Oberweiler im Tal in der Pfalz

Oberweiler im Tal

0.1.Oberweiler im Tal

Zwischen Königsberg und Herrmannsberg

Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Wolfstein

Einwohner (2005): 203  

Einwohner (2007): 166 

Einwohner (2010): 146

Gemarkung: 461 ha, davon 108 ha Wald und ca. 10 ha Siedlungsfläche.

0.2.Lage

Der Ort liegt im Eßweiler Tal in etwa 205 Metern über NN vor der Kulisse des Königsbergs hinter einer Engstelle des Tales, in der das Wasser des Talbaches (Jettenbachs) mit großem Gefälle dem flacheren Talgrund entgegenfließt. Im Bereich der Gemarkung von Oberweiler erreichen die Ausläufer des 568 Meter hohen Königsbergs Höhen von mehr als 500 Metern. Die Berge links des Tals, die zur Kuppe des 536 Meter hohen Herrmannsberges hin ansteigen, erreichen im Bereich Oberweiler Höhen von etwa 350 Metern.

0.3.Siedlung und Wohnung

Der Ort liegt im Eßweiler Tal an der Landesstraße L 372, die hier auf der linken Seite des Baches in Nord-Südrichtung verläuft. Es handelt sich um ein Straßendorf mit wenigen Abzweigungen von der Hauptstraße her in kleine Seitentäler mit einer verhältnismäßig lockeren Bebauung, die sich im nördlichen Teil des Dorfes ein wenig verdichtet. Hier hat sich während des 19. Jahrhunderts auch rechts des Baches ein kleiner Besiedlungsbereich herausgebildet. Insgesamt kam es während der letzten hundert Jahre zur keiner wesentlichen Erweiterung des Siedlungsgebietes. Ehemalige Bauernhäuser tragen oft noch die Merkmale des Einfirsthauses, das auch als Quereinhaus bezeichnet wird. Der Friedhof liegt im Norden des Dorfes links der Straße. Im Süden, westlich der Straße zum steilen Bachufer hin und teilweise schon auf der Gemarkung von Eßweiler, stehen die Ruinen der Sprengelburg (auch Springeburg), die einst Sitz der Herren von Mühlenstein als Vasallen der Rheingrafen von Grumbach war.

Brücke über den Talbach

0.4.Wüstungen

Ein Ort Huntwilre, der in einer Urkunde aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts genannt wird, lag möglicherweise im Bereich der Gemarkung Oberweiler im Tal. Nach Dolch/Greule könnte die Ortsbezeichnung vorübergehend für eine andere untergegangene Siedlung im Eßweiler Tal angewandt worden sein. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelte es sich (wie im Falle Hundheim) um den des Sitz des Hun, der als Untervogt für das ganze Tal eine herrschaftliche Funktion ausübte. Mit größerer Sicherheit ist ein ehemaliger Ort Neidecken in der Gemarkung von Oberweiler zu suchen. Über diesen Ort heißt es bei Johannes Hofmann: "Zwischen den beiden Gründen Kraulsbach und Zörnberg auf jenseit des Hermannsbergs liegt ein großes Hofgut, darauf die alten Mühlensteiner Junkern von Springenburg ein Hof und Schaffnerei gehabt, Neydeks genannt. Die alten Mauern, da dieser Hof gestanden, sieht man noch in den Hecken daselbst." (Lißmann o. J. S. 125) Der Name dieses Hofes erscheint auch in einer Urkunde aus der Zeit um 1400 in den Veldenzer Kopialbüchern.  

0.5.Name

Bestimmungswort ist die Bezeichnung Ober-, die hier im Zusammenhang mit einem anderen Weilerort (Hinzweiler) als der oberhalb gelegene Ort genannt wird. Das Grundwort Weiler kommt, mit Ausnahme von Hundheim, in allen anderen Ortsnamen des Eßweiler Tales vor und gibt keinen sicheren Hinweis auf die Zeit, in der das Dorf gegründet wurde. Bei der ersten Erwähnung in einer Urkunde aus dem Jahre 1290 ist der Ort als Oberwiller bezeichnet. Die heutige Namensform erscheint bereits 1588. Die Bezeichnung Oberweiler im Tal als Gegensatz zu Oberweiler-Tiefenbach kam in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf.

