0.17 Napoleonsteine in Rheinhessen - Erinnerung und Mahnung zugleich
"Denkmal - Den unter den Fahnen Napoleons gefallenen Wormsern von Ihren aus den Feldzügen zurückgekehrten Waffenbrüdern im Jahr 1848 unter der Regierung Seiner Königlichen Hoheit Ludwig III. von Hessen und bei Rhein".
So steht es auf dem sogenannten "Napoleonstein", oder auch landläufig "Veteranenstein" genannt, im Albert-Schulte-Park in Worms.
Die Errichtung der Napoleonsteine ist zwei geschichtlichen Entwicklungen geschuldet:
- Sechs napoleonische Kriege (Koalitionskriege).
- Veränderung des Totenkultes am Anfang des 19. Jahrhunderts.
Beginnen wir aber zunächst mit der militärischen Seite:
Die napoleonischen Kriege zwischen Frankreich und seinen europäischen Machtrivalen begannen 1792 und endeten mit einer Niederlage und Abdankung Napoleons 1815.
Für diese Kriege brauchte die französische Armee unbedingt Soldaten. Allein aus dem ab 1794 besetzten "Département du Mont-Tonnerre" (Donnersberg) - also großen Teilen des späteren Rheinhessens und dem nördlichen Teil der heutigen Pfalz - wurden zwischen 1802 und 1813 ca. 19.000 deutsche Soldaten, darunter 1000 Freiwillige, zum Dienst im napoleonischen Heer rekrutiert, von denen ein großer Teil die Feldzüge nicht überlebte.
In zahlreichen und zunächst siegreichen Schlachten entstand bei vielen Soldaten trotz späterer großer Verluste eine große Heldenverehrung von Napoleon Bonaprte.
In einem Aufsatz von Johannes Kohl "Napoleonverehrung in Bingen" aus dem Jahre 1948 werden besonders die positiven Aspekte der französischen Besetzung der linksrheinische Gebiete bis 1814 weitestgehend Napoleon Bonaparte zugeschrieben:
"Ein Macher, der mit der Vielstaaterei Deutschlands und der anarchischen französischen Revolution ab 1789 kurzerhand Schluss machte und der schließlich als 1. Konsul (1799) sowie ab Mai 1804 als Kaiser mit eiserner Hand die Geschickte im eigenen Land, in den okkupierten Gebieten und später in ganz Europa lenkte". [Anm. 1]
Mit Napoleons Tod 1821 auf der Atlantikinsel St. Helena verstärkte sich sogar noch seine Bewunderung. Die im 19. Jahrhundert immer schlechter werdenden wirtschaftlichen Verhältnisse, die Wiederherstellung der "alten" Herrschaftsverhältnisse im neugegründeten Rheinhessen sowie die Perspektivlosigkeit des politischen Lebens dort und Erinnerungen an die positiven Aspekte der französischen Besetzung (Einführung des "Code Civil") trugen sicherlich auch zur weiteren Verehrung bei.
Der Kult um Napoleon ging sogar so weit, dass in Rheinhessen noch Mitte des 19. Jahrhunderts sogenannte "Napoleonbänke", wie die in Oberhilbersheim und Selzen, aufgestellt und Aussichtstürme nach Napoleon benannt wurden, so wie der "Napoleonturm" in Sprendlingen.
Es lässt sich noch eine weitere gesellschaftliche Entwicklung in diesem Zusammenhang in Deutschland und auch in Rheinhessen feststellen: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts trat im Zuge der Napoleonischen Kriege spürbar eine Veränderung im Umgang mit dem Totenkult ein. Während noch im 18. Jahrhundert der jeweilige absolutistische Herrscher, sei es ein Fürst oder monarchischer Regent, ohne jeglichen Widerstand Krieg führen konnte, galten damals im Todesfall der Kriegsteilnehmer höchstens deren Heerführer in der Öffentlichkeit überhaupt als erinnerungswürdig.
Das Gedenken an die Offiziere blieb hingegen weitestgehend eine private Angelegenheit und der Tod des einfachen Soldaten wurde als gottgewollt einfach so hingenommen.
