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"Dominus fortitudo – Der Herr ist meine Stärke." Bischof Dr. Albert Stohr (1890–1961) – Hirte in schwieriger Zeit

von Karl Kardinal Lehmann

I.

Wir[Anm. 1] denken gut 115 Jahre zurück. Albert Stohr ist am 13. November 1890 als Sohn des Reichsbahn-Obersekretärs Emil Stohr und seiner Ehefrau Elisabeth geb. Braun in Friedberg (Oberhessen) geboren. Es ist die Zeit, da Bismarck als Reichskanzler entlassen wird, Ignaz von Döllinger stirbt und bald die erste Sozialenzyklika Rerum novarum von Leo XIII. (1891) erscheinen wird. Am 25. Dezember 1890, also an Weihnachten, wurde Stohr in der dortigen Marienkirche, die damals gerade acht Jahre vollendet war, getauft. Erstkommunion, Firmung und Primiz finden ebenfalls in dieser Kirche statt.
1909 ging er mit dem Reifezeugnis des angesehenen Friedberger Augustiner-Gymnasiums zum Theologiestudium nach Mainz und wurde hier in das Priesterseminar aufgenommen. Das philosophisch-theologische Studium dauerte damals vier Jahre. Vom Studium hören wir nichts Ungewöhnliches. Am 29. November 1912 wird Albert Stohr zum Diakon und am 19. Oktober 1913 durch Bischof Dr. Georg Heinrich Kirstein (1903–1921) zum Priester geweiht. In diesen Jahren lernte er im Mainzer Priesterseminar auch Romano Guardini (1885–1968, 1910 zum Priester geweiht im Mainzer Dom) kennen. Im Übrigen gehört Stohr mit Heinrich Brück und Hermann Volk zu den wenigen Mainzer Diözesanbischöfen – es sind nur diese drei –, die ihre Ausbildung im Mainzer Priesterseminar erfahren haben.
Zum 1. Februar 1914 wurde Albert Stohr zunächst Subrektor im Konvikt zu Mainz, 1915 Kaplan zur Aushilfe in Mainz, St. Emmeran, 1916 wiede­rum Subrektor im Konvikt zu Bensheim, 1918 Kaplan in Viernheim. Diese rasche Versetzungsserie war damals nicht so ungewöhnlich. 1919–1920 war er Vertreter des im Hessischen Landtag tätigen Professors Georg Lenhart am Lehrerseminar in Bensheim. Zwei Akzente sind in diesen sieben Jahren der Seelsorgetätigkeit des jungen Albert Stohr unverkennbar: die Begleitung junger Menschen in Leben und Lehre zum Dienst im Glauben als Priester und Lehrer sowie die Tätigkeit in der Gemeindeseelsorge.
Albert Stohr erwies sich während des Studiums als geistig aufgeschlossener und regsamer Theologiestudent. Er hatte ein ausgeprägtes Interesse für die dogmatische, dogmengeschichtliche und kirchenhistorische Theologie. Zum 1. Juli 1920 wird Albert Stohr Studienurlaub an der Universität Freiburg i. Br. bis Ende 1921 erteilt. Darauf ist noch zurückzukommen. Bischof Kirstein (1858–1921) ist damals schon ziemlich erkrankt. In den folgenden Monaten, als Stohr bereits in Freiburg i. Br. zu Studien weilt, gibt es in Mainz viel Unruhe über einen Koadjutor, der Bischof Kirstein an die Seite gestellt werden soll, bzw. bereits über die Nachfolge Kirsteins. Am 7. März 1921 wird der Speyerer Regens Dr. Ludwig Maria Hugo Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge.
Albert Stohr will sich zunächst in Freiburg i. Br. bei Engelbert Krebs, dem dortigen Ordinarius, theologisch qualifizieren. Fünf Jahre früher (1915) hatte bereits Romano Guardini mit seiner Arbeit "Die Lehre des hl. Bonaventura von der Erlösung" (Düsseldorf 1921) bei Engelbert Krebs promoviert. Auch Albert Stohr wird sich der Theologie Bonaventuras zuwenden, näherhin der Trinitätslehre. Stohr weist in einem Vorwort der Dissertation darauf hin, dass er dieses Thema "einer Anregung des befreundeten Prof. Dr. Guardini" verdankt (vgl. Vorwort, V). Er vermerkt auch, dass er die Arbeit "inmitten der Seelsorgearbeiten" fertig stellen musste und dass er dabei viel Entgegenkommen in den Bibliotheken erfahren hat. Nach anschließendem Aufenthalt an der Universität in Münster und kürzerer Tätigkeit als Pfarrverwalter in den rheinhessischen Pfarreien Dietersheim und Ober-Hilbersheim ging er im Herbst 1923 zur Fortsetzung der Studien zunächst an die Universität Gießen und dann nach Rom, wo er im Kolleg S. Maria dell'Anima wohnte. Dort hat er besonders an den Lehrveranstaltungen von Kardinal Franz Ehrle SJ teilgenommen. In Rom sollte er 1924 auch dem berühmten Münchener Dogmatiker Martin Grabmann begegnen, der bald für ihn wichtig werden sollte. In dieser Zeit bereitete er schon seine Habilitationsschrift vor.
