0.Leben mit dem Davidstern - Jüdisches Leben in Rheinhessen früher und heute
"Wenn quer durch die Gesellschaft gezeigt wird, wie vielfältig es ist, wenn Juden nicht länger als fremd empfunden werden. Dann können wir erreichen, dass so manches Vorurteil über Juden ein für alle Mal verschwindet".
Diesen Appell richtete der Präsident des Zentralrates der Juden Deutschlands, Josef Schuster an die deutsche Bevölkerung anlässlich des Festaktes "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" am 22. Februar 2021 in Köln.
Das Leben der Juden war von alters her, seit Jahrhunderten, ja sogar seit Jahrtausenden geprägt von Argwohn, Neid, Missgunst einerseits sowie von abgrundtiefer Verachtung, unerbittlichem Hass andererseits bis hin zur Diffamierung, Stigmatisierung, Ausgrenzung und erbarmungslosen Verfolgung. Die Ablehnung der Juden in Deutschland und im christlichen Europa hat ihren Ursprung in biblischen, urchristlichen Zeiten, aus denen den Juden der Makel des hybriden Gottesmordes anhaftet, setzt sich fort im tief religiösen Mittelalter, und gipfelt schließlich in der Blut- und Bodenideologie des Dritten Reiches mit dem grausamen Holocaust von 6 Millionen Juden in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nationalsozialisten.
Die jüdische Bevölkerung war seit dem frühen Mittelalter in Deutschland ebenso wie in den anderen mitteleuropäischen Ländern auch ein Bestandteil der Gesellschaft. Die Juden haben das öffentliche Leben neben ihrer erfolgreichen Betätigung auf dem Gebiet der Wissenschaft vor allem durch ihre rege Betriebsamkeit auf dem Sektor der Wirtschaft und des Handels, in welchen sie durch mannigfache Berufsverbote regelrecht hineingedrängt wurden, über die Jahrhunderte hinweg maßgeblich mitbestimmt und als Bürger am öffentlichen Leben konstruktiv teilgenommen.
Das Judentum schlägt sich im alltäglichen Sprachgebrauch mit religiösen, rituellen Begriffen und Ausdrucksformen wie Talmud (Jüdisches Regelbuch), Shoah (Unheil, Holocaust), Tora (Lehre), Halacha (Jüdischer Gesetzeskodex), Kippa (Kopfbedeckung männlicher Juden), Schabbat (striktes Arbeitsverbot), Mikwe (Ritualbad) oder Mikoaot nieder. Als koscher (rein) werden im Judentum unter anderem speziell zubereitete Speisen bezeichnet (beispielsweise Fleisch von geschächteten Tieren). Architektonisch präsentiert sich jüdisches Leben vor allem in Synagogen, vom Bestattungskult zeugen die meist außerhalb der Gemeinden gelegenen jüdischen Friedhöfe.
0.1.I. Synagoge
Eine Synagoge ist ein Gebäude, welches der Versammlung, dem gemeinsamen Gottesdienst und der religiösen Lehre einer jüdischen Gemeinde dient, in alten Schriften auch "Judenschule" genannt. Die Synagoge ist auch "Beherbergungsstätte" der Torarolle, der heiligen Schrift des Judentums, die wie ein Augapfel gehütet wird. Sie besteht aus dem ersten Teil des Tanach, der hebräischen Bibel, vereinfacht aus den fünf Büchern Mose. Die Synagoge ist die wichtigste Institution im Judentum und hat den gemeinschaftlichen Gottesdienst des Christentums und des Islam maßgeblich beeinflusst.
