Regionen

Der Rheingau

von Dr. Manfred Laufs

Als Rheingau bezeichnet man seit dem frühen Mittelalter (Erstnennung 772) den rund 45 km langen und 8 km breiten fruchtbaren Landstrich am Südhang des Taunusgebirges vom Rheinbogen bei Wiesbaden über Rüdesheim, wo der Strom seine alte Fließrichtung nach Norden wieder einschlägt, bis nach Lorchhausen im Oberen Mittelrheintal. Im Norden wurde das Land Jahrhunderte lang begrenzt und geschützt durch das „Gebück“, eine 2 m hohe und bis zu 15 m breite natürliche Landwehr aus gekappten und „niedergebogenen“ jungen Bäumen, zwischen die man Brombeeren und Dornensträucher pflanzte. Durch die Höhen vor kühlen Nordwinden geschützt, ist dieser Gegend bei ergiebiger Sonnenbestrahlung und geringen Niederschlägen das mildeste Klima Deutschlands beschieden, sodass hier die Weine, vornehmlich der Riesling, zu höchster Feinheit und Vollendung heranreifen. Die Schönheit der Rheingauer Landschaft entdeckten J. W. v. Goethe, der sich gerne „ins übermäßig schöne Rheingau“ fahren ließ, der Mainzer Geschichtsprofessor Niclas Vogt (+ 1836), Romantiker wie Clemens und Bettine Brentano sowie der Graf Karl Maximilian von Ostein (+ 1809), der in Geisenheim in seinem Palais lebte.

In der berühmten Veroneser Schenkungsurkunde von 983 übertrug Kaiser Otto II. wichtige Hoheitsrechte im Rheingau an den Mainzer Erzbischof Willigis. Seitdem gehörte der Rheingau über 800 Jahre zum Territorium von Kurmainz. Daher zeigen noch heute die ältesten Orte des Rheingaus das Mainzer Doppelrad in ihren Siegeln und Wappen. 1803 wurde der Rheingau zu Nassau geschlagen und mit diesem Herzogtum 1866 preußisch, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er hessisch. Seit 1977 gehört der Rheingau zum Rheingau-Taunus-Kreis mit der Kreisstadt Bad Schwalbach und zum Regierungsbezirk Darmstadt.