Theisbergstegen in der Pfalz

Theisbergstegen

0.1.Allgemeine Angaben

Zwischen Potzberg und Remigiusberg

Ortsteil der Ortsgemeinde Theisbergstegen mit weiterem Ortsteil Godelhausen (s. d.) in der Verbandsgemeinde Kusel

Einwohner (1961 Ortsteil): 545

Einwohner (2007 Ortsgemeinde): 716

Einwohner (2008 Ortsgemeinde): 624

Einwohner (2010 Ortsgemeinde): 700

Wohnplätze: Theisberg und Stegen 

Gemarkung der Ortsgemeinde: 501 ha, davon 128 ha Wald

0.2.Lage

Theisbergstegen liegt auf beiden Seiten des Glans, in der Talsohle etwa 209 Meter über NN. Auf dem rechten Glanufer (Theisberg) steigt der südwestliche Abhang des Potzbergs mit seinen ausgedehnten Waldungen innerhalb der Gemarkung bis auf eine Höhe von 480 Metern steil an. Links des Glans erhebt sich der 368 Meter hohe Remigiusberg mit Burgruine und Kirche und stellt einen pittoresken Anblick dar, der schon im frühen 19. Jahrhundert durch einen berühmt gewordenen Stahlstich verewigt wurde. Die beiden historischen Gebäude liegen jedoch in der Gemarkung des Nachbardorfes Haschbach. Im Süden des Remigiusbergs zieht sich das Tal des Röderbachs hin, der bei Theisbergstegen in den Glan mündet. Parallel zum Glan verlaufen die Bundesstraße 423 auf dem rechten Ufer und die Bahnlinie auf dem linken Ufer. Die Gemarkung der beiden alten Ortsteile grenzt im Osten und Südosten an die Gemarkung von Matzenbach (Ortsteil Gimsbach), im Süden an die Gemarkung des Ortsteils Godelhausen, im Westen an die Gemarkung von Haschbach und im Norden an die Gemarkungen von Altenglan und Rutsweiler.      

 

Blick auf den Remigiusberg

0.3.Siedlung und Wohnung

Der heutige Ortsteil Theisbergstegen bestand ursprünglich aus den drei Dörfern Theisberg (Deinsberg) rechts des Glans, Ober- und Unterstegen links des Glans. Diese Teilbereiche sind heute zusammengewachsen, wobei der ehemals selbständige Ort Oberstegen im Tal des Rödelbachs zu suchen ist. Bereits 1715 wurden Theisberg und Stegen zu einem einzigen Ort vereinigt. Das Dorf insgesamt lässt noch die bäuerliche Struktur erkennen, die bis weit in das 20. Jahrhundert hinein das Leben im gesamten Ort bestimmte. Dabei lassen sich einige Hauptlinien der Besiedlung feststellen. Es handelt sich einmal um die Besiedlung im ehemaligen Theisberg entlang der Durchgangsstraße (B 423). Zu ihr entstanden im Laufe der Zeit Parallelstraßen, eine davon zweigt zum Berg hin ab und erreicht bereits ziemlich hoch über dem Tal die ehemalige evangelische Schule von Theisberg und die protestantische Pfarrkirche. Diese liegt inmitten eines ehemaligen Friedhofs, entstammt in ihren Ursprüngen dem Mittelalter, erfuhr vor allem durch den Aufbau eines Turms während des 20. Jahrhunderts gravierende Veränderungen. Eine Brücke verbindet Theisberg mit Stegen, dessen alter Ortskern sich an der Kuseler Straße entlang in das Tal des Rödelbachs hinzieht. Die neueren Besiedlungsgebiete verlaufen wiederum entlang des Glans, vor allem an der Schulstraße, die zur Schule im Ortsteil Godelhausen hinführt, und an der Bahnhofstraße. Die Strecke zum Ortsteil Godelhausen wird nach und nach durchweg bebaut sein. Am Berghang seitlich der Kuseler Straße steht das im Jugendstil erbaute ehemalige katholische Pfarrhaus mit angebauter Kapelle. Der Bahnhof steht nördlich der Glanbrücke. Der Sportplatz liegt im nördlichen Bereich des ehemaligen Dorfes Stegen. Weit außerhalb am Abhang des Potzbergs liegt ein wenig versteckt die Ruine der ehemaligen Burg Deinsberg, die heute auch „Alte Burg“ genannt wird. 