0.1.1.Synagogen im Landkreis Mainz-Bingen mit der kreisfreien Stadt Mainz
- Außenansicht der Neuen Synagoge in Mainz[Bild: Wikipedia-Nutzer Mdhz [CC BY-SA 3.0]]
Mainz: Die 1912 errichtete Hauptsynagoge an der Kreuzung von Hindenburg- und Josefstraße wurde in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 geplündert und danach in Brand gesetzt. In der Zwischenzeit ist die jüdische Gemeinde nach dem nationalsozialistischen Todesterror wieder auf ca. 1000 Mitglieder angewachsen. Da in Mainz die vorhandenen Räumlichkeiten zu klein geworden sind, wurde der Wunsch laut, am Standort der ehemaligen Hauptsynagoge ein neues Gemeindezentrum, sprich eine neue Synagoge zu bauen. Die Pläne stammen vom Kölner Architekten Manuel Herz. Er schlägt in seiner Konzeption den Bogen vom Mittelalter zur Gegenwart, allerdings ohne auf die Verfolgungen, Pogrome und den Holocaust einzugehen. Vielmehr orientiert sich sein architektonisches Werk an überlieferten Texten der Tora. Die Neue Synagoge wurde am 3. September 2010 in Anwesenheit des damaligen Mainzer Oberbürgermeisters Jens Beutel und des damaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck unter großer Beteiligung der Bevölkerung feierlich eingeweiht.
Weitere (ehemalige) Synagogen im Landkreis Mainz-Bingen: Appenheim, Bingen, Bodenheim, Bretzenheim (Mainz), Büdesheim (Bingen), Dalheim, Dolgesheim, Dromersheim (Bingen), Essenheim, Gau-Algesheim, Guntersblum, Hahnheim, Heidesheim, Hillesheim, Ingelheim, Oppenheim, Schwabenheim, Großwinternheim, Sörgenloch, Sprendlingen, Stadecken-Elsheim und Weisenau (Mainz).
0.1.2.Synagogen im Landkreis Alzey-Worms mit der kreisfreien Stadt Worms
- Synagoge Worms. Rechts angeschnitten das Haus zur Sonne, das ehemalige Gemeindehaus der jüdischen Gemeinde.[Bild: Willy Horsch [CC BY-SA 4.0]]
Worms: Die Synagoge am Rande der Judengasse gehört heute der jüdischen Gemeinde Mainz. Sie geht auf das 1034 gestiftete Gebetshaus zurück. Damit begann allerdings auch die Jahrhunderte währende Leidensgeschichte dieses jüdischen Gotteshauses. Das Gebäude wurde während der Judenverfolgungen zur Zeit der Kreuzzüge, des ersten Kreuzzuges 1096 und des zweiten Kreuzzuges 1196, stark beschädigt. Dessen Neubau erfolgte 1145/75 als Männersynagoge und 1185/86 wurde südwestlich der Synagoge die unterirdische Mikwe errichtet. 1212/13 kam die Frauensynagoge hinzu, welche durch eine Mauer mit einer Tür und fünf Hörschlitzen vom Männerbau getrennt war. Die Trennmauer wurde 1842 wieder entfernt. Während der weiteren Judenverfolgung anno 1349 wurde die Synagoge erneut schwer beschädigt. Bei einem Pogrom im Jahre 1615 wurde die daran angeschlossene Talmud-Schule zerstört und 1623/24 das "Raschi-Jeschiwa" an der Westseite der Männersynagoge angebaut. Erneut schwere Schäden verursachte der von dem französischen Militär gelegte Stadtbrand im Jahre 1649 im Zusammenhang mit dem Pfälzischen Erbfolgekrieg. Schließlich wurde die Wormser Synagoge in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 im Rahmen des nationalsozialistischen Pogroms in Brand gesteckt und brannte dann bis auf die Grundmauern nieder. Der Wiederaufbau begann 1956/57 und endete mit der feierlichen Einweihung am 3. Dezember 1961. Damit ist die Leidensgeschichte der Wormser Synagoge leider immer noch nicht beendet: In der Nacht zum 17. Mai 2020 wurde ein Brandanschlag auf den Sakralbau verübt, der von der Feuerwehr schnell gelöscht werden konnte, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen.
