Heidesheim in Rheinhessen

Die St. Georgskapelle in Heidesheim

Zu sehen ist die St. Georgskapelle in Heidesheim
Blick auf die sanierte Fassade der Kapelle.[Bild: Gerd Rupprecht]
Auf der Trauttnerkarte 1754 ist die "Georgen-Kirch" bereits verzeichnet.[Bild: Stadtarchiv Mainz]

Die Georgskapelle wurde auf den Fundamenten eines römischen Gutshofes (villa rustica) errichtet. Nach kunstgeschichtlicher Analyse muss dies im 10. oder frühen 11. Jahrhundert geschehen sein. Beachtenswert ist die Tatsache, dass Heidesheim mit seinen fränkischen Wurzeln (Gräberfeld vom ausgehenden 5.-7- Jahrhunderts zwischen Hammel-, Honig-, Mainzer- und Mühlstraße) und seiner nach 1300 erbauten neuen Pfarrkirche 600-900 m südwestlich der Georgskapelle liegt.
Von dem römischen Gutshof, dessen Gräberfeld 300 m nordwestlich beim Autobahnbau abgeschnitten wurde, ist bislang nur ein Teil des Hauptgebäudes bekannt. Um einen Innenhof scheint sich ein mehrflügeliger Bau gelegt zu haben. Ausgrabungen ergaben zwei Bauphasen, Funde aus dem Hauptgebäude und dem Gräberfeld belegen eine Nutzungsdauer vom 1. bis zum späten 4. Jahrhundert. Nach der Aufgabe des Gutshofes kam es zu einer Nutzungsänderung des Platzes. In den Fußbodenestrich mehrerer Räume wurden zahlreiche Grabgruben hineingeschlagen, die beigabenlose, wahrscheinlich dem 5. Jahrhundert entstammende Körperbestattungen enthielten.[Anm. 1]

Bild 2: Schutzdach über der römischen Mauer.[Bild: Gerd Rupprecht]

Die heutige Georgskapelle aus dem 10. Jahrhundert dürfte die alte Pfarrkirche für Heidesheim und vielleicht auch Walsheim (Heidenfahrt) gewesen sein. Zwischen deren Pfarrer und dem Kloster Eberbach kam es im 12. und 13. Jahrhundert zu Auseinandersetzungen über die Zehntpflicht des Sandhofes. 1365 wurde ein Frühmessnerbenefiz für den St. Johannesaltar in der Pfarrkirche gestiftet. Das Recht der Kirchensatzung sowie ein Teil des Zehnten lag beim Altmünsterkloster.
Der Saalbau mit gerade geschlossenem Chor und profilierten Triumphbogenkämpfern wurde wahrscheinlich bereits im 10. Jahrhundert errichtet. Das Westportal und die Fenster wurden im 15. Jahrhundert verändert. Es sind Reste einer barocken Ausstattung erhalten.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff

Verwendete Literatur:

  • Cüppers, Heinz (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Stuttgart 1990.
  • Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. 2. Aufl. München 1985.
  • Schmitt, Sigrid: Ländliche Rechtsquellen aus den Kurmainzischen Ämtern Olm und Algesheim. Stuttgart 1996.

Anmerkungen:

  1. Absatz zitiert aus: Cüppers, Heinz (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Stuttgart 1990, S. 383. Zurück