Rehweiler in der Pfalz

Rehweiler

0.1.Allgemeine Angaben

Rehweiler mit Reichartsweiler

Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Glan-Münchweiler. Wohngemeinde mit ländlichem Charakter.

Einwohner (2008): 482

Einwohner (2010): 450

Weitere Wohnplätze: Der Ort ist entstanden aus den ehemaligen Orten Rehweiler (links des Glans) und Reichartsweiler (rechts des Glans). Obwohl der Zusammenschluss 400 Jahre zurückliegt, lassen sich die beiden Teile des Ortes noch deutlich voneinander unterscheiden.

Gemarkung 673 ha, davon 167 ha Wald

0.3.Lage

Rehweiler liegt an einer Erweiterung des Glantals bei der Einmündung zweier Bäche, des Rödelbachs von links und des Dorfbachs von rechts, ungefähr in 210 Meter über NN, wobei die Besiedlung in den Hanglagen beiderseits des Glans auf jeweils ca. 300 Meter ansteigen und im äußersten Westen der Gemarkung den höchsten Punkt von 357 Metern erreichen. In der Nähe dieser Erhebung führt die Autobahn (A 62) in ca. einem Kilometer Länge durch die Gemarkung. Zwei zusammenhängende Waldgebiete liegen im Osten der Ortschaft (Bannbusch) und im Westen (Brandenbusch). Die Gemarkungen folgender Ortschaften grenzen an die Gemarkung von Rehweiler an: im Osten Reuschenbach (Landkreis Kaiserslautern), im Süden Glan-Münchweiler und Quirnbach, im Westen Hüffler, im Norden Etschberg, Theisbergstegen und Matzenbach.

0.4.Siedlung und Wohnung

Die beiden früheren Teile des Ortes, ehemaliges Reichartsweiler und ursprüngliches Rehweiler, sind noch heute deutlich zu erkennen. Reichartsweiler liegt an einem Straßenkreuz, gebildet von der durchlaufenden Hauptstraße (B 423) und beiderseits dieser von der Glanstraße und der Steinrissstraße, die beide parallel zum Dorfbach verlaufen bis zu dessen Mündung. Eine weitere Straße "Hahnböschel" zweigt im Norden dieser Kreuzung zum Berghang hin von der Hauptstraße ab. Auch die Häuser des ursprünglichen Ortes Rehweiler gruppieren sich im Kern um ein Straßenkreuz, gebildet von Kuselbergstraße und Quirnbacher Straße in Nord-Süd-Richtung und von Rödelbachstraße und der Glanstraße links des Flusses. Während die Kuselbergstraße in ihrem nördlichen Bereich zum Berghang aufsteigt, zweigt von ihr in gerader Linie in der Tallage die Eisenbacher-Straße ab. Nicht nur der Glan trennt die beiden vormaligen Dörfer, sondern auch die Eisenbahnlinie. Der Bahnhof steht im südlichen Bereich des Dorfes, durch den Bahndamm von der ehemaligen Rehweiler Mühle getrennt. Die ehemalige Schule steht rechts des Glan nahe der Brücke. Die älteren Gebäude lassen erkennen, dass es sich bei beiden Dörfern um ehemalige Bauerndörfer handelt. Unter den vielen ursprünglichen Bauernhäusern blieb auch eines mit dem Treppengiebel erhalten. Neubaugebiete erstrecken sich vor allem an den Ortsenden im Osten und im Nordwesten am Kuselbergweg.

In der nördlichen Umgebung von Rehweiler, im Tal des Eisenbachs, lag früher das Dorf Kengerhausen mit großer Wahrscheinlichkeit noch auf der Gemarkung von Rehweiler. Das Dorf wurde erst aus einer Urkunde von 1588 bekannt. Wahrscheinlich handelte es sich lediglich um ein größeres Gehöft. Dolch und Greule deuten den Namen als einen Ort "Zu den Königsleuten", der dann schon vor der Begründung des Remigiuslandes im Königsland entstanden sein müsste. Ist diese Deutung richtig, könnte Kengerhausen älter gewesen sein als als die Orte Rehweiler und Reichartsweiler.

