Wolfstein in der Pfalz

Wolfstein

0.1.Allgemeine Angaben

Stadt und Sitz der gleichnamigen Verbandsgemeinde mit den zusätzlichen Ortsteilen Roßbach in der Pfalz und Reckweilerhof

Einwohner (2000): 2327 (männlich: 1139, weiblich: 1188)

Einwohner (2007): 1981

Einwohner (2010): 1956

Wohnplätze: Stadtbereich (1792), Roßbach (178), Reckweilerhof (11)

Gemarkung:  1377 ha, davon Siedlungs – u. Verkehrsfläche 154 ha, Landwirtschaftsfläche

574 ha, Waldfläche 644 ha, Wasserfläche und Flächen anderer Nutzung 5 ha

Burgruinen: Neu-Wolfstein (über dem Stadtkern) mit Gefallenen-Ehrenmal, errichtet 1930; Alt-Wolfstein (am nördlichen Stadteingang an der engsten Stelle des Lautertals)

Besondere Gebäude: Stadtmühle (1438-1959), heute Eigentum des CJD; barockes Rathaus (1753) barocke kath. Kirche (1776); neugotische ev. Kirche (1868); sanierte Altstadt mit „Gemeinem Wandel“ (Allmende) und Mühlgraben Gasthaus „Zur Alten Schenke“ (erbaut 1590, ältestes Haus der Stadt); Haus Münch (17.Jh.); Hotel Königsberg mit Spiegelsaal (erbaut ca. 1800)

Heimatmuseum, Druckereimuseum, Industriedenkmal Besichtigungs-Kalkbergwerk (südlicher Stadteingang)

Freizeit- und Fitnesszentrum, Freibad mit beheitztem Schwimmbecken, Campingplatz (an der Grenze zur Gemeinde Rutsweiler zwischen Lauter und B 270)

Reithalle und Reitbahn (in Mühlhausen)

 

Kleine Stadt am Königsberg

0.2.Lage

Geographisch gehört die Gemarkung zu dem sich nördlich an die Kaiserslauterer Senke anschließenden Glan-Alsenz- Berg- u. Hügelland. Der Stadtkern liegt im eng eingeschnittenen Lautertal zwischen den steilaufsteigenden Hängen des Königsbergs links und des Eisenknopfes rechts der Lauter.

Ausgewählte Höhenangaben:

Höchster Punkt des Königsbergs 568,4 Meter über NN; Lang-Heck (Roßbach) 404,1 m; Ruine Neu-Wolfstein ( 238 m ); Talgrund Stahlhausen (Südgrenze d. Stadt) 196 m; Bahnhof Wolfstein 187,9 m.

Bis zum Jahr 1905 blieb die Gemarkung der Stadt Wolfstein beschränkt auf das Gebiet links der Lauter zwischen Rutsweiler im Süden, Lohnweiler im Norden und Aschbach im Westen. Ihre Fläche nach dem bayerischen Urkataster (um 1840) betrug 616 ha. In 174 Häusern wohnten zu der Zeit 826 Personen.

Vom Altstadtbereich („Flecken“) im Talkessel ausgehend wurden im 19. Jhd. die Hänge zwischen Tauchental und Schlossgasse (Obergasse), die schmalen Gländestreifen zu beiden Seiten der Lauterstraße (Untergasse) und der Hauptstraße (Vorstadt) besiedelt. Erwähnenswert u.a. die ev. Kirche (1868, neben dem Rathaus), das kath. Pfarrhaus (1845, Vorstadt), das ev. Pfarrhaus (1899 Vorstadt), die Gerichts- und Gefängnisgebäude (1902/03, Vorstadt) und das ehemalige „Kurhaus Lautertal“ ( 1862, erneuert 1912, Vorstadt).

Bei der Erweiterung des Wohnbereiches wurde der noch anfangs des 19. Jh. vorhandene mittelalterliche Mauerring um den Altstadtkern durchbrochen und schließlich mit den beiden Stadttoren und dem Bürgerturm abgerissen.

Eine Ausdehnung der Bebauungsfläche auf das Gelände rechts der Lauter war nicht möglich, denn hier erstreckte sich auf rund vier Kilometern zwischen Kreimbach und Oberweiler das Straßendorf Roßbach mit seinen damals 5 Ortsteilen: Stahlhausen, (Dorf) Roßbach, Mühle, Immetshausen und Kuhbrücker Hübel. Die Lücken zwischen den Ortsteilen Stahlhausen und dem Oberdorf sowie zwischen Immetshausen und Kuhbrücke wurden landwirtschaftlich genutzt. Eine nennenswerte Bautätigkeit auf Roßbacher Gemarkung war bis zum Jahre 1970 nicht zu verzeichnen, die Zahl der Wohnhäuser schwankte seit 1900 um den Wert 100.

Im Jahre 1905 verfügte die Bayerische Staatsregierung die Abtretung des Kuhbrücker Hübels an die Stadt mit dem Bahnhof, sieben Wohnhäusern an der Hangseite der Bahnhofsstraße und sieben Häusern an der Hefersweilerstraße, einigen Lagerschuppen neben der Bahnlinie und dem Lagerhaus der „Consumvereine“. Maßgebend für die Eingemeindung dieses Geländestreifens zu beiden Seiten der 1883 eröffneten Bahnlinie waren wirtschaftliche Überlegungen, für die Erweiterung der Wohngebiete war damit nichts gewonnen, denn immer noch gehörten die Hanggebiete östlich des abgetretenen schmalen Talstreifens zu Roßbach.

So blieb bis zur Eingliederung des Dorfes Roßbach i.d. Pfalz mit seinen Ortsteilen in die Stadt (1969) der westlich der Hauptstraße (B 270) am Königsberg sich hinziehende steile Hang bevorzugtes Neubaugebiet der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg (Röther Weg, Steinwiesen, Am Hang, Am Gericht, In der Trift, Bergstraße, Am Kirchpfad). Erhebliche Einschränkungen ergaben sich durch die Stollen des Kalkbergwerks.

Ab 1970 verlagerte sich die Bautätigkeit auf die bis dahin landwirtschaftlich genutzten Roßbacher Gemarkungsteile östlich der Bahnlinie zwischen Sandfeld (Immetshausen) und Eisenknopf (Schlettweg, Barbarossa-, Habsburger-, Kurpfalz-, Staufer-, Wingerstbergstraße, Hahnbach und Sandfeld). Hier entstanden bis zum Jahre 2000, 78 Wohngebäude, meist freistehende Ein- und Zweifamilienhäuser. Die Gemarkung der Stadt Wolfstein vergrößerte sich durch den Anschluss des Dorfes um 616 ha auf 1377 ha.

