Germanistisch-Historischer Arbeitskreis an der Universität Mainz

Editionsrichtlinien

Wiedergabe einzelner Buchstaben

1. Die Doppelkonsonanz wird beibehalten.

2. Der Buchstabe i am Anfang des Wortes erscheint als i (z.B. iahr, ieder), der Buchstabe j als j. In den Fällen, in denen unklar ist, ob in der Vorlage i oder j steht, folgt die Transkription der heutigen Schreibweise.

3. Unterscheidet ein Schreiber in einem Text zwischen y und ij, wird die Unterscheidung in der Transkription übernommen. Besteht in diesen Fällen Unklarheit, wird y geschrieben. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts versehen die Schreiber der abgedruckten Vorlagen den Buchstaben y stets mit zwei Strichen oder Punkten; tritt dieses Phänomen vorher auf oder macht ein Schreiber eine Ausnahme von dieser Regel, so wird darauf in Form von Anmerkungen hingewiesen, oder es wird in der Transkription wiedergegeben.

4. Übergeschriebene Vokale über Vokalen werden entsprechend der Vorlage wiedergegeben. Nicht eindeutig als Vokale oder zwei Punkte (Striche) erkennbare (diakritische) Zeichen über Vokalen werden durch Anmerkungen gekennzeichnet. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts wird in den abgedruckten Vorlagen außer am Wortanfang über u und v stets, häufig auch über w ein senkrechter Strich, Bogen oder Kreis gemacht; auf Ausnahmen von dieser Regel wird durch Anmerkungen hingewiesen oder es wird in der Transkription wiedergegeben. Zwei eindeutig als Punkte (Striche) erkennbare Zeichen über Vokalen oder vokalischem v bzw. w werden in der Transkription übernommen (s. aber 3.).

5. Der Buchstabe w, der im Lautwert von u steht, wird als u wiedergegeben (z.B. wss = uss, zw = zu. Aber: frauwen und frauw!).6. Von den Buchstaben v und u wird v nur konsonantisch, u nur vokalisch gebraucht (z.B. und statt vnd).

7. Lassen sich cz oder tz nicht deutlich unterscheiden, wird tz geschrieben. Ein ß wird als ß, ein deutlich getrennt geschriebenes sz (sz) als sz wiedergegeben, im Zweifelsfall wird ß geschrieben. Steht in der Vorlage in lateinischen Wörtern "hs" statt "ss", wird dieses ohne Anmerkung als "ss" transkribiert.

8. Ligaturen werden beibehalten.

Wiedergabe von Wörtern, Abkürzungen und Kürzeln

9. Wörter werden normalerweise wie in der Vorlage zusammen- oder getrennt geschrieben, im Zweifelsfall ist die heutige Schreibweise anzuwenden.

10. Generell wird Kleinschreibung angewandt. Ausnahmen bilden alle Bezeichnungen für Gott, Gewässer, Länder, Monats-, Orts-, Personen- und Straßennamen, ebenso Heiligen- und Festtagsnamen. Wochentage werden dagegen klein geschrieben, ebenso Flurnamen, sofern diese nicht zweifelsfrei einen Personen- oder Ortsnamen enthalten oder der Zusatz "genannt" zweifelsfrei macht, daß es sich um einen Eigennamen und nicht um eine Geländebezeichnung handelt. Weiterhin werden der Satzbeginn groß geschrieben und feststehende besondere Begriffe wie "Heiliges Römisches Reich", bzw. "Sanctum Romanum Imperium".

11. Abkürzungen für Maß-, Münz- und Gewichtsbezeichnungen, etc. werden einheitlich abgekürzt, Abkürzungen für das Wort sankt (auch sancti, sanctorum etc.) als St. (vgl. Abkürzungsverzeichnis). Werden Wörter wie sanct, gulden etc. in der Vorlage ungekürzt geschrieben, werden sie auch so wiedergegeben, wobei das Wort Sanct groß geschrieben wird.

12. Römische Zahlen werden durch arabische Ziffern, die Schreibweisen für ½ durch den Bruch ½, wiedergegeben. Monatsbezeichnungen in Ziffern werden in runden Klammern aufgelöst, z.B. 7bris = (Septem)bris. Bei Jahreszahlen werden die oft fortgelassenen Hunderter in Ziffern und eckigen Klammern hinzugefügt.

13. Die Auflösungen von Kürzeln stehen in runden Klammern. Die Auflösungen folgen grundsätzlich heutiger Schreibweise.

14. Zusätze des Herausgebers werden durch eckige Klammern, unsichere Ergänzungen außerdem durch ein Fragezeichen gekennzeichnet.

15. Sind Ergänzungen zerstörter oder unleserlicher Textstellen nicht oder nur teilweise möglich, so werden für jedes vermutete Wort drei Punkte gesetzt oder die Länge der Lücke in Zentimetern angegeben. Bei einer Lücke innerhalb eines Wortes wird für jeden vermuteten Buchstaben ein Punkt gesetzt. Unsichere Lesungen, die nicht durch ein in eckige Klammern gesetztes Fragezeichen kenntlich gemacht werden können, werden in einer Anmerkung erläutert.

16. Vom Schreiber nicht korrigierte Fehler, etwa Doppelschreibungen von Silben und Wörtern, und Verbesserungen von Fehlern durch den Schreiber selbst werden durch Anmerkungen gekennzeichnet. Ein Ausrufungszeichen in eckigen Klammern weist auf offensichtliche Fehler in der Vorlage hin.

17. Randbemerkungen der Texte von derselben oder von anderer Hand werden durch Anmerkungen wiedergegeben

Sonstiges

18. Die Zeichensetzung erfolgt verständnisfördernd in Anlehnung an den heutigen Gebrauch.

19. Hervorhebungen, die der Gliederung längerer Texte dienen, werden von der Vorlage übernommen. Sonstige vom Schreiber hervorgehobene, unterstrichene, gestrichene oder durch Zusätze über der Zeile bzw. am Rand verbesserte Stellen werden durch Anmerkungen kenntlich gemacht.

20. Textanmerkungen erhalten Buchstabenverweise, Sachanmerkungen werden mit arabischen Ziffern versehen.

21. Die Blatt- oder Seitenzählung der Vorlage wird in den Text eingearbeitet. Es wird die neueste Archivzählung verwendet. Bei mehrseitigen unpaginierten Vorlagen wird vom Bearbeiter eine Seitenzählung eingeführt, worauf in einer Anmerkung hingewiesen wird.

22. Liegt ein Text in mehreren Abschriften vor, wird die älteste Vorlage der Wiedergabe zugrundegelegt, inhaltlich relevante Abweichungen der übrigen Texte von der Vorlage werden in Anmerkungen aufgeführt.