0.4.Wüstungen

Flurnamen im Bereich der Gemarkung weisen auf einen Ort Wetzenhausen hin, der aber im Bereich der Gemarkung von Haschbach lag. Weitere Wüstungen sind nicht bekannt.

0.5.Name

Es handelt sich um zwei Dorfnamen, Theisberg und Stegen. Der Name Theisberg, zuerst als "Deinesberge" 992 in einer Urkunde Ottos III. erwähnt, war möglicherweise ein früherer Name des Potzbergs, an dessen Hang eine Burg und eine Dorfsiedlung entstanden. Dem Grundwort -berg ist das Bestimmungswort "Dein" verbunden, das auf einen Personennamen zurückgeht, nach Dolch auf Degin oder Dagin. Nach früheren Auffassungen wurde der Name auch als „Donar“ interpretiert, zumal die Kirche des Ortes dem Apostel Petrus geweiht war (Christmann). Weitere Nennungen sind  u. a.:  Denesberc (1219), Deynsberg (1221), Denisberg (1253), Deusberch (1309), Deinßberg (1567), Theisberg (1788), Deinsberg (1822).

Der Name Stegen erscheint zuerst als Stegin in der bekannten Urkunde des Grafen Heinrich II. von Veldenz von 1364, nach der die Bewohner des Unteramtes Altenglan-Ulmet für den jungen Grafen Heinrich und seine Ehefrau Lauretta den Unterhalt zu leisten hatten. Es handelte sich um die Siedlung bei einer kleinen Brücke, die hinüber zu dem Ort Theisberg führte. Der Name erscheint später nur noch in gelegentlichen kleinen Abwandlungen.

0.6.Wappen

Ein blauer waagerechter Wellenbalken teilt das silberne Wappen in zwei Hälften, über dem Balken erscheinen ein roter, in Gold gefasster Bischofshut und ein nackter Mann, der Wasser aus einem Krug schüttet. Das untere Feld zeigt auf einem grünen Dreiberg eine blaue Kirche mit goldenen Fenstern. Der Bischofshut bezieht sich auf die Bischöfe von Reims, die früheren Besitzer des Remigiuslandes, in dem der ehemals selbständige Ort Stegen links des Glans und der heutige Ortsteil Godelhausen lagen. Der Wassermann ist ein Motiv aus dem Wappen von Godelhausen (s. d.). Die Kirche bezieht sich auf die Peterskirche des ehemals selbstständigen Ortes Theisberg (Deinsberg). 

0.7.Abriss der Ortsgeschichte

0.7.1.Vor- und Frühgeschichte

Die Gegend des Potzbergs war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, wie es durch Funde nachzuweisen ist. Auch in der Gemarkung von Theisbergstegen wurden Scherben und Knochen aus vorgeschichtlicher Zeit gefunden, über deren Verbleib und genauen Ursprung jedoch nichts bekannt ist. Spolien im Mauerwerk der Peterskirche weisen auf die Römerzeit hin, im Chor der Kirche standen noch im 19. Jahrhundert Teile eines Viergöttersteins, die sich heute im Museum Speyer befinden. Gefunden wurde angeblich auch eine "gallische Münze", die verschwunden ist. Dabei können wir darauf hinweisen, dass das Potzberggebiet insgesamt umfangreiche Funde aus der Römerzeit preisgegeben hat, so das  Gräberfeld einer gallo-römischen Siedlung in der Nähe von Mühlbach.   

