Gymnasium Gonsenheim

Besuch der Archäologin Frau Dr. M. Witteyer in der Klasse 7c

Frau Dr. M. Witteyer

Häufig werden antike Überreste durch Zufall gefunden. Bevor die Bauarbeiter ein Gebäude errichten, fragen sie im Amt für Archäologische Denkmalpflege nach, ob es an der Stelle Überreste von archäologischer Bedeutung geben könnte. Wenn ja, fragen sie, wie viel Zeit die Archäologen für eine Ausgrabung benötigen.

Der "Isis-Tempel" war beispielsweise ein großer archäologischer Fund. Für die Ausgrabung benötigte man zwischen 15 und 35 Personen, darunter auch Schüler und Studenten, die freiwillig mithalfen. Ein Wissenschaftler, der Teamchef, in diesem Fall Frau Dr. Marion Witteyer, leitete die Ausgrabung. Sie musste dafür ein Studium in Archäologie abgeschlossen haben. Ein Techniker setzte die Anweisungen des Teamchefs um, indem er auf dem Gelände die Aufgaben verteilte, kontrollierte und den Überblick behielt. Als alles ausgegraben war, halfen noch viele Menschen bei der Auswertung der Funde mit: beispielsweise untersuchten Chemiker die Zusammensetzung der Metalle, Menschenkundler (Anthropologen) untersuchten die gefundenen Menschenknochen und Altphilologen entzifferten die alten Schriften. Die Auswertung der Ausgrabung ist bis jetzt noch nicht beendet.

Gözde mit Öllämpchen

Von dem "Isis-Tempel" ist nur ein kleiner Teil erhalten geblieben, den man heute in der Römerpassage in Mainz, in der Taberna Archaeologica, besichtigen kann. Der Rest wurde nach der Ausgrabung zerstört, um dort eine Tiefgarage zu errichten. Zwischen den Mauerresten wurden auch viele antike Gegenstände gefunden. Unter anderem auch ein Grab einer 35 bis 45 Jahre alten Frau. Man weiß heute von ihr, dass sie Arthrose und schlechte Zähne hatte. Dies konnte man mit Hilfe eines Anthropologen feststellen. Jedoch wurden einige Gegenstände im Grab nicht mehr gefunden, da sie von Grabräubern gestohlen wurden.

Bei der Ausgrabung wurden auch durchlöcherte Mittelfußknochen eines Schafs gefunden. Man wusste aber zuerst nicht, warum die Knochen ein Loch hatten. Frau Witteyer zeigte uns ein Bild, auf dem ein Priester mit Weihegaben und einer Peitsche zu sehen war. Auf der Peitsche waren Schafsknochen aufgefädelt. Frau Witteyer las uns noch einen Text von Apuleius vor. Darin stand, dass die Priester die Peitsche benutzten, um sich in Ekstase zu bringen und den Göttern näher zu sein. Frau Witteyer konnte die Informationen über die Schafsknochen so aus anderen Quellen herausziehen.

Die Gläubigen benutzten Tonpuppen, um bestimmten Menschen Leid zuzufügen, indem sie Stäbchen in die Puppen steckten. Die jeweiligen Personen sollten das gleiche Leid wie die Puppen erleiden. Das weiß man, weil es in Paris noch eine Puppe gibt, in der die Stäbchen noch stecken. Bei ihr lag ein Bleitäfelchen, das mit dem Fluch für die Person beschriftet war, für die die Tonpuppe bestimmt war. Bei den Puppen aus dem "Isis-Tempel" sieht man nur noch die Löcher.

Wir fanden den Besuch von Frau Dr. M. Witteyer sehr interessant. Wir haben von ihr sehr viel über die Ausgrabung und die Aufgaben eines Archäologen gelernt. Vielen Dank, Frau Witteyer!

Text: Sophia, Thomas, Paola