Durch die in Mitteleuropa einsetzende patriotisch-nationale Aufwertung des Kriegstodes beschränkte sich der Totenkult jetzt nicht mehr allein auf einen ausgewählten Personenkreis, sondern schloss alle gesellschaftlichen Schichten mit ein.[Anm. 2]
Aus diesen beiden parallel verlaufenen Entwicklungen lässt sich auch die Gründung der sogenannten "Veteranenvereine" im 19. Jahrhundert verstehen:
In Mainz entstand 1833 der erste dieser Art in Deutschland überhaupt. Weitere 16 Vereine folgten in Rheinhessen und die letzten Veteranenvereine wurden in Eimsheim 1850 und 1852 in Schwabenheim konstituiert.
Die Veteranenvereine verfolgten nach deren übereinstimmender Satzung drei Ziele:
- Errichtung eines Denkmals für die Gefallenen und Überlebenden der Napoleonischen Kriege.
- Regelmäßige Treffen der noch lebenden Veteranen.
- Fürsorge für eine würdevolle Beerdigung von bedürftigen Kriegskameraden. [Anm. 3]
Unmittelbarer Auslöser zur Errichtung der Napoleon- bzw. Veteranensteine war 1832 der Tod zweier ehemaliger inzwischen mittelloser Veteranen aus dem Raum Mainz, die in der französischen Armee unter Napoleon dienten. Diese wurden aus der Sicht der überlebenden Kameraden nicht würdevoll beerdigt.
Mit dem Tod auch der letzten Teilnehmer der Napoleonischen Kriege und dem Sieg über Napoleon III. im Deutsch-Französischen Krieg anno 1870/71 verloren die Veteranenvereine schließlich ihre Basis und Existenzberechtigung und lösten sich danach sukzessive auf.
Die Napoleon- bzw Veteranensteine stehen meistens auf Friedhöfen, oftmals zusammen mit dem Kriegerdenkmal anlässlich des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 und den beiden Weltkriegen im 20. Jahrhundert, wie beispielsweise in Undenheim.
Die folgende Übersicht beschreibt ausführlich 17 Napoleonsteine/Veteranensteine und deren konkrete Ausgestaltung, die im übrigen überall gleich aussehen, sich aber nur durch die Inschriften voneinander unterscheiden.
Dabei fällt auf, dass diese Erinnerungsmale gleichmäßig über die Region Rheinhessen verteilt sind und in ihren Inschriften die Regentschaft des zu dem Aufstellungsdatum jeweils herrschenden hessischen Großherzogs mitberücksichtigen.
Zum besseren Verständnis der folgenden Übersicht sind noch vier wichtige Informationen zu beachten:
- 15.08. Geburtstag Napoleons
- 25.08. Geburtstag des hessischen Großherzogs Ernst Ludwig II. (1830-1848).
- 26.12. Geburtstag des hessischen Großherzog Ernst Ludwig I. (1816 -1830) und gleichzeitig der Namenstag von Stephan Metz, Präsident der Mainzer Veteranen und zeitweise Bürgermeister von Mainz.
0.1.Übersicht
0.1.1.Alzey
Auf dem Friedhof wurde der Napoleonstein (Veteranenstein) von dem örtlichen, 1846 gegründeten, Veteranenverein, 54 Mitglieder stark, errichtet und noch im gleichen Jahr am 9. Juni eingeweiht.
0.1.2.Bingen
Im nordwestlichen Bereich des alten christlichen Friedhofs in der Holzhauserstraße / Rochusallee steht seit 1842 der Veteranenstein. In diesem Jahr wurde auch der Veteranenverein mit 24 Mitgliedern gegründet.
Über dem dreistufigen Unterbau befindet sich ein obeliskenartig sich verjüngender Pfeiler aus Sandstein mit fast voll plastischem Adlerrelief.
Inschrift:
"DEN UNTER / NAPOLEONS / FAHNEN GEFALLENEN / BINGERN WEIHEN DIESES / DENKMAL / IHRE HEIMGEKEHRTEN / KRIEGSGEFAEHRTEN / IM JAHRE / 1842,
Am Sockel steht: "ERRICHTET / UNTER DER SEGENSVOLLEN REGIERUNG / SEINER KOENIGLICHEN HOHEIT / LUDWIGS II GROSZ- HERZOG VON HESSEN UND BEI RHEIN / UND UNTER DER LEITUNG DES PRAESIDENTEN DER VETERANEN / FRANZ JOSEF HERTER".