0.7.2.Mittelalter

Nach den alten Beschreibungen lag das Gebiet links des Glans im Remigiusland, das Gebiet rechts des Glans ursprünglich in dem freien Reichsland. Demnach gehörte der Ort Stegen zum Remigiusland und der Ort Theisberg zu dem freien Reichsland. Wann die beiden Orte genau gegründet wurden, lässt sich nicht sagen. Sicherlich ist Theisberg älter als Stegen. Nach der oben schon erwähnten Urkunde Kaiser Ottos III. von 992 übergab ein Bischof  Hildibald von Worms an einen Grafen Wolfram den Zehnten aus allem Besitz des Bistums Worms im Waldgebiet links des Rheins (Vosagus) und empfing zugleich Güter im Bereich der Dörfer Altenglan und „Deinesberge“ zu seinem Eigentum. Ganz logisch erscheinen uns diese Besitzverschiebungen heute nicht, und es hat den Anschein, dass sich der Bischof von Worms in diesem Zusammenhang Rechte aneignete, die ihm eigentlich nicht zustanden. (Vgl. Zenglein 1992 S. 168 ff.) Ein Dorf Deinsberg in der Nähe einer Burg mit gleichem Namen bestand auf jeden Fall bei der Ausstellung der Urkunde schon, es mag Jahrhunderte zuvor gegründet worden sein. In dem freien Reichsland um Kaiserslautern, zu dem Theisberg gehörte, wird später jedenfalls kein Besitz des Bistums Worms nachgewiesen. Andererseits steht fest, dass Theisberg nicht nur kirchlicher Mittelpunkt, sondern auch Amtssitz in einem Unteramt des Reichlandes war, wahrscheinlich abwechselnd mit Reichenbach, also im Reichenbacher oder Deinsberger Amt. Eine genauere Analyse der damaligen Verhältnisse finden wir in einem grundlegenden Aufsatz von Dieter Zenglein. (Zenglein 1992 und 1993) Die mit dem Namen Deinesberge verbundene Burg ist wohl identisch mit der heutigen "Alten Burg". 

Wahrscheinlich hat Stegen im Jahr 992 noch nicht bestanden. Da das so genannte Remigiusland durch die Übergriffe der Edelfreien aus der Nachbarschaft beständig gefährdet war, wurde es zu Beginn des 12. Jahrhunderts einem Grafen Gerlach aus dem Nahegau zur Schutzherrschaft (als Vogtei) übergeben. Zu dieser Zeit erst entstand auch das Kloster auf dem Remigiusberg, und wir müssen annehmen, dass dieses Gebiet zuvor durch eine Filiale in Kusel des Klosters Saint Remi in Reims verwaltet wurde. Graf Gerlach begründete aus Eigenbesitz und aus den Vogteien über umfangreiche geistliche Besitztümer die Grafschaft Veldenz, zu der von Anfang an auch der Ort Stegen gehörte, während Theisberg weiterhin im freien Reichsland lag. Eine Änderung ergab sich im Jahr 1345, als Graf Georg I. das Reichenbacher oder Deinsberger Amt als eine Reichspfandschaft erwarb. Die Grenze am Glan zwischen Theisberg und Stegen war damit aufgehoben, beide Dörfer unterstanden derselben Herrschaft, wenn auch vorerst noch in verschiedenen Unterämtern. Im Jahr 1364 lebte dann der Sohn Heinrich des Grafen Heinrich II. von Veldenz, der spätere Graf  Heinrich III., zusammen mit seiner jungen Ehefrau Lauretta von Sponheim auf der Burg Lichtenberg. Alle Dörfer, die damals zu dem veldenzischen Unteramt Altenglan gehörten, mussten diesem jungen Grafenpaar Abgaben leisten. Aus diesem Grund ließ Graf Heinrich II. eine Urkunde ausstellen, in der alle Dörfer des damaligen Unteramtes Altenglan aufgezählt wurden, auch der Ort Stegen. 1444 starb Friedrich III., der letzte Graf von Veldenz. Seine Tochter Anna war seit 1409 mit Stephan von der Kurpfalz verheiratet, der seine kurpfälzischen Erbteile mit der Grafschaft Veldenz vereinigte und die Pfalzgrafschaft (das Herzogtum) Zweibrücken begründete.