Der ehemalige Ort Leidenstall, dessen Name noch heute in dem Flurnamen "Leidstaler Hube" zu erkennen ist, lag hart an Grenze zu der Gemarkung von Etschberg bereits auf der Gemarkung von Rehweiler. Er wurde bereits 1270 als "Leudenstall" erwähnt, wobei an den Hof (Stall bedeutet Stelle, Ort) eines Luido zu denken ist. Die Umwandlung -stall in Tal erfolgte erst in späterer Zeit. Spätere Namensnennungen sind Laidensthal (1446), Laidsthal 1484 und Leidsthal (1588). Die Nennung von 1588 bezieht sich auf die "Beschreibung des Oberamtes Lichtenberg" von Johannes Hoffmann. Zu seiner Zeit war das Dorf bereits untergegangen, es sollte niedergebrannt sein, als alle Bewohner zum Gottesdienst nach Kusel gegangen waren.

Das Gemeindehaus

0.5.Name

Beide Ortsnamen tragen das Grundwort -weiler, das auf das lateinische Wort Villa und auf das deutsche Lehnwort "villare" zurückgeht. Die Bestimmungswörter beider Ortsnamen beziehen sich auf Personennamen. Nach Dolch/Greule dürfte Reichartsweiler ursprünglich die Hofstatt eines Richard gewesen sein, Rehweiler die eines Raho. Reichartsweiler erscheint als Richartsvilr (1393), Rycharts wilre (1477), Richartzviller (1593), Rehweiler u. a. als Rewilir (1332), Ruhwilr (1393), Rehwilre (1416), Rewiller (1436), Rehweiler 1586). Eine bei Dolch und Greule aufgeführte Benennung "Baldemar von Rehweiler" (vor 1296) bezieht sich nicht auf diesen Ort Rehweiler, sondern auf eine Wüstung im Ohmbachtal. (Vgl. Remling 1856, S. 36)

0.6.Wappen

Ein altes Siegel aus dem 18. Jahrhundert zeigt ein Reh als Anspielung auf den Namen Rehweiler, der sich jedoch nicht auf das Tier, sondern auf einen altfränkischen Personennamen bezieht. Nach diesem Siegel führte die Gemeinde Rehweiler schon im frühen 20. Jahrhundert ein Wappen, das auf silbernem Grund ein rotes Reh zeigt. Dieses Wappen diente als Vorbild für ein neues genehmigtes Wappen von 1987. Es zeigt eine rote Brücke, die über einen silbernen Fluss führt. Auf der Brücke steht ein Reh vor zwei rechteckigen Feldern. Ein Feld ist in schwarzer Farbe gehalten, das andere in Geld. In dem schwarzen Feld erscheint das Reh golden, in dem goldenen Feld in schwarzer Farbe.

0.7.Abriss der Ortsgeschichte

0.7.1.Vor- und Frühgeschichte, Römerzeit

Blick zum Potzberg

Die Gegend um Rehweiler war in vorgeschichtlicher Zeit bewohnt, bezeugt durch einen Grabhügel aus der Eisenzeit, der 1938 freigelegt wurde. Gefunden wurden das Skelett eines Menschen aus der Latènezeit, eine bauchige Flasche und vier bronzene Armringe Höhe. Diese Funde werden im Museum in Speyer aufbewahrt. Aus der gallo-römischen Kultur (Römerzeit) stammten 20 römische Kupfermünzen, die neben einem beschrifteten Stein bereits 1790 im Brandenbösch gefunden wurden. Die Inschrift des Steines zeigte die Buchstabenfolge "DEOMER. C. SEX. COTTIUSTASG. IL. LVSVS.L.M" (Dem Gott Merkur, C. Sextus Cottius - Vgl. Zenglein 1994 S. 163) Diese römischen Funde verwahrte Herzog Karl II. August von Zweibrücken in seinem Raritätenkabinett auf dem Prunkschloss Karlsberg bei Homburg. Dort wurden sie wahrscheinlich ein Raub der Flammen, als das Schloss 1793 während der Französischen Revolution niederbrannte. Wahrscheinlich liegt in der Gemarkung von Rehweiler auch noch ein gallo-römischer Gutshof, eine so genannte villa rustica verborgen.