Marktplatz mit Evangelischer Kirche und Rathaus[Bild: Ernst Schworm]

0.3.Name

Wolfstein:  1275 Woluisstein, 1387 Wolffestein, 1438 Wolffstein, 1477 Wolfsstein, 1824 Wolfstein. – Mda. wolschde.

Roßbach i.d. Pfalz:  1024 Ruosbach, 1544 Roßbach, Ruspach, 1558 Roßbach.- Mda. roschbach.

Reckweilerhof:  1200 Regewilre; 1509 Reckweiler; 1600 Rög-, Röchswiller; 1777/78 Reckweylerhof; 1917 Röckweilerhof;

heute Reckweilerhof.- Mda. reckwillerhof

 

 

Der Wolf von Wolfstein - Skulptur des Bildhauers Erich Koch, geboren im Ortsteil Roßbach, lebt in München

0.4.Abriss der Ortsgeschichte

0.4.1.Frühgeschichte

Alt- und jungsteinzeitliche Funde auf der Westflanke des Königsberges und des Selberges, freigelegte Grabhügel im Jungenwald an der Gemarkungsgrenze zu Aschbach und Lohnweiler, zahlreiche Münzfunde mit Bildnissen römischer Kaiser in der einst mit einem Ringwall umgebenen keltischen Ansiedlung auf dem Kreimberg an der Grenze der Stadt zu Kreimbach („Heidenburg“) belegen die Anwesenheit von Menschen in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. Über den Rücken des Königsbergs führte die „Römerstraße“, einer der ältesten Siedlungswege der Pfalz. Doch befand sich auf Wolfsteiner Stadtgebiet keine römische Siedlung.

0.4.2.Mittelalter/Neuzeit

Vorbemerkung: Die Lauter trennte bis zum Jahr 1768 als Landesgrenze die kurpfälzische Stadt Wolfstein von dem auf herzoglich - zweibrückischem Territorium gelegenen Dorf Roßbach. Der Reckweilerhof gehörte als herzogliches bzw. kurfürstliches Lehensgut zum Besitz des Benediktinerklosters Offenbach am Glan. Daher ist bis zum Ende des 18. Jh. eine gesonderte Darstellung der jeweiligen Ortsgeschichte erforderlich.

Stadt Wolfstein

Rudolf von Habsburg befahl 1275 die Errichtung einer „befestigten und freien“ Stadt bei seiner Burg „Woluisstein“ (heute: Ruine Alt-Wolfstein). Er verlieh dieser Siedlung die gleichen Rechte und Freiheiten wie der Stadt Speyer. Als „immerwährender Marktplatz“ sollte sie eine Freistatt sein für Wirtschaft, Handel und Verkehr. Die ersten Bürger sind aus den weitaus älteren Dörfern zugewandert.

Nur wenige Jahrzehnte unterstand die Stadt unmittelbar dem König. Dann wechselte sie als Pfandgut von einer Territorialherrschaft zur anderen. Die schier endlose Kette der Verpfändugnen begann bereits 1312 mit der Übertragung an den Grafen von Sponheim und endete erst 1673 mit der endgültigen Zuordnung zur Kurpfalz. Das kurpfälzische (Unter-) Amt Wolfstein im Oberamt Kaiserslautern umfasste die zwei Gerichtsbezirke Katzweiler und „Rothe am Seelberg“ (Rothselberg). Die Amtskellerei, deren meist adelige Amtmänner (Amtskeller) mit der Durchsetzung landesfürstlicher Verordnungen betraut waren, befand sich auf Burg (Schloss) Neu-Wolfstein, nach deren Zerstörung durch Truppen Ludwigs XIV. (1688) in einem kleinen Haus neben dem alten Rathaus am Fuße des Schlossberges, ab 1753 in dem auf Anordnung des Kurfürsten Karl Theodor (1742-1799) aus „Amtsgefällen“ (Steuern) erbauten großen Gebäude (heute: Rathaus) vor dem vorderen Stadttor.

Durch einen Gebietstausch zwischen dem Kurfürsten und dem Zweibrücker Herzog kamen 1768 die Orte der Schultheißerei Einöllen (Einöllen, Hohenöllen, Tiefenbach, Oberweiler, Roßbach, Sulzhof) zur Kurpfalz und wurden dem Amt Wolfstein eingegliedert.

Die Zugehörigkeit der Stadt zur Kurpfalz endete mit der Besetzung der linksrheinischen Pfalz durch die französischen Revolutionsheere, staatsrechtlich mit der Eingliederung dieses Gebietes in die französische Republik (1801). Bereits 1797 wurde Wolfstein im Zuge der von den Franzosen durchgeführten Verwaltungsreform Cantonsstadt im Arrondissement Kaiserslautern des Departements Donnersberg. Zum Kanton gehörten 32 Gemeinden mit 8 Bürgermeistereien und rd. 8 000 Einwohnern. Die „Mairie“ (Bürgermeisterei) Wolfstein zählte 4 Gemeinden mit rd. 1 300 Einw., in der Stadt selbst wohnten in 37 Familien 311 Personen. 1814 räumten die Franzosen den Kanton Wolfstein.

Stadtteil Roßbach

Landesherren im Mittelalter (ab 12. Jhd.) waren die Grafen von Veldenz. Weitab von ihrem kleinen Stammland an der Mosel (Burg Veldenz) besaßen sie beträchtliche Gebiete zwischen Alsenz, Glan und Nahe, darunter „Honhelden daz ampt“ (1387) mit den bereits o.g. Siedlungen. Etwa ab Mitte des 16. Jh. wurde der Amtssitz des Schultheißen nach Einöllen verlegt.

Zu Beginn des 15. Jhd. heiratete die einzige Tochter und Alleinerbin des Veldenzer Grafen den Pfalzgrafen Stephan von Zweibrücken aus der pfälzischen Linie des Hauses Wittelsbach. Im Zuge der Erbfolge fiel nach dem Tode ihres Vaters (1444) die Grafschaft Veldenz an ihren Sohn Ludwig I., jetzt Herzog von Veldenz-Zweibrücken. Damit begann für Roßbach eine lange Zeit politischer Stabilität. Dem kleinen Dorf blieb das Hin- und Hergeschobenwerden zwischen wechselnden Herrschaften erspart. Von 1444 - 1768 waren die Roßbacher Untertanen der Zweibrücker Herzöge.

