Saarbrücken im Saarland

Der Bergbau im Saargebiet und die Rolle Saarbrückens

Durch die geologischen Prozesse über Millionen von Jahren hinweg hat sich unter dem Saarland ein breiter Kohlegürtel gebildet. Begünstigt wurde die industrielle Entwicklung auch durch die Tatsache, dass das weit ausgebreitete Berg- und Waldland keinerlei landwirtschaftliche Nutzung zuließen.

Bereits in vorchristlicher Zeit erkannten die Römer die wertvollen Bodenschätze in der saarländischen Region und begannen früh mit dem Abbau von Kupfererzen u.a. [Anm. 1] Ebenso ist aus keltischer und gallo-römischer Zeit die Gewinnung von Eisen belegt.

Nach der römischen Epoche dauerte es wieder eine gewisse Weile, bis sich die Industrie erneut schwerpunktmäßig im Saargebiet niederließ. Die ersten industriellen Betriebe sind seit dem 14. Jahrhundert belegt. Aus dem Jahr 1431 existiert eine urkundliche Erwähnung, dass am Fuße des Halberges Eisen geschmolzen wurde. Ab dem 17. Jahrhundert findet man außerdem die Glasindustrie im Saarraum. Im Gebiet des heutigen Warndts entstanden zu Beginn des 17. Jahrhunderts mehrere Glashütten, die allerdings nach fast einem Jahrhundert aufgrund des zu hohen Holzverschleißes aufgegeben werden mussten. Erst ab 1720 besaß man die Technologie und das Wissen Kohle, und nicht mehr Holz, als Brenn- und Befeuerungsmaterial zu verwenden.

In der Anfangsphase des Merkantilismus [Anm. 2] kam es im saarländischen Raum zu einer deutlichen Intensivierung des Kohlebergbaus. Zudem entstanden viele neue Ruß- und Alaunhütten, und die Glas- und Eisenproduktion erfuhr eine deutliche Ausweitung. Insgesamt hat sich die industrielle Produktion im Saarland im Laufe des 18. Jahrhundert um ein Vielfaches gesteigert.

Zu Zeiten der Französischen Revolution und der darauf folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen stieg die Kohleförderung noch weiter an. Als der Schachtbau eingeführt, das Absatzgebiet erweitert, die Eisenbahnnetze vergrößert und der Saarkohlekanal angelegt wurde, folgte ein noch stärkerer Anstieg des Kohlebergbaus. Der Abbau von Kohle wurde innerhalb weniger Jahre um ein Vielfaches erhöht.

Nachdem jahrhundertelang sämtliche Eisenerzlagerstätten abgebaut wurden, gab es im 19. Jahrhundert verstärkt Erschöpfungserscheinungen in den Stätten. So begann man die benötigten Erze von außerhalb, zum Beispiel aus Lothringen, zu beziehen. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurde Lothringen mit 90% Anteil Hauptlieferant des Saargebiets für Erze. Die bis dato größtenteils als Hauptverkehrsweg genutzte Saar wurde jetzt alleiniger Transportweg für die geförderte Kohle und Erze. Im Zuge dessen hat man viele Werke in den ländlichen Bereichen aufgegeben und neue Hütten an der Saar und in Nähe der Kohlengruben errichtet. Mit Ausnahme einer Hütte, lagen seitdem alle Betriebe direkt am Fluss. Im Rahmen dieser Verlagerung baute man außerdem einige bereits bestehende Werke, zum Beispiel die Halberger Hütte, zu moderneren Anlagen aus. Der stark florierende industrielle Sektor im Saarland führte bald dazu, dass die Saarregion neben dem Ruhrgebiet u.a. mit zu den größten, deutschen Exporteuren von Kohle gehörte.

Ebenso wie die Förderung von Kohle und die Industrie zu jener Zeit gewachsen waren, explodierte die Bevölkerungszahl nahezu. Haben um 1852 noch etwa 244.000 Menschen im Saargebiet gelebt, waren es um 1900 bereits 512.000 [Anm. 3].

Doch welche Rolle spielte Saarbrücken in dieser rasanten Entwicklung des Bergbaus und der Industrie?

Die Industrie lebt heute noch von dem Geschäft des Handels. Eine Voraussetzung für einen erfolgreichen Handel ist der Warenverkehr von A nach B. Dafür benötigt man eine funktionierende Infrastruktur, die außerdem genügend Kapazität zur Unterbringung der zu handelnden Ware und Verladung der Ware zur Verfügung stellt. Da das Saarland größtenteils nur aus kleineren Siedlungen und Dörfern bestand, kam dafür nur eine Stadt in Frage: Saarbrücken. Saarbrücken wurde infolgedessen zum ersten Umschlagplatz für Kohle und Erz und der Warenverkehr erfolgte hauptsächlich über den Saarhafen und die Güterbahnhöfe. Eine Folge des Anstiegs des Warenverkehrs über Saarbrücken war die Ausdehnung des Saarbrücker Raumes. Die starke Industrie des Saarlandes hatte eine anziehende Wirkung auf viele nicht-saarländische Unternehmer und Kaufleute, die sich daraufhin in Saarbrücken und Umgebung niederließen.

Bis zum Zweiten Weltkrieg stieg die Industrie des Saargebietes zwar langsamer, aber stetig weiter an. Erst in der Nachkriegszeit kam es allmählich zu einem Rückgang des Bergbaus und in den folgenden Jahren sind viele Werke und Gruben geschlossen worden. Nachdem sich im Jahre 2008 einige Anwohner saarländischer Dörfer über die häufiger auftretenden Grubenbeben beschwert hatten, verfügte man einen vorläufigen, aber unbefristeten Abbaustopp. Der Juni 2012 besiegelte schließlich das Ende des einst so florierenden saarländischen Bergbaus, als das letzte aktive Bergwerk Saar in Ensdorf seine Schächte und Gruben dicht machte.

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Verfasser: Thomas Belculfine

Erstellungsdatum: 07.04.2014

 

Literatur:

 

Ried, Hans: Die Siedlungs- und Funktionsentwicklung der Stadt Saarbrücken. Saarbrücken 1958.

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Anmerkungen:

  1. Nachzuweisen ist der Abbau beispielweise in St. Barbara.  Zurück
  2. Siehe zu Merkantilismus folgenden Link der Bundeszentrale für Politische Bildung http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/20111/merkantilismus  Zurück
  3. Siehe dazu: Ried, Hans: Die Siedlungs- und Funktionsentwicklung der Stadt Saarbrücken. Saarbrücken 1958. S. 112.  Zurück