Doch zunächst möchte ich noch einige Worte zum Studienaufenthalt in Freiburg sagen: Ob bei der Wahl des Freiburger Dogmatikers Krebs auch irgendwelche Zusammenhänge mit Romano Guardini bestehen, lässt sich nicht mit Gewissheit ausfindig machen, ist aber wahrscheinlich. Wie kam es zur Wahl gerade von Engelbert Krebs als Lehrer? Von später her betrachtet gibt es bei allen Unterschieden eine gewisse Verwandtschaft.[Anm. 2] Die Dogmatiker der damaligen Zeit haben sich weitgehend durch dogmengeschichtliche Arbeiten, vor allem der mittelalterlichen Theologie, auf ihr späteres Amt vorbereitet. Bereits nach zwei Jahren konnte Albert Stohr, wie schon gesagt, seine Dissertation über „Die Trinitätslehre des hl. Bonaventura“ (Münster 1923) abschließen. In dieser Zeit hat er offensichtlich bereits damit begonnen, seine spätere Habilitationsschrift „Die Trinitätslehre Ulrichs von Straßburg mit besonderer Berücksichtigung ihres Verhältnisses zu Albert dem Großen und Thomas von Aquin“ (Münster 1928) auszuarbeiten. Auf der letzten Seite der Einführung seiner Dissertation hatte er bereits auf Ulrich von Straßburg hingewiesen.[Anm. 3]
In der Zwischenzeit hat Albert Stohr seine Kenntnisse vertieft, vor allem im Blick auf den Umgang mit den mittelalterlichen Handschriften. Dankbar nennt er in verschiedenem Zusammenhang neben Kardinal Franz Ehrle auch den späteren Kardinal Giovanni Mercati, damals Präfekt der Biblioteca Vaticana.
Wie rasch und intensiv zugleich der junge Wissenschaftler arbeiten konnte, zeigt sich daran, dass die Theologische Fakultät der Ludwig-Maximilian-Universität in München bereits im Sommersemester 1924 die eingereichte Habilitationsschrift angenommen hat. Albert Stohr lernte, wie schon gesagt, in Rom während seines einjährigen Studienaufenthaltes den Altmeister der Erforschung der mittelalterlichen Theologie, Prof. Dr. Martin Grabmann, kennen und reichte unter seiner Leitung seine Arbeit ein. Die Habilitationsschrift ist darum auch diesem "besonderen Förderer" geradezu huldigend gewidmet. Im Übrigen wollte Romano Guardini auch bei Martin Grabmann seine Studien beginnen, kam aber mit diesem nicht zurecht. Wenn ich mich recht erinnere, hatte Hermann Volk auch zuerst wegen seiner Promotion Kontakte mit Martin Grabmann, wandte sich aber dann Michael Schmaus zu.
Die ursprünglichen Motive für die Entscheidung Stohrs für Krebs als Lehrer sind nicht so schwer zu erraten. Der Freiburger Theologe hatte sich nämlich nicht mit der historischen Erforschung des mittelalterlichen Geisteslebens und einer systematischen Aufbereitung der theologischen Inhalte in scholastischer Form für den Lehrbetrieb begnügt. Vielmehr hatte er in der Auseinandersetzung mit zeitgenössischen philosophischen Strömungen und in der Begegnung vor allem mit der Tübinger Schule, aber auch mit weiteren Autoren eine Form der Theologie gesucht, die in Sprache und Denkform der Gegenwart näher kam und vor allem die Fragen und Nöte der Zeitgenossen entschiedener aufnahm. Krebs ging es vor allem um den so genannten „Lebenswert“ der Dogmen, wobei er hier Fragestellungen vo­rausnahm, die erst Jahrzehnte später ausführlicher diskutiert worden sind: Verkündigungstheologie, "knieende Theologie", existenzielle und personale Elemente im theologischen Denken. So kam es zu den beiden Bänden „Dogma und Leben“[Anm. 4], die mehrere Auflagen erlebten und auch übersetzt wurden. Es war gerade Martin Grabmann, der am 21. Dezember 1920 an Krebs schrieb, dass er "zu den bisherigen Lehrbüchern und Einzeluntersuchungen eine neue Literaturgattung von eminentem Lebens- und Gegenwartswert" geschaffen habe. Der Münchener Kirchenhistoriker Georg Pfeilschifter schrieb nicht weniger begeistert nach Freiburg: „Wenn unsere Theologen doch überall eine solche Theologie zu hören bekämen!“ Wenn man Stohrs pastorale Einstellung und seine offene Wesensart berücksichtigt, kann man leicht verstehen, dass er zwar eine klare, unzweideutige Lehre kennen lernen und später vertreten, diese jedoch auch wirksam und zeitgerecht zur Geltung bringen wollte. So ist die Wahl des Freiburger Dogmatikers aus einer gewissen Ähnlichkeit der Anliegen und Begabungen heraus verständlich.
Der junge Wissenschaftler hatte trotz seiner längeren seelsorglichen Tätigkeit so rasch gearbeitet, dass er bereits mit 34 Jahren habilitiert war. Diese Arbeitsenergie, Intensität und Zielstrebigkeit sollten ihn in allen Ämtern auszeichnen. Es ist auch heute noch eindrucksvoll, dass viele Ergebnisse beider Abhandlungen über die mittelalterliche Trinitätslehre – wenn auch nicht in allen Details, so doch im Ganzen – als noch gültig angesehen werden. Stohr hat in den darauf folgenden Jahren eine ganze Reihe von Aufsätzen veröffentlicht, die diese Forschungen fortsetzten. In den dreißiger Jahren kommen einige Arbeiten, vor allem zur Mysterientheologie Odo Casels und zur Eucharistielehre, hinzu. Im Augustinus-Gedenkjahr 1930 veröffentlicht Stohr ein kleines, eher allgemein verständlich gehaltenes Buch „Augustinus als Mensch und Denker“ (Mainz 1930). Ganz bewusst veröffentlichte er diese "volkstümlichen Vorlesungen". Er war im Übrigen überzeugt, dass man "die Theologie des reichsten christlichen Geistes" nur sehr dürftig kennt.