0.6.Wappen

Das Wappen von Oberweiler im Tal wird bei Debus folgendermaßen beschrieben: "Unter goldrotem Zickzackschildhaupt in Gold, über einer wachsenden roten Zinnenburg mit rotem Zinnenturm eine rote Geißel."  (Debus 1988 S. 174) Dieser Ausbildung des Wappens liegen alte Gerichtssiegel zu Grunde. Das Gebäude im unteren Bereich des Wappens weist auf die Sprengelburg hin, von der aus einst das gesamte Eßweiler Tal beherrscht wurde. Das Wappen wurde 1983 durch die Bezirksregierung von Rheinhessen-Pfalz genehmigt.

0.7.Abriss der Ortsgeschichte

0.7.1.Frühgeschichte

Nach zahlreichen vorgeschichtlichen Funden in der weiteren Umgebung von Oberweiler ist anzunehmen, dass  die direkte Umgebung des Ortes ebenfalls während der Bronze- und der Eisenzeit, vielleicht auch schon während der jüngeren Steinzeit bewohnt war. Über bestimmte Funde im Bereich der Gemarkung von Oberweiler ist derzeit nichts bekannt. Auch zur Römerzeit war die weitere Umgebung des Ortes bewohnt. In der Beschreibung des Eßweiler Tals durch Johannes Hofmann im Jahre 1595 lesen wir: „In der Oberweiler Gemarken auf der rechten Seite gegen den Königsberg, auf der Huben genannt, hat man vor Jahren kupferne Münzen gefunden und liegt ein Feld daselbst voller Stücke von gebrannten oder gehauenen Steinen, also wohl vermutlich, daß etwa daselbst ein groß Gebäu gestanden.“ (Lißmann  S. 134) Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass damit der Standort einer ehemaligen gallo-römischen villa rustica umschrieben wurde.   

0.7.2.Mittelalter

Oberweiler teilt weitgehend die mittelalterliche Geschichte aller Dörfer des Eßweiler Tals, die in vieler Hinsicht eine Einheit bildeten. Neben Oberweiler selbst handelte es sich ursprünglich um Hundheim (Neuenglan), Hachenbach, Nerzweiler, Aschbach, Horschbach, Oberweiler, Elzweiler, Eßweiler und die inzwischen untergegangenen Dörfer (Wüstungen) Letzweiler, Niederaschbach, Nörweiler, Mittelhofen, Zeizelbach, Füllhof, Neideck und Lanzweiler. Sicher ist, daß diese Dörfer in dem freien Reichsland um die Königsburg Lautern lagen. Sie wurden irgendwann, wahrscheinlich erst in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts, dem Grafen Hererich übergeben. Mit Sicherheit übergab dieser Hererich 870 das gesamte Eßweiler Tal dem Kloster Prüm. Geistlicher Mittelpunkt dieses Gebietes war zunächst die Hirsauer Kirche bei Hundheim. Der Ort Hundheim an der Mündung des Talbaches in den Glan trug zu dieser Zeit noch den Namen Glena oder Glan, wohl Neuenglan (Nieuwen Glena) im Gegensatz zu Altenglan (Gleni). Dieses Glena wurde Sitz eines „Hun“ oder „Hund“, der als Untervogt das Gebiet für die geistliche Herrschaft verwaltete. Im ausgehenden 12. oder im beginnenden 13. Jahrhundert verlor die Abtei Prüm dieses Gebiet am Glan. Es wurde jedenfalls nach 1222 in den Urkunden des Klosters Prüm nicht mehr erwähnt. Oberste Lehnsherren über das Gebiet wurden nun die Kurfürsten von der Pfalz, die zunächst der Wild- und Rheingrafschaft die hohe Gerichtsbarkeit überließen und insgesamt 14 Lehnsherren Rechte im Eßweiler Tal einräumten. Bei diesen Lehensherren handelte es sich um den Junker Mühlenstein von Grumbach als dem Vasallen der Rheingrafen, um die Pfalzgrafschaft Zweibrücken, um die Klöster Offenbach, Remigiusberg, Tholey und Enkenbach und die Johanniterkommende Sulzbach, um die Kirchen von Zweibrücken, St. Julian und Hinzweiler (Hirsau), um den Stangenjunker von Lauterecken, um die Blick von Lichtenberg, um die Herren von Mauchenheim und um die Herren von Mickelheim.

