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Nikolaus von Kues

Zeitgenössisches Stifterbild vom Hochaltar der Kapelle des St.-Nikolaus-Hospitals, Bernkastel-Kues.[Bild: Gemeinfrei]

Nikolaus von Kues (1401-1464), latinisiert Nicolaus Cusanus, gehörte zu den bedeutendsten Mathematikern und Philosophen im Europa des 15. Jahrhunderts. Er verband seine intellektuellen Interessen mit einer Laufbahn in der Kirche.

Nikolaus von Kues wurde im Jahr 1401 als Nikolaus Cryfftz (= Krebs) in Kues an der Mosel geboren und war der Sohn des wohlhabenden Kaufmanns und Schiffers Johann (,,Henne“) Cryfftz. 1416 begann er ein Studium der freien Künste in Heidelberg. Nach nur einem Jahr wechselte er an die Universität Padua (Italien), wo er kanonisches Recht studierte und 1423 seinen Abschluss als doctor decretorum machte.[Anm. 1] In Padua lernte er einige seiner treusten Weggefährten wie den Arzt und Mathematiker Paolo Toscanelli oder den Kanonisten Giuliano Caesarini kennen.

1425 immatrikulierte Nikolaus sich an der Universität Köln, freundete sich dort mit dem Professor Heymericus de Campo an und begann theologische Studien zu betreiben, sowie möglicherweise Vorlesungen abzuhalten. Dort gelang es ihm auch einige Jahre später nachzuweisen, dass es sich bei der Konstantinischen Schenkung,  einer angebliche Urkunde Kaiser Konstantins des Großen, auf die sich die Kurie seit dem 11. Jahrhundert zur Begründung ihrer territorialen Ansprüche stützte, um eine Fälschung handelte. Spätestens ab 1427 stand er dann im Dienst des Trierer Erzbischofs Otto von Ziegenhain und erhielt als dessen Sekretär Einkünfte aus mehreren Pfründen (mit regelmäßigen Einkünften verbundene kirchliche Ämter).[Anm. 2]

1430, nach dem Tod Ottos von Ziegenhain, stellte sich Nikolaus im Streit um die Nachfolge („Trierer Schisma“) auf die Seite des Kandidaten Ulrich von Manderscheid. Ulrichs Rivalen waren Jakob I. von Sierck, den die Mehrheit des Domkapitels gewählt hatte, und Raban von Helmstatt, der Kandidat von Papst Martin V. Ulrich konnte sich schlussendlich durchsetzen, wurde jedoch exkommuniziert. Nach dem Tod Papst Martins im Jahr 1431 wandte sich Ulrich von Manderscheid Anfang 1432 an das Basler Konzil (1431-1449), wo er sich gegen den neuen Papst Eugen IV. durchzusetzen hoffte. Als seinen Vertreter sandte er Nikolaus von Kues. Trotz allen Bemühungen entschied sich das Konzil gegen Manderscheid. Ungeachtet dieses Ausgangs gelang es Nikolaus allerdings sich einen Namen als Vertreter des Konziliarismus – eine Richtung, die die Autorität des Konzils über die des Papstes stellte, zu machen. 1436 wechselte er dennoch ins Lager von Papst Eugen IV., das letztlich die Oberhand gewann.[Anm. 3] 1437 schickte ihn der Papst zusammen mit anderen Vertretern der lateinischen Kirche nach Konstantinopel, um den byzantinischen Kaiser Johannes VIII., den Patriarchen von Konstantinopel Joseph II. und weitere Vertreter der Ostkirche zu einem Unionskonzil nach Ferrara einzuladen und nach Italien zu begleiten. Nach der Ankunft der Delegation in Italien schickte ihn der Papst wieder nach Deutschland, um dort für dessen Interessen zu werben.[Anm. 4] 1448 ernannte Papst Nikolaus V., Nachfolger des 1447 verstorbenen Eugen IV., Nikolaus von Kues aufgrund seiner Verdienste zum Kardinal und 1450 zum Fürstbischof von Brixen. Bevor Nikolaus jedoch 1452 sein Amt als Bischof antrat, setzte der Papst ihn als Legat für das Reich ein, um dort den Jubiläumsablass des Jahres 1450 zu verkünden und kirchliche Reformen durchzusetzen.[Anm. 5] In dieser Zeit entstand wahrscheinlich auch eine der ersten Karten Mitteleuropas, die auf die Aufzeichnungen von Cusanus zurückgeht. Die Jahre nach seinem Amtsantritt im Bistum Brixen waren von zahlreichen Konflikten mit Herzog Sigismund von Tirol, dem Tiroler Adel sowie verschiedenen klösterlichen Gemeinschaften geprägt, die Nikolaus von Kues allerdings nicht in seinem Sinne zu lösen vermochte. Schlussendlich zog er sich aus seiner Diözese zurück und verbrachte seine letzten Lebensjahre als Kurienkardinal im Kirchenstaat. Am 11. August 1464 verstarb Nikolaus von Kues in Todi. Sein Leichnam wurde in seiner Titularkirche San Pietro in Vincoli in Rom beigesetzt, sein Herz in das St. Nikolaus-Hospital nach Kues überführt.[Anm. 6]

Insgesamt hat Cusanus fast 300 Predigtentwürfe und über 50 Werke hinterlassen. Seine Schriften lassen sich insgesamt drei Themenbereichen zuordnen. Hierzu zählen zunächst seine kirchen- und staatspolitischen Schriften, wie z. B. ,,De concordantia catholica", in der sich Nikolaus von Kues mit der Reform der Kirche und des Reiches auseinandersetzt und die Unechtheit der konstantinischen Schenkung nachweist. Der zweite und zugleich größte Themenbereich behandelt philosophisch-theologische Inhalte. Zu diesen zählt auch sein Hauptwerk ,,De docta ignorantia", ein Werk des Wandels scholastischen Denkens hin zum Geist des Humanismus und der Renaissance. Eine dritte Gruppe bilden schließlich seine mathematischen Traktate, wie ,,De mathematicis complementis", in denen Nikolaus von Kues anhand geometrischer sowie arithmetischer Beispiele, wie z. B. zur Quadratur des Kreises oder zur Infinitesimalrechnung, vor allem philosophisch-theologische Überlegungen verdeutlicht.

Nachweise

Verfasser: Maximilian Deheck

Literatur: 

  • Woelki, T.: Nikolaus von Kues (1401-1464). Grundzüge seiner Lebensgeschichte. In: Nikolaus von Kues. Hrsg. von Isabelle Mandrella, Berlin 2014 (Das Mittelalter Bd. 19, H. 1), S. 15-33.  

Erstellt am: 27.10.2022

Anmerkungen:

  1. Vgl. Woelki, T.: Nikolaus von Kues (1401-1464). Grundzüge seiner Lebensgeschichte. In: Nikolaus von Kues. Hrsg. von Isabelle Mandrella, Berlin 2014 (Das Mittelalter Bd. 19, H. 1), S. 15-33, hier: S. 18-19. ; Vgl. Ebd. S. 26. Zurück
  2. Vgl. Ebd. S. 19-20. Zurück
  3. Vgl. Ebd. S. 20-24. Zurück
  4. Vgl. Ebd. S. 25. Zurück
  5. Vgl. Ebd. S. 26-27. Zurück
  6. Vgl. Ebd. S. 27-32. Zurück