0.7.2.Mittelalter

Die Orte Leidenstall, Reichartsweiler und Rehweiler dürften in der Ausbauphase der fränkischen Neubesiedlung während des 10. Jahrhunderts entstanden sein, exakte Angaben über die genaue Entstehungszeit sind nicht möglich. Auf keinen Fall dürfen wir annehmen, dass Reichartsweiler und Rehweiler gleichzeitig entstanden sind und ursprünglich eine gemeinsame Siedlung gebildet hatten. Das untergegangene Dorf Kengerhausen dürfte doch etwas jünger als die anderen Orte gewesen sein. Mit Ausnahme von Reichartshausen lagen die Orte in dem so genannten Remigiusland, dem Besitz des Bistums Reims um Kusel und Altenglan, der 952 in den Besitz des Klosters Saint Remi in Reims übergegangen ist. Allein Reichartsweiler lag außerhalb dieses Remigiuslandes im freien Reichsland um Kaiserslautern. 1112 übernahm ein Sohn mit Namen Gerlach des Grafen Emich aus dem Nahegau mehrere Vogteien (Schutzfunktionen) über Ländereien im Besitz geistlicher Herrschaften (Mainz, Worms, Verdun, Reims), und er begründete damit zusammen mit Eigenbesitz aus dem Nahegau die so genannte Grafschaft Veldenz, benannt nach dem Verdun'schen Besitz um das Schloss Veldenz an der Mosel. Dieser nunmehrige Gerlach I. von Veldenz hatte vier Nachfolger, die alle den Namen Gerlach trugen (Ältere Linie der Grafen von Veldenz, Gerlach V. † 1259 ). Etwa 200 Jahre vor der Begründung dieser Grafschaft Veldenz waren Rehweiler und die anderen Orte in der unmittelbaren Umgebung schon entstanden. Erst unter den Grafen der jüngeren Grafschaft Veldenz (1270-1444) erschienen die Namen der Orte in den Urkunden, zuerst Leidenstall 1270. Aus dieser Urkunde erfahren wir, dass Graf Heinrich I. von Veldenz, der Begründer der jüngeren Linie, dem Grafen von Zweibrücken die Dörfer Ysenbach (Eisenbach) und Leidenstall abgekauft habe, und dass er den Schultheißen in Kusel beauftragt hatte, dem Propst auf dem Remigiusberg dafür den schuldigen Zins von sieben Solidi Trierer Währung zu zahlen (Vgl. Eisenbach). Nach der 62 Jahre jüngeren Urkunde von 1332 mit Bezug auf Rehweiler (Rewilir) darf Kunigunde, die Witwe des Schultheißen Ruso aus Kusel, auch nach dem Tod ihres Mannes den Zehnten aus den Dörfern Eisenbach und Rehweiler erhalten, den der Propst vom Remigiusberg dem Bürgermeister gewährt hatte.

Nur wenige Jahre nach dieser Ersterwähnung von Rehweiler kam auch das auf der anderen Glanseite liegende Reichhartsweiler ebenfalls zur Grafschaft Veldenz, und zwar durch eine Verpfändung der reichsfreien Ämter Deinsberg (Theisbergstegen) und Reichenbach an den Grafen Georg I. von Veldenz, den Nachfolger Heinrichs von Geroldseck. Das genaue Jahr der Verpfändung ist nicht bekannt, sie erfolgte jedenfalls vor dem Jahr 1347, in dem Georg I. starb, der wahrscheinlich als Landvogt von Speyer der mächtigste aller Veldenzer Grafen war. Während Rehweiler und die beiden anderen Dörfer nach wie vor zur Schultheißerei Kusel gehörten, verblieb Reichartsweiler bei den verpfändeten Ämtern, die später zu einem "Reichenbacher Amt" vereinigt wurden, und dies können wir behaupten, obwohl der Ort bis dahin in keiner Urkunde genannt wurde. Erst von 1393 blieb eine Urkunde erhalten, in der auch Reichartsweiler genannt wird, als Graf Friedrich von Veldenz, der letzte Graf nun auch der Jüngeren Linie Veldenz, seiner Ehefrau Margaretha ein Wittum mit Einkünften aus den Dörfern Gimsbach, Bettenhausen und Reichartsweiler aussetzte. (Vgl. Zenglein 1994 S. 167)