Aus dieser Epoche überliefern die Akten nur wenige bemerkenswerte Ereignisse:

- Das Roßbacher Weistum (1544) berichtet von jährlich wiederkehrenden Versammlungen der „Gemeinsmannen“, wohnhafftig zu Roßbach, Imzmannßhausen (um 1250: „Ziermannshusen“, heute: Immetshausen), Melhausen (Wüstung), Stohlhaussen (heute: Stahlhausen)“ am „St. Dionysi-Tag“ (09.10) auf dem „Dionysiusberg nahe bei der Kapelle zum Heiligen Dionysius“ (heute: Auf dem Mühlacker). Das kleine Gotteshaus war eine Filialkirche der Pfarrei Tiefenbach, die sich vom Beginn des 15. Jh. an bis zur Reformation als Schenkung des Veldenzer Grafen in der Hand des Johanniter-Ordens befand. Bereits 1528 wurde Tiefenbach eine reformierte Pfarrei. Die Kapelle wurde ins 18. Jh. hinein zu gottesdienstlichen Handlungen von Reformierten, dann auch von Lutheranern und Katholiken benutzt. Sie wurde im 19. Jh. abgerissen, der sie umgebende Friedhof diente noch bis 1902 als Begräbnisstätte und wurde anfangs der dreißiger Jahre bei der Schaffung des Denkmalplatzes eingeebnet.

- Der „Mühlarzt“ Adam Silberwäscher aus Baumholder errichtet 1604 an einem „Wässerlein oberhalb des Dorfes, die Roßbach genannt“, eine Mahlmühle mit einem Gang, die erste nachweisbare Mühle. Sie wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört

- Johannes Schwammbacher baute 1695 eine neue Mahlmühle unterhalb Roßbach an die Lauter, „wo zuvor nie keine gestanden“. Um die Mühle herum entstand der Ortsteil „Bei der Roßbacher Mühle“ (heute: „In Mühlhausen“ und „In der Hohl“).

- Der Zweibrücker Herzog Christian IV. überlässt dem pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor die Schultheißerei Einöllen. „Fünf gering Dörfer . . . wurden dem Unteramt Wolfstein . . . einverleibt. Die Gemeinde Roßbach umfasste zu der Zeit 1125 Morgen Ackerland, 57 Morgen Wiesen, 33 Morgen Wingert, 10 Morgen Gärten, 137 Morgen Wald. Im Dorf wohnten 222 Menschen, es gab 42 Häuser, 1 Kirche und 2 Schulen.“

Stadtteil Reckweilerhof

Das Mittelalter hindurch bis um die Wende vom 18. zum 19. Jhd. verliehen adelige Lehnsherren den Hof zur vererblichen und dinglichen Nutzung an ihre Lehnsmannen („Erbbeständer“). Grundherren waren zunächst die Wild- und Raugrafen von Grumbach, dann die Grafen von Veldenz (1387), schließlich (ab 1444) die Zweibrücker Herzöge, zugleich „Erblastvögte und Schirmherren“ aller zum Kloster Offenbach gehörenden Güter, und (ab 1733) die Kurfürsten von der Pfalz.

Die Namen der „Hofmänner“ sind von 1514 ab lückenlos bekannt. Sie entrichteten ihre Erbpacht an das Kloster, erhielten als Gegenleistung Nutzungs- und Weiderechte in den „herrschaftlichen Klosterwaldungen“, „freies Bau- und Brennholz“, die „Schafweide auf des Hofes Bann sowohl als der Gemarkung des Fleckens Wolfstein mit eigener Herde von maximal 200 Tieren“ (1786).

Von 1644 - 1788 wurde der Hof in Erbpacht vom Amtsschultheißen zu Odenbach a. Glan und dessen Nachkommen bewirtschaftet. Nach Aufhebung der Lehensherrschaft kaufte der herzoglich württembergische Etats-Minister Emich Johann von Üxküll den Hof für 22 500 Gulden. Er verpachtete ihn 1796 an Christoph Burckhardt, der die Bewirtschaftung seinem Sohn Ludwig Karl Friedrich (geb. 1779) übertrug. Ludwig B. kaufte 1817 den Hof und seitdem ist das Gut im Besitz der Familie Burckhardt. Die Nachkommen des Ludwig Burchhardt in direkter Linie über dessen Sohn Heinrich führen des Hotel Reckweilerhof.

Angaben über Bebauung, Flächengröße und Wert des Hofes zum Ende der adeligen Grundherrschaft entnehmen wir der „Güterbestandsaufnahme“ des Jahres 1786

Zweistöckiges Hofhaus; im 1. Stock Wohnungen für „Hofleute“, im oberen Stock eine geräumige Wohnung für den „Hofherren“, drei Rindviehstallungen, Schafstall für 300 Tiere, eine besonders Wohnung für den Schäfer, alles aneinander und unter einem Dach; sodann Scheuer, Kelterhaus, gewölbter Keller, Hirtenhaus, Backhaus und 8 große Schweineställe; ein gut angelegter Pflanzgarten.- 52 Morgen Wiesen, 4 Morg. Weinberge, 474 Morg. Ackerfeld und 19 Morg. Weidefelder. Schätzwert 22 000 Gulden.

0.4.3.Neueste Zeit

Wappen der Verbandsgemeinde

Die Königlich-Bayerische Zeit

Nach Neuordnung der Besitzverhältnisse auf dem Wiener Kongress wurden die Wolfsteiner bayerische Staatsbürger, bis 1918 Untertanen der bayerischen Könige, in der Weimarer Republik Bürger des Freistaates Bayern, erst 1947 endete formell die Zugehörigkeit zu Bayern mit der Eingliederung der bayerischen Pfalz in das neugebildete Land  Rheinland-Pfalz. Von Bayern ausgehende Versuche, die „weiß-blaue“ Vergangenheit wiederzubeleben, blieben erfolglos. Beim Volksbegehren vom 22. April 1956 stimmten in Roßbach zwar 17 %, in Wolfstein 14,5 % der Bewohner für den Anschluss an Bayern, in Rheinland-Pfalz jedoch nur 7,6 %.

Im „bayerischen Rheinkreis“ kam Wolfstein zum Landkommissariat Kusel (ab 1862 Bezirksamt, ab 1939 Landratsamt). Die verkehrsgünstige Anbindung der Verwaltung an den bisherigen Oberamtssitz Kaiserslautern wurde aufgegeben, und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Zum Kanton Wolfstein gehörten (1817) 33 Gemeinden. Die Bürgermeisterei umfasste die Stadt mit Reckweilerhof, die Gemeinden Einöllen (bis 1900) und Roßbach (bis 1905). Von 1814 bis 1832 leitete der Arzt Wilhelm Vogt als „Oberbürgermeister“ die Verwaltung

In Verbindung mit dem Hambacher Fest (1832) und dem Pfälzischen Aufstand (1849) sind zu erwähnen: Auf der Seite der republikanisch-liberal gesinnten Bürgerschaft der 23-jährige Gerbersohn Jakob Krieger; er floh nach Amerika und gründete in Louisville ein Handels- und Bankgeschäft. Seine Tochter Amy heiratete den Wolfsteiner Bankier Karl Otto Braun (s. KOB KG).- Auf der Gegenseite der Generalstaatsprokurator beim Appellationsgericht in Zweibrücken, der in Wolfstein geborene Ludwig Schmitt, Bruder des Georg Philipp Schmitt (Maler der Heidelberger Romantik), und ein Vetter des Jakob Krieger; er führte die Prozesse gegen die Aufrührer.

