Rothselberg in der Pfalz

Rothselberg

0.1.Allgemeine Angaben

Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Wolfstein

Einwohner (1998): 782,  97% ev., 3% kath.

Einwohner (2005): 795,

Einwohner (2007): 722

Einwohner (2010): 688

Wohnplätze: Ortskern und Sonnenhof 

Gemarkung: 875 ha, davon 170 ha Wald und ca. 20 ha Siedlungsfläche

0.2.Lage

Rothselberg liegt nördlich des 549 Meter hohen Sellbergs in etwa 340 Metern Höhe über NN auf einem Sattel zwischen dem Tal des Talbachs und dem Tal der Lauter. In Ortsnähe entspringt der Breitenbach, der bei dem etwa 3 km weit nordwestlich gelegenen Ort Eßweiler in den Jettenbach (Talbach) fließt. Am Fuß des Sellbergs entspringt der Lammelbach. Er fließt durch den Löffelmannsgraben und mündet bei der Schmeißbachermühle (Palatia-Mälzerei) in die Lauter. Im Westen, nach Jettenbach zu, steigt das Gelände an bis zum Gipfel des 460 m hohen Eisensteins, im Süden, Richtung Kollweiler, bis zum 431 m hohen Galgenberg.

0.3. Siedlung und Wohnung

Gotteshaus mit Ursprung im Mittelalter

Die Häuser rings um die alte Kirche können wir als den Ortskern ansehen. Rings um diesen Ortskern entstanden im Laufe der Zeit neue Wohngebiete. Neubaugebiete nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Norden des Dorfes ausgewiesen. Das Dorf hat sich im 19. Jahrhundert nur geringfügig erweitert, auch die Neubautätigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg war nicht sehr groß. Bei den heute vorhandenen Häusern handelt es sich oft noch um Bauernhäuser, die als "Einfirsthaus" ausgelegt sind. Der Sonnenhof entstand als landwirtschaftlicher Aussiedlerhof im Süden der eigentlichen Ortslage. Auch der Friedhof liegt am südlichen Rand der Bebauung.

0.4.Wüstungen

Nach J. G. Widder lagen noch im ausgehenden 18. Jahrhundert innerhalb der Gemarkung von Rothselberg 11 "geringe Höfe", wobei es sich wahrscheinlich um Hubgüter handelte, überschaubare landwirtschaftliche Flächen, in denen möglicherweise ein Bauernhaus stand. Ein Ort Ahlenkirchen wurde noch 1742 genannt. Dieses Dorf lag im Bereich des 1906 erbauten Reservoirs der früheren örtlichen Wasserleitung. (Vgl. Dolch/Greule 1991 S. 31)

0.5.Name

Im Laufe der Zeit finden wir für den Ort folgende Benennungen: 1377 Rode, 1400 Rodeselberg, 1419 Rade am Seelberg, 1420 Rodeseleberg, 1437/38 Rode, 1455 im Rich zu Rodeselberg, 1500 zu Röde, 1555 Rottselberg, um 1600 Rodtselberg, 1684, Rodt Selberg, 1822 Roth am Selberg, 1824 Rothseelberg. (Vgl. Dolch Greule 1991 S. 401/402) Die Deutung ist einfach, es handelt sich um einen Ort bei einer verhältnismäßig späten Rodung in der Nähe des Selbergs.

0.6.Wappen

Schon J. Goswin Widder schreibt über das frühere Gericht und Dorf Rothselberg: "Es führet im Siegel den springenden Wolf." Dieser springende Wolf wurde auch zum Motiv des neuen Ortswappens von Rothselberg. "In Gold auf grünem Boden ein schwarzer Wolf, an einem aus dem rechten Schildrand hervorbrechenden natürlichen Felsen anspringend" (Debus 1988 S. 175) Das Wappen wurde am 8. August 1988 von der Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz genehmigt. Ein ähnliches Wappen führt heute das Dorf Kaulbach, das bis zur Französischen Revolution zu dem Gericht Rothselberg gehörte.