0.7.3.Neuzeit

1543 überließ im so genannten Marbacher Vertrag Herzog Wolfgang von Zweibrücken seinem Oheim Ruprecht Ländereien zur Begründung einer eigenen Pfalzgrafschaft. Es handelte sich um den Ort Veldenz an der Mosel, Lauterecken, das Jettenbacher und das Reichenbacher (Deinsberger) Amt. Die neue Pfalzgrafschaft, zu der später auch Lützelstein im Elsass gehörte, trug den Namen Pfalz-Veldenz, später Pfalz-Veldenz-Lützelstein. Einziger Residenzort war zunächst Lauterecken, und Lützelstein entwickelte sich später zu einer zweiten Residenz. Durch die Gründung der neuen Pfalzgrafschaft entstand am Glan zunächst wieder eine Grenze, wenn auch Pfalzgraf Ruprecht zunächst in der Michelsburg auf dem Remigiusberg residierte. Theisberg und Stegen waren wieder voneinander getrennt. Doch durch den so genannten Meisenheimer Abschied von 1600 kamen auch die Dörfer Haschbach und Stegen zu der Grafschaft Veldenz-Lützelstein. Damit waren Theisberg und Stegen erneut gemeinsam unter einer Herrschaft, doch es dauerte noch mehr als 100 Jahre, bis die endgültige Vereinigung der beiden Dörfer zu Stande kam.

 

In der Zwischenzeit gingen schlimme Kriege über das Land, der Dreißigjährige Krieg und die Kriege mit Frankreich unter König Ludwig XIV. Wie alle Dörfer rings um Kusel kam es auch in in beiden Dörfern am Glan zu großen Verlusten unter der Bevölkerung. Die Pfalzgrafschaft Veldenz-Lützelstein erlosch am Ende des 17. Jahrhunderts, und um ihren Besitz kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der Pfalzgrafschaft Zweibrücken und der Kurpfalz. Während dieser Streitigkeiten wurden beide Orte 1715 zu einer Gemeinde zusammen geschlossen. In dem so genannten Mannheimer Vergleich von 1735 wurde Pfalz-Veldenz-Lützelstein der Kurpfalz zugesprochen. 1788 schrieb der Geograf Goswin Widder über das nun im kurpfälzischen Oberamt Lauterecken liegende Theisbergstegen: "Deinsberg und Stegen machen zusammen eine Gemeinde aus und werden gemeiniglich Theisberg-Stegen geschrieben. ... In beiden Weilern zählt man nicht über 25 Familien, 130 Seelen. Jedoch sind 1 Kirche, 1 Pfarrhaus, 2 Schulen, 22 bürgerliche und gemeine Häuser vorhanden." (Widder 1981 IV S. 384)

Die Französische Revolution bereitete der alten Feudalherrschaft ein Ende. Nach der Gründung des französischen Saardepartements mit der Hauptstadt Trier im Jahre 1801 lag Theisbergstegen im Canton Kusel des Arrondissements Birkenfeld. In der ab 1816 folgenden bayerischen Zeit gehörte das Dorf zunächst innerhalb des Landkommissariats Kusel auch zu dem Kanton Kusel und war abwechselnd mit Godelhausen Sitz einer Bürgermeisterei. Im Zusammenhang mit der Regional- und Verwaltungsreform von 1968 kam das Dorf m 1. Januar 1972 als eine Ortsgemeinde zur neu gegründeten Verbandsgemeinde Kusel. Zusätzlich zu diesen beiden Ortsteilen gehörte auch der Ortsteil Godelhausen zu der neu gegründeten Ortsgemeinde.

Ansicht nach einem kolorierten Stahlstich von 1820

0.8.Wahlen, BVP

SPDKPDZentr.DVPNSDAPBauern
Reichstag 192424,616,732,5---------
Reichstag 192824,81,329,426,2,611
Reichstag 19309,612,521,614,710,3 6,6*
Reichstag 193312,213,5------46,9---
* Landvolk
SPDCDUFDPGrüneLinkeSonstige
Landtag 200165,723,43,52,8 ---4,5
Landtag 200660,120,16,43,90,59,2
Landtag 201147,724,93,314,45,64,1
SPDCDUFDPGrüneLinkeSonstige
Bundestag 200259,223,47,76,3---3,5
Bundestag 200551,222,77.17,66,84,6
Bundestag 200939,224,711,94,712,26,2
Bundestag 201341,931,75,36,25,19,9