1852 wurden die Kantone in Distriktgemeinden umgewandelt. In den Distrikträten (zum Distrikt Wolfstein gehörten 30 Gemeinden) hatten die Landwirte die Mehrheit, da der Wahlmodus sich an den Höchstbesteuerten ausrichtete. Von 43 Mitgliedern im Distrikt Wolfstein waren 35 Landwirte.

Der Thronverzicht des letzten bayerischen Königs Ludwig III. (1913-1918) nach dem 1. Weltkrieg setzte einen Schlusspunkt unter die bayerische Königszeit. In diesem Krieg mussten in Wolfstein 35 und in Roßbach 19 Soldaten in Leben lassen.

Die „Weimarer Republik“ – Das „Dritte Reich“ (1919-1945)

Bei den Wahlen zur Verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung und zur Bayerischen Landtagswahl erhielten in Wolfstein die Sozialdemokratische Partei rd. 34 %, etwa gleichviel die Deutsche Demokratische Partei, die Deutsche Volkspartei rd. 23% und die Bayerische Volkspartei (Zentrum) rd. 9 % der abgegebenen Stimmen. Doch bereits bei der Reichstagswahl 1924 sank der Stimmenanteil der Sozialdemokraten auf 9 %, die Nationale Rechte erhielt 34%, Kommunisten 4%, Völkischer Block 30%, Bayersiche Volkspartei 12 % und Freiwirtschaftsbund 11 %. Die Reichstagswahlen 1930 brachten der „Hitlerbewegung“ (NSDAP) 54 % (279 Stimmen), der SPD 13 % (68 Stimmen), dem Zentrum 4% (25 Stimmen), der KPD 3% (18 Stimmen), der DVP 4% (21 Stimmen), der Wirtschaftspartei 15 % (78 Stimmen) und Splitterparteien 6 % (27 Stimmen). Bei der ersten Stadtratswahl nach der „Machtergreifung“ (21. April 1933) errang die NSDAP 8 von 10 Sitzen, und im selben Jahr verlieh der Stadtrat an Reichspräsident von Hindenburg, an Reichskanzler Hitler und an Reichsstatthalter Ritter von Epp das Ehrenbürgerrecht, ebenso an die Heimatdichterin Pauline König. Auch im Roßbacher Gemeinderat erhielten die Anhänger der NSDAP die Mehrheit. Gemeindebedienstete (Polizeidiener, Gemeindediener, Feld- und Waldhüter, Wassermeister) wurden duch linientreue Männer ersetzt. Die Partei und ihre zahlreichen Organisationen bestimmten zunehmend das wirtschaftliche und kulturelle Leben der Stadt. So erfolgte 1933 der Zusammenschluss der örtlichen Gesangvereine im Sängerbund "Westmark", der 1899 gegründete Gewerbeverein löste sich 1934 "unter Zustimmung aller Anwesenden" auf, die "Gottgläubigen" legten ihre "Jugendleite" auf den Konfirmationstag, 189 (!) Personen verließen ihre Religionsgemeinschaft.  Die Stadt, die 100 Jahre zuvor den demokratischen Bestrebungen nahestand, begrüßte nun mit der Mehrheit ihrer Bevölkerung die Diktatur. Als deren Ziele offenkundig wurden, war es für eine Umkehr zu spät. Zwar blieb Wolfstein von materiellen Kriegsschäden weitgehend verschont, doch war das Opfer an Menschen sehr hoch: Auf dem Mahnmal für die Gefallenen (errichtet 1930 auf der Burg Neu-Wolfstein) wurden weitere 100 Namen, auf dem Roßbacher Denkmal (errichtet 1931 "Auf dem Mühlacker") weitere 44 Namen eingemeißelt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg (1945 – 2000)

Bei den Landtagswahlen (1947) – die Wahlbeteiligung in der Stadt lag bei 82,9% - entfielen von den gültigen Stimmen (rd. 10% waren ungültig) auf die SPD rund 46 %, auf die CDU 20 %, auf die KPD 13 %, auf den SV (sozialer Volksbund) 21 %. Für die Annahme der Landesverfassung stimmten nur 32 %. Die Wahlen zum 1. Bundestag (1949) brachten der SPD rd. 28 %, der CDU 15 %, der KPD 22 %, der FDP 35 % (!). Bei den Wahlen zum Bundestag 1955 ergaben sich für die in das Parlament einziehenden Parteien die folgenden Ergebnisse: CDU 28,8 %, SPD 40,6 %, FDP 11,3 %, Grüne 7,7 %, Linke 6,2 %. Alle weiteren Parteien erreichten nur 5,5 % der gültigen Stimmen.

0.5.Zeittafel

1024Erwähnung von „Ruosbach“ und „Dieffenbach“ in einer Schenkungsurkunde Heinrichs III.
1275Gründung der Stadt Wolfstein durch Rudolf von Habsburg (Originalurkunde von Hagenau)
1312Beginn der Verpfändungen (bis 1673: die Stadt als Pfandgut wechselnder Territorialherrschaften)
1444Roßbach kommt mit der Grafschaft Veldenz zum Herzogtum Zweibrücken
1528Tiefenbach (Filialen Roßbach, Einöllen) wird eine reformierte Pfarrei
1544Niederschrift des „Roßbacher Weistums“
1673Endgültige Zuordnung der Stadt zur Kurpfalz
1688Zerstörung der Burg Neu-Wolfstein durch Truppen Ludwigs XIV.
1713Endgültige Zerstörung Neu-Wolfsteins während des Spanischen Erbfolgekrieges
1768Die Orte der herzogl.-zweibr. Schultheißerei Einöllen (u.a. Roßbach) werden dem Amt Wolfstein eingegliedert.
1770Blütezeit des Quecksilber-Bergbaus im Königsberg bis 1790
1797Wolfstein wird Kantonsstadt im Departement Donnersberg
1801Die Wolfsteiner werden staatsrechtlich Franzosen
1814Die Franzosen räumen den Kanton Wolfstein
1817Ludwig Burckhardt kauft den Reckweilerhof
1883Eröffnung der Lautertalbahn
1900Bau von Amtsgericht und Gefängnis
1903Gründung der „Pfälzischen Bandagenfabrik Karl Otto Braun“
1905Roßbach tritt den „Kuhbrücker-Hübel“ an die Stadt ab; das Dorf wird selbständige Gemeinde
1969Eingliederung der Gemeinde Roßbach in die Stadt Wolfstein