Weitere (ehemalige) Synagogen im Landkreis Alzey-Worms: Abenheim (Worms), Alsheim, Alzey, Bechtheim, Bechtolsheim, Eich, Eppelsheim, Erbes-Büdesheim, Flonheim, Framersheim, Gau-Bickelheim, Gau-Odernheim, Gimbsheim, Heppenheim (Worms), Herrnsheim (Worms), Heßloch (Dittelsheim-Heßloch), Hochborn (früher Blödesheim), Hohen-Sülzen, Horchheim (Worms), Monsheim, Nieder-Flörsheim, Nieder-Wiesen, Osthofen, Partenheim, Pfiffligheim (Worms), Rommersheim (Wörrstadt), Nieder-Saulheim, Pfeddersheim (Worms), Schornsheim, Stein-Bockenheim, Vendersheim, Wachenheim im Zellertal, Wallertheim, Westhofen, Wöllstein und Wörrstadt.
0.2.II. Jüdischer Friedhof
Der Jüdische Friedhof ist ein Friedhof mit Besonderheiten, die sich aus den Gesetzen des Judentums ergeben. Die dauerhafte Totenruhe gilt als streng verbindlich, weswegen die Grabmäler von Menschenhand nicht beseitigt werden dürfen. Die Besucher schmücken die Grabstätte bzw. den Grabstein nicht mit vergänglichen rasch welkenden Blumen, sondern mit beständigerem Material, in der Regel mit kleinen grauen Steinen, um auf diese Weise ihre Wertschätzung gegenüber dem Verstorbenen zum Ausdruck zu bringen. Die jüdischen Friedhöfe sind in den meisten Fällen heute denkmalgeschützt und finden sich als Denkmalzonen der betreffenden Gemeinden in den Beschreibungen der örtlichen Kulturdenkmäler.
0.2.1.Jüdische Friedhöfe im Landkreis Mainz-Bingen mit der kreisfreien Stadt Mainz
Mainz: Der Friedhof wurde seit dem 2. Januar 1881 belegt, nachdem die israelitische Gemeinde 1878 ein Grundstück am Xaveriusweg, direkt neben dem Mainzer Hauptfriedhof von der Stadt Mainz erworben hatte. Nach Plänen des Stadtbaumeisters Eduard Kreyßig wurde mit dem Bau eines Leichenhauses mit einem Tahararaum begonnen. Bei der Trauerhalle handelt es sich um einen eingeschossigen Backsteinbau in auffallend orientalisierenden Formen und Mustern. Ursprünglich beherbergte der linke Seitentrakt die Aufseherwohnung, im rechten Teil befanden sich die Leichenräume. Dort wurde auch in den 1920er Jahren ein Wohnhaus angebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente die Trauerhalle zeitweise als Synagoge. 2004 bis 2010 wurde im Auftrag der jüdischen Gemeinde Mainz mit Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz und weiterer Gremien die Trauerhalle umfassend saniert.
Daneben gibt es in Mainz den mittelalterlichen jüdischen Friedhof "Judensand" in der Mombacher Straße aus dem 11. Jahrhundert.
Weitere (ehemalige) jüdische Friedhöfe in der Region: Appenheim, Bingen, Bodenheim, Bretzenheim (Mainz), Dalheim, Dromersheim (Bingen), Essenheim, Gau-Algesheim, Gensingen, Großwinternheim, Guntersblum, Hahnheim (außerhalb), Heidesheim, Hillesheim, Ober-Ingelheim, Jugenheim, Mommenheim, Nieder-Ingelheim, Nieder-Olm, Ober-Olm, Oppenheim, Sörgenloch und Sprendlingen.
0.2.2.Jüdische Friedhöfe im Landkreis Alzey-Worms mit der kreisfreien Stadt Worms
- Grabstein des Jakob ha-bachur, ältester bisher dort gefundener Grabstein, 1076/1077 [Bild: [CC-BY-SA-3.0], Dietrich Krieger]
Worms: Der alte Friedhof in der Nibelungenstadt gilt als der älteste erhaltene Friedhof seiner Art in Europa. Die Grabstätte wurde in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts angelegt, um 1260 erweitert und bis in die 1930er Jahre, wie bei anderen jüdischen Friedhöfen auch, als Begräbnisstätte genutzt. Der älteste noch erhaltene Grabstein ist der des "Jakob ha-bachur" aus den Jahren 1076/77. Das großflächige Areal wird in Worms auch "Heiliger Sand" genannt, da es nach einer Legende mit Sand aus dem Heiligen Land angelegt wurde. Der Friedhof befindet sich südwestlich der Altstadt und außerhalb der inneren Stadtmauer der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Der Friedhof mit der Adresse Andreasring 21 verfügt heute über 16.127 qm und weist noch rund 2000 aufrechtstehende Grabsteine auf.