0.9.Zeittafel

vor Chr.Besiedlung in vorgeschichtlicher Zeit und in der Römerzeit
8. Jhd.Wahrscheinliche Ortsgründung von Theisberg innerhalb des freien Reichslandes
992Theisberg erscheint als "Deinesberge" in einer Urkunde des Kaisers Otto III.
um 1000Mögliche Gründung des Ortes Stegen innerhalb des Remigiuslandes
1345Die Grafschaft Veldenz übernimmt das Amt Reichenbach als Reichspfandschaft
1364Ersterwähnung des Ortes Stegen als "Stegin" in einer Urkunde Heinrichs II. von Veldenz
1444Gründung der Pfalzgrafschaft (des Herzogtums) Zweibrücken
1543Gründung von Pfalz-Veldenz (Marburger Vertrag)
1600Meisenheimer Abschied, Stegen und Haschbach kommen zu Pfalz-Veldenz
1715Vereinigung der Dörfer zu einer Gemeinde mit dem Namen Theisbergstegen
1724Die Kirche auf dem Remigiusberg wird den Katholiken, die Peterskirche den Protestanten zugesprochen
1735Pfalz-Veldenz kommt zur Kurpfalz (Vergleich zu Mannheim)
1744Gründung der katholischen Pfarrei auf dem Remigiusberg
1801Th. im französischen Département de la Sarre (Saar), Arrondissement Birkenfeld, Canton Kusel, Mairie Quirnbach
1816Th. im "Baierischen Rheinkreis", Landkommissariat Kusel, zeitweise Sitz der Bürgermeisterei
1908Bau des katholischen Pfarrheims
1955Bau des neuen Schulhauses in Godelhausen
1972Ortsteil der Ortsgemeinde Theisbergstegen (mit Godelhausen) in der Verbandsgemeinde Kusel

0.10.Kirchliche Verhältnisse

Die Kirche von Theisberg (Deinsberg) fungierte als Peterskirche schon im Hochmittelalter als der Mittelpunkt eines großen Kirchspiels, das östlich des Glans von Nanzdiezweiler bis nach Mühlbach reichte, in dem die Kirchen von Bosenbach, Neunkirchen am  Potzberg und Niedermohr als Filialkirchen bestanden. Zu diesem Kirchspiel zählte nicht der Ort Stegen im Remigiusland, der zur Kirche auf dem Remigiusberg gehörte. Indessen dürfen wir die Peterskirche zu Theisberg mit zu den ältesten Kirchen im Glantal zählen. Sie war wesentlich älter als die Kirche auf dem Remigiusberg, hatte zweifellos aus Holz gebaute Gotteshäuser  als Vorläufer. Das erste Gebäude aus Stein könnte um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert entstanden sein. Während andere Kirchen in der Zeit der Gotik von Grund auf neu gestaltet wurden, erfuhr die Peterskirche von Theisberg Umbauten in fast allen späteren Stilepochen. Der ursprüngliche Turm galt am Ende des Zweiten Weltkriegs als baufällig, wurde 1945 abgerissen und 1954 durch einen neuen Turm ersetzt.

 

Auch nach der Reformation änderte sich zunächst wenig an der Organisation der Kirche von Theisberg. Pfarrer Johannes Röber (aus Rehborn), zunächst noch katholischer Pfarrer, wurde in einem Kirchenvisitationsprotokoll 1538 als "lutherischer Pfarrer auf dem Petersberg" erwähnt. (Vgl. Schöpper Mskr. o. J.)  Weitere evangelische Pfarrer dieser frühen Zeit waren Gottfried Sutoris und Johannes Limbach, der letzte Abt des Klosters Disibodenberg, der auch schon in Odernheim als lutherischer Pfarrer gewirkt hatte. Während die Lutheraner des Herzogtums Zweibrücken im Jahr 1588 nach Anordnung von Herzog Johannes I. zum Kalvinismus übertreten mussten, unterblieb dieser Umschwung in der Pfalzgrafschaft Veldenz-Lützelstein. Da die Bewohner von Stegen erst im Jahr 1600 nach Veldenz-Lützelstein eingegliedert wurden, waren die Bewohner gezwungen, den gerade erst vollzogenen Übertritt rückgängig machen. Stegen gehörte nun ebenfalls zum Kirchspiel Theisberg. Nach dem 30-jährigen Krieg wurde das Prinzip "cuius regio eius religio" aufgehoben, und es ließen sich wieder katholische Bewohner in den Dörfern nieder. Weitere Förderung erfuhren die Katholiken während der kurpfälzischen Herrschaft und durch den Zuzug katholischer Familien im industriellen Zeitalter. Im Jahr 1724 einigten sich die Protestanten und Katholiken über eine neue Verteilung der Kirchen. Die Lutheraner des ganzen Kirchspiels erhielten die Peterskirche, die Katholiken die ehemalige Klosterkirche auf dem Remigiusberg. Das Leben in der Einsamkeit auf dem Berg war für die Pfarrer nicht immer leicht, und in der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entstand innerhalb der katholischen Kirchengemeinde der Wunsch, den Sitz der Pfarrei nach Theisbergstegen zu verlegen. Das geschah im Jahr 1909, als das katholische Pfarrhaus mit seiner Kapelle eingeweiht wurde. Die evangelische Kirche von Theisbergstegen blieb bis zum Entstehen der Pfälzischen Union im Jahre 1818 der Lehre Luthers verbunden. 

