Guntersblum in Rheinhessen

Die evangelische Pfarrkirche in Guntersblum

Das Bild zeigt die evangelische Kirche in Guntersblum
Evangelische Kirche in Guntersblum.[Bild: Institut für Geschichtliche Landeskunde]

1608 war auch in Guntersblum die Reformation eingeführt worden. Die alte katholische Kirche St. Viktor vom Ende des 11./Anfang des 12. Jahrunderts wurde zunächst noch von der evangelischen Gemeinde genutzt[Anm. 1]. 1617 begann man mit dem Bau einer neuen Kirche auf den Überresten des alten Gebäudes, die, bedingt durch den Dreißigjährigen Krieg vermutlich erst 1688 fertig gestellt wurden. Die Katholiken erhielten ab 1697 das Mitbenutzungsrecht der Kirche, es kam zu einem Simultaneum. Zwischen 1838 und 1843 wurden Renovierungsmaßnahmen an dem Kirchengebäude durchgeführt. Im Zuge dessen wurde auch eine zweite Empore errichtet, um es der katholischen Gemeinde zu ermöglichen eine Orgel aufzustellen. Dazu kam es jedoch nicht. Dies hängt sicherlich mit dem Bau der neuen Kirche für die katholische Gemeinde zusammen, der 1842 begonnen wurde. Die allgemein vertretene Auffassung, dass die katholische Gemeinde Ihre Rechte an der alten Kirche 1838 an die evangelische Gemeinde verkauft hätte, wird von dem Heimatforscher Volker Sonneck angezweifelt. Seinen Ausführungen zufolge gaben die Katholiken ihr Nutzungsrecht erst nach dem Bezug ihres eigenen Gotteshauses, welches 1845 fertig gestellt wurde, auf.[Anm. 2].

Die heutige evangelische Pfarrkirche von 1688 ist ein dreiseitig geschlossener Saalbau mit romanischer Doppelturmfassade. Von der ehemaligen Anlage ist nur der Nordturm erhalten. Auch wenn der Turmabschluss im Rahmen der Renovierungsabreiten 1840-42 beträchtlicht verändert wurde, lässt sich auch heute noch die orientalisch anmutende Rundbauform erkennen. Eine dendrochronologische Untersuchung bestätigt eine Fertigstellung der Turmbekrönung im Jahr 1102[Anm. 3], kurz nach dem 1. Kreuzug. Damit gehört der Bau zu den sog. „Heidentürmen“.

Der Südturm stürzte 1702 ein und wurde 1842 von Ignaz Opfermann neu aufgebaut. Der Turm besitzt fünf sich verjüngende Geschosse mit zunehmend reicherer Gliederung durch Lisenen, Rundbogenfriese und gekuppelte Schallarkaden. Die Konsolen und Lisenenkämpfer sind zum Teil mit figürlichen Reliefs verziert. (Ausstattung: Orgelprospekt der Brüder Stumm (1765) und Taufstein auf vier Löwen mit Astwerk und Reliefbüsten, um 1490).

Wie schon erwähnt ließ die evangelische Gemeinde von 1838-1843 die mittlerweile ruinöse Kirche renovieren. Der Südturm wurde 1908 mit einem Geläute aus 3 Glocken versehen und erhielt später eine Uhr.

Nachweise

Verfasser: Dominik Kasper und Stefan Grathoff

Verwendete Literatur:

Erstellt: 11.01.2010

Geändert: 28.09.2015

Anmerkungen:

  1. Das Baudatum lässt sich aufgrund einer dendrochonologischen Untersuchung der Holzbalken im heute noch erhaltenen Nordturm genau bestimmen. Demnach enstand der Turm Ende des 11. Jahrhunderts (1098), seine Bekrönung um 1101/1102, vgl. Kotzur, S. 23-25. Zurück
  2. Sonneck, S. 6. Zurück
  3. Kotzur, S. 25 Zurück