Weitere (ehemalige) jüdische Friedhöfe im Landkreis Alzey-Worms: Alsheim, Alzey, Dalsheim (Dalsheim-Flörsheim), Eppelsheim, Erbes-Büdesheim, Flonheim, Framersheim, Gau-Bickelheim, Gau-Odernheim, Heppenheim (Worms), Herrnsheim (Worms), Heßloch (Dittelsheim-Heßloch), Nieder-Saulheim, Nieder-Wiesen, Osthofen, Pfeddersheim (Worms), Rommersheim (Wörrstadt), Schornsheim, Siefersheim, Stein-Bockenheim, Uffhofen (Flonheim), Wallertheim, Wendelsheim und Wörrstadt.
0.3.III. Historische Entwicklung jüdischer Gemeinden in Rheinhessen bis zum Holocaust am Beispiel der Kommunen Nierstein und Ockenheim
Nierstein: In Nierstein bestand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine kleine jüdische Gemeinde. Erstmals wurden 1740 dort ansässige jüdische Familien genannt. In Oppenheim, Nierstein und Schwabsburg lebten damals zusammen zehn jüdische Familien. 1754 werden Benedikt Mendel und Joseph Isaak als Schutzjuden (Geduldete Juden) mit Wohnrecht im Ort erwähnt. 1797 gab es im Ort zwei jüdische Familien sowie eine arme jüdische Witwe mit Kindern. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1806: drei jüdische Familien, 1808: 27, 1817: 41 jüdische Einwohner (in acht Familien), 1824: 35, 1861: 47 und 1900: 79 jüdische Mitbürger. Die jüdischen Familien lebten hauptsächlich vom Handel. Ein größeres Weingut hatte in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Nierstein Israel Bloch aus Mainz.
Als Einrichtungen besaß die jüdische Gemeinde Nierstein zeitweise eine Synagoge und einen Betsaal. Ansonsten wurden die Institutionen in Oppenheim mitgenutzt. 1932 wurden in Nierstein 42 jüdische Einwohner gezählt. Beim Pogrom vom 9. auf den 10. November 1938 demolierten SA-Schergen jüdische Wohnungen, Häuser, Einrichtungen und Geschäfte auch in Nierstein, darunter auch die Weinhandlung Blum und Gärtner. Deren Betrieb wurde später an "Arier" zu einem Spottpreis "verkauft" und unmittelbar danach zwangsweise aufgelöst.[Anm. 1]
Am 22. Juni 2013 wurden an 12 verschiedenen Stellen innerhalb des Niersteiner Stadtgebietes 30 sog. Stolpersteine verlegt, die an jüdische Mitbürger erinnern sollen, die entweder noch rechtzeitig auswandern konnten oder in Konzentrationslagern wie in Auschwitz zu Tode kamen oder am rechtsrheinischen "Kornsand" gegenüber von Nierstein noch kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges am 21. März 1945 ermordet wurden.
Ockenheim: In Ockenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938 bzw. 1942. Ihre Entstehung reicht bis in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Um 1750 bildeten die Juden eine eigenständige Gemeinde. 1807 waren sieben jüdische Familien, 1895 waren 57 jüdische Einwohner zu vermelden. Die jüdische Gemeinde hatte eine eigene Synagoge, eine jüdische Religionsschule und einen eigenen jüdischen Friedhof. Nach 1933 konnten 29 Personen im Rahmen des nationalsozialistischen Terrors Ockenheim noch rechtzeitig verlassen. Andere wiederum sind der Shoa (Unheil), sprich dem Holocaust zum Opfer gefallen. Erich Hinkel beschreibt in einem aufrüttelnden Artikel das tödliche Schicksal von 34 Juden, darunter sind drei typische Beispiele aus dieser unheilvollen Zeit zu erwähnen: [Anm. 2]
- Moritz Nathan: Am 15. Dezember 1861 in Ockenheim geboren. Er nahm am 26. Dezember1938 nach der Namensänderungsverordnung vom 17. August 1938 den Vornamen Israel an und wohnte vor seiner Deportation in Bingen in der Schloßbergstraße 55. Nathan ist am 22. November 1942 im KZ Theresienstadt gestorben.