Indem die Wild- und Rheingrafen von Grumbach die Hochgerichtsbarkeit ausübten, galten die Herren von Mühlenstein als rheingräfliche Vasallen im Eßweiler Tal als die Stellvertreter ihrer Lehnsherren. Die Mühlensteiner lebten auf der Sprengelburg. Landläufig ist unter diesem Namen der Sitz über ein Gebiet oder einen Sprengel zu verstehen. Bei Johannes Hofmann wird die Burg als Springeburg bezeichnet. Hermann und Johann von Mühlensteiner werden in einer Reihe von veldenzischen Urkunden zwischen 1377 und 1439  genannt. (Vgl. Pöhlmann 1928) Wahrscheinlich galten diese Mühlensteiner im 15. Jahrhundert als Raubritter, denn nach einem Bericht von Johannes Hofmann lagen sie wegen Behinderung des Handels mit der Stadt Straßburg in Fehde. „Die oft genannten Mühlsteiner Junker sind der Stadt Straßburg Feinde geworden ... die feindseliger Weise über Land und in den Städten angriffen und auf sie gewaltiglich geraubet, ihnen großen Schaden zugefügt und sie an ihrer Kaufmannschaft und anderer Hantierungen merklich verhindert, als sie nun der Stadt Straßburg großen Abbruch und viel Leids getan.“ (Lißmann S. 127) Nach dem weiteren Bericht von Hofmann hatten die Straßburger durch eine List in die Burg eindringen und sie zerstören können. Diese Zerstörung soll sich vor dem Jahr 1415 ereignet haben. (Vgl Marschall 1982) Somit dürfte die Sprengelburg seit dem frühen 15. Jahrhundert eine Ruine sein. 1977/78  wurde die Ruine unter der Leitung des amerikanischen Historikers Thomas E. Higel freigelegt und vermessen. Bei den Ausgrabungen wurden u. a. das Skelett einer Frau sowie Schmuckstücke gefunden.

Weiter wird bei Hofmann berichtet, die noch junge Witwe des  letzten Mühlensteiners habe einen Herrn Cratz von Scharfenstein geheiratet. Die Cratz von Scharfenstein übten in den folgenden Jahrhunderten eine ähnliche Funktion wie die Herren von Mühlenstein aus, residierten jedoch in dem so genannten Oberhof bei der Hirsauer Kirche. Offensichtlich unterhielten die verschiedenen Lehensherren unterschiedliche Verwaltungssitze. Die Grafen von Veldenz als Lehensherren der "armen Leute" des Tals (ab 1444 die Pfalzgrafen von Zweibrücken) erwählten Nerzweiler als ihren Amtssitz. Der Nachbarort von Hinzweiler wurde zwischen 1350 und 1451 in Urkunden stets als Sitz des "Nerzweiler Amtes" genannt. Graf Friedrich III. von Veldenz bewidmete seine Ehegattin Margarethe von Nassau-Saarbrücken mit diesem Nerzweiler Amt. Nach 1451 erscheint wieder Hundheim als einziger Amtssitz. Hinzweiler selbst erhielt 1451 eine eigene Kirche und wurde an Stelle von Hirsau Mittelpunkt des Kirchspiels im Eßweiler Tal. Die Abhängigkeit von einer Vielzahl von Lehensherren ließ offensichtlich größere Freiheiten walten als in anderen Gebieten, in denen einheitliche Macht- und Regierungsverhältnisse vorherrschten. Rechtliche Fragen innerhalb des Eßweiler Tals regelten eine Reihe von Weistümern, die schon im Mittelalter gültig waren, aber erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts aufgeschrieben wurden. Sie sind erhalten geblieben und gelten heute als Musterbeispiele für mittelalterliche Rechtsprechung. Es handelte sich um ein Gerichts- und Grenzweistum, um ein Kanzelweistum, um ein Huberweistum und um ein Gemeindeweistum.