1444 verstarb Graf Friedrich, seine Tochter und Erbin Anna war mit Stephan von der Kurpfalz verheiratet, der nun die Grafschaft Veldenz mit beachtlichem Eigenbesitz vereinigte, die Grafschaft Zweibrücken auslöste und dieser neuen Pfalzgrafschaft nach der Stadt Zweibrücken benannte (Herzogtum Zweibrücken). Alle Dörfer aus der heutigen Gemarkung Rehweiler lagen nun innerhalb dieses Herzogtums, so Kengerhausen und Leidenstall damals noch bestanden, denn es ist nicht bekannt, wann diese untergegangen sind. Dabei lagen Rehweiler und die beiden Wüstungen immer noch in dem nach wie vor bestehenden Remigiusland, im Oberamt Lichtenberg und in der Schultheißerei Pfeffelbach, Reichartsweiler aber in dem Amt Reichenbach.

0.7.3.Neuzeit

1543 überließ Herzog Wolfgang von Zweibrücken seinem Oheim Ruprecht Ländereien zur Begründung einer eigenen Pfalzgrafschaft, die Ämter Veldenz, Lauterecken, Jettenbach und Reichenbach, später auch Lützelstein im Elsass. Diese neue Pfalzgrafschaft trug den Namen Pfalz-Veldenz, später auch Pfalz-Veldenz-Lützelstein. Daraus ergibt sich, dass auch Reichartsweiler innerhalb dieser neuen Pfalzgrafschaft mit der Residenzstadt Lauterecken lag. Doch Wolfgangs Nachfolger Johannes I. schloss am 14. August 1600 mit Ruprechts Nachfolger Georg Hans (Jerrihans) einen Vertrag, durch den u. a. die Dörfer Haschbach und Stegen von der Pfalzgrafschaft Zweibrücken an Pfalz Veldenz kamen, dafür der Ort Reichartsweiler von Pfalz-Veldenz an Pfalz Zweibrücken. Zugleich wurden Rehweiler und der gegenüberliegende Nachbarort zu einer gemeinsamen Dorfgemeinschaft unter dem Namen Rehweiler vereinigt. (Vgl. Lehmann 1867 S. 399) Nach den Kirchenvisitationsprotokollen des amtes Baumholder von 1609 in dem vereinigten Dorf 136 Menschen, 91 in Reichartsweiler und 45 in Rehweiler. Bald folgte der 30-jährige Krieg, an dessen Ende Rehweiler ausgeblutet war wie alle Dörfer der weiteren Umgebung. Immerhin lebten in dem vereinigten Dorf noch neun Familien, viele andere Dörfer waren vollkommen menschenleer. Durch Zuwanderungen stiegen die Bevölkerungszahlen wieder an, doch die Kriege des französischen Königs Ludwig XIV. brachten neue Leiden. Als im Zuge der französischen Revolution das linksrheinische Deutschland vorübergehend zu Frankreich gehörte, lag Rehweiler innerhalb der Mairie Quirnbach im Kanton Kusel des Arrondissements Birkenfeld und im Département Saar mit der Hauptstadt Trier, in der nachfolgenden Epoche des Königreichs Bayern ab 1817 in der Bürgermeisterei Quirnbach des Kantons Kusel, wobei Kusel zugleich Sitz des Landkommissariats war (später Bezirk, dann Landkreis). Während der Pfälzischen Erhebung von 1849 wurden 25 junge Männer für das erste Aufgebot gemustert, sie kamen wegen der sich überstürzenden Ereignisse jedoch nicht mehr zum Einsatz. Von späteren territorialen Neuordnungen wurde das Dorf zunächst nur durch die überregionalen Veränderungen betroffen (1919 Land Bayern, 1945 Rheinland-Pfalz). Durch die Territorial- und Verwaltungsreform von 1968 wurde Rehweiler 1972 schließlich eine Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Glan-Münchweiler.

