Weinheim in Rheinhessen

Zur Geschichte von Weinheim bei Alzey

Luftbildaufnahme von Alzey-Weinheim.[Bild: Alfons Rath]

Erstmals erwähnt wird Wihinheim am 12. Februar 772, als ein gewisser Hrandolf dem Kloster Fulda einige seiner Güter in Weinheim zum Geschenk machte. Wie andere Orte, deren Name auf „-heim“ endet, ist Weinheim älter. Der Ort dürfte in fränkischer Zeit, also irgendwann zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert, gegründet worden sein. In einer weiteren Urkunde Hrandolfs zugunsten des Klosters Hersfeld wird erwähnt, dass u. a. auch der König (Reichsgut) und das Kloster St. Maximin bei Trier Grundbesitzer in der Gemarkung waren. St. Maximin wird 150 Jahre später als Grund- und Kirchherr der Weinheimer Kirche genannt.
Im 12. Jahrhundert erbauten die Herren von Winnenberg eine Burg im Ort. Der berühmte Marquard von Winnenberg war im 13. Jahrhundert mehr als dreißig Jahre lang Schultheiß im nahen Oppenheim. Das Wappen der Herren von Winnenberg, ein roter Schild mit zwei weißen Doppelstreifen, ist im Rosenfenster von Oppenheim zu sehen. Die Burg der Winneberg wurde im 15. Jahrhundert zerstört und blieb eine Ruine, letzte bauliche Reste der Anlage wurden im Verlauf des 19. Jahrhunderts restlos abgetragen.
Weinheim war im frühen Mittelalter besitzrechtlich zwischen den Pfalzgrafen und den Grafen von Leiningen geteilt. Im 12. Jahrhundert war das Haus Bolanden-Falkenstein Lehnsherr und im 13. Jahrhundert auch Gerichtsherr über Weinheim. 1269 wurden die Grafen von Sponheim durch Heirat deren Nachfolger. Nach mehrfachem Wechsel im 14. und 15. Jahrhundert zwischen der Herrschaft der Sponheimer und der Pfalzgrafen wurde schließlich nach kriegerischen Auseinandersetzungen im Jahre 1489 Weinheim kurpfälzisch und blieb es über die Jahrhunderte bis in die Zeit der Französischen Revolution.
Im Jahr 1273 übergab Ritter Werner von Weinheim mit Zustimmungen der Pfalzgrafen und der Sponheimer seine Besitzungen und das Niedergericht zu Weinheim an das Deutsch-Ordenshaus zu Sachsenhausen. 1331 übergaben die Pfalzgrafen dem Orden sogar die Gerichtsherrschaft in Weinheim. Als die Kurpfalz 1489 die Ortsherrschaft ganz übernahm, drängten sie den Einfluss des Ordens weitgehend zurück. Die Deutschherren mussten ihre Gerichtsrechte mit Kurpfalz teilen, bis sie sie im 16. Jahrhundert wieder ganz verloren. Bis zum Einmarsch französischer Revolutionstruppen im Jahr 1791 war der Deutschordenshof eines der größten Hofgüter im Ort.
1816 fiel Rheinhessen und damit auch Weinheim zum Großherzogtum Hessen.

Beschreibung Weinheimes nach J.G. Widder (1787):

"Das Dorf besteht aus drei Kirchen, drei Schulen und 112 bürgerlichen Häusern, welche 140 Familien bewohnen. Die Gemarkung enthält 1423 Morgen Äcker, 18 Morgen Wingert, 51 Morgen Wiesen, 10 Morgen Garten, 5 Morgen Wald." Als Gutsherren nennt Widder neben dem Deutschen Ritterorden und der kurfürstlichen Hofkammer u.a. die Knebel´schen Freigüter und die Freiherrn von Reigersberg als Zehntherren. Der "Knebel´sche Hof", Besitztum der Herren Knebel von Katzenelnbogen, lag zwischen dem heutigen St.Gallus-Ring und der Hauptstraße. In ihrem Besitz war auch die "Knebelische Poppenmühle", die heutige Poppenschenke; diese gehört auch heute noch zum Stadtteil Weinheim. Die Freiherrn von Reigersberg waren die Zehntherren in Weinheim. Sie bezogen 7/8 des "ganzen Zehnten jenseits der Straße" - damit ist wohl die ehemalige Holzstraße zum Vorholz gemeint -; der katholische Pfarrer, d.h. die geistliche Kurfürstliche Verwaltung bezog ein Achtel. Diesen Zehnten hatte Pfalzgraf Ruprecht I. 1400 gekauft. Die Freiherrn hatten als Zehntherren die Bau- und Reparaturverpflichtung für den Chor der katholischen Kirche und für das Pfarrhaus. Letztmalig wird das in einer Urkunde vom 7. August 1793 deutlich, die in einer Abschrift vorliegt: Bei einer Versteigerung der Pacht des Fruchtzehnten auf vier Jahre erhielt Jakob Neidlinger den Zuschlag. U.a. war er damit verpflichtet: die zum Weinheimer Chor- und Pfarrhausbau oder -reparatur nöthigen Fuhren in Zufühung derer dazu erforderlichen Baumaterialien wie im gleichen die derhalbigen Gänge unentgeldlich zu verrichten. Das Gebot bei der Versteigerung betrug: 61 Malter Korn, 65 Malter Weizen, 74 Malter Gerste, 81 Malter Spelz."

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff

Verwendete Literatur:

  • Karl Johann Brilmayer: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905.
  • Johann Goswin Widder: Versich einer vollständigen geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine. Frankfurt und Leipzig 1786-1788.

Aktualisiert am: 26.07.2016