Oppenheim in Rheinhessen

Die Oppenheimer Stadtbefestigung

Der Ruprechtsturm in Oppenheim.[Bild: Elmar Rettinger]

Geschichtliche Entwicklung

Nachdem Oppenheim 1220/1225 zur Stadt erhoben wurde, begann man die Stadt vollständig mit Mauern und Gräben zu umgeben. Der älteste Teil der Stadtmauer, im Bereich am ehemaligen Wormsertor, um den Königshof und dessen 1836 abgerissene Pfarrkirche St. Sebastian, war schon 1182 befestigt. Als die Neustadt sich dank der Privilegien Kaiser Friedrichs II. von 1226 und 1236 (Frankfurt Stadrecht, Großhandelsmessen, Abgabenbefreiung zugunsten der Stadtbefestigung) zum wirtschaftlichen Zentrum entwickelte, wurde sie in den Verteidigungsring eingeschlossen und mit den mauern der Burg Landskron verbunden. Im 14. Jahrhundert wurden die Vororte im Norden (Seilergasse) und Westen (Antoniter-Kloster, heute Friedhof) in den Befestigungsgürtel eingeschlossen. Das Frauenkloster Mariacron (im Norden) und das Leprosenhaus (Gutleuthaus) bleiben vor den Toren.

Die Ringmauer schloss an die auf der Höhe gelegene Burg an. Um die Mauer wurde doppelten Gräben gezogen, welche teilweise vom Rhein aus mit Wasser gefüllt werden konnten.

Die Stadtmauer wurde im 15./16. Jahrhundert erneuert und verstärkt. Sie ist heute noch streckenweise erhalten, vor allem an der Westseite. Das Gautor, ein im Unterbau spätromanischer quadratischer Torturm mit außen entlang geführtem Wehrgang wurde 1566 erneuert. Die übrigen Tore wurden im 19. Jahrhundert abgebrochen.

16 Türme schützten einst die Mauern, 9 Tore führten in die Stadt führten. Die Hauptverteidigungspunkte in der Festungsmauer waren der hohe Schlossturm, der Schneiderturm, Zollturm und der Dienheimer Turm. Die Tortürme an der Wormser Pforte, Niersteiner Pforte und Rheinpfote waren ebenfalls starke Wehren und außerdem befanden sich an der Mauer zwischen diesen Hauptbollwerken noch viele schwächere, meist hinten offene Türme, die mit einer bedeckten Schutzwehr unter sich verbunden waren. Neben dem noch erhaltenen Gautor sind Fischertor, Weißtor, Burgtor, Seilertor und Wassertor bekannt.

1 Katharinenkirche 7 Burg Landskron
2 Michaelskapelle 8 Rathaus
3. kath. Pfarrk. St. Bartholomaeus 9 Frankensteiner Hof
4 Ehem. Kath. Pfarrkiche St. Sebastain 10 Ritterbrunnen
5. Ehem. Antoniterkapelle 11 Gautor
6 Kappele des ehem. Erbacher Hofes
12 Leprosenhaus (Gutleut)

Tore und Türme

Viele Turm- und Torbezeichnungen weisen auf die Bevölkerungs- und Berufsgruppen (Zünfte) hin, die für die Instandhaltung und Bewachung des jeweiligen Tores verantwortlichen waren. Die Oppenheimer Stadtmauer ist noch streckenweise erhalten, vor allem an der Westseite. Die Stadttore wurden bis auf das Innere Gautor nach dem Übergang Oppenheims an das Großherzogtum Hessen im Jahr 1816 leider abgebrochen, weil sie anderen Baumaßnahmen im Wege standen. Einige Turmbezeichnungen wie etwa der Pulver- oder Ausfallturm, der Weiße Turm, Bürgerturm (Turm unter den Bürgern), Turm gegen die Burg (Ruprechtsturm?) lassen sich nicht sicher den bekannten Türmen zuordnen.

Dienheimer Tor

Das Dienheimer Tor wird im Jahr 1308 genannt. Noch 1689 wird es nach dem großen Stadtbrand erwähnt. Es wurde Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen.

Gautor

Das äußere Gautor wurde auch "blauer Hut" genannt sperrte die Straße nach Dexheim. Es stand in der Nähe der Kapelle des Antoniterklosters (heutige Friedhofskapelle).Es wurde wohl von den Metzgern, Gaupfortnern und Weinschrötern verteidigt. Es ist heute völlig verschwunden. Das innere Gautor hat als einziges der 5 bzw. 6 Tore Oppenheims die Zeiten überdauert. Es wurde im 18. Jahrhundert als Gefängnis genutzt. Erneuerungen wurden 1566 und 1724 unternommen. 1912 wurde das Gautor zum Stadtarchiv umgebaut. Im Turm lassen sich noch Spuren der Bausubstanz des frühen 13. Jahrhunderts ausmachen.

Rheintor

Das Rheintor bzw. die Rheintorpforte stand ehemals am heutigen Postplatz. Der Torbau wird 1689 nach dem großen Stadtbrand erwähnt. Übersichtskarte (Nr.2)

Seilertor (Roter Turm)

Das Seilertor am Rhein beherrschte die Straße nach Nierstein. Es stand südlich des Achteckigen Turms unterhalb der ehemaligen Vorstädterstraße. Er wurde wohl in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet und 1829 vollständig abgerissen.

Fischertor

Das Fischertor stand am Ende der Hasenbrunnengasse zum Rhein hin. Die Zunftordnung der Fischer von 1470 sah vor, dass sich jedes neue Zunftmitglied innerhalb eines Jahres mit einem Harnisch ausrüsten musste. Das Fischertor wurde noch 1689 nach dem großen Stadtbrand in den Quellen genannt.

Tränkpforte

Dieses Tor stand am südlichen Ende der Bädergasse zwischen Fischertor und Rheintor. Es wurde noch 1689 erwähnt.

Der Uhrturm in Oppenheim.[Bild: Elmar Rettinger]

Uhrturm/Zollturm

Der Zollturm wurde im Jahr 1255 erbaut. Im Jahr 1829 riss man ihn ab und errichtete an seiner Stelle den heutigen Uhrturm.

Ruprechts- oder Schneiderturm

Der Ruprechtsturm erinnert an König Ruprecht (reg. 1400-1410), der 1410 auf der Burg Landskron verstarb. Der Turm wird heute Schneiderturm genannt.

Hexenturm

Der Hexenturm, 1689 nach dem großen Stadtbrand genannt, wurde ebenso wie der Sackträgerturm (Nr.10) von den stärksten Bürgern, nämlich den Sackträgern, Schmieden und Maurern unterhalten und gesichert.

Sackträgerturm

Der Sackträgerturm wird 1689 nach dem großen Stadtbrand genannt und wurde wie der Hexenturm von den stärksten Bürgern, nämlich den Sackträgern, Schmieden und Maurern gesichert. Reste des Turms sind noch heute in der Stadtmauer zu sehen.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Daniela Bachl, Daniela Schomisch

Verwendete Literatur:

  • Hanschke, Julian: Oppenheim am Rhein. Baugeschichte-Baudenkmäler-Stadtgestalt. Karlsruhe 2010.
  • Licht, H. (Hrsg.): Oppenheim. Geschichte einer alten Reichsstadt, Oppenheim 1975.
  • Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.3: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2011.

Aktualisiert am: 31.10.2014