- Juliane Rosam: Sie wurde am 13. Juni 1874 in Ockenheim geboren und nahm am 26. Dezember 1938 den verordneten Zusatzvornamen Sara an. Sie war mit Moritz Nathan verheiratet und wohnte in Bingen in der Schmittstraße 37. Sie wurde am 27. September 1942 nach Theresienstadt deportiert. In der Deportationsliste der Gespapo-Leitstelle Darmstadt war sie unter der Nr. 910 registriert.
- Moses Eduard Touteur: Touteur wurde am 20. Juni 1881 in Kaiserslautern geboren und war der Ehemann von Mathilde Herz, geboren am 28. September 1894 in Ockenheim. Das Ehepaar wohnte zuletzt berufsbedingt in Mannheim. Er wurde mit seiner Frau am 20. Oktober 1940 zum französischen Internierungslager Gurs (Pyrenäen) und von da im August 1942 nach Osten deportiert, das Ehepaar galt danach als verschollen laut Todeserklärung zum 8. Mai 1945 vom Amtsgericht Mannheim vom 7. Dezember 1949. Die Todeserklärung wurde von seinem Sohn Karl-Heinz Touteur betrieben.
0.4.IV. Jüdisches Leben heute 2021
Die Jüdische Gemeinde in Deutschland ist heute im Jahre 2021 die drittgrößte in Europa. In der Bundesrepublik gehören aktuell rund 95.000 Menschen einer Jüdischen Gemeinde an. Vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 zählte die Jüdische Gemeinde im Deutschen Reich rund 560.000 Mitglieder. Nach der Shoa, dem "Holocaust", drohten die örtlichen Gemeinden auszubluten. Im Jahre 1950 lebten deshalb nur noch 15.000 Jüdinnen und Juden in Deutschland. Aber durch die Zuwanderung aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion wuchs die Jüdische Gemeinschaft wieder. Seit 1990 sind mehr als 215.000 jüdische Migranten mit ihren Familienangehörigen nach Deutschland gekommen.
Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz ist ein Zusammenschluss von den 5 jüdischen Kultusgemeinden Bad Kreuznach, Koblenz, Mainz, der Rheinpfalz und Trier. Er ist der Landesverband mit den sogenannten SchUM-Städten Speyer, Worms und Mainz, die seit 2021 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören.
Die offiziellen Mitgliederzahlen in den rheinland-pfälzischen Gemeinden haben sich in den vergangenen 30 Jahren schließlich auf insgesamt 3063 im Jahr 2020 verzehnfacht.[Anm. 3]
Der bis Juli 2021 amtierende israelitische Staatspräsident Reuven Rivlin kleidete die Hoffnung auf ein künftiges friedvolles Zusammenleben zwischen Juden und Deutschen anlässlich des Festaktes "1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland" in Köln am 22. Februar 2021 in folgende Worte:
"Obwohl wir die Tragödien der Vergangenheit nie vergessen werden, betonen wir immer unser gemeinsames Erbe, den Beitrag der deutschen Juden zur deutschen Gesellschaft und die tiefe Freundschaft zwischen Deutschland und dem israelitischen Staat"
Anmerkungen:
- Kreuzburg, Julia: Die Weinhandlung Gärtner und Blum zur Zeit des Nationalsozialismus. Niersteiner Geschichtsblätter 24 (2018), S. 28-37. Zurück
- Erich Hinkel: "Wo sind sie geblieben? - Spuren Ockenheimer Juden" in: regionalgeschichte.net, Ingelheim 2003. Zurück
- Auszüge aus einer Pressemitteilung des Bundesministeriums des Inneren, für Bau und Heimat: "Jüdische Gemeinschaft in Deutschland" 2021. Zurück