Die ursprüngliche Helmbekrönung fehlt, außerdem sind mangels Pflege schwere Verwitterungsschäden festzustellen. Der letzte Veteran in Bingen starb 1874.
0.1.3.Eimsheim
- „Napoleonstein“ (Veteranenstein), reliefierter Pfeiler, bezeichnet 1852.[Bild: Ursula Gönner [CC BY-SA 4.0]]
Der örtliche Veteranenverein mit 22 Mitgliedern wurde 1850 gegründet. An der Kreuzung der Hauptwege auf dem Alten Friedhof in einem kleinen Wäldchen ragt als Blickpunkt der Napoleonstein, auch Veteranenstein genannt, für die Teilnehmer der napoleonischen Kriege aus den Gemeinden Eimsheim, Dalheim, Weinolsheim, und Uelversheim hervor. Das Denkmal wurde am Geburtstag Napoleons 15. August 1852 eingeweiht. Über einem aufgetreppten kubischen Sockel befindet sich ein obeliskenartig sich verjüngender Sandsteinpfeiler mit Reliefschmuck (Bogenfries, Tophäen) und darauf kommt noch ein Kürassierhelm dazu. Das jährliche Stiftungsfest fand immer am 15. August statt. Der Napoleonstein wurde 2007 restauriert.
0.1.4.Flonheim
Am 11. Juli 1845 wurde der Veteranenstein in der Hauptachse des Friedhofes vom Veteranenverein, der 52 Mitglieder umfasste, errichtet und geweiht. Das Denkmal zu Ehren Napoleons ist ein obeliskartiger Sandsteinpfeiler mit Stufenaufbau, Rundbogenfriesen und Helmbekrönung auf Trophäen. Die Inschriften beinhalten auch die Namen der Kriegsteilnehmer, die teilweise schon verwittert sind.
Die Inschrift lautet: "ZUM GEDÄCHTNIS DER / UNTER NAPOLEONS FAHNE / GEDIENTEN KRIEGER / ERRICHTET UNTER DER SEGENSVOLLEN / REGIERUNG SEINER KÖNIGLICHEN / HOHEIT DES GROZSHERZOGS / VON HESSEN UND BEI RHEIN AM / (....)
Der letzte Veteran starb hochbetagt 1880.
0.1.5.Gonsenheim
- Der Napoleonstein in Gonsenheim.[Bild: Martin Bahmann [CC BY-SA 3.0]]
Der Napoleonstein aus Rotsandstein wurde vom 39 Mitglieder umfassenden Veteranenverein Gonsenheim 1839 gestiftet und im gleichen Jahr am 10. September auf dem damaligen Friedhof, der heutigen Pfarrer-Grimm-Anlage, eingeweiht. Über dem gestuften Sockel befindet sich einer pfeileratige Stele, bekrönt von einem gedrungenen Obelisken mit Trophäen im Relief und der Inschrift: "DENKMAL / DER UNTER DEN FAHNEN NAPOLEONS GEFALLENEN / GONSENHEIMERN, VON IHREN / AUS DEN FELDZÜGEN ZURÜCKGEKEHRTEN WAFFENBRÜDERN / ERRICHTET IM JAHRE DES HERREN 1839, ERNEUERT 1926".
Auf dem Denkmal sind nicht nur die elf Gefallenen, sondern auch sämtliche - damals noch lebenden - Vereinsmitglieder aufgeführt. Der letzte Veteran starb 1875.
0.1.6.Großwinternheim
- Veteranenstein ehemaliger napoleonischer Soldaten aus Groß-Winternheim, Sandsteinpfeiler mit profiliertem Kopfstück und Trophäenbekrönung, bezeichnet 1844 (Südseite).[Bild: Aidexxx [CC BY-SA 3.0]]
Blickpunkt in der Hauptachse des älteren Friedhofsteils ist der Veteranenstein aus dem Jahr 1844, der vom örtlichen Veteranenverein, bestehend aus sechs Mitgliedern, errichtet wurde. Am 20.7.1845 erfolgte die Fahnenweihe. Das Monument ist ein stattlich aufgesockelter Sandsteinpfeiler mit profiliertem Kopfstück und Trophäenbekrönung.
