in Rammelsbach und am Remigiusberg dominierten die Steinbrucharbeiter. Im Bereich der Gemarkung Haschbach bestanden drei Hartsteinbrüche, von denen einer im Besitz der Gemeinde war. Der älteste Bruch links der Straße nach Theisbergstegen wurde 1868 von einem Lehrer eröffnet und gelangte später in den Besitz mehrerer Privatfirmen. Zu dem Bruch gehörte ein Brechwerk und bis 1954 eine Seilbahn als Verbindung zu dem Bahnhof von Theisbergstegen. In dieser Zeit waren fast hundert Mitarbeiter aus Haschbach und Umgebung beschäftigt. Um 1950 wurde dieser Steinbruch geschlossen. Der gemeindeeigene Steinbruch auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurde 1877 eröffnet und hatte um 1938 sogar 130 Mitarbeiter. In diesem Bruch wurde die Arbeit bald nach dem Zweiten Weltkrieg eingestellt. Im Gelände hat sich ein Weiher gebildet. Der dritte Steinbruch wurde von 1902 bis 1930 auf der Höhe des Remigiusberges zwischen der Kirche und der Michelsburg betrieben. Dieser Bruch musste 1930 aus Gründen des Denkmalschutzes schließen. Haschbach liegt an der Verbindungsstraße Kusel - Theisbergstegen. Diese beiden jeweils drei Kilometer weit von Haschbach entfernten Orte sind zugleich Bahnstationen der Linie Kusel – Landstuhl - Kaiserslautern. Die Autobahnauffahrt Kusel liegt etwa 5 Kilometer weit von dem Ort entfernt.

 

0.15.Nachweise

Verfasser: Alfons Königstein

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Bast, Albert: Die Baugeschichte der Propsteikirche auf dem Remigiusberg, in: Königstein 1999, S. 84-89.
  • Cappel, Hermann: Geschichte der Schule in Haschbach a. R., in: Königstein 1999, S. 32-39.
  • Dick, Helmut und Schöpper, Erwin: Entstehung und Entwicklung der Pfarrei Remigiusberg, in: Westricher Heimatblätter Jg. 28, Kusel 1997, S. 4-24.
  • Dick, Helmut und Schöpper, Erwin: Das Haus Remigiusberg Jg. 29, in: Westricher Heimatblätter Jg. 29, Kusel 1998, S. 170-179.
  • Dick, Helmut und Schöpper, Erwin: Zur Geschichte der protestantischen Kirchengemeinde Theisbergstegen, in: Westricher Heimatblätter Jg 32, Kusel 2001, S. 4-32.
  • Dick, Helmut und Schöpper, Erwin: Aspekte zur Baugeschichte der Propstei und der Michaelsburg auf dem Remigiusberg, in: Westricher Heimatblätter Jg. 33, Kusel 2002, S. 148-187.
  • Emrich, Karl: 125 Jahre Steinabbau auf der Ostseite des Remigiusberges, in: Westrichkalender Kusel 1988, S. 56-65.
  • Falk, Lotar [u. a.]: Der Remigiusberg in der Westpfalz, Natur - Landschaft - Geschichte, Bad Dürkheim 1984.
  • Fell, Hans: Remigiusberg, in: Die Männer- und Frauenklöster der Benediktiner in Rheinalnd-Pfalz, St. Ottilien 1999.
  • Königstein, Alfons: 1850 Jahre Haschbach am Remigiusberg, Haschbach 1999.
  • Propst, Stephan: Geschichte der Gruft auf dem Remigiusberg, in: Königstein 1999, S. 90-93.
  • Schworm, Ernst: Remigiusland und Remigiusberg, in: Westricher Heimatblätter Jg. 33, Kusel 2002, S. 188-191.
  • Schworm, Ernst: Remigiusberg und Burg Lichtenberg, in. K.H. Rothenberger u. a. Pfälzische Geschichte Band 1, Kaiserslautern 2001, S. 244-247.
  • Wendel, Kurt-Helmut: Die Kirchengemeinden, in: Königstein 1999, S. 97-100.
  • Wendel, Kurt-Helmut: Landwirtschaft und Steinbrüche im „Steinarbeiterbauerndorf“ Haschbach, in: Königstein 1999, S. 32-39 und S. 101-108.
  • Wendel, Kurt-Helmut: Die öffentlichen Einrichtungen in der Gemeinde, in: Königstein 1999, S. 109-112.
  • Zenglein, Dieter: Und ist kein Pfalzwind hier zu finden - Das Hofgut Remigiusberg, ein vergessener Aspekt zur Wirtschaftsgeschichte des Kuseler Landes, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz (Band 102), Speyer 2004, S. 173-206.