Bereits im Herbst 1924 (21. Oktober) wurde Albert Stohr im Bischöflichen Priesterseminar Mainz Dozent für Kirchengeschichte. Am 1. Mai 1925 erging an ihn der Ruf als ordentlicher Professor der Theologie ebenfalls am Priesterseminar in Mainz. Zuerst dozierte er Kirchengeschichte und Homiletik. Von 1926 bis 1935 hatte er schließlich den Lehrstuhl für Dogmatik inne und lehrte in der Tradition der Mainzer Schule, zugleich verwaltete er sieben Jahre hindurch die Aufgabe eines Dozenten für Theologische Propädeutik am Pädagogischen Institut in Mainz, das der Lehrerausbildung diente. Daraus erwuchs auch seine wissenschaftliche Mitarbeit bei der Zweigstelle des Deutschen Instituts für Wissenschaftliche Pädagogik in Eltville.
Überhaupt verringern sich im Lauf der Zeit die ausgesprochen wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Wenn ich recht sehe, gibt es zwei Interessenfelder, die Albert Stohr neben der intensiven Lehre mehr und mehr beanspruchen. Er hat ein großes Interesse für die Vermittlung theologischer Inhalte an ein größeres Publikum. Die rege Beteiligung bei der Görres-Gesellschaft und im Akademiker-Verband, bei den "volkstümlichen Vorlesungen" im Frankfurter Hof in Mainz und in den Verbindungen der akademischen Jugend ist ein deutlicher Beleg dafür. Hier findet Stohr neben dem Wirken in den stilleren Hörsälen des Priesterseminars einen größeren öffentlichen Rahmen, der vermutlich seinem Talent mehr entspricht als die reine Gelehrtenarbeit. Dabei bleibt Albert Stohr Seelsorger, besonders für Lehrer, Lehrerinnen und Studenten. Er ist ein bekannter und gesuchter Exerzitienmeister. Er predigt nicht nur auf vielen Kanzeln der Diözese, sondern ist zwischen 1925 und 1935 ein regelmäßiger Mitarbeiter an der Homiletik-Zeitschrift „Chrysologus“. Nicht zufällig interessiert sich, wie Veröffentlichungen zeigen, der Mainzer Dogmatiker seit Beginn der dreißiger Jahre, vor allem seit 1932 mehr und mehr für ökumenische Fragestellungen. Mehrere Artikel in der zweiten Auflage des Lexikons für Theologie und Kirche behandeln in bevorzugter Weise trinitarische Probleme.
Schließlich muss aber noch von einer anderen Dimension die Rede sein, die in diesen Jahren größeres Gewicht bekommt: der politische Einsatz. Von 1931 bis 1933 ist Albert Stohr Abgeordneter des Zentrums im Hessischen Landtag. Eine kleine Schrift "Zur Schulfrage" mit dem bezeichnenden Titel "Auf Bischof Kettelers Pfaden" (Bingen 1928) weist darauf hin, dass dieses intensivere öffentliche Engagement des Theologen sich durchaus in der Tradition der Mainzer Kirche weiß. Äußerungen, mitunter auch bewusst polemisch gehalten, häufen sich. Im "Mainzer Journal" vom 9. und 13. April 1932 veröffentlicht Stohr unter dem Titel "Warum wir den Hitler nicht wollen", eine Artikelserie, in der er sich besonders mit dem "Mythus" Rosenbergs heftig auseinander setzt. Auch hier zeigen Einstellung und Sprache bereits den Kämpfer, der kurze Zeit später zehn Jahre lang eine große öffentliche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus leisten wird. Zugleich erscheint dies alles im Blick auf die baldige Übertragung des Bischofsamtes an Albert Stohr als eine vielseitige, fast unmittelbare Vorbereitung zur Übernahme dieses Dienstes.

II.

Es war so nicht besonders überraschend, dass nach dem Tod von Bischof Dr. Ludwig Maria Hugo (1871–1935) am 30. März 1935 das Mainzer Domkapitel Stohr am 10. Juni zum Bischof wählte, die päpstliche Bestätigung folgte am 17. Juli. Die Bischofsweihe nahm Erzbischof Dr. Conrad Gröber aus Freiburg als Hauptkonsekrator am 24. August 1935 im Mainzer Dom unter Assistenz der Bischöfe Dr. Johannes Sproll von Rottenburg und Dr. Ludwig Sebastian von Speyer vor.
