Mainz in Rheinhessen

Das Mainzer Altmünsterkloster

Es bedeuten: 17 Altmünsterkloster, 28 Paulskirche, 51 Altmünstermühle, 52 eine Mühle, XLVIII Neu Rundel, XLIX St. Paulsturm, L Altmünsterturm

Das ehemalige Kloster in der Münsterstraße wurde angeblich um 700 von der hl. Bilhildis gestiftet. Für ihre Gründung des Klosters soll Bilhildis von ihrem Onkel, dem Mainzer Bischof Rigibert, ein Grundstück im Gebiet zwischen dem nach Altmünster benannten heutigen Münster- und dem Alicenplatz, erworben haben. Neuerdings wird das Altmünsterkloster aber als eine Gründung der iro-schottischen Mission angesehen.
Bis 1243 lebten Benediktinerinnen in den Klostergebäuden, dann übernahm unter Erzbischof Siegfried III. von Eppstein gegen den Widerstand der Ordensfrauen der Zisterzienserorden das Kloster. Das Kloster wurde dem Abt von Eberbach im Rheingau unterstellt. Im 15. Jahrhundert besuchte Kaiser Friedrich III. Altmünster, um die dort - der Legende nach seit den Anfängen - aufbewahrte Schweißtuchreliquie zu besichtigen, zu der noch bis 1781 Wallfahrten stattfanden.

A Kirche, B Klostermühle, D Weiher, E Mietshäuser, F Wirtschaftsgebäude, G Weinberg, H Professorenhäuser, J Kirche des älteren Klosters (Zaybachstraße), K Paulskirche.

Bei der Anlage der großen Festungswerke wurden das vor der Stadtmauer liegende Kloster und seine Kirche sowie die in der Nähe stehende St. Paulus-Pfarrkirche im Frühjahr 1657 abgebrochen. Die Frauen errichten 1656-1662 auf klostereigenem Grund und Boden, jetzt innerhalb der Stadtmauer, an der Altmünsterstraße am Fuße des Kästrich, eine neue Kirche und Klostergebäude. Als Baumeister wird der Kapuzinerpater Matthias aus Saarburg genannt. Er errichtete eine einfache Saalkirche mit starken Wandpfeilern, die der Mutter Gottes geweiht wurde.
Am 15.11.1781 wurde das Kloster von Kurfürst Friedrich Karl zugunsten der Stiftung des Mainzer Universitäts-Fonds aufgehoben. Die Frauen wurden teils in dem Weißfrauen-, teils in dem Dalheimer Kloster untergebracht. In das Kloster zogen der Rezeptor des Universitätsfonds und andere Personen ein. 1785 wurde das Kloster zu einer Entbindungsstation umfunktioniert, 1788 in ein Militärlazarett verwandelt, um 1806 abermals als Entbindungshaus zu dienen.
Bei der Belagerung von 1793 blieben Kirche und Kloster von Zerstörungen bewahrt. Der Kurfürst überließ gleich nach dem Abzug der Franzosen die Klostergebäude den Jakobsberger Benediktinern, deren Kloster und Kirche zerstört war. Sie mussten im Gegenzug eine Entschädigung zugunsten der neuen Universität leisten.

Nach der Aufhebung der Klöster im Jahr 1802 wurde die Kirche der evangelischen Gemeinde überlassen, die bis 1808 in deren Besitz geblieben sind, obgleich sie schon 1805 dem Genie, dem militärischen Ingenieurwesen, übergeben worden war. Seitdem dienten Kloster und Kirche als Militärhospital.

1 Kirche, 2 Kreuzgang, 3 Garten des Kreuzgangs, 4 Reul um Kirche und Kloster, 5 Abteibau, 6 Abteihof, 7 Waschhaus, 8 Backhaus, 9 Holzhaus, 10 Garten (der achteckige Bau wurde nach 1781 als chem. Laboratorium der Universität eingebaut), 11 Weinberg am Kästrich, 12 Hof des Weingärtners, 13 und 14 Mahlmühle und Garten, 15 Münstergasse.

Die Kirche wurde im 19. Jahrhundert stark verändert: Eine Empore wurde eingezogen, Fenster, Türme und Gewölbe wurden umgebaut. Die Klostergebäude wurden 1893 verkauft und abgerissen, während die Kirche 1895 neu hergestellt und zur evangelischen Garnisonskirche eingerichtete wurde.

Die Klostergebäude an der Münsterstraße (Zustand vor 1895)

Die danach noch mehrfach umgebaute Kirche wurde nach einem Brand im 2. Weltkrieg von Otto Vogel aus Trier erneuert. Es entstand ein Saalbau mit Osttürmen, zwischen denen bis 1945 das Hauptportal lag (heute an der Westseite). Der Innenraum ist heute durch eine Zwischendecke unterteilt.


Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff

Verwendete Literatur:

  • Brilmayer, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Neudruck. Würzburg 1985.
  • Neeb, Ernst u.a.: Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Mainz. Bd. 2: Die kirchlichen Kunstdenkmäler der Stadt Mainz. Teil II: Bestehende und verschwundene Mainzer Kirchen. 1. Lieferung: A-G. Darmstadt 1940.

Aktualisiert am: 11.09.2014