Im Jahre 1481 wird Oberweiler im Zusammenhang mit einem Streit erwähnt, den Pfalzgraf (Herzog) Ludwig I. mit dem Grafen Johannes vom Stein auszutragen hatte. Ludwig hatte mehrere Kriege gegen Friedrich von der Kurpfalz geführt, wobei auch Landschaften in Mitleidenschaft gezogen wurden, die damals nicht unmittelbar zu dem  Besitz der Pfalzgrafschaft Zweibrücken gehörten, wie das Eßweiler Tal. Offensichtlich wurden auch Oberweiler und St. Julian bei diesen Auseinandersetzungen zerstört. Der Graf vom Stein forderte Schadensersatz. In Verhandlungen legten die beiden Parteien jedoch fest, daß Ludwig keinen Schadensersatz in Geld leisten müsse, dafür aber Schloss Bundenbach und Hahnweiler dem Grafen vom Stein als Lehen überlassen sollte. (Vgl. Lehmann 1867 S, 163)

0.7.3.Neuzeit

1526 bereits wurde im Eßweiler Tal die Reformation eingeführt. Im Verlauf des 16. Jahrhunderts wütete die Pest im Eßweiler Tal, und die Dörfer wurden entvölkert. In Oberweiler selbst lebten 1575 nur noch 15 Menschen. Hinsichtlich der herrschaftlichen Verhältnisse kam es im Jahr 1595 zu einer Änderung. Die Hochgerichtsbarkeit, die bis dahin bei den Wild- und Rheingrafen lag, ging an die Pfalzgrafen (Herzöge) von Zweibrücken über. Als Gegenleistung dafür überließ Pfalzgraf Johannes I. von Zweibrücken den Rheingrafen das Dorf Kirchenbollenbach bei Idar-Oberstein. Damit waren Hochgerichtsbarkeit und niederes Recht in einer Hand vereinigt, wenngleich auch die genannten 14 Lehnsherren nach wie vor ihre eigenen Rechte geltend machen konnten.

1614 tauschte Pfalzgraf (Herzog) Johannes II. von Zweibrücken seine Leibeigenen in Teschenmoschel ein gegen Leibeigene des Freiherrn Johann Gottfried von Sickingen in Schallodenbach, die diesem im Eßweiler Tal hörig waren. Auch im Dreißigjährigen Krieg hatte Hinzweiler zu leiden. Einzelheiten liegen uns nicht vor, aber allgemein überlebten in den Dörfern der weiteren Umgebung nur wenige Menschen Krieg, Hungersnot und Pest. Auch in den Kriegen des Sonnenkönigs Ludwig XIV. wurden die Dörfer wieder heimgesucht. Eine neue grundsätzliche Änderung hinsichtlich der territorialen Zugehörigkeit erfolgte 1755. Jetzt übergab Pfalzgraf (Herzog) Christian IV. das Kloster Offenbach mit den Dörfern Hundheim, Nerzweiler, Hinzweiler; Oberweiler, Ober- und Niederaschbach sowie die Hirsauer Kirche an die Rheingrafen von Grumbach, die bis 1595 in diesen Dörfern die Hochgerichtsbarkeit ausgeübt hatten. Oberweiler bleib nun in der Rheingrafschaft bis zum Zusammenbruch der alten Feudalherrschaft zur Zeit der Französischen Revolution.

0.7.4.Neueste Zeit

Während der Zeit der Französischen Revolution und in der Regierungszeit des Kaisers Napoléon wurde das linksrheinische Deutschland von Frankreich annektiert. Oberweiler kam in dem Departement Mont Tonnerre zum Arrondissement Kaiserslautern, zum Canton Wolfstein in der Mairie Eßweiler. Nach dem Sieg über Kaiser Napoléon entstand durch den Wiener Kongress nach einer gewissen Übergangszeit der Rheinkreis des Königreichs Bayern, die spätere Bayerische Rheinpfalz. Oberweiler gehörte nun zum Kanton (Distrikt) Wolfstein im Landcommissariat (Bezirksamt, Landkreis) Kusel. Weitere Veränderungen ergaben sich durch die Regional- und Verwaltungsreform von 1968. Die Ortsgemeinde Oberweiler im Tal gehört seitdem innerhalb des Landkreises Kusel zur Verbandsgemeinde Wolfstein.