0.6.Bewohner

Die Straße am Ring

Stadt Wolfstein und Vorort Roßbach

Um 1600 wohnten in Wolfstein nach dem Bürgerregister im 1599 begonnenen "Stattbuch" in 36 Haushalten etwa 150, um 1618 in 50 Familien etwa 200 Personen, zum Ende des 30-jährigen Krieges schätzungsweise nur noch 50 Personen. Doch bereits um 1684 war die Bevölkerungszahl von 1618 wieder erreicht. Von nun an nimmt die Zahl der Bewohner zu, wie aus den nachfolgenden Statistiken zu ersehen ist. Für Roßbach liegen keine Angaben aus dem 17. Jahrhundert vor. 1885 (gezählt wurden nur "anwesende" Personen, Soldaten und Wandermusikanten z.B. wurden nicht erfasst): 471 (95 Häuser, keine Mietwohnungen, keine Mehrfamilienhäuser mit getrennten Wohnbereichen; Belegung pro Wohnung 4,95 Personen); 1900: 577 (Weiler Kuhbrücke 78, Weiler Immetshausen 55, Dorf Roßbach 381, Weiler Stahlhausen 63); 1905 (nach Abtretung der "Kuhbrücke an die Stadt): 489; 1918: 466 (100 Wohnungen); 1925: 504 (98 Häuser); 1933: 483; 1939: 515 (männl. 263, weibl. 252); 1969 (vor der Eingemeindung): 541.

0.7.Statistik

Wolfstein
178718261850186719001939196910691975
gesamt4867889001128169115641667*2208**2346
kath. 95 130
evang. 693 997
mennonit. --- 1
*vor Eing. Roßbach
**nach Eingemeindung
Roßbach
1751178717971826184118851900
gesamt186222*244325420471577
kath. 129
evang. 196
*42 Haushaltungen

0.8.Kirchliche Verhältnisse

Vor der Reformation gehörte Wolfstein zur Pfarrei "Zweikirchen", Roßbach zum Kirchspiel Tiefenbach. Erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts erhielt Wolfstein ein eigenes Gotteshaus im Stadtkern (“Wassergasse"). Diese Kirche St. Georg war die Nachfolgerin der gleichnamigen Kapelle auf der Burg Neu-Wolfstein, wo bis dahin Gottesdienste gehalten wurden.

Bereits 1528 wurde Tiefenbach eine reformierte Pfarrei mit Filialkirchen in Roßbach und Einöllen. Nach der Zerstörung des Tiefenbacher Pfarrhauses wurde 1670 der Pfarrsitz nach Einöllen verlegt. 1704 entstand für das ganze Kirchspiel Einöllen auch eine lutherische Pfarrei, die ihren Sitz in Roßbach hatte. Hinzu kamen nach dem Übertritt des Herzogs Gustav Samuel Leopold (1718-1731) zum katholischen Glauben wenige Katholiken, und von da an lebten hier Reformierte, Lutheraner und Katholiken, zwar nicht immer problemlos, so doch unter gegenseitiger Duldung. 2012 wurden die Katholken, die bislang von einem eigenen Pfarrer betreut wurden, in die Pfarrei Lauterecken eingeschlossen.

In Wolfstein entstanden um die Mitte des 16 Jhd. unter Einfluss der Pfandherren Schwickard von Sickingen (1549-1562) und Georg Johannes I., Pfalz-Veldenz (1543 – 1592), nebeneinander eine reformierte und eine lutherische Gemeinde. Erstere gehörte (mit Kreimbach, Rothselberg und Rutsweiler) zur Pfarrei Zweikirchen mit der Filialkirche in der Wassergasse, letztere hatte, um Streitigkeiten mit den Reformierten aus dem Wege zu gehen, in Wolfstein („Im Eck“) eine eigene Kapelle eingerichtet. Der Sitz ihres Pfarrers wechselte zwischen Wolfstein, Roßbach und Eßweiler. Ihr Gotteshaus wurde 1818 bei der Vereinigung der reformierten mit der lutherischen Kirche verkauft und aus dem Erlös ein gemeinsames Pfarrhaus (Haus Adam, 1822) angeschafft.

Nach der „Union“ wurde der Pfarrsitz der jetzt protestantischen Kirchengemeinde von Zweikirchen nach Wolfstein verlegt (1823), Wolfstein wurde Muttergemeinde und Zweikirchen-Rutsweiler Filiale. Roßbach gehörte bis 1844 zur Pfarrei Einöllen und kam dann zu Wolfstein. 1866-1868 wurde die heutige protestantische Kirche in der Stadtmitte erbaut.

Die protestantische Pfarrei Wolfstein umfasst heute die Muttergemeinde Wolfstein mit dem Reckweilerhof sowie die Filialgemeinden Rutsweiler an der Laute5r4 mit Selbachmühle und Oberweiler-Tiefenbach.

In Wolfstein entwickelte sich vom Ende des 17. Jhd. an die katholische Pfarrei zu einer weitverzweigten Diasporagemeinde mit den Dörfern Rutsweiler, Kreimbach, Kaulbach, Olsbrücken, Neumühle, Katzweiler, Hirschhorn, Ober- und Untersulzbach, Tiefenbach, Oberweiler und Roßbach, zusammen 381 Seelen. Für die Gottesdienste benutzten sie die alte St. Georgskappele auf der Burg, zeitweise simultan die reformierte Kirche in der Wassergasse. 1776 bezogen sie die neuerbaute, stilistische schöne Barockkirche an der Obergasse.

Zur katholischen Pfarrgemeinde gehören heute (2000): Kaulbach mit Filialkirche, Kreimbach, Roßbach, Rutsweiler a.d.L., Rothselberg, Eßweiler, Schneeweiderhof, Oberweiler i. Tal, Aschbach, Reckweilerhof und Oberweiler-Tiefenbach, zusammen rd. 900 Seelen, davon die Hälfte in Wolfstein/Roßbach).