In seiner Ansprache bei der Bischofsweihe charakterisierte der neue Mainzer Oberhirte das von ihm übernommene Hirtenamt als Fortsetzung des Heiles in Jesus Christus, besonders aber als ein Amt des Friedens. Vor diesem Hintergrund sind auch die Worte Stohrs zur Gegenwart aufschlussreich, weil sie im Blick auf den immer gefährlicher werdenden Nationalsozialismus innere Festigkeit und weise Maßhaltung verbunden haben. Ein kurzer Beleg: "Friede zwischen Kirche und Staat! Gerade angesichts der neuesten, schmerzlichsten Spannungen der letzten Wochen wird dieser Wunsch doppelt laut. Es gibt keine heißere und herzlichere Sehnsucht, kein innigeres Verlangen als dieses, dass die beiden höchsten Mächte auf Erden, die die edelsten natürlichen und übernatürlichen Güter zu hüten haben, harmonisch zum beiderseitigen Besten zusammenwirken. ... Darum Frieden dem Staate, dem heißgeliebten Vaterlande! Freilich nicht Friede um jeden Preis; nicht Friede à la Versailles! Was man aber dem neuen Bischof zum Zwecke des Friedens geglaubt hat, ansinnen zu können, ist eine glatte Unmöglichkeit, das wäre Verrat! Und Werke des Verrates dienen nicht dem Frieden, sondern der Zerspaltung. Darum sollten auch solche Vorschläge unterbleiben. Frieden nicht durch faule und falsche Kompromisse, sondern nur ehrliche, reife, männliche und verantwortungsvolle Verständigung! Sie findet ihre Richtschnur und ihre Grenzen am göttlichen Gesetz, über das es für die katholische Kirche und einen katholischen Bischof keinen Zweifel und darum auch kein Streiten und Markten gibt."[Anm. 5]
Als Bischof Stohr dieses Amt übernahm, stand fest, dass es zu einer ernsten Auseinandersetzung des christlichen Glaubens mit der Ideologie des Nationalsozialismus kommen musste. Allen Beteuerungen zum Trotz, dass die Regierung das Reichskonkordat vereinbarungsgemäß einhalten werde, gab es auch damals schon in der Praxis viele Übergriffe: Kampf gegen die konfessionellen Schulen, Fälschungen in Gemeindeabstimmungen (besonders im Saargebiet), Beschlagnahmung des Hirtenbriefes der Bischöfe in Preußen am 5. Mai 1935, Repressalien gegen die katholischen Vereine und Verbände. Im Fastenhirtenbrief 1938 bekennt Bischof Stohr: "Als mich ein höherer Wille auf den Bischöflichen Stuhl des hl. Bonifatius rief, gab ich mich keiner Täuschung darüber hin, dass ein schweres Kreuz auf mich warte – aber dass es so schwer würde, wie es sich jetzt herausstellt, das konnte doch die kühnste Phantasie sich kaum ausmalen."[Anm. 6]
Bereits auf die Bischofsweihe war ein Schatten des sich verschärfenden Kampfes gegen die Kirche gefallen, da es Stohr nicht möglich gemacht worden war, vor der Konsekration den vom Konkordat geforderten Treue­eid auf die Verfassung abzulegen. Die verspätete Vereidigung durch den Reichsstatthalter Jakob Sprenger in Darmstadt – Bischof Stohr konnte deshalb sein Amt erst später, nämlich im September 1935, antreten – endete mit einem Missklang. Als der Bischof den Wunsch nach einer guten Beziehung zwischen Staat und Kirche zum Ausdruck brachte, hielt ihm Sprenger die Einschränkung gegenüber: "immer ganz nach dem Willen des Führers". Prozessionen wurden gestört; das Aufziehen kirchlicher Flaggen wurde verboten; die Zeugnisverweigerung im bekannten "Koblenzer Prozess" (1937) löste Hetzartikel und pöbelartige Proteste aus. Bischof Stohr verlas selbst am 21. März 1937 die Enzyklika gegen den Nationalsozialismus und seine Folgen in Deutschland "Mit brennender Sorge" vom 14. März im Mainzer Dom, und zwar – wie Zeitzeugen berichten – 1½ Stunden lang.[Anm. 7] Die an der Verbreitung beteiligten Druckereien wurden enteignet. Der Bischof besorgte die Vervielfältigung des Schreibens, übernahm auch durch eine eigene Kennzeichnung die Verantwortung für die Vervielfältigung. Ab Ostern 1938 wurden viele katholische Schulen geschlossen, etwa ein Dutzend Priester der Diözese wurden im Lauf der Zeit inhaftiert bzw. ins Konzentrationslager gebracht.[Anm. 8] Die letzten größeren Verbände wurden zu Beginn des Jahres 1939 gewalttätig aufgelöst.
Der neue Oberhirte, der also wusste, dass ein schweres Amt auf ihn zukam, wählte als Leitspruch die Psalmstelle aus der Eucharistiefeier des Tages seiner Ernennung: "Der Herr ist meine Stärke". Dieses Wort hat den Bischof ganz besonders in den Jahren der Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Terror, aber auch in der Nachkriegszeit begleitet.[Anm. 9]
Auch die katholische Presse musste ihr Erscheinen nach und nach einstellen; 1937 wurde "Der Katholik" verboten. Auch Wallfahrten wurden verboten, weil der Bischof dabei mit kritischen Worten nicht sparte. Dies gilt z.B. für die Jungmänner-Wallfahrt nach Marienthal im Rheingau und die Männerwallfahrt zur Liebfrauenheide nach Klein-Krotzenburg im Jahre 1936. Er fand dabei immer mehr Zuhörer. Schließlich wurden die Geistlichen aus dem Religionsunterricht der Volksschulen vertrieben.

III.