0.8.Wahlergebnisse in Prozent, Bundestag Zweitstimmen

SPDKPDZentr./BVPDNVPDVPNSDAPBauernp.
Rechstag Sept. 192414,6153,823,539,00,5---
Reichstag Mai 19281626,61,7---19,41,731,4
Reichstag Sept. 193010,322,63,45,5---12,342,5
Reichstag März 19337,314,82.2------77.0---
SPDCDUFDPGrüneLinkeSonstige
Landtag 200165,810,47,27,2---9,5
Landtag 200653,66,910,38,211,69,4
Landtag 201152,213,53,521,74,84,3
Bundestag 200256,85,214,87,6---5,4
Bundestag 2005 54,411,411,88,711,42,3
Bundestag 200937,417,613,08,420,62,8
Bundestag 201340,322,12,78,015,911,1

0.9.Zeittafel

vor Chr.Besiedlung in der Latènezeit, Hügelgrab der Eisenzeit, Münzfunde und Stein mit Inschrift aus der Römerzeit
10. Jhd.Wahrscheinliche Entstehung der Siedlung Rehweiler im Remigiusland und des Ortes Reichartshausen im freien Reichsland
1112Begründung der Grafschaft Veldenz durch Graf Gerlach I:
1270Erwähnung des Ortes Leidenstall (später Wüstung) in einer Urkunde
1332Ersterwähnung des Ortes Rehweiler
vor 1337Verpfändung des Reichslandes Amt Reichweiler an die Grafen von Veldenz
1393Ersterwähnung des Ortes Reichertsweiler
1444Pfalzgrafschaft (Herzogtum) Zweibrücken
1543Reichertsweiler in Pfalz-Veldenz-Lauterecken (Marburger Vertrag)
1588Erwähnung des Ortes Kengerhausen in einer Urkunde
1600Vereinigung der Dörfer Rehweiler und Reichartshausen im Herzogtum Zweibrücken als Rehweiler
1801Rehweiler während der Französischen Revolution und in der Napoleonszeit im Departement Saar, Arrondissement Birkenfeld, Canton Kusel, Mairie Quirnbach
1817Bayerischer Rheinkreis, Landkommissariat und Kanton Kusel, Bürgermeisterei Quirnbach
1946Land Rheinland-Pfalz
1968Ortsgemeinde Rehweiler in der Verbandsgemeinde Glan-Münchweiler

0.10.Religiöse Verhältnisse

Während des späten Mittelalters gehörte Rehweiler zur Kirche von Kusel, Reichartsweiler zur Kirche von Reichenbach, beide in der Diözese Mainz. Durch die Hinwendung des Herzogs Ludwig II. von Zweibrücken zu der neuen Lehre Luthers mussten auch die Bewohner dieser Dörfer zu der lutherischen Konfession übertreten. Als im Jahr1588 Herzog Johannes I. zur reformierten Konfession des Johannes Calvin übertrat, mussten wiederum die Untertanen diesen Schritt nachvollziehen. Dies galt zunächst nur für die Bewohner von Rehweiler, nicht aber für die die Bewohner von Reichartsweiler, denn deren Dorf gehörte inzwischen zu der Herrschaft Pfalz-Veldenz. Doch schon zwei Jahre später erfolgte die Zusammenführung der beiden Dörfer, und so mussten auch die Bewohner von Reichartsweiler der Lehre Calvins zuwenden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg herrschte Glaubensfreiheit, und das führte dazu, dass während der Besatzung des Landes durch französische Truppen zur Zeit König Ludwigs XIV. der katholische Glaube wieder stärker unterstützt wurde. Eine neue Zuwendung zur Konfession Luthers blieb für die Bewohner der kleinen Dörfer von geringerer Bedeutung. Der Großteil der Bevölkerung blieb demnach reformiert im Sinne Calvins, und vor allem durch Zuwanderungen ließen sich auch einige katholische Christen nieder. Die evangelischen Christen gehören heute zur Kirche von Quirnbach im protestantischen Dekanat Kusel, die katholischen zur Kirche von Glan-Münchweiler im katholischen Dekanat Kusel. 