Die konfessionellen Verhältnisse in Wolfstein: 1802: rd. 66 % Reformierte, 22 % Lutheraner, 12 % Katholiken; 2000: rd. 20,9 % Kath., 65,2 % Prot., andere 13,9 %

Gegen Ende des 19 Jhd. etablierte sich in Roßbach der „Pfälzische Verein für Innere Mission“, seit 1995 „Evangelischer Gemeinschaftsverband e.V.“. Er ist dem „Evangelischen Gnadener Gemeinschaftsverband e.V.“ angeschlossen und Mitglied des Diakonischen Werkes der Pfalz. Bereits 1898 erbauten sich die Mitglieder ihr eigenes „Vereinshaus“ mit Versammlungssaal und Wohnung für den vom Verein angestellten (Reise-) Prediger und dessen Familie. Zum weitläufigen Missionsbezirk gehören Bosenbach, Frankelbach, Hefersweiler, Hirschhorn (eigener Missionssaal), Lauterecken, Morbach, Niederkirchen, Olsbrücken, Reipoltskirchen, Relsberg, Seelen und Wörsbach.

0.9.Bildungseinrichtungen, Kultur, Brauchtum, Vereine

0.9.1.Allgemeinbildende Schulen

Über die schulischen Verhältnisse in Wolfstein und Roßbach bis zum Beginn des 18 Jh. liegen nur lückenhafte Nachrichten vor. Entsprechend der konfessionellen Zusammensetzung der Bevölkerung (Reformierte, Lutheraner, Katholiken) bestanden in Wolfstein drei Konfessionsschulen. Nach Zusammenlegung der reformierten mit der lutherischen Schule und bedingt durch die rasch wachsende Einwohnerzahl stieg die Klassenstärke der protestantischen Schule zeitweilig auf über 100 Schüler, die in einem Raum in dem kleinen Schulhaus neben der reformierten Kirche unterrichtet werden mussten. Deshalb erwarb Wolfstein 1823 ein Gebäude vor den Toren der Stadt und baute dieses als Schulhaus mit zwei Lehrsälen und Wohnungen für den katholischen und protestantischen Lehrer um. Den Unterricht in der katholischen Schule besuchten auch die Kinder dieses Bekenntnisses aus Kaulbach, Rutsweiler, Roßbach und Oberweiler-Tiefenbach. Um die Mitte des 19. Jhd. wurde ein protestantischer Schulgehilfe eingestellt, der den Unterricht für die Mädchen in den damals bestehenden sechs Schülerjahrgängen übernahm. Für die katholischen Kinder wurde im Dachgeschoss ein dritter Lehrsaal eingerichtet.

Nach der Einführung des 7. Schuljahres 1856 wuchs die Zahl der Schüler auf über 200 an, und so kam es 1869 zur Gründung einer dreiklassigen simultanen „Kommunalschule“ mit Aufteilung der Schüler in Unterstufe (1./2.), Mittelstufe (3./4.) und Oberstufe (5.-7. Jahrgang), und seither werden in Wolfstein katholische und protestantische Kinder gemeinsam unterrichtet. 1892 wurde neben der Prot. Kirche ein neues Schulhaus eingeweiht mit 4 Lehrsälen; 1928 wurde das 8. Schuljahr eingeführt. Bis zu dessen Einrichtung in Roßbach 1937 (nach Neubau des Roßbacher Schulhauses) besuchten die Schüler aus Roßbach diese Klasse in Wolfstein.

Die Roßbacher erbauten 1825 ein Schulhaus in der Dorfmitte. Hier wurden bis 1871 katholische und protestantische Kinder gemeinsam unterrichtet von einem Lehrer in einem Saal. Nach Erweiterung dieses Hauses durch einen Anbau 1871 mit einem 2. Lehrsaal und einer 2. Lehrerwohnung wurden die Konfessionen getrennt und wegen der unterschiedlichen Klassenstärke die Protestantischen Kinder des 1. Jahrgangs der katholischen Schule zugeteilt. Die beiden Konfessionsschulen wurden 1933 in eine 2-klassige „Deutsche Christliche Gemeinschaftsschule“ umgewandelt, die 1937 in das für die damaligen Verhältnisse modern und großzügig ausgestattete neue Schulhaus „Auf dem Mühlacker“ umziehen konnte.

Vom Schuljahr 1962/63 ab wurden alle Siebt- und Achtklässer der Dörfer Roßbach, Rutsweiler, Kreimbach, Kaulbach, Frankelbach und Oberweiler-Tiefenbach in Wolfstein in Jahrgangsklassen unterrichtet, was zu großen Raumschwierigkeiten führte. Dies änderte sich 1965 mit dem Umzug in das neue „Volksschulhaus“: die „Geburtsstunde der „Mittelpunktsschule am Königsberg“. Hier wurden aus 14 Dörfern im Einzugsbereich der Verbandsgemeinde die Klassen 5-10 (ab Schuljahr 1990/91) zusammengelegt.

Derzeit gibt es in der Stadt die „Grundschule Wolfstein“ (Einzugsbereich: Aschbach, Einöllen, Kreimbach-Kaulbach, Oberweiler-Tiefenbach, Relsberg, Rutsweiler, Wolfstein) und (seit 1998) die „Regionalschule“ und (mit auslaufenden Klassen) die Hauptschule (Einzugsbereich: Verbandsgemeinde).

Das Wolfsteiner alte Schulhaus wurde zeitweilig von der BASF, der IHK und vom CJD benutzt. Es ist vorgesehen für die Aufnahme des Stadtmuseums und der Stadtbücherei. Das Roßbacher Schulhaus dient als Dorfgemeinschaftshaus.

0.9.2.Einrichtungen zur Berufsvorbereitung, Berufsausbildung und Weiterbildung

Das Christliche Jugenddorf (CJD) Wolfstein (gegr. 1972) ist Mitglied des Diakonischen Werks der Pfalz und gehört zu den berufsbildenden, sozialtherapeutischen und sozialen Einrichtungen des Christlichen Jugenddorfwerkes Deutschlands. Im Berufsvorbereitungsjahr werden Jungen und Mädchen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren ohne Hauptschulabschluss zur Ausbildungsreife hingeführt. In jugenddorfeigenen Werkstätten und externen Betrieben führt das CJD zu einem Ausbildungabschluss in 15 verschiedenen Berufen im gewerblichen-technischen, landwirtschaftlichen, gastronomischen und kaufmännischen Bereich (Bürokommunikation). Während der Anwesenheit im Jugenddorf steht den jungen Menschen ein breites Spektrum betreuter Wohnformen zur Verfügung. Sitz der Verwaltung ist die ehemalige Stadtmühle.

Die Außenstelle Wolfstein der Volkshochschule des Landkreises Kusel bietet Kurse an zur Weiterbildung in Datenverarbeitung, EDV-Anwendungen, Fremdsprachen, Textilem Gestalten, Kochen u.a.m.