Bischof Stohr wusste, dass die Möglichkeiten des kirchlichen Wirkens nach außen immer geringer wurden. So hat er durch die Diözesansynode über Pfingsten 1937 (18.–20. Mai) versucht, die Strukturen und Dienste gegen noch schlimmere Angriffe zu stärken.[Anm. 10] Schließlich sagte Bischof Stohr bei der Schlussansprache: "Danke für diese ‚Synode', die 2. seit Bestehen des neuen Bistums, die 3. seit Trient. Nach neuer Methode: ein Thema! Vertiefung der Seelsorge im Umbruch der Zeit. Harte Arbeit, mutvolle Arbeit, Wagnis auf Hoffnung hin!"[Anm. 11]
Über das Bistum hinaus erhielt Bischof Stohr in dieser Zeit besondere Aufgaben in der Deutschen Bischofskonferenz. Er war übrigens für eine Reihe von Jahren der jüngste deutsche Diözesanbischof (44 Jahre bei der Ernennung). Bereits 1937 hat man ihm das Jugendreferat übertragen, das er mit dem großen Jugendseelsorger Ludwig Wolker (1871–1955) ausgestaltet hat. Schon Ende 1937 hat er im eigenen Bistum das "Bischöfliche Seelsorge-Amt" errichtet, nicht zuletzt für die Ausbildung und Weiterbildung der Jugendseelsorger und der jugendlichen Laienhelfer. Die Aufhebung der Jugendvereinszentrale verlangte, dass die Unterstützung der Jugendpastoral in die einzelne Diözese verlagert werden musste. Innere Verlebendigung der Seelsorge im Hinblick auf die Nöte der Zeit – dies war eine entscheidende Devise von Bischof Stohr. Gerade die Jugend, die durch die staatlichen Maßnahmen von jeder äußeren Betätigung der Jugendarbeit abgeschnitten und in die Kirchenmauern verwiesen war, hat ihre ganze jugendliche Begeisterung dem innerkirchlichen, vor allem gottesdienstlichen Leben, dem Mitfeiern der Messe, der Gestaltung der kirchlichen Feiern aus Bibellesungen und Gebet zugewandt. Dies war keineswegs ein bloßer Rückzug in eine heile Innenwelt. Vielmehr wusste Bischof Stohr sehr genau, dass eine beständige, gelungene und überzeugende Mitfeier des Gottesdienstes der Kirche eine eigene Immunität gegenüber den Versuchungen des Zeitgeistes schafft und von dieser Stärkung des Glaubens her auch der Widerstand gegen das Nazi-System Kraft erhielt.[Anm. 12] In diesem Sinne muss auch die Gründung der Johannesbruderschaft am 27. Dezember 1937 verstanden werden, die bis in die 90er Jahre bestand.[Anm. 13]
An dieser Nahtstelle wird verständlich, warum die Fuldaer Bischofskonferenz im Jahr 1940 den Mainzer Bischof zum Jugendreferat hinzu mit der Leitung einer ständigen "Liturgischen Kommission" betraute, eng verbunden mit dem Passauer Bischof Simon Konrad Landersdorfer OSB (1936–1968).[Anm. 14] Dabei ging es vor allem um die "Richtlinien" für die "Gemeinschaftsmesse". So hat Bischof Stohr – was hier nicht näher aufgezeigt werden muss – an den "Richtlinien der deutschen Bischöfe zur liturgischen Gestaltung des pfarrlichen Gottesdienstes" (1942), am deutschen Psalterium von 1949/50 (durch Romano Guardini übersetzt), an der Neuordnung der Heiligen Woche und an den Vorarbeiten der Brevierreform einen wichtigen Anteil gehabt. In außerordentlich schwierigen Verhandlungen hat er in Rom die Anerkennung des "Deutschen Rituale" (1950) durchgesetzt. Diese Initiativen bildeten einen beachtlichen Schritt zur muttersprachlichen Liturgie. Gerade diese langwierige Ausarbeitung ist eine wichtige Vorstufe zur Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils geworden. Schon damals gab es im Übrigen Pläne für die Schaffung von "Einheitsliedern" und für ein „Einheits-Gebet- und Gesangbuch“. Bischof Stohr selbst versuchte mit dem neuen Gesangbuch von 1952 im Bistum Mainz das Leben der Kirche zu vertiefen. Im Übrigen war Romano Guardini Mitglied der Liturgischen Kommission.
Die Jahre 1940 bis 1944 wurden aber auch zu einer großen Herausforderung für die gesamte liturgische Bewegung. Ich darf die Kenntnis dieser Krise mit massiven Vorwürfen vor allem von Max Kassiepe und August Doerner hier ebenso voraussetzen wie das berühmt gewordene "Memorandum" des Freiburger Erzbischofs Dr. Conrad Gröber vom 18. Januar 1943, das nach Rom ging.[Anm. 15] Progressive und reaktionäre Positionen ließen sich wesentlich leichter durchhalten als ein mittlerer Weg. Bischof Stohr, der besonders bei Papst Pius XII. sehr angesehen war und gerade auch in diesen Fragen auf ein großes Gehör beim Papst vertrauen konnte, machte sich einen Brief Romano Guardinis "Ein Wort zur liturgischen Frage" aus dem Jahr 1940[Anm. 16] zu Eigen, der in seiner maßvoll abwägenden Art entscheidend zur Klärung und Beruhigung beigetragen hat. Dieses auch heute noch wichtige Dokument hatte eine große Bedeutung für die Urteilsbildung in Rom und in Deutschland.
Das Verhältnis von Romano Guardini und Bischof Stohr bedarf im Einzelnen noch einer genaueren Darstellung. Es fügt sich natürlich ein in das Verhältnis Guardinis zu Mainz. Romano Guardini war bekanntlich verbittert über das Hinauszögern seiner Beurlaubung zum Weiterstudium.[Anm. 17] Die Wunden heilten lange nicht. Bischof Stohr hat unentwegt nach einer Versöhnung gesucht. Dazu gehörte gewiss auch die Beauftragung mit der deutschen Psalmenübersetzung schon im Jahr 1941[Anm. 18] und die Ernennung zum Päpstlichen Hausprälaten im Jahr 1952. So heißt es später: "Dass der jetzige Bischof Exzellenz Prof. Albert Stohr, mit dem ich noch einige Jahre im Seminar zusammengewesen war, und der mir vor einigen Jahren als Vorsitzender der Liturgischen Kommission wieder begegnete, mir in der gütigsten Weise seine Freundschaft schenkte, ist von ihm als Überbrückung des damals geschehenen Risses verstanden und von mir auch dankbar als solche empfunden worden. Vergangenen Sommer, also im Jahre 1944, bin ich zum erstenmal seit 1923 wieder dort [in Mainz] gewesen und habe keinen Groll empfunden."[Anm. 19] Nach dem Krieg hat Guardini sich nochmals am 14. August 1945 an Bischof Stohr wegen des künftigen Schicksals von Burg Rothenfels gewandt.