Auf der Stirnseite ist zu lesen: "WIER, UNTER NAPOLEONS / FAHNEN GEDIENTEN / GROSWINTERNHEIMER / WEIHEN DIESES DENKMAL / UNSEREN AUF DEM FELD DER / EHREN GEFALLENEN / KAMERADEN. ERRICHTET / UNTER DER SEGENSVOLLEN / REGIERUNG SR. KÖNIGLI =/ CHEN HOHEIT / LUDWIG II. / GROSZHERZOG VON HESSEN / UND BEI RHEIN / DEN 10TEN NOVBR"
Am Sockel ist zu lesen: " DER BÜRGERMEISTER / SCHWARZ 1844".
Das jährliche Stiftungsfest fand immer am 20. Juni statt. Das Denkmal wurde 1984 und 2005 restauriert, sowie die Basisplatte zwei Jahre später gesäubert bzw. erneuert. [Anm. 4]
0.1.7.Hechtsheim
- Veteranenstein.[Bild: Nixnubix [CC BY-SA 4.0]]
Der Veteranenstein, der vom örtlichen Veteranenverein, 18 Mitglieder stark, initiiert wurde, wurde am 25. August 1839 feierlich eingeweiht und steht an einem Hauptweg nordöstlich der Kirche auf dem Friedhof. Das Denkmal ist ein cippusförmiger Pfeiler über einem Postament aus Rotsandstein. Der Stein ist mit einem Helm besetzt. Seitlich befinden sich die Namen der Gefallenen.
Die Inschrift lautet: "DENKMAL DER UNTER NAPOLEONS FAHNEN / GEFALLENEN SÖHNE DER GEMEINDE HECHTSHEIM, - ERICHTET / UNTER DER GLORREICHEN REGIERUNG LUDWIGS DES 11-TEN GROSSHERZOG VON HESSEN UND BEI RHEIN / UNTER DER LEITUNG VON PETER LINDENSTRUTH / MITGLIED UND PRAESIDENT DER HECHTSHEIMER VETERANEN".
Das jährliche Stiftungsfest fand immer am 25. August statt und der letzte Veteran starb 1877.
0.1.8.Mainz
Der Veteranenverein wurde mit 230 Mitgliedern 1833 gegründet. Auf dem Hauptfriedhof steht ein am 15.8.1834 zum Geburtstag Napoleons geweihter Veteranenstein, der einen antikisierenden Helm mit Lorbeeraufsatz und drei Halbreliefs der drei Waffengattungen Artillerie, Infanterie und Kavallerie zeigt. Außerdem besteht das Denkmal aus einem Gesims mit vier napoleonischen Adlern und einer Inschrift zu Ehren Napoleons III. und zwei Metalltäfelchen, die an die Besatzung von Mainz nach dem Ersten Weltkrieg erinnern sollen. Dazu gehört noch eine Einfriedung mit Schwertern, Sappeurbeilen (scharfkantige Steinhauerbeile), Granaten und Mörsern. Das jährliche Stiftungsfest des Vereins fand immer am 26. Dezember statt. Der letzte Veteran starb am 28.10.1883. [Anm. 5]
0.1.9.Nieder-Ingelheim
Der Veteranenverein mit 24 Mitgliedern wurde 1844 gegründet. Der im gleichen Jahr errichtete und geweihte Napoleonstein/Veteranenstein steht vor dem Hotel "Multatuli" auf dem Weg nach Wackernheim an der Mainzer Straße 255.
0.1.10.Ober-Ingelheim
Es gab wohl seit 1844 dort einen Veteranenverein mit 5 Mitgliedern, aber keinen Napoleon- bzw. Veteranenstein.
0.1.11.Ober-Olm
- Der Napoleonstein in Ober-Olm.[Bild: Bodow [CC BY-SA 4.0]]
Der Veteranenverein wurde im Jahre 1842 gegründet und umfasste 14 Mitglieder. Auf dem sogenannten Martinsplatz an der katholischen Kirche befindet sich der sogenannte Napoleonstein für die Teilnehmer an den napoleonischen Kriegen, geweiht am 25.8.1842.
