Ingelheim in Rheinhessen

Adelshöfe in Oberingelheim

Der Adel war in Oberingelheim stark vertreten. Er verfügte über Rechte, die den Dorfbewohnern verwehrt war. Man dominierte das Gericht des Ingelheimer Oberhofes ebenso wie das örtliche Niedergericht. Man verfügte über gewisse steuerliche Freiheiten und genoss das adlige Jagd- bzw. Fischereiprivileg.
Zu den adligen Familien in Oberingelheim zählten etwa die Herren von Hohenfels, von Gabsheim (Geispitzheim), von Wartenberg, von Ockenheim, von Bassenheim, von Partenheim, von Löwenstein, von Limpurg, von Sponehim (Spanheim), von Hatzstein, von Lopes de Villanova[Anm. 1], von Geismar, von Buseck, von Walbrun, von Horneck, und von Bobusch.
Die Herren (Ritter und Edelknechte) zu Ingelheim und Winternheim hatten ihren Wohnsitz und ihre ursprünglichen Stammgüter ebenfalls in Ober-Ingelheim. Humbracht beginnt in seinem Wappenbuch die Ahnenreihe derer "von Ingelheim" 948 mit Heinrich von Ingelheim. Sie besaßen das Westerhaus und den Sporkenheimer Hof als pfälzisches Lehen. Das Geschlecht hatte zwei Linien. Karl von Ingelheim stiftete 1323 eine neue Linie, die unter dem Namen Buser oderr Bauser von Ingelheim bekannt ist. Jetzt besteht das im Jahr 1737 in den Reichsgrafenstand erhobene Geschlecht nur aus einer Linie, die seit 1698 den Beinamen Echter von Mespelbrunn führt. 1140 Gerlach von Ingelheim war 1140 kaiserlicher Ministerialer unter Kaiser Lothar, Philipp von Ingelheim 1393 Reichsschultheiß in Ingelheim, Werner Buser von Ingelheim 1407 Reichsschultheiß in Ingelheim, Wilhelm von Ingelheim 1445 Mitglied und Wortführer des alten Rates zu Mainz, Marsilius Gottfried 1580 Reichsschultheiß in Ingelheim. Anselm Franz von Ingelheim brachte es von 1679 bis 1695 sogar zum Erzbischof zu Mainz.[Anm. 2]

Die noch erhaltenen Adelshöfe in Ober-Ingelheim befinden sich in der Stiegelgasse, einer der ältesten Straßen des Ortes. Es handelt sich um:

  • das Anwesen der 1580 ausgestorbenen Beuser von Ingelheim in der Stiegelgasse 65.
  • den ehemaligen Hof der Grafen von Ingelheim (umgebaut 1733 und 1791) in der Stiegelgasse 50.
  • den ehem. Horneckscher Hof. Das schon zuvor gebaute Gelände war gegen Ende des 15. Jh. in den Besitz der Familie Horneck von Weinheim gekommen. 1590 wurde das Herrschaftshaus errichtet und anschließend mehrfach erweitert und umgebaut. 1962-1967 wohnte in der Stiegelgasse 48 das spätere deutsche Staatsoberhaupt Richard von Weizäcker.
  • ein barockes Eckhaus (Stiegelgasse/Edelgasse 1) der Wolf von Sponheim

Verfasser: Dominik Kasper und Stefan Grathoff

Verwendete Literatur:

  • Krienke, Dieter: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz. Kreis Mainz Bingen. Bd. 18.1. Worms 2007.
  • Krämer, Philipp: Ober-Ingelheim. Ein Heimatbuch. (Beiträge zur Ingelheimer Geschichte 5) Ingelheim 1954 (ND 2000)

Erstellt: 28.05.2010

Anmerkungen:

  1. Ab 1623 wohnte das einflussreiche Geschlecht des Lopes de Villanova im Ort. An die Familie erinnert noch ein schwarzer Marmorgrabstein in der Burgkirche (Pesttafel). Die einzige Erbin heiratete 1722 in die Familie der Freiherrn von Geismar, welche bis 1805 Eigentümer des Gehöftes blieben. Zurück
  2. Jung, Geschichtliches S.26ff. Zurück