In die Vergangenheit der Stadt führen Heimatmuseum und Druckereimuseum.

Das Besichtigungs-Kalkbergwerk am südlichen Stadteingang ist das einzige Industriedenkmal dieser Art in Deutschland (in Betrieb bis 1968; Grubenbahn, Rundgang durch die Anlage unter Tage, Ausstellung von Gestein und Gerät).

 

Heute Bibliothek und Haus der Begegnung

0.9.3.Freizeiteinrichtungen

Wolfstein ist staatlich anerkannter Erholungsort. Markierte Wege erschließen dem Wanderer den Königsberg und dessen Umgebung.

Der Glan-, Lautertal-Höhenweg, ein Teil des „Großen Westpfalzwanderweges“ führt durch die Gemarkung der Stadt.

Besondere Wanderziele: Laufhauser Weiher, Burgruine Neu-Wolfstein, Alt-Wolfstein; Eisenknopf mit Pavillon; Zweikirche; Heidenburg auf dem Kreimberg; Selberg (545 m) mit Aussichtsturm; Segelfluggelände bei Eßweiler. Im Stadtinneren sehenswert: Gasthaus „Zur Alten Schenke“, von 1590-1753 Rathaus;  heutiges Rathaus (Stadtverwaltung), ehemalige Amtskellerei; Schlossplatz mit „Musikantenbrunnen“; sanierte Schlossgasse mit „Eulenbrunnen“; Sanierungsgebiet um die „Alte Mühle“ (Mühlgasse).

Spiel, Sport, Schwimmen im Sport- und Freizeit-Center Königsland (u.a. beheiztes Freischwimmbad und Sportgelände).

Reithallen und Reitsportanlagen (CJD), Schießsportanlagen, Tennisanlage, Faustballplatz u.a.

Jährlich wiederkehrende Veranstaltungen: Pfingsttage: Freilichtspiel, Feuerwerk, „Maikur“ (Waldwanderung am Pfingstmontag).

Wolfsteiner Stadtfest (vor Beginn der Sommerferien) alle 2 Jahre im Wechsel mit dem Feuerwehrfest.

Herbstmarkt (Oktober), Roßbacher Zeltkerwe (August), Weihnachtsmarkt (Samstag vor dem 1. Advent)

Reitertage des CJD mit überregionaler Bedeutung (letztes Wochenende im Juni). 

0.9.4.Vereinswesen

Von den 26 Vereinen um die Wende vom 19. zum 20. Jh. sind erwähnenswert: Musiker-Unterstützungsverein (für arbeitsunfähige und kranke Musiker), Johannis-Verein (Unterstützung arbeitsunfähiger Menschen), Kriegerverein (Unterstützung erkrankter Krieger und deren Familien), Liberaler Verein (Förderung einer nationalen und freiheitlichen Politik), Deutscher Flottenverein, Radfahrerverein, Ziegenzuchtverein.

Heute gibt es in der Stadt 25 Vereine. Ältester Verein ist der „Männergesangsverein 1858 e.V.“. Ältester Verein in Roßbach ist der Turnverein, gegr. 1924.

0.10.Gesundheitswesen

Am Ort praktizieren 2 Allgemeinmediziner, 1 Augenarzt, 2 Zahnärzte, 1 Tierarzt. Die Zentrale des Ärztlichen Notfalldienstes der Region befindet sich in Heinzenhausen.

Weiterhin: Adler Apotheke, Ratsapotheke; Physiotherapeutische Praxen; Krankenpflegeverein (ökumenische Sozialstation Lauterecken).

Stationäre Versorgung im Umkreis: Westpfalzklinik Kaiserslautern mit Nebenstelle Kusel.

Alten- und Pflegeheim („Refugium“) Wolfstein bietet Lang- und Kurzzeitpflegeplätze und Seniorenwohnungen mit ambulanter Betreuung.

0.11.Wirtschaft und Verkehr

Wirtschaft

In kurpfälzischer Zeit bestimmten Handwerk und Kleinlandwirtschaft die Wirtschaftsstruktur der Stadt. Der Großteil der Bevölkerung lebte in ärmlichen Verhältnissen. Ende des 18. Jhd. verbesserte sich die Lage durch den von Kurfürst Karl Theodor vorangetriebenen Abbau zinnoberhaltiger Gesteine auf der kurfürstlichen Seite des Königsberges zur Gewinnung von Quecksilber. Unter Anleitung erfahrener zugewanderter Fachleute erreichte der Bergbau hier zwischen 1770 und 1790 seine höchste Blüte. Doch die Zeit intensiver Bergbautätigkeit währte nicht länger als 30 Jahre, sie kam im 19 Jhd. vollkommen zum Erliegen. Not und Elend der arbeitslosen Bergleute und ihrer Familien waren die Folge.

Zwar entstanden im 19 Jh. durch die Initiative Wolfsteiner Bürger neue Arbeitsplätze (Kalkbergwerke, Kohlengruben, Rotgerbereien, Brauereien, Manufakturen zur Herstellung von Leinen und Baumwollstoffen, Ziegeleien u.a.), doch konnten bei weitem nicht alle Wolfsteiner Arbeitnehmer am Ort ihr Brot verdienen. So entwickelte sich aus der bestehenden Erwerbsnot heraus in der Stadt und den umliegenden Dörfern das Musikantengewerbe. Im Kanton Wolfstein suchten zeitweise über 750 Berufsmusiker ihr Glück „auf den Straßen der Welt“, in Zirkuskapellen, auf den Gütern sibirischer Adeliger, auf Vergnügungsschiffen usw. Im Bereich der heutigen VG Wolfstein waren gesamt ca. 3500 Personen im Musikantengewerbe tätig. Durch das im Ausland verdiente Geld der dort in der Regel sparsam lebenden Männer erfuhren viele Erwerbszweige der Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung. Weltweit bekannt wurde Wolfstein als Mittelpunkt der „Westricher Musikantenecke“ durch die Blechinstrumenten-Werkstatt der Familie Sander. Die hier auf Bestellung aus San Franzisko erbaute „größte Tuba der Welt“ war Glanzstück des deutschen Instrumentenbaus auf der Pariser Weltausstellung (1900). Der Erste Weltkrieg beendete die bald hundertjährige Periode des Westricher Musikantengewerbes.