Heute wohnen in Theisbergstegen ca. 60 % evangelische und 40 % katholische Christen. Zur evangelischen Kirchengemeinde Theisbergstegen innerhalb des Dekanats Kusel gehören auch die Dörfer Haschbach und Etschberg. Eine eigene katholische Pfarrei St. Remigius entstand wieder im Jahr 1744. Zur heutigen katholischen Pfarrei Remigiusberg mit Sitz in Theisbergstegen innerhalb des katholischen Dekanats Kusel gehören auch die Katholiken der Dörfer Etschberg, Haschbach, Matzenbach und Altenglan.

Die Peterskirche von Theisbergstegen

0.11.Bewohner

Sowohl Theisberg als auch Stegen waren ursprünglich Bauerndörfer, doch der Anteil der Arbeiterfamilien stieg bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark an, als die Steinbrüche am Remigiusberg in Betrieb genommen wurden. Arbeiterfamilien wanderten zu, was den starken realen Anstieg der Bevölkerung erklärt, zum Teil auch den  prozentualen Anstieg des katholischen Anteils von ursprünglich 20% auf 40 % bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Schon zuvor im 18. Jahrhundert hatte sich Stegen zu dem größeren Ortsteil entwickelt. Heute sind sowohl in der Landwirtschaft als auch in den Steinbrüchen nur noch wenige Menschen beschäftigt. Theisbergstegen entwickelte sich zu einem Wohnort für Menschen aus den unterschiedlichsten Berufen, von denen nur wenige im Dorf selbst beschäftigt sind, und die oft weit zum Arbeitsplatz auspendeln müssen. Der Anteil der Rentner ist verhältnismäßig hoch.

0.12.Bevölkerungsentwicklung, OT Godelhausen ab 2003 eingeschlossen

18251833187119051939196120032007
gesamt208 200240323445545774716
kath.43 197
evang.165 348

0.13.Schule, Kultur, Vereinswesen

0.13.1.Schulen

Das in die Reformationszeit zurück gehende Bestreben im Herzogtum Zweibrücken, landesweit den Schulunterricht zu fördern, um der Bevölkerung die Möglichkeit zur eigenständigen Auslegung der Bibel zu gewähren, kam nach guten Anfängen in den Kriegszeiten des 17. Jahrhunderts zum Erliegen. Eigene Schulen, in denen das ganze Jahr über unterrichtet wurde, entstanden nur in den größeren Orten. Die kleinen Dörfer mussten sich zumeist das ganze 18. Jahrhundert hindurch mit einer Winterschule begnügen, in der ein Winterschullehrer unterrichtete, der den Sommer über einem anderen Broterwerb nachging. Solche Verhältnisse bestanden auch in Theisbergstegen. Immerhin gab es schon im frühen 19. Jahrhundert im Ort eine lutherisch-evangelische Schule in der Kirchstraße unterhalb des evangelischen Pfarrhauses, dann ein katholisches Schulhaus auf dem rechten Glanufer nahe der Brücke. Über das Verhältnis zwischen Lehrern und der Bevölkerung gibt auch das katholische Pfarrgedenkbuch an etlichen Stellen Auskunft, so über einen Streit zwischen dem Lehrer und einem Vater zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Vater behauptete, der Lehrer habe seinen Sohn zu fest gezüchtigt und sprach Beleidigungen gegen den Pädagogen aus. Dieser strengte dann erfolgreich eine Beleidigungsklage an, was den Vater veranlasste, seinerseits den Lehrer wegen Körperverletzung zu verklagen, der dann aber lediglich ermahnt wurde. (Vgl. Dick/Schöpper 1997 S. 12)  Im Jahr 1955 erbaute die Gemeinde eine "Zentralschule" in Godelhausen, in der zunächst alle Grund- und Hauptschüler aus Theisbergstegen unterrichtet wurden. Seit der allgemeinen Schulreform von 1970 dient dieses Gebäude lediglich als Grundschule für mehrere Orte der Verbandsgemeinde Kusel. Die Hauptschüler werden seitdem auf dem Roßberg in Kusel unterrichtet. (Personalakten über Lehrer aus Theisbergstegen in LA Speyer H 38 Nr. 1320 und 1321) Weiterführende Schulen, berufsbildende Schulen und auch Förderschulen können in Kusel besucht werden.