So stellt der wohl beste Kenner dieser liturgisch so wichtigen Zeit, Theo­dor Maas-Ewerd, fest: "Die beiden bischöflichen Referenten für liturgische Fragen und die Mitglieder ihrer Kommission sind mit großer Umsicht und sehr verantwortungsbewusst vorgegangen. Sie ließen sich angesichts der Kontroversen um die Feier der Liturgie und deren Modalitäten nicht dazu verleiten, durch Proklamationen Öl ins Feuer zu gießen. Vielmehr sind sie auf Ausgleich und Vermittlung bedacht gewesen. Während in den Diskussionen um die ‚liturgische Frage' oft mehr die Emotionen regierten als Einsicht und Vernunft, konzentrierte sich die Liturgische Kommission darauf, Voraussetzungen für ein gesundes gottesdienstliches Leben in den Bistümern und Pfarreien zu schaffen."[Anm. 20] Bischof Stohr hat diesen Auftrag bis zu seinem Tod am Vorabend des Zweiten Vatikanischen Konzils fortgeführt, wie gerade auch seine Eingabe für das Zweite Vatikanum beweist.

IV.

Dieser kluge Einsatz des Mainzer Bischofs machte ihn eben auch nicht blind für das, was um ihn herum vor sich ging. In Mainz hatte man ja schon vor der Machtergreifung des Jahres 1933 ein sehr kritisches und entschiedenes Verhältnis zur NSDAP. Hier ist besonders an den damaligen Generalvikar Dr. Philipp Jakob Mayer[Anm. 21] zu erinnern. Diese deutliche Haltung bezog sich nicht nur auf das Bistumsgebiet. Bereits 1938 protestierte Stohr in einem Rundschreiben an die Bischöfe gegen die Hinnahme der Verdrängung von Bischof Sproll in Rottenburg, zugleich wandte er sich gegen die Kirchenpolitik Kardinal Innitzers. Er warnte auch davor, ein gelegentliches Entgegenkommen der Nationalsozialisten zu positiv zu werten. So zählt die Forschung heute Bischof Stohr zu jenen Bischöfen, die "eine energischere Vertretung des kirchlichen Standpunkts gegenüber dem NS-Staat forderten" (Ludwig Volk). Dazu gehörten Kardinal Faulhaber (München), Bischof Bornewasser (Trier), der spätere Kardinal und heutige Selige von Galen (Münster), der spätere Kardinal Preysing (Berlin) und nicht zuletzt der im Ganzen seiner Haltung wegen der Anfänge des Jahres 1933 immer noch im Widerstand verkannte Erzbischof Gröber (Freiburg). Bischof Stohr war mit der Eingabenpolitik des Breslauer Kardinals und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Adolf Bertram nicht einverstanden. Er hielt sich jedoch mit seiner Kritik vorerst zurück, natürlich vor allem nach außen hin.
So gibt es eine Reihe von mutigen Aussagen des Mainzer Bischofs gegen die Vernichtung so genannten "lebensunwerten Lebens" und gegen die Euthanasie. Ein besonders eindrucksvoller Text entstammt einer Predigt Bischof Stohrs im Mainzer Dom anlässlich des Christkönigs-Festes 1941:
"Die deutschen Bischöfe, meine Lieben, sind in den letzten Jahren wiederholt einzeln und gemeinsam bei der Reichsregierung eingetreten für diese Armen, hilflosen Menschen, die sich selbst nicht helfen können. Das darf und soll das katholische Volk wissen, dass nichts versäumt worden ist, dass wir alles getan haben. O, meine Lieben, was wäre das ein Segen, wenn die Unverletzlichkeit des Menschenlebens ganz deutlich anerkannt würde, hier ist ja eine Grenze, die nicht überschritten werden darf, an der nicht gerüttelt werden darf, auch nicht in Notzeiten, auch nicht, wenn man in Versuchung kommt, Nutzen oder Schaden abzuwägen, derselbe Gedanke der Unverletzlichkeit von Leib und Leben leuchtet auf, wenn die Kirche die Sterilisation ablehnt trotz aller Nützlichkeiten, die man sich davon verspricht. ... Wir wollen für diese heiligen Dinge eintreten und unsere Treue beteuern und erneuern zu Christus dem Herrn. Es kommt die Zeit, da man ihm dafür danken wird, dass er auch diesen weltlichen Bezirk der Menschenrechte in seinen heiligen Schutz genommen hat. Hoffentlich muss dies nicht erst aus dem Zusammenbruch heraus geschehen, wenn aus den Trümmern einer heillos zerbrochenen Menschenordnung heraus der Schreckensruf ertönt: ‚Also haben wir geirrt' (Weish 5,6), indem wir früher riefen: ‚Wir wollen nicht, dass dieser über uns König sei.'"[Anm. 22]
