Bechtolsheim in Rheinhessen

Die Bechtolsheimer Ortsbefestigung

Luftbild von Bechtolsheim[Bild: Alfons Rath]

Die mittelalterliche Ortsumwehrung, die zwischen 1270 und 1303 angelegt wurde, bestand aus zwei Gräben und einem dazwischen liegenden erhöhten Wall, der besonders beim hinteren Graben aus einem undurchdringlichen Gebück und vielen Effen (Rüstern, Ulmen) bestand.
Der vordere Graben hingegen wurde mit einer davor liegenden Fläche als Schussfeld freigehalten.

Karl Oberle schreibt in seiner Bechtolsheimer Ortschronik aus dem Jahre 1951:
"Hatten die Stämme eine gewisse Dicke erreicht, dann wurden sie in Mannshöhe (ca. 1,75 m) angehauen, nach allen Seiten umgelegt, so dass sie miteinander verwuchsen und mit den dazwischen wuchernden Hecken eine lebendige Mauer bildeten."

Die Umwehrung umfasste ab ca. 1350 die Salzgasse, die heutige Grabenstraße, Friedhofstraße und die "Kleine Kirchgasse". Gegen die Selz im Nordwesten war die im 13. Jahrhundert errichtete und 1689 im Zusammenhang mit dem Pfälzischen Erbfolgekrieg durch französische Truppen zerstörte Wasserburg, die Teile des Dorfgrabens speiste, geografisch eingebunden.

Der Ort hatte seit dem Spätmittelalter außerdem zum weiteren Schutz drei Dorftore aufzuweisen:

  • Obertor im Nordosten.
  • Kirchpforte oder Sulzheimer Tor im Südwesten.
  • Wingertspforte oder Brückespforte in der Brückesgasse mit benachbartem Rundturm (Daubesturm), die die Verbindung zur Selzbrücke und damit zur Landstraße nach Undenheim die "Mainzer Straße" darstellte.

Bald nach 1788 wurden der Wall und die Tore wegen der fehlenden militärischen Bedrohungslage niedergelegt und die restlichen Wehranlagen wie die beiden Gräben verfüllt und zum Großteil eingeebnet.

Was ist von der Bechtolsheimer Ortsbefestigung übriggeblieben?

Reste des alten Wehrgrabens sind heute noch erhalten und zu sehen.
Erhalten hat sich auch ein langgezogener Abschnitt des Wallgrabens ab der Kirche bzw. der "Kleinen Kirchgasse", der geradewegs nordostwärts zieht, um beim Haus Nr. 87 kurz vor der Engelborner Weg auf die den Ort durchziehende Langgasse zu treffen.
Dieses Teilstück ist bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts nachzuweisen, als der Dorfgraben noch Teil der mittelalterlichen Dorfbefestigung war.

Ferner sind im Digitalen Flurnamenlexikon Rheinland-Pfalz etliche Flurnamen aus dem Jahre 1824 dokumentiert, die auf die Existenz der mittelalterlichen Ortstore hinweisen:

  • Am Oberthor
  • An der Brückesport
  • Oppenheimer Thor

Gerade das Oppenheimer Thor lässt darauf schließen, dass es noch eine weiteres Dorftor in Bechtolsheim gegeben haben muss.

Außerdem erinnern etliche Straßenbezeichnungen noch an die mittelalterliche Ortsbefestigung:

  • Am Wingertstor
  • Grabenstraße
  • Hinter dem Schloss
  • Vor dem Schloss

Nachweise

Verfasser: Wolfgang Höpp

Literatur:

  • Digitales Flurnamenlexikon Rheinland-Pfalz
  • Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 20.1: Kreis Alzey-Worms. Bearb. v. Michael Huyer und Dieter Krienke. Worms 2013.
  • Oberle, Karl: Geschichte von Bechtolsheim. Alzey 1951.

Erstellt: 04.08.2022