0.11.Bewohner

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts lebten die Bewohner des Ortes fast ausschließlich von der Landwirtschaft, die dann immer mehr an Bedeutung verlor und zumeist nur noch im Nebenerwerb betrieben wurde. Schon vor dem Ersten Weltkrieg mussten viele Dorfbewohner ihr Geld als Arbeiter verdienen, in den Steinbrüchen und Bergwerken des Saarlandes, in Fabriken. Viele Erwerbstätige pendeln zur Arbeit aus, so dass Rehweiler hauptsächlich zu einer Wohngemeinde für Menschen aus unterschiedlichen Berufszweigen geworden ist. Der überwiegende Teil der Bevölkerung gehört zur evangelischen Konfession. Vor der Hitlerzeit lebten auch vereinzelt Juden im Dorf. Während 1609 noch 136 Einwohner gezählt wurden, lebten 1675, also fünf Jahre nach Beendigung des 30-jährigen Krieges, nur neun Familien im Dorf, allenfalls 50 Einwohner. Vor allem durch Zuwanderung stieg die Einwohnerzahl bis 1688 wieder stark an, um dann wieder um ca. 50 abzufallen, eine Auswirkung der Kriege des französischen Königs Ludwigs XIV. Es erfolgte dann ein stetiger Anstieg, wiewohl während des 18 Jahrhunderts auch schon neun Familien nach Nordamerika auswanderten. Zwischen 1815 und 1835 ist weiterhin ein starkes Anwachsen der Bevölkerung festzustellen, dem anschließend, durch Auswanderungen bedingt, wieder ein Niedergang folgte. Ein neues Wachstum ergab sich zwischen 1900 und 1939, dann wieder nach 1945 durch Zuwanderung von Heimatvertriebenen. Heute ist erneut eine rückläufige Entwicklung zu erkennen.

0.12.Einwohnerzahlen, Familien (F)

160916751688169317041815183519051939196120032008
ges.1369 F15 F 10 F14 F439598415469464445459
kath.--- 30 38 106
ev.136 405 419 241
isr.--- 4 --- ---
sonst.--- --- 7 112