Blick über die Gärten zum Herrmannsberg

0.8.Wahlergebnisse in Prozent, bis 1933 in einer Auswahl, Bundestag Zweitstimmen

SPDKPDDNVPDVPNSDAP
Reichstag 192819,32,428,9122,4
Reichstag 193031,11,4 1,42,7
Reichstag 19339,6---------87,5
SPDCDUFDPGrüneLinke
Landtag 200152,423,88,61,9---
Landtag 200652,725,811,81,14,3
Landtag 201144,232,6---10,57,0
Bundestag 200254,335,25,73,8---
Bundestag 200544,927,09,06,79,0
Bundestag 200929,331,311,1---24,2
Bundestag 201323,937,54,54,520,5

0.9.Zeittafel

VorgeschichteFunde aus den verschiedenen vorgeschichtlichen Epochen in der weiteren Umgebung des Ortes
RömerzeitRömerzeitliche Funde im Bereich der Gemarkung in älteren Quellen erwähnt
Frühes MittelalterHinzweiler wird innerhalb des Königslands gegründet. 870 Übergabe an das Kloster Prüm durch den Edlen Hererich
ab 1222In den Urkunden von Prüm wird der Besitz Glena für das Eßweiler Tal nicht mehr erwähnt
1290Ersterwähnung von Oberweiler im Tal als "Oberwiller"
um 1350Verpfändung des Eßweiler Tals an die Kurpfalz, die das Gebiet in der Hochgerichtsbarkeit an die Wildgrafen vergibt, außerdem den sogenannten 14 Lehensherren, vor allem auch der Grafschaft Veldenz, Rechte und Einkünfte gewährt. Hinzweiler gehört zum Amt Nerzweiler
1444Oberweiler in der Pfalzgrafschaft Zweibrücken
1595Die hohe Gerichtsbarkeit geht an die Pfalzgrafschaft Zweibrücken
1614Pfalzgraf Johannes II. von Zweibrücken tauscht seine Leibeigenen in Teschenmoschel gegen die Leibeigenen des Freiherrn Johann von Sickingen im Eßweiler Tal ein
1755Pfalzgraf (Herzog) Christian IV. übergibt das Kloster Offenbach mit den Dörfern Hundheim, Nerzweiler, Hinzweiler; Oberweiler, Ober- und Niederhaschbach sowie die Hirsauer Kirche an die Rheingrafen von Grumbach
1801Oberweiler gehört zur Mairie Esweiler im Département Donnersberg, im Kanton Wolfstein und im Arrondissement Kaiserslautern
1816Oberweiler liegt in der bayerischen Rheinpfalz, im Kanton Wolfstein und in der Bürgermeisterei Eßweiler
1972Oberweiler wird eine Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Wolfstein

0.10.Religiöse Verhältnisse

Ursprünglich war die Hirsauer Kirche geistlicher Mittelpunkt für alle Dörfer des Eßweiler Tales. Wann in Hirsau zum ersten Mal eine Kirche erbaut wurde, ist heute nicht mehr festzustellen. Wir nehmen an, daß schon Jahrhunderte vor der Erbauung des heute noch bestehenden Gebäudes (um 1100) eine Kirche am selben Ort stand, vielleicht ein Gebäude aus Holz. Aus dem ganzen Tal zogen die Menschen nach Hirsau zum Gottesdienst, alle Hochzeiten wurden hier gefeiert, alle Toten hier beerdigt. Zudem trafen sich die hier Männer alljährlich zur Abhaltung des Dings, und an bestimmten Tagen wurde Markt gehalten. Hirsau verlor diese zentrale Rolle, als 1451 auch in Hinzweiler eine Kirche gebaut wurde. Hinzweiler war zunächst nur eine Filialkirche von Hirsau. In der Folgezeit kam es zu einem Konkurrenzstreben zwischen beiden Kirchen, indem Hinzweiler die Funktion einer Mutterkirche anstrebte. Bereits 1526 führte die Pfalzgrafschaft von Zweibrücken in der Kirche des Oberamtes Meisenheim die Reformation nach der Lehre von Martin Luther ein, wodurch auch im Eßweiler Tal der Gottesdienst nach und nach im Sinne dieser Konfession durchgeführt wurde. Das Kloster Offenbach, von dem auch die Kirche Hinzweiler abhängig war, widersetzte sich zunächst den reformatorischen Bestrebungen. Doch 1555 schlossen sich auch die Rheingrafen von Grumbach der Reformation an, und 1588 kam es zur Auflösung des Klosters Offenbach. Ebenfalls am Ende des 16. Jahrhunderts verfügte Herzog Johannes I. den Übertritt aller Untertanen zu der reformierten Konfession nach Johannes Calvin. Ab 1601 wurde Hinzweiler zunächst vorübergehend Mutterkirche, doch schon 1610 musste der Ort diese Funktion wieder an Hirsau zurückgeben. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges ging die Funktion einer Mutterkirche erneut an Hinzweiler über, und dieses Verhältnis blieb bis zum heutigen Tag bestehen. Nach ihrer religiösen Zugehörigkeit waren die Einwohner Oberweilers in früherer Zeit überwiegend Reformierte. Als Minderheiten gab es Lutheraner, die  sich 1824 in der protestantischen Union mit den Reformierten vereinigten. Juden ließen sich im ausgehenden 18. Jahrhundert in Oberweiler nieder wie auch in den Nachbardörfern Eßweiler und Hinzweiler.   