0.7.Abriss der Geschichte

0.7.1.Vor- und Frühgeschichte, Römerzeit

Die Umgebung von Rothselberg ist reich an vorgeschichtlichen und römischen Funden. Von Hugo Molter aufgefundene Klopfsteine gehören der Altsteinzeit an und sind mehr als 500.000 Jahre alt. (Vgl. Göttel 1976 und Molter 1990 und 1991) es wurden überdies Pfeilspitzen, Schneidewerkzeuge und Faustkeile gefunden.  Vermutlich befanden sich in der heutigen Gemarkung von Rothselberg fünf villae rusticae. Eine, in der Gewanne Ahlenkirchen, wurde 1912 durch Sprater ausgegraben und nach dem Grundriss vermessen. Auch später konnten an den vermuteten weiteren Gutshöfen Fundstücke aus der Römerzeit gesichert werden.  (Vgl. Ott 1987)

0.7.2.Mittelalter

Seit seiner Gründung lag Rothselberg innerhalb des freien Reichslandes rings um Kaiserslautern. So wurde das Dorf wie alle andere Ortschaften des ehemaligen Reichlandes ab dem 14. Jahrhundert nacheinander an unterschiedliche Herrschaften verpfändet. 1350 war es in der Treuhandschaft der Grafschaft Veldenz und des Erzstifts Trier. Nach Widder wurde 1419 u. a. auch der Zehnte aus der "Rade von Seelberg" an Konrad von Randeck den Jungen als Lehen gereicht. 1420 gab Erzbischof Konrad III. von Mainz ein Sechstel des Zehnten von der "Rode Seelberg" an Friedrich von Flörsheim. 1455 behauptet Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz in einem Fehdebrief an Ludwig I. von Pfalz-Zweibrücken, dass ihm "im Riche zu Rade Seelberg" ein Schaden zugefügt worden sei. Somit lag Rothselberg zu diesem Zeitpunkt in der Kurpfalz.

0.7.3.Neuzeit

Bei der Kurpfalz blieb der Ort bis zum Ende der Feudalherrschaft im Zuge der Französischen Revolution. Die Kurpfalz verpfändete ihn vorübergehend (Mitte 16. Jhd.) weiter an die Grafschaft Sickingen. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Dorf  zerstört. Durch die Kriegshandlungen wie auch durch die Pest wurde die Bevölkerung dezimiert, nach dem schrecklichen Krieg kam es zu einer Neubesiedlung. Erst im 18. Jahrhundert stieg die Bevölkerung wieder stärker an. Es ist nicht eindeutig festzustellen, wann das Dorf Mittelpunkt eines Gerichtsbezirks wurde. Goswin Widder schreibt jedenfalls 1788: „Das Gericht Roth-Seelberg mit den dazu gezählten Dörfern Rußweiler, Kaulbach, Kreimbach und Frankelbach ist mit einem Schultheisen und vier Schöffen bestellt. Es führet im Siegel den springenden Wolf " (Widder 1788 IV, S. 300.)  Während der französischen Zeit von 1801 bis 1814 gehörte das Dorf zur Mairie Wolfstein und zugleich auch zum Kanton Wolfstein des Arrondissements Kaiserslautern. Dieses Arrondissement gehörte zum Departement Donnersberg mit der Hauptstadt Mainz. In der bayerischen Zeit ab 1816 blieb Rothselberg in dem Kanton Wolfstein, jetzt jedoch innerhalb des Landkommissariats Kusel, später Bezirksamt und Landkreis Kusel.

0.7.4.Neueste Zeit

Am Ende des Ersten Weltkrieges verlor Bayern seinen Status als Königreich, und am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Pfalz ganz von Bayern losgetrennt. Die Pfalz lag ab 1945 im Land Rheinland-Pfalz und wurde im Zuge mit einer Reihe von Gebietsveränderungen 1968 mit Rheinhessen vereinigt. Diese Gebiets- und Verwaltungsreform brachte auch Veränderungen für Rothselberg. Das Dorf kam jetzt als Ortsgemeinde zur Verbandsgemeinde Wolfstein.