0.13.Schule, Kultur, Brauchtum, Vereinswesen

0.13.1.Schule

Das frühere Schulhaus

Erste Ansätze zur Einrichtung einer Schule im frühen 17. Jahrhundert konnten vor allem durch die Schreckensereignisse des 30-jährigen Krieges nicht verwirklicht werden, und erst im Verlauf des 18. Jahrhunderts erhalten wir neue Nachrichten über das Schulwesen in Rehweiler. Anfänglich besuchten freiwillig manche Kinder den Schulunterricht in Quirnbach. So stellte 1720 die Gemeinde den Antrag, im Dorf selbst auf eigene Kosten eine Schule einzurichten, da es allzu beschwerlich falle, die teils schwächlichen, teils schlecht gekleideten Kinder zu Winterszeit bei bösem Wetter in die Schule nach Quirnbach zu schicken. Der Oberkonsistorialrat und Schulinspektor Euler aus Pfeffelbach sagte zu, einen Lehrer nach Pfeffelbach zu schicken, allerdings müssten die Gebühren für das Schul- und Glockenamt nach wie vor nach Quirnbach abgeführt werden. Wann genau der Unterricht in Rehweiler begann, ist nicht bekannt, aber 1730 kam Johannes Gensinger aus Hessen, gleich nach seinem Examen von Euler nach Rehweiler geschickt. Dieser Gensinger unterrichtete am Ort bis 1734 und folgte dann einem Ruf nach Bosenbach. Gensingers Nachfolger war Franz Philipp Collini, der von Martini bis Ostern, also nur im Winter, 30 bis 34 Kinder in drei Klassen unterrichtete, "den ganzen Tagen außer einer Stunde Mittag beim Essen". Collini erhielt aus dem geistlichen Gefälle sechs Gulden und zwei Malter Korn, von der Gemeinde drei Malter Korn, und zusätzlich zahlte jedes Kind 15 Kreuzer Schulgeld. 1754 wurde die Gemeinde Pflicht enthoben, weiterhin Schulholz nach Quirnbach zu liefern. Collinis Nachfolger war Johann Jacob Theiß, der nach amtlichem Bericht die Schule in gutem Stande hielt. 1764 wurden 23 Knaben und 18 Mädchen unterrichtet. Im Jahr 1766 war Johann Jacob Müller Lehrer in Rehweiler, 28 Jahre alt, Vater von zwei Kindern. Ihm stand als Wohnung eine einzige Stube zur Verfügung. Die Wohnverhältnisse wurden von den Beamten des Oberamtes wie auch sonst üblich als "schlecht" bezeichnet. 1775 wird ein Lehrerseminarist Johann Christian Theyss aus Rehweiler genannt, 1783 ein Lehrer Jakob Strauß, dessen Vater Abraham Strauß Gemeinsmann zu Rehweiler war. 1790 unterrichtete in Rehweiler der Schuldiener (Lehrer) Johann Nickel Schmidt, der auch während der  Französischen Revolution und während der Zeit Napoleons noch unterrichtete. Im Königreich Bayern unternahm die Regierung von Anfang an Versuche, eine neue Schulorganisation ins Leben zu rufen. Aus Rehweiler ist bekannt, dass vor 1836 ein Lehrer Jacob Horstmann die Schule führte. Horstmann wurde nun nach Erpolzheim versetzt, und ihm folgte Jacob Philipp Schwarm, der zuvor sieben Jahre lang in Haschbach unterrichtet hatte. Um 1870 waren die Eltern aus Rehweiler mit Schwarm nicht mehr zufrieden, der nach 35-jähriger Dienstzeit offensichtlich körperliche und auch geistige Schwächen erkennen ließ. Mit einem Jahresgehalt von 200 Gulden wurde der Lehrer pensioniert, und aus mehreren Neubewerbungen erkor der Gemeinderat Ludwig Neumüller zum Nachfolger. Schon gegen Ende des Jahrhunderts litt Neumüller an einer schweren Augenkrankheit. Nach mehreren längeren Beurlaubungen wurde er 1904 im Alter von 64 Jahren pensioniert. Ihm folgte nach mehreren Aushilfslehrern zunächst Friedrich Hebel senior. Als der im Alter von 46 Jahren schwer erkrankte, kam sein gleichnamiger Sohn, der damals 21 Jahre alt war. 1907 entstand ein neues Schulhaus vor der Glanbrücke im Stil des Neobarock. Die örtliche Schule musste im Zuge der Umstrukturierung des Schulwesens 1970 geschlossen werden. Das Schulhaus wurde in ein Wohnhaus umgewandelt. Grund- und Hauptschüler werden heute in Glan-Münchweiler unterrichtet. Nahe gelegene Gymnasien sind die in Kusel und in Landstuhl. Universitätsstädte im weiteren Umkreis sind Kaiserslautern, Saarbrücken, Trier und Mainz.

0.13.2.Kultur und Brauchtum

Kunst am Transformator

Durch die Umstrukturierung der Bevölkerung und durch die Förderung des Fremdenverkehrs erhielt auch das kulturelle Leben neue Impulse. Dennoch sind die örtlichen Vereine als Hauptkulturträger anzusehen. 

Kerb am 1. Wochenende im Mai mit Straußmädchen und Straußbuben und Kerwerede. Auch das Brauchtum des Pfingstquack ist noch lebendig.

0.13.3.Vereinswesen

Folgende Vereine sind  in Rehweiler zu  Hause: Spielvereinigung Rehweiler-Matzenbach, Schützenverein Edelweiß, Angelsportverein, Gemischter Chor, Landfrauenverein, Arbeiterwohlfahrt, Feuerwehr-Förderverein, Verein der Motorradfreunde, SPD-Ortsverein. In der Gemeinde besteht ein Sportplatz und eine Schießanlage.  