Zu Beginn des 20. Jh. verbesserte sich allmählich die Wirtschaftslage: zum einem konnten durch die 1883 eröffnete Lautertalbahn Auspendler in den benachbarten Steinbrüchen und in Kaiserslautern Arbeitsplätze einnehmen, zum anderen boten betriebliche Neugründungen Erwerbsmöglichkeiten am Ort und im Dorf Roßbach: die „Pfälzischen Schwerspatwerke Braun, Krieger u. Cie.“ (1902-1950); die „Pfälzische Bandagenfabrik Karl Otto Braun (1903; Vorläufer der „Karl Otto Braun KG“); die „Zigarrenfabrik Felsenthal u. Co.“ (1910 - Ende der 20er Jahre); die „Industriewerke Roßbach“, Bürstenwaren und Bürstenhölzer-Fabrik der Gebr. Kort (1896-1923); von Bedeutung war außerdem das schon im 19.Jhd. bestehende Töpfergewerbe der Familie Martin.

Gegenwärtig arbeitet der Großteil der Bevölkerung im Wirtschaftsbereich „Produzierendes Gewerbe“ (alle Zahlenangaben gerundet): 1200 Personen = 67% der Erwerbstätigen, davon allein 1030 Arbeiter/Angestellte u. 60 Auszubildende bei der KOB KG, der größten Bindenfabrik Europas, die seit kurzem unter teilweise Aufgabe ihrer Selbständigkeit mit dem größten Vertreiber von Verbandsmaterial, der Paul Hartmann AG, kooperiert; nur 240 Beschäftigte haben ihren Wohnsitz in Wolfstein, die meisten Einpendler kommen aus Orten rund um den Königsberg, was die Bedeutung dieses Betriebes für die wirtschaftliche Situation der Region „Königsland“ belegt.

Im Wirtschaftsbereich „Dienstleistungen“ arbeiten 600 Personen, davon in „Organisationen ohne Erwerbszweck“ (CJD, Verwaltung der VG und der Stadt, kirchliche Einrichtungen, Schulen) 330 Personen = 19 %, in Handel, Kreditgewerbe, Verkehr 80 Personen = 4 %, in sonstigen Bereichen (Altersheim, Gastgewerbe, Gesundheitswesen u.a.) 180 Personen = 10 % d. Erwerbstätigen.

Der Anteil der Erwerbstätigen in Land- und Forstwirtschaft betrug 1949 in der Agrargemeinde Roßbach noch 46 %: 84 Betriebe, darunter 28 Vollerwerbsbetriebe, allerdings mit verhältnismäßig kleiner Betriebsfläche (alle unter 20 ha) und weitauseinanderliegenden Parzellen.

In der Stadt selbst spielte die Landwirtschaft, bedingt durch die Steilhänge und die wenig ergiebigen Böden, schon immer eine untergeordnete Rolle. Aber auch der Stadtteil Roßbach ist heute eine reine Wohngemeinde, rund 90 ha seines Acker- und Wiesenlandes werden vom CJD bewirtschaftet. Den letzten verbliebenen Vollerwerbsbetrieb auf der Wolfsteiner Gemarkung führt die Familie Sonn auf dem Reckweilerhof.

Verkehr

Schienenwege

Mit der eingleisigen Lautertalbahn (34 km lang) hat Wolfstein in Kaiserslautern Hbf. Anschluss an die Fernverbindung Mannheim/Ludwigshafen – Saarbrücken und an die Linien des pfälzischen Nahverkehrs. Im Bereich der Stadt Wolfstein halten die Züge in Roßbach (Friedhof), Wolfstein (Bahnhof) und Reckweilerhof.

Straßenwege

Hauptverkehrsader ist die Lautertalstraße B 270: Pirmasens – Kaiserslautern (Anschluss an die A6) – Lauterecken (Anschluss an die B 420) – Fischbach/Kirn (Nahetal, Anschluss an die B 41). Zur Verbesserung der innerörtlichen Verkehrsverhältnisse ist die Verlegung der Ortsdurchfahrt der B 270 ab 2002 im Bau. Die kürzeste Verbindung zur Kreisstadt Kusel führt über Rothselberg, Jettenbach, Altenglan (L 370, 23,6 km). Vom Reckweilerhof aus führt die L 368 über Aschbach und andere Höhenorte in das Glantal (Glanbrücken). Vom Kuhbrücker Hübel aus öffnet die L 384 (die „Hefersweiler Straße“) den Zugang zu den Orten in den Tälern und auf den Höhen rund um den Donnersberg.

0.12.Ehrenbürger

Heinrich Rheinheimer, Oberlehrer

Pauline König, Heimatschriftstellerin

Hans Braun, Fabrikant

Karl Hönes, Stadtbürgermeister

Franz Braun, Fabrikant

Kurt Dreger, Stadtbürgermeister

0.13.Wahlen

SPDCDUFDPGrüneLinkeSonstige
Landtag 200150,925,28,13,9---12,0
Landtag 200652,425,67,13,53,57,9
Landtag 201144,828,73,512,43,1 7,5
Bundestag 200247,831,09,07,15,1---
Bundestag 200540,628,811,37,713,46,7
Bundestag 200927,930,611,58,015,46,7
Bundestag 201331,839,23,36,98,510,2

0.14.Nachweise

Verfasser: Dr. Rudi Rosenberger; Norbert Schick

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Jung, Otto (Hg.): Das alte Wolfstein, Neustadt a. W. 1950.
  • Matzenbacher, Hans: Pfarr- und Schulgeschichte der Stadt Wolfstein, 1966.
  • Matzenbacher, Hans: Wolfstein - Kleine Stadt im Königslan, Weissenthurm 1975.
  • Matzenbacfher, Hans: Bundespräsident Huß ist der Sohn einer Wolfsteinerin, in: Westrichkalender Kusel 1960, S. 21-23.
  • Krönert, Uwe u.a. (Hrsg.): Wolfstein feiert 725 Jahre Stadtrechte, Wolfstein 2000.
  • Rheinheimer, Heinrich: Der Reckweilerhof in Vergangenheit und Gegenwart, 1929.
  • Rosenberger, Rudi; Weber, Otto; Schick, Norbert: Die alte Zeit in Roßbach, in: Wolfsteiner Heimatblatt 32 (1991) 1/2, S. 1-7.
  • Rosenberger, Rudi; Schick, Norbert: Der Reckweilerhof blickt zurück auf seine Geschichte, in: Wolfsteiner Heimatblatt 41 (2000), S. 3-7.
  • Sprißler, Joseph: Geschichte des Reckweilerhofs bei Wolfstein, Ein Beitrag zur Geschichte des Erbhofrechs in der Rheinpfalz, in: Pfälzische Presse 6.11.1933.
  • Sprißler, Joseph: Roßbach und sein Gefallenenehrenmal, 1937.
  • Sprißler, Joseph: Geschichte der Roßbacher Schulen, Kusel 1937.