Stohr bezog in den ihm übertragenen Arbeitsfeldern klare Positionen[Anm. 23] und scheute bei aller protokollarischen Zurückhaltung auch persönlich gefärbte Konflikte nicht, wenn sie ihm unvermeidlich erschienen.[Anm. 24] Stohr gehörte zu den Bischöfen, die sich eine engere Abstimmung und mehr Gemeinsamkeit in der Bischofskonferenz wünschten (vgl. seine Bemühungen von 1938 bis 1940). Er litt unter der Uneinigkeit der Bischofskonferenz.[Anm. 25] Gelegentlich informierte er seine Diözesanen auch selbständig und mit einer eigenen Akzentsetzung über ihm wichtige Themen.[Anm. 26] Dies reichte bis in die Zeit nach dem Krieg. Als z.B. klar wurde, dass die Bischofskonferenz im Sommer 1945 sich erst im August treffen würde, entschloss sich Stohr zu einem ausführlichen eigenen Hirtenbrief, der bereits am 29. Juni 1945 veröffentlicht wurde.[Anm. 27]
Gegenüber staatlichen Stellen bzw. gegenüber der NSDAP scheute Stohr keine notwendige Auseinandersetzung. Beispiele dafür sind die Hirtenbriefe von 1937 über Volk und Rasse, von 1938 über Staat und Kirche, von 1944 und 1945 über die Schuldfrage, aber auch die Korrespondenz mit dem Berliner Minister Kerrl im Jahre 1937 und mit Reichsstatthalter Sprenger im Jahr 1941.[Anm. 28]
Wie schon angedeutet worden ist, war Bischof Albert Stohr für Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, also Papst Pius XII., ein willkommener Brief- und Gesprächspartner, wie aus dem Briefwechsel von Papst Pius XII. mit den deutschen Bischöfen hervorgeht. Er hat im Bistum auch päpstliche Positionen offensiv vertreten. Beispiele dafür sind die Zurückweisung öffentlicher Kritik an Pius XII. im Jahr 1943, die kritische Bilanz an Pius XII. in einem Schreiben vom 21. Juni 1941 oder die Einführung der Katholischen Aktion im Bistum Mainz im Jahr 1948 mit bemerkenswerten Leitsätzen.
So gehört Bischof Stohr meines Erachtens zu den mutigeren und sehr entschiedenen Bischöfen, gerade auch wenn seine klaren Äußerungen Klugheit und Maßhalten bezeugen. Es ist freilich leider auch fast ein allgemeines Merkmal bischöflicher Stellungnahmen damals, wenn in den Sammlungen seiner Hirtenbriefe und Predigten die Stichworte Juden, Judenverfolgung, Antisemitismus und andere Opfer des Nationalsozialismus weitgehend fehlen. Es gibt jedenfalls bei Bischof Stohr ein klares Profil in der Abgrenzung gegenüber Staat und Partei und für den Versuch, die Deutsche Bischofskonferenz in Richtung einer besser abgestimmten, offensiveren und besser kommunizierten Haltung fortzuentwickeln. Es ist im Übrigen nicht nur eine Eigenart Stohrs, sondern auch ein Stilelement des katholischen Episkopates, dass man sich eher grundsätzlich äußert und zu aktuellen politischen Aussagen weniger Stellung nimmt. Immerhin fällt die Verteidigung der Menschenrechte auf.[Anm. 29]
Schon vor seiner Bischofsweihe hatte Bischof Stohr, wie bereits angedeutet, den ökumenischen Gedanken unterstützt. Schon in seinem ersten Hirtenbrief hatte er zur Besinnung auf die gemeinsame christliche Substanz aufgerufen. Später bildete sich um ihn ein Kreis suchender Menschen, der über das Bistum Mainz hinausreichte und aus dem viele geistig hochstehende Konvertiten hervorgegangen sind. In einem späteren Schreiben aus dem Jahr 1950 an Pius XII. bemerkt Stohr, "dass die ganze Frage um die Una Sancta in diesem Kreise (gemeint ist die Deutsche Bischofskonferenz) noch nicht die große und warmherzige Aufmerksamkeit gefunden hat, die sie meines Erachtens verdiente". Er bittet in diesem Schreiben den Heiligen Stuhl, konvertierte evangelische Pfarrer, die ihre Ehe weiterführen möchten, zur Priesterweihe zuzulassen. In einem sehr klugen Memorandum bittet er den Heiligen Vater inständig um die Gewährung einer solchen Ausnahmeregelung, die er tatsächlich auch erwirkt. Besonders bekannt wurde die Priesterweihe von Pfarrer Rudolf Goethe (1880–1965), der am 22. Dezember 1951 geweiht worden war. Für den Bereich der Diözese Mainz erreichte der Bischof in den Jahren 1953 und 1958 noch zwei weitere Weihen verheirateter evangelischer Pfarrer. Aus der Akteneinsicht zu diesem Thema bei der Kongregation für die Glaubenslehre, die vor Jahren für interne Beratungen diesen gesamten Komplex dokumentiert hatte (ich war zehn Jahre Mitglied), geht hervor, wie wichtig Stohrs Begründungen und die Antworten an ihn in der Zukunft nachwirkten. Er hat freilich später in ökumenischen Fragen eine grundsätzlich positive, aber in einzelnen Fragen zurückhaltende Position eingenommen.[Anm. 30] Er gehört auf bischöflicher Seite gewiss zu den Pionieren der Una Sancta.