0.13.2.Brauchtum und Vereinswesen

Die Kirmes von Theisbergstegen wird drei Tage lang am letzten Wochenende im September gefeiert. Der Ort mit gutem Zusammenhalt unter den Bewohnern pflegt auch ein intensives Vereinsleben. Der Gesangverein wurde 1897 gegründet. Die Spielvereinigung entstand 1946 und unterhält mehrere Fußballmannschaften bei reger Jugendarbeit. Ein Turnverein, der nach dem Ersten Weltkrieg gegründet worden war, kann als Vorläufer dieses Vereins angesehen werden. Ebenfalls in den 20er Jahren bestand ein Schützenverein. Der Landfrauenverein von 1975 hatte einen Vorläufer in dem bereits 1898 gegründeten landwirtschaftlichen Hausfrauenverein. 1975 war auch das Gründungsjahr des Pfälzerwaldvereins, der im Buchwald eine Hütte unterhält. Seinen Sitz in Theisbergstegen hat ebenso der neu gegründete Förderverein Pfalz-Veldenz.

0.14.Gesundheits- und Sozialwesen

Im Krankheitsfall suchen die Bewohner von Theisbergstegen  Ärzte im Ort selbst auf, darüber hinaus in Kusel und in Altenglan. Nächstes Krankenhaus ist das Westpfalzklinikum II in Kusel. Für Pflegefälle ist u. a. die Sozialstation Kusel-Altenglan zuständig.

0.14.1.Wirtschaft und Verkehr

Die Dörfer Theisberg und Stegen galten ursprünglich als Bauerndörfer, wenngleich die Abhänge des Potzbergs und auch die Steilhänge des Remigiusbergs zum Glantal hin als nicht besonders fruchtbar anzusehen sind. Besser zu bewirtschaften sind Felder in der Au, an den weniger steilen Gleithängen des Glantals und im Tal des Röderbachs. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor stellte die 1543 erstmals erwähnte Mühle dar, die im Laufe der Zeit oft gleichzeitig als Mahl- Ohlig- und Sägemühle in Betrieb war. Um die Jahrhundertwende brannten die romantisch wirkenden Mühlengebäude ab und wurden in nüchterner Form 1900 wieder aufgebaut. Schon im 18. Jahrhundert boten die Bergwerke des Potzbergs Erwerbsmöglichkeiten für die Bevölkerung, im 19. Jahrhundert auch die Steinbrüche am Ostabhang des Remigiusberges. 1862 erteilte die Regierung von Speyer ihre Genehmigung zur Einrichtung eines Steinbruchs, der sofort in Betrieb genommen, aber in der Anfangszeit nicht rationell bewirtschaftet wurde. 1877 eröffneten einige Steinbrucharbeiter einen zweiten Bruch in eigener Regie, der zeitweise besser wirtschaftete, bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs bestehen blieb und auch nach dem Krieg noch einmal eröffnet wurde.

Durch Theisbergstegen führt die Bundesstraße 423 Altenglan-Saargemünd. Innerhalb des Ortes zweigt von der B 423 die Landesstraße 362 ab und verbindet den Ort über Haschbach mit Kusel. Autobahnauffahrten bei Kusel und bei Glan-Münchweiler liegen etwa 10 Kilometer weit entfernt. Der Ort liegt an der Bahnstrecke Kusel-Landstuhl. Die Züge verkehren im Stundentakt.