0.8.Wahlverhalten in Prozent, Bundestag Zweitstimmen

SPDKPDDVP/BVPNSDAPBauern
Reichstag 192424,611,962,7------
Reichstag 192816,413,828,717,83,3 *
Reichstag 19303,96,37,631,025,6**
Reichstag 19332,20,62,595,9---
*DBP
** Landvolk
SPDCDUFDPGrüneLinke
Landtag 200155,122,08,55,6---
Landtag 200657,818,57,02,94,4
Landtag 201144,727,52,012,95,6
Bundestag 200252,129,97,66,2---
Bundestag 200543,125,910,65,79,6
Bundestag 200931,323,511,98,318,2
Bundestag 201334,535,13,55,410,2

0.9.Zeittafel

SteinzeitNach den Bodenfunden lebten schon seit der Altsteinzeit Menschen im Bereich Rothselberg
RömerzeitMehrere Gutshöfe im Bereich Rothselberg
10. Jhd.Wahrscheinliche Gründung des heutigen Ortes
1377Erste urkundliche Erwähnung (HStA München Rheinpfälzische Urkunden 3138)
1419Den Zehnten aus Rothselberg erhält Konrad von Randeck der Jüngere
1420Erzbischof Konrad III. von Mainz gibt ein Sechstel des Zehnten an Friedrich von Flörsheim
1455Fehde zwischen Friedrich I. von der Kurpfalz und Ludwig I. von Pfalz - Zweibrücken, Reipoltskirchen wird niedergebrannt
1535Reformation, Übertritt der Bevölkerung zur lutherischen Lehre
1635Durch die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges wird die Bevölkerung stark dezimiert
18. Jhd.Reipoltskirchen ist der Sitz eines Gerichts, zu dem auch die Orte Rutsweiler, Kaulbach, Kreimbach und Frankelbach gehören, Kaulbach, Kreimbach und Frankelbach gehörten auch zum Kirchspiel Reipoltskirchen
1801-1814Reipoltskirchen Sitz einer Mairie im Departement Donnersberg, Arrondissement Kaiserslautern, Canton Wolfstein
1817Sitz einer Bürgermeisterei im Königreich Bayern, Landkommissariat (Bezirksamt, Landkreis) Kusel, Kanton Wolfstein
1946Land Rheinland-Pfalz, Regierungsbezirk Pfalz
1972Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz, Verbandsgemeinde Wolfstein

0.10.Religiöse Verhältnisse

Wandmalereien in der Kirche

Bis zur Reformation gehörte der Ort zur Diözese Mainz. In der Reformationszeit traten alle Bewohner zum Protestantismus über. Im Gegensatz zu den Verhältnissen in anderen Kurpfälzischen Orten erfolgte später keine auffällige Rückkehr zur katholischen Konfession. Noch heute ist die überwiegende Mehrzahl der Bewohner evangelisch. Die Kirche entstand schon in romanischer Zeit und weist trotz umfangreicher Umbauten vor allem um 1787 noch immer spezifische Merkmale der Romanik auf. Im Chorturm wurden mittelalterliche Malereien freigelegt und restauriert. Rothselberg war der Sitz eines Kirchspiels, zu dem auch die Dörfer Kaulbach, Kreimbach mit Schmeißbach, und Frankelbach gehörten. Auch heute besteht in Rothselberg ein evangelisches Pfarramt. Die katholischen Christen besuchen den Gottesdienst in Wolfstein.

0.11.Bewohner

Die Bewohner lebten ursprünglich durchweg von der Landwirtschaft, 1933 immer noch 43%, heute nur noch eine kleine Minderheit. Es gab auch früher schon Tagner und Waldarbeiter. Inzwischen sind die erwerbstätigen Bewohner in der großen Mehrzahl. Arbeitnehmer, die zu ihrer Arbeit aus dem Ort auspendeln müssen, vor allem nach Wolfstein und Kaiserslautern. Im Vergleich zu anderen  abgelegenen Orten der Westpfalz sind die Verkehrsbedingungen durch die Nähe zu Wolfstein und Kaiserslautern relativ günstig, und es ist dadurch kein großer Rückgang der Bevölkerungszahlen zu verzeichnen wie in vergleichbaren Dörfern in weniger günstiger Verkehrslage.