0.11.Bewohner

Oberweiler war während des ganzen Mittelalters ein kleines Dorf, dessen Existenz in Zeiten der Pest und des Krieges nicht selten bedroht war. Nach der Pest von 1564 hatte Oberweiler nur noch sieben Einwohner. 1595 kamen die folgenden Familiennamen in Oberweiler vor: Hanstall, Rheinheimer, Weißgerber, Weber, Vinzensen, Preuel, Laufersweiler. 1609 wurden wieder 145 Personen in 34 Haushaltungen gezählt. Die Menschen lebten vornehmlich von der Landwirtschaft. Daneben gab es Handwerker Schmiede, Schuhmacher, Wagner, Schneider, Müller, wie sie in Dörfern allgemein vorkamen. Zusätzlich betrieben mehrere Familien die Weberei. Manche Männer gingen in den Erzgruben und Steinbrüchen, Kohlen- und Kalkgruben der Umgebung ihrem Broterwerb nach. In der Gemarkung von Oberweiler selbst gab es ein Quecksilberbergwerk. Im 19. Jahrhundert brachen auch aus Oberweiler Wandermusikanten auf in die weite Welt. In Oberweiler wurde die Klavierbauerfirma Eichler gegründet, die später nach Hinzweiler umzog.

In einer Statistik von 1743 gab es nur freie Familienväter, keine "Hintersassen", während 1590 noch vier Leibeigene genannt wurden. Unter den Handwerkern, die Landwirtschaft nur im Nebenerwerb betrieben, wurden vier Leineweber und ein Strumpfweber aufgezählt, drei Wagner, drei Schneider, zwei Maurer, ein Schmied, ein Schuhmacher, ein Küfer, ein Zimmermann und ein Schreiner und der Müller. Im Prinzip blieb diese Berufsstruktur bis weit in 20. Jahrhundert hinein erhalten. Inzwischen sind diese herkömmlichen Handwerksbetriebe verschwunden. Die Mehrzahl der Bewohner muss außerhalb des Ortes zur Arbeit gehen. 

 Nach der religiösen Zusammensetzung gehörte der Großteil der Bewohner in früherer Zeit der reformierten Konfession nach Calvin an. Von den 34 Familien (164 Einwohner) des Jahres 1743 galten 29 als reformiert, vier als römisch katholisch und eine als lutherisch. Im ausgehenden 18. Jahrhundert zogen auch Juden in das Dorf ein. In der Statistik von 1825 gab es unter 312 Einwohnern 257 Protestanten (vereinigte Reformierte und Lutheraner), 37 Katholiken und 18 Juden. 1962 hatte das Dorf 240 Einwohner, davon 219 Protestanten und 40 Katholiken. Seit einigen Jahrzehnten ist ein verhältnismäßig starker Rückgang der Einwohnerzahlen festzustellen. Damit einher geht auch eine auffällige Überalterung der Ortsbewohner.

Das Dorfgemeinschaftshaus

0.12.Folgende Einwohnerzahlen (aus früherer Zeit)

1609174318251835187119051939196119862005
gesamt145164312351348312248240187203
katholisch 37 20
evangelisch 257 219
israelisch 18 ---