0.15.Persönlichkeiten

Gruenagel, Friedrich (* 1901 in Zweibrücken  † 1983 in Wachenheim)

Theologe und Lutherforscher, Begründer der ersten Evangelischen Akademie in Aachen, Herausgeber der Schriftenreihe "Kirche in Bewegung und Entscheidung". War von 1927 bis 1929 Pfarrer in Theisbergstegen. Ab 1932 Pfarrer in Aachen. - Später Initiator zur Gründung der ersten Evangelischen Akademie der Pfalz. 1937 Referent in der Kirchenleitung in Berlin. - Nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst Pfarrer in Duisburg, Lehrer in Mannheim, sodann bis 1966 Stadtpfarrer in Weinheim. - Veröffentlichung einer Reihe theologischer, kirchenpolitischer und regionalgeschichtlicher Schriften.

0.16.Nachweise

Verfasser: Ernst Schworm

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Böhmer, Christian: Remigiusberg, ein Heimathgesang, Ludwigshafen 1877.
  • Decker, Ludwig: Sängerkrieg in Theisbergstegen, in: Westrichkalender Kusel 1990, S. 117-124.
  • Dick, Helmut: Chronik des Kirchenchors der Pfarrei Remigiusberg, Theisbergstegen 1992 [Labi K 58 224].
  • Dick, Helmut: Aus der Geschichte der Pfarrei Remigius, Theisbergstegen 1992, [Labi K 48 225].
  • Dick, Helmut: Aus der Orgelgeschichte der Pfarrei Remigiusberg, Theisbergstegen 1996 [Labi K 58 225].
  • Dick, Helmut: Entstehung und Entwicklung der Pfarrei Remigiusberg, in: Westricher Heimatblätter Jg. 28 (1997), S. 4-24.
  • Dick, Helmut; Schöpper, E.: Zur Geschichte der protestantischen Pfarrei Theisbergstegen, in: Westricher Heimatblätter Jg. 32 (2001), S. 4-32.
  • Emrich, Karl: 125 Jahre Steinabbau auf der Ostseite des Remigiusbergs, in: Westrichkalender Kusel 1988, S. 56-65.
  • Klein, Alfred: Der Urkataster von Theisbergstegen, in: Westrichkalender Kusel 1988, S. 97-99.
  • Protestantische Kirchengemeinde (Hg.): Festschrift zur Glockenweihe am 4. November 1962, Theisbergstegen 1962 [Labi K 5882].
  • Schöpper, Erwin (Hg.): 1000 Jahre Theisbergstegen 992 - 1992, Theisbergstegen 1992 [Labi K 59 991].
  • Schöpper, Erwin (Hg.): 100 Jahre Gesangverein Theisbergstegen, Theisbergstegen 1993 [Labi K 58 218].
  • Spielvereinigung 1946 (Hg.): 50 Jahre Spielvereinigung Theisbergstegen e. V., Theisbergstegen 1996 [Labi 58 219].
  • N. N.: Die Geschichte der protestantischen Kirchengemeine Theisbergstegen. [Mskr. ohne Ort und Jahr]
  • Widder, Johann Goswin: Geographische Beschreibung der Kur-Pfalz Band IV, Frankfurt und Leipzig 1788.
  • Warth, Wilhelm: Die beiden Glandörfer Theisberg und Stegen und ihre Vereinigung, in: Heimatblätter für den Bezirk Kusel, Jg. 13 (1934), S. 33-36.
  • Wolf, Karl: Als Theisbergstegen noch aus zwei Orten bestand, in: Westrichkalender Kusel 1967, S. 127-129.
  • Wolf, Karl: Die Kirchen des protestantischen Dekanats Kusel, in: Westrichkalender Kusel 1975, S. 24-48.
  • Zenglein, Dieter: Am Densberg in des Richs Lande - Beiträge zur Geschichte von Theisbergstegen und seiner Peterskirche, in: Westricher Heimatblätter Jg. 23 (1992), S. 168-203.
  • Zenglein, Dieter: Ergänzung zu dem Beitrag  „Am Densberg in des Richs Lande“, in: Westricher Heimatblätter Jg. 24 (1993), S. 47-48.