Die Inschrift lautet:
" ERRICHTET / DEN 23.AUGUST / 1842 (Inschrift im Lorbeerstabmedaillon) DEN / .. / GEFALLENEN OBER-OLMERN / GEWEIHT VON DEN HEIMGEKEHRTEN WAFFENBRÜDERN".
Das aus Sandstein bestehende Denkmal litt stark an Verwitterung, so dass die Beschriftung kaum noch zu lesen war. Deshalb war eine dringende Sanierung notwendig, die 2021 abgeschlossen wurde. Das jährliche Stiftungsfest war immer am 25. August.
0.1.12.Offenheim
Ein besonderer "Napoleonstein" ist der von Offenheim: Am ehemaligen Gasthaus "Forsthaus Vorholz" steht eine Nachbildung eines sogenannten Napoleonsteins. Der dreikantige Obelisk war zur Erinnerung an die Heirat Napoleons I. mit der Erzherzogin Marie Louise von Österreich anno 1810 errichtet worden. Das Denkmal stand ursprünglich auf dem Rossmarkt in Alzey und wurde nach dem Sturz Napoleons von seinen Anhängern am Forsthaus vergraben, aber im Jahre 1844 mit großherzoglicher Genehmigung dort wieder offen aufgestellt. Das Original ist nach Umwegen schließlich im Freilichtmuseum in Bad Sobernheim gelandet.
0.1.13.Oppenheim
Das Veteranendenkmal in klassizistischer Formensprache wurde vom 1835 gegründeten Veteranenverein, 37 Mitglieder stark, gestiftet und am 25.8.1841 eingeweiht. Das Denkmal steht am Südende der als Allee gestalteten Hauptachse des christlichen Friedhofs in der Dexheimer Straße und ist ein gedrungener Pfeiler mit Giebelchen und Eckaktrotoren aus Rotsandstein, ehemals bekrönt von einem Kürassierhelm. Der steinerne Helm ging nach dem Zweiten Weltkrieg verloren. Er wurde 2016 durch eine Nachbildung des Nackenheimer Bildhauers Rainer Knußmann rekonstruiert.
Vorn am Denkmal steht die noch gut lesbare Inschrift:
"GEDENKSTEIN / DER / UNTER NAPOLEONS FAHNEN GEDIENTEN / KRIEGER VON OPPENHEIM / WELCHE DER HÖCHSTE WILLE / ZUM EWIGEN FRIEDEN ABGERUFEN HAT / ERRICHTET / UNTER DER SEGENSVOLLEN REGIERUNG SR: KÖNIGL. HOHEIT / LUDWIG III. / GROSSHERZOG VON HESSEN UND VOM RHEIN / AM 25 AUG. 1841 / VON DEM VETERANENVEREIN IN OPPENHEIM / AUF ANREGUNG DES PRAESIDENTEN DIESER GESELLSCHAFT / FRIEDRICH KÖHLER".
Das jährliche Stiftungsfest war immer der 25. Dezember. Der letzte Veteran starb 1872. [Anm. 6]
0.1.14.Pfeddersheim
- Der Napoleonstein auf dem alten Friedhof in Worms-Pfeddersheim.[Bild: Peter Schmelzle [CC BY-SA 3.0]]
Der Veteranenverein wurde mit 42 Mitgliedern im Jahre 1847 aus der Taufe gehoben. Auf dem alten christlichen Friedhof (Jochen-Klepper-Straße / Cästrich) befindet sich ein Gedenkstein bereits aus dem Jahre 1846 für die napoleonischen Veteranen. Auf einem weit ausladenden Sockel erhebt sich eine Sandsteinstele mit den Namen der Kriegsteilnehmer und geschmückt mit militärischen Emblemen. Darauf ist eindrucksvoll die Szene eines trauernden Soldaten an den Gräbern seiner Kameraden dargestellt.
Der letzte Veteran in Pfeddersheim starb 1877.
0.1.15.Pfiffligheim
Klassizistischer Gedenkstein zur Ehre der gefallenen Soldaten während der Napoleonische Kriege auf dem 1863 angelegten Friedhof an der Donnersberger Straße östlich der Gemeinde gelegen. Auch hier fehlt der Helm.