0.14.Gesundheits- und Sozialwesen

Im Krankheitsfall suchen die Bewohner von Rehweiler Allgemeinärzte und Zahnärzte in Glan-Münchweiler und in Kusel auf. Eine Tierärztin praktiziert vor Ort. Nächste Apotheke ist die in Glan-Münchweiler. Für häusliche Pflegefälle ist u. a. die Sozialstation in Brücken zuständig. Nächste Krankenanstalten sind die Abteilungen Kusel und Kaiserslautern des Westpfalzklinikums, das Krankenhaus in Landstuhl und die Universitätsklinik Homburg.

0.14.1.Wirtschaft und Verkehr

Die Muehle am Glan[Bild: Ernst Schworm]

Eine wichtige wirtschaftliche Einrichtung für den Ort war in früherer Zeit die Mühle. Sie wurde 1585 im Erbbestand vergeben, während des 30-jährigen Krieges zerstört und 1675 neu aufgebaut. Nach dem Sundahl'schen Mühlenprotokoll hatte diese Mühle zwei Räder, die zwei Mahlgänge mit Trillis und Schälgang antrieben. Eine Pletschmühle stand zeitweise auch an einem Kanal, der von einem Seitenbach des Glans abgeleitet und als Notmühle mit der Hauptmühle verbunden war. Bald nach dem Zweiten Weltkrieg stellte die Mühle in Rehweiler ihren Betrieb ein. Haupterwerbszweig bildete die Landwirtschaft, doch es gab auch die üblichen Handwerker und Gastwirte im Dorf, daneben um die Mitte des 19. Jahrhunderts auch schon Musikanten und Bergarbeiter. Diese Berufszweige gewannen bis hin zu den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts immer größere Bedeutung. Heute bietet der Ort selbst nur geringe Möglichkeiten zum Broterwerb, und auch die alten Handwerksberufe sind verschwunden. Es gibt einen Agrarhandel, eine Dachdeckerei, einen Karosseriefachbetrieb, eine Firma zur Gebäudeausrüstung. Der Fremdenverkehr dürfte in Zukunft von größerer Bedeutung werden.

Parallel zum Glan auf der rechten Seite des Flusses verläuft die B 434, die von Altenglan über Glan-Münchweiler und Homburg bis zur französischen Grenze verläuft. Von ihr zweigt die Landesstraße L 359 ab, die Rehweiler mit dem Nachbarort Quirnbach verbindet. Alle Nachbarorte (Quirnbach, Glan-Münchweiler, Matzenbach) liegen nur wenige Kilometer weit entfernt. Zur Autobahnauffahrt Glan-Münchweiler sind es etwa drei Kilometer. Auch die Bahnlinie Kusel-Landstuhl-Kaiserslautern mit Personenverkehr im Stundentakt berühren den Ort.

0.15.Nachweise

Verfasser: Volker Heussler; Ernst Schworm; Dieter Zenglein

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Klein, Alfred: Rehweiler vor 140 Jahren, in: Westrichkalender 1985, S. 138-142.
  • Kramer, Karl: Geschichte des Volksschulwesens in früheren Herzogtume Zweibrücken, 2 Bände, Kaiserslautern 1911; 1914.
  • Ohliger, Walter; Klein, Alfred: Geschichte der Rehweiler Mühle, in: Westrichkalender 1991, S. 84-87.
  • Remling, Franz Xaver: Geschichte der Benediktiner-Probstei St. Remigiberg, München 1856.
  • Zenglein, Dieter: Beiträge zur Geschichte von Rehweiler, in: Westrichkalender 1994, S. 162-175.

Quellen:

  • Akten zur Schulgeschichte LA Speyer Best. H 38 Nr. 1298.
  • Kopialbuch des Klosters St.Remigiusberg LA Speyer F 49 fol. F I 49a, fol. 130/130'.