Sprendlingen in Rheinhessen

Das vorgeschichtliche Sprendlingen

Sprendlingen vor 20.000 Jahren - von Hannelore Bosinski

Dass schon vor 20.000 Jahren - zumindest zeitweise - Menschen in der heutigen Gemarkung Sprendlingen lebten - zeigen die Funde, die ein Team von Wissenschaftlern 1978 auf dem "Fundplatz Sprendlingen" ergraben haben.

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Sprendlingen vor 4.000 Jahren - von Erwin Cziesla

Fund eines neolithischen (jungsteinzeitlichen) Skelettes und eines "Schnurkeramischen Bechers" im Wingert F. Diegel (Gemarkung Klosterberg/Parzelle Wayerklau) bei Sprendlingen. (8.7.1978)

Die Schnurkeramik (eine Kulturstufe gegen Ende der Jungsteinzeit vor rund 4.000 Jahren) erhielt ihren Namen durch ein eigentümliches Ornament, das dadurch erzielt wurde, dass man Schnüre in den noch weichen Ton eindrückte. Eine besondere Gruppe, die "Südwestdeutsche Schnurkeramik" war dmals in Rheinhessen verbreitet.
Die Bestattungen der damaligen Zeit lagen oft an erhöhten Stellen unter einem 1 bis 2 Meter hohen Grabhügel, der mit einem Steinkranz umgeben sein konnte. Meist handelt es sich um Einzelbestattungen, doch gibt es auch vereinzelt Doppelbestattungen. Ein geringer Teil der Männer ist mit Äxten, ein anderer nur mit Beilen ausgestattet, dazu kommen seltener Pfeilspitzen, Knochennadeln und Eberzähne, die als Schmuck getragen wurden.
Die Männer wurden auf der rechten Seite liegend mit angezogenen Beinen und mit dem Kopf nach Westen und Südwesten bestattet, wogegen die Frauen auf der linken Seite mit angehockten Beinen lagen und den Kopf entweder im Osten oder Nordosten hatten.
Die keramische Standardausrüstung besteht aus einem Becher und einer Amphore, wozu noch ein drittes Gefäß kommen konnte. Der Becher liegt meist am Kopf, die Amphore zu Füßen der Toten.
Bei dem Sprendlinger Grabfund, welcher dank der Umsicht des Herrn F. Diegel in dessen Wingert am 8. Juli 1978 ausgegraben werden konnte, handelt es sich wahrscheinlich um einen weiblichen Toten. Leider blieb nach der intensiven Bearbeitung des Wingerts von dem Skelett nur der Oberkörper erhalten, aber die Lage lässt sich wohl als Nordost - Südwest (mit dem Schädel im Nordosten) rekonstruieren. Die Schädelnähte waren noch nicht vollständig verwachsen, so dass es sich wahrscheinlich um ein jüngeres Individuum handelt. Als Grabbeigabe hat sich nur ein schnurkeramischer Becher erhalten, der in der Nähe des Schädels zu finden war.