0.1.16.Schwabenheim
Es gab seit 1852 wohl einen Veteranenverein, aber keinen Napoleonstein bzw. ein Veteranendenkmal.
0.1.17.Westhofen
- Veteranenstein in Westhofen.[Bild: Jacquesverlaeken [CC BY-SA 3.0]]
Der örtliche Veteranenverein wurde 1845 gegründet und umfasste 108 Mitglieder. Am Markt befindet sich das am 22.8.1848 vom Verein errichtete und geweihte Veteranendenkmal.
Das Denkmal besteht aus einem kräftigen klassizistischen Pfeiler aus rotem Sandstein mit einem Kurrasierhelm als Bekrönung. Vorn ist ein Adler und Trophäen zu sehen und am Sockel befindet sich ein ruhender Soldat im Relief sowie die Inschrift:
"GEDENKSTEIN DER VETERANEN / WESTHOFEN UND UMGEGEND / ZUM ANDKEN (sic!) DIE WÄHREND DER EPOCHE / DER / GROSEN / WELTEREIGNISSEN VON 1793 DER FRANZÖSISCHEN / REPUBLICK UND WEITER UNTER DES GROSEN KAISERS NAPOLEONS / FAHNEN GEDIENT HABEN UND WIEDER IN IHRE HEIMATH / 1814 ZURÜCK GEKEHRTEN VETERANEN, WEIHEN IHREN / AUF DEM FELDE DER EHRE GEFALLENEN KRIEGS / KAMERADEN DIESES DENKMAL IM JAHRE 1847 // ERRICHTET UNTER DER REGIERUNG SR. / KÖNIGLICHEN HOHEIT LUDWIG II GROSZ-HERZOGS / VON HESSEN UND BEI RHEIN UND UNTER DER LEITUNG / VON BÜRHERMEISTER JOHANN ORB I".
Seitlich und rückwärtig sind ebenfalls 108 Kriegsteilnehmer, nach Gemeinden aufgegliedert, eingemeißelt (35 Veteranen aus Westhofen, und 73 aus 15 Orten der Umgebung). Das Denkmal ist ein gut erhaltenes Beispiel für die gerade in Rheinhessen verbreiteten "Napoleonsteine".
0.1.18.Wöllstein
In der Mitte des Friedhofes befindet sich das vom örtlichen 1843 gegründeten Veteranenverein errichtete und geweihte Veteranendenkmal/Napoleonstein aus dem Jahre 1843. Ein Sandsteinprofil auf einem Stufenunterbau. Dazu kommt ein würfelförmiger reliefierter Abschluss und darauf befindet sich eine antikisierende Helmbekrönung.
Die Inschrift im "Eichenkranz" lautet:
"IN DEM / KANTON / WÖLLSTEIN / UNTER / NAPOLEONS / FAHNEN / GEFFALLENEN KRIEGERN" .>
Unterhalb des Kapitelle steht: "WEIHEN DIESES DENKMAL / IHRE HEIMGEKEHRTEN WAFFENBRÜDER / IM JAHR 1845".
0.1.19.Wörrstadt
Am 14. Juni 1846 wurde der vom örtlichen Veteranenverein, 62 Mitglieder umfassend, den Veteranen des Kantons Wörrstadt gestifteten Napoleonstein geweiht. Das Denkmal ist ein helmbekrönter Sandsteinpfeiler über einem Postament mit napoleonischen Adler mit Krone. Der Pfeiler ist mit Inschriften versehen sowie einem Streitwagen mit auffliegendem Adler und gekreuzten Fahnen.
Der letzte Veteran aus der Gemeinde starb 1850.
0.1.20.Worms
Der örtliche Veteranenverein wurde 1848 mit 39 Mitgliedern gegründet. Das am 24. September des gleichen Jahres geweihte Veteranendenkmal steht im östlichen Teil des Albert-Schulte Parks, einem ehemaligen Friedhof der Stadt Worms nahe beim Großschach. Das Veteranendenkmal besteht überwiegend aus gelbem Buntsandstein. Auf einem dreistufig getreppten Sockel steht ein nahezu kubischer Quader mit einem Relief, das Kriegstrophäen darstellt. Bekrönt wird das imposante Denkmal von einem in Stein gehauenen antiksierenden Helm mit griechischen und römischen Elementen, der auf einer Deckplatte ruht, die mit flachen Giebeln und Eck-Akroterien verziert ist. Dessen zur Allee ausgerichteten Seite trägt den napoleonischen Adler und eine Inschrift.