In dieser Zeit errichtete Bischof Stohr in Mainz eine Glaubensberatungsstelle mit der Bezeichnung „Domus pacis“ (Weihergartenstraße 18). Dieses 1954 eingeweihte Zentrum der Konversionsarbeit im Bistum Mainz blieb auch später noch bestehen. Hier wären noch manche andere Gründungen Stohrs zu verzeichnen, wie z.B. die „Braunshardter Konferenz“ zwischen den Konfessionen, die bald nach dem Krieg zur wechselseitigen Abstimmung und für die Klärung praktischer Fragen gegründet wurde. Vermutlich birgt das Wirken Stohrs auf ökumenischem Feld noch einige Überraschungen. So wird man noch näher dem Gedanken einer „Kirchenunion“ nachgehen müssen, der offensichtlich 1954 auftaucht. "Diese Union hätte so ausgesehen, dass sie in dogmatischer Hinsicht der katholischen Lehre gefolgt wäre, im formalen Bereich, wie auch in der Pfarrerehe, jedoch evangelischen Vorbildern. Hier kommt der Pragmatismus zum Tragen, der der evangelischen Seite die Hinwendung zum Katholizismus erleichtern soll."[Anm. 31] Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass Bischof Stohr gegen Ende seines Pontifikats in diesem Gesamtbereich eher resigniert. So heißt es im Jahresbericht von 1960 über die Una Sancta-Arbeit: "Wie allgemein in unserem Vaterland scheint eine gewisse Erlahmung des Interesses an diesen Fragen eingetreten zu sein, weil weithin sichtbare Erfolge in der Annäherung der Christen verschiedenen Bekenntnisses nicht eingetreten sind."[Anm. 32]
Sowohl für die Einschätzung von Stohrs Haltung zum Nationalsozialismus wie auch im Blick auf sein ökumenisches Engagement darf man mit einiger Sicherheit feststellen, dass also das allerletzte Wort für manche Einzelfragen noch nicht gesprochen ist und dass in dem noch der Bearbeitung harrenden Nachlass manche Überraschungen stecken könnten.[Anm. 33]
Während die Unterkunft des Bischofs besonders in den drangvollen Tagen von der Zerstörung der Stadt Mainz am 27. Februar 1945 bis zum Einrücken der Amerikaner (21. März 1945) und darüber hinaus einem Dutzend Personen Zuflucht und Unterkunft bot, soweit dies nach der Zerstörung des Bischöflichen Palais im Jahr 1942 überhaupt möglich war, konnte Bischof Stohr nicht in Mainz bleiben. Er erhielt von einem Juden, Michel Oppenheim, und einem verfolgten Sozialdemokraten zuverlässige Kenntnis von dem Plan, ihn nach dem Inneren Deutschlands zu verschleppen. Schweren Herzens entschloss er sich, dieser Gefahr durch ein Versteck bei einer Familie in dem kleinen Dorf Engelstadt in Rheinhessen zu entgehen. Er floh am 18. März 1945 und galt als „Herr Stolz“. Der Bauer Schilling, der ihm Zuflucht bot, hat in einem Tagebuch manches notiert. Drei Tage nach dem Einrücken der Invasionstruppen in Mainz holten die Amerikaner Bischof Stohr in einem Jeep am 24. März 1945 aus seinem Versteck in die Bischofsstadt zurück, die mit 80 Prozent Zerstörungen ein Bild des Grauens bot.
Unverzüglich machte sich der Bischof wieder an die Arbeit, verkündigte, indem er Mut machte und mahnte. Überhaupt darf man wohl sagen, dass Bischof Stohr in dieser Nachkriegszeit eine außerordentliche Aktivität beim Wiederaufbau der Kirche und auch des Landes an den Tag legte.[Anm. 34] Beispielhaft sei aus dem schon genannten Hirtenwort vom 29. Juni 1945 zur Problematik pauschaler Schuldzuweisungen und Schulderklärungen zitiert: "Wer ist wissend und vor allem selbstlos genug, um Schuld und Entschuldigung gegeneinander abzuwägen? Wir sind mit offenen Augen durch die letzten Jahre gegangen, wir haben unsäglich gelitten unter so manchem Unrecht, womit sich unser Volk befleckt hat. Wir weigern uns nicht, vor Gott an unsere Brust zu schlagen, wie der demütige Zöllner im Tempel, und zu sagen: Gott sei uns Armen gnädig. Freilich haben wir auch so viel Selbstachtung, dass wir solches Schuldbewusstsein nicht in die Welt hinausschreien, zumal wir aus der Geschichte die Fragwürdigkeit menschlicher Urteile gelernt und höchst unerwünschte Wirkungen allgemeiner Schuldbekenntnisse erfahren haben."[Anm. 35]

V.

Die ersten drei Jahre der Nachkriegszeit sehen wir den Mainzer Bischof in unermüdlichem Einsatz. Bereits im März 1945 verkündete er als Ziele des Neuaufbaus die Sammlung und Wiederaufrichtung, die Vertiefung und Verinnerlichung des religiösen Lebens. Er forderte ein klares Bekenntnis zum Vaterland und zum Rechtsstaat, zu einem sozialen und christlich orientierten Staat. Im Jahr 1945 und später 1947 besuchte er Kriegsgefangenenlager im Raum Mainz und in Frankreich, wobei er den Gefangenen manche Erleichterungen verschaffen konnte. Das Echo war gelegentlich schwierig.[Anm. 36]
Der Religionsunterricht wurde in die öffentlichen Schulen wieder eingeführt. 1946 wurde die beim Priesterseminar bestehende Theologische Hochschule in die neu gegründete Universität Mainz als Theologische Fakultät eingegliedert. Bischof Stohr hat sich tatkräftig für die Wiedergründung der Mainzer Universität verwendet. Er hat dafür den Ehrendoktor (Dr. iur. h.c.) erhalten.
Es war mutig, wenige Wochen nach der Währungsreform vom 1. bis 5. September 1948 den berühmten Mainzer Katholikentag mit über 180.000 Teilnehmern durchzuführen, dazu noch in dem stark zerstörten Mainz. In einer vielbeachteten Ansprache forderte Bischof Stohr auf