Im ausgehenden 18. Jahrhundert lebten in Rothselberg 52 Familien mit 332 Einwohnern. 1825 wurden schon 589 Einwohner gezählt, alle evangelischer Konfession. Bis zur Jahrhundertwende stiegen die Einwohnerzahlen stetig an: 1835: 704, 1871: 778, 1905: 801. 1935 hatte der Ort nur noch 695 Einwohner, 1961, bedingt durch die Zuwanderung Heimatvertriebener, wieder 793, davon 30 Katholiken. Im Jahr 1998 hatte der Ort 782 Einwohner, im Jahr 2005 795.

Das Wahlverhalten der Bewohner war in früheren Jahren durch eine gemäßigt konservative Einstellung gekennzeichnet. Heute ist eine verstärkte Zuwendung zur SPD zu verzeichnen.

0.12.Einwohnerzahlen im Überblick

1825183518711905193919612007
gesamt589704778801695793722
katholisch--- 30
evangelisch589 763

0.13.Schule, Kultur, Vereinswesen

0.13.1.Schule

Aus Kramer, Schulwesen im Herzogtum Zweibrücken, ist zu ersehen, dass Rothselberg während der Französischen Revolution Sitz eines Reformierten Pfarramtes war, und dass der Pfarrer auch die Schulen seines Sprengels zu inspizieren hatte. [Bayerische Zeit LA Speyer H 38/1307] Heute besuchen Grund- und Hauptschüler die entsprechenden Schule in Wolfstein.

0.13.2.Brauchtum und Vereinswesen

Das Dorf feiert die Kerb am dritten Wochenende im Juni. Übriges Brauchtum entspricht den allgemeinen Gepflogenheiten der Nordpfalz. Es bestehen derzeit die folgenden Vereine: Feuerwehrförderverein, Jugendförderverein, Kindergartenförderverein, Krankenpflegeverein, Landfrauenverein, Motorradfreunde "Reerer Biker", Sellberg-Chor, Sellberg-Verein, SPD Ortsverein, Sportverein.

0.14.Gesundheits- und Sozialwesen

Allgemeinärzte werden in Wolfstein aufgesucht, Spezialärzte vor allem in Kaiserslautern. Nächste Krankenhäuser sind die Westpfalzkliniken I und II in Kaiserslautern und Kusel. Für Pflegefälle ist die Sozialstation Lauterecken-Wolfstein zuständig. Am Ort besteht ein Kindergarten.

0.14.1.Wirtschaft und Verkehr

Ursprünglich war Rothselberg ein reines Bauerndorf, in dem auch die üblichen Handwerker zu Hause waren. Heute spielt die Landwirtschaft eine untergeordnete Rolle. Der Ort gilt als ländliche Wohngemeinde für Menschen aus den unterschiedlichsten Berufen und bemüht sich um eine Förderung des Fremdenverkehrs.

Rothselberg liegt an der Landesstraße370 (Altenglan-Wolfstein), die Einmündung in die B 270 ist nur 2 km vom Ort entfernt. Auch die L 372 quert den Ort, Sie führt in nördlicher Richtung nach Offenbach am Glan, in südlicher Richtung nach Landstuhl. Autobahnauffahrten sind bei Kaiserslautern und bei Kusel zu erreichen.

0.15.Nachweise

Verfasser: Hugo Molter; Ernst Schworm

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Göttel, Volker: Steinzeitliche Funde auf der Gemarkung von Eßweiler und Rothselberg, in: Westricher Heimatblätter Jg. 7 (1976), S. 114-117.
  • Molter, Hugo: Arbeitsgerät Klopfsteine von der Frühzeit bis heute, in: Westricher Heimatblätter Jg. 21 (1990), S. 170-175.
  • Molter, Hugo: Der mehrperiodische steinzeitliche Fundplatz an der Südwestflanke des Sellbergs, in: Westricher Heimatblätter Jg. 22 (1991), S. 157-185.
  • Ott, Walter: Römische Besiedlung im Raume von Rothselberg, in: Westricher Heimatblätter Jg. 18 (1987), S. 163-184.
  • Widder, Goswin: Geographische Beschreibung der Kur-Pfalz IV, Frankfurt und Leipzig 1788.