Die drei übrigen drei Seiten des Denkmals enthalten die 40 Namen derjenigen, die als Veteranen die napoleonischen Feldzüge überlebten und das Denkmal anno 1848 stifteten. Die Gefallenen der Napoleonischen Kriege sind darauf allerdings nicht aufgeführt.
Dazu kommen noch drei Orte, in denen Denkmäler für Einzelpersonen (Veteranen) unabhängig von den Aktivitäten der Veteranenvereinen auf Privatinitiative aufgestellt wurden:
0.1.21.Friesenheim
Grabstätte zu Ehren von Friedrich Ebeling (+ 1868). Ein wuchtiger Sandsteinpfeiler mit Reliefs (gekreuzte Schwerter, Eichenlaub) bekrönt von einem Kürassierhelm mit der Inschrift: "...WURDE IN DER SCHLACHT BEI / BORODIN / IN RUSSL. ZUM RITTER DER / EHRENLEGION UND ZUM / SECONDE LIEUTNANT ERNANNT UND DIENTE UNTER / NAPOLEON I / IM 1. REGIMENT: CABABINIERS / ZU PFERD VON / 1805-1814.
0.1.22.(Wald-)Uelversheim
Verwittertes Grabmal für Georg Stepp, ehemaliger Grenadier unter Napoleon (+ 1845). Das Mal ist ein Pfeiler mit Flachgiebeln und fast vollplastischer Nischenfigur des Verstorbenen in Uniform.
0.1.23.Horchheim (Worms)
Der Mitte des 19. Jahrhundert für eine Einzelperson gesetzte Veteranenstein ist mittlerweile zerstört.
Weitere Grabdenkmäler der in den Napoleonischen Kriegen Gefallenen unabhängig von den jeweiligen Kriegervereinen sind noch auf den Friedhöfen Rheinhessens zu vermuten.
Nachweise
Verfasser: Wolfgang Höpp
Verwendete Literatur:
- Brilmayer, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 10: Stadt Worms Bearb. v. Irene Spille. Worms 1992.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.1: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2007.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.2: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2011.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.3: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2011.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 20.1: Verbandsgemeinde Alzey-Land. Bearb. v. Michael Huyer und Dieter Krienke. Worms 2013.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 20.2: Stadt Alzey. Bearb. v. Michael Huyer und Dieter Krienke. Worms 2014.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 20.3: Verbandsgemeinden Eich, Monsheim und Wonnegau. Bearb. v. Ingrid Westerhoff und Dieter Krienke. Worms 2018.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 20.4: Verbandsgemeinden Wöllstein und Wörrstadt. Bearb. v. Ingrid Westerhoff. Worms 2021.
Erstellt am: 03.11.2022
Anmerkungen:
- Kohl, Johannes: Napoleonverehrung in Bingen. 1948. Zu finden im Stadtarchiv Bingen. Zurück
- Napoleonischen Kriege - Ein Lehrprojekt des Historischen Seminars (www.napoleonischekriege.uni-mainz.de) Autorinnen: Julia Kreuzburg / Verena Lembke-Schmehl. Zurück
- Geißler, Harmut: Veteranendenkmäler in Rheinhessen, in der bayerischen Rheinpfalz und im preußischen Rheinland in Ingelheimer Epochen. http://www.ingelheimer-geschichte.de/index.php?id=273. Zurück
- Ebd. Zurück
- Geißler, Hartmut: Das erste rheinhessische Veteranendenkmal in Mainz (http://www.ingelheimer-geschichte.de/index.php?id=288). Zurück
- Hahn, Felix: Napoleonsteine in Rheinhessen unter besonderer Berücksichtigung des Napoleonsteines in Oppenheim. In: Oppenheimer Hefte 17 (1998). Darin sind umfangreiche Literaturhinweise zum Thema Napoleonsteine/Veteranensteine zu finden. Zurück