0.13.Schulen, Kultur, Vereinswesen

0.13.1.Schulen

Das Schulwesen erfuhr allgemein seit der Reformationszeit einen Aufschwung, kam während des Dreißigjährigen Krieges wieder zum Erliegen. Über die Anfänge der Schule in Oberweiler im Tal liegen uns nur wenige Nachrichten vor. Es ist anzunehmen, dass die Schüler aus Oberweiler anfänglich den Unterricht in Hinzweiler besuchten. Als Ende des 16. Jahrhunderts kein Lehrer zum Unterrichten in Hinzweiler zur Verfügung stand, sollte der Pfarrer die Unterrichtsarbeit übernehmen. Möglicherweise wurde dann ein Pfarramtskandidat als Lehrer eingestellt. Aus dem Jahr 1762 erfahren wir, dass es in Hinzweiler neben der reformierten Schule auch noch eine lutherische "Hauptschule" gab, d. h. eine Schule, in der das ganze Jahr über unterrichtet wurde, und die von Dörfern mit lutherischen Winterschulen in der Umgebung durch Naturalabgaben und Geldzuwendungen unterstützt wurde. Allgemein gab es damals noch keine Schulhäuser in den Dörfern, und der Unterricht fand in Privathäusern oder in gemeindeeigenen Räumen statt. [Weitere Angaben LA Speyer H 38 1283 u. 1284,] Ein erstes  Schulhaus für den Ort entstand 1860, ein weiteres 1905. Heute besuchen die Hauptschüler die Hauptschule in Wolfstein, die Grundschüler werden noch in Rothselberg unterrichtet.

0.13.2.Feste und Brauchtum, Vereine

Der Ort feiert seine Kirchweih am dritten Wochenende im September. Folgende Vereine bestehen: Gesangverein, Landfrauenverein, Feuerwehrförderverein, Krankenpflegeverein.

0.14.Gesundheits- und Sozialwesen

Allgemeinärzte und Apotheken werden in in Offenbach-Hundheim und in Wolfstein aufgesucht. Zuständige Sozialstation ist die von Lauterecken-Wolfstein. Nächste Krankenhäuser sind die Westpfalzkliniken in Kaiserslautern und in Kusel.

0.14.1.Wirtschaft und Verkehr

In der Vergangenheit war die Landwirtschaft Haupterwerbsquelle, daneben gab es vielerlei  Handwerksbetriebe, insbesondere Leinenweber. Noch im 19. Jahrhundert verzeichneten die Bergwerkslisten des Königsreiches Bayern drei Kalkstollen in der Gemarkung von Oberweiler. Die Mühle hatte in früherer Zeit ein oberschlächtiges Wasserrad mit einem Mahlgang. Sie konnte nur dann mahlen, wenn die Mühlen in Eßweiler das Wasser frei gaben. Heute ist die Landwirtschaft noch immer ein wichtiger Erwerbszweig. Doch die große Mehrzahl der Bewohner muss zur Arbeit auspendeln. Am Ort selbst bestehen noch ein Omnibus- und Taxiunternehmen, verbunden mit einem Geschäft für Schießsportbedarf, eine Metzgerei, zwei Fuß- und Nagelpflegesalons, eine Gaststätte. Oberweiler i. T.  liegt an der L 273, die Rothselberg mit Offenbach-Hundheim verbindet, zwischen den Orten Hinzweiler und Eßweiler. Die Autobahnauffahrten Kusel und Kaiserslautern sind 18 bzw. 25 km weit entfernt. Nächster Bahnhof ist der von Wolfstein. 

0.15.Nachweise

Verfasser: Ernst Schworm

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Dolch, Martin und Greule, Albrecht: Historisches Siedlungsnamenbuch der Pfalz, Speyer 1991.
  • Fabricius, Wilhelm: Die Grafschaft Veldenz, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz Bd. 33, Speyer 1913, S. 1-91.
  • Hofmann, Johannes: Gründliche und wahrhaftige Beschreibung des Eßweiler Tals von 1595, Transkription O. Lißmann, o. O. und o. J., eine weitere unveröffentlichte Transkription von D. Zenglein.
  • Lehmann, Johann Georg: Vollständige Geschichte des Herzogtums Zweibrücken und seiner Fürsten, München 1867, Reprint Osnabrück 1974.
  • Mahler, Ludwig: Hachenbach am Glan und die nähere Umgebung im Wandel der Zeiten, Hachenbach 1966.
  • Marschall, Michael: Materialien zur Burgruine Springeburg bei Eßweiler, in: Westricher Heimatblätter Jg. 13, Kusel 1982, S. 101-117.
  • Mehl, Elisabeth: Die rechts- und sozialgeschichtliche Bedeutung der Weistümer im Eßweiler Tal, in: Westricher Heimatblätter Jg. 10, Kusel 1979, S. 4-22.  (Manuskriptvorlage 1959)
  • Pöhlmann, Carl: Regesten der Lehensurkunden der Grafen von Veldenz, Speyer 1928.
  • Weizsäcker, Wilhelm: Pfälzische Weistümer Band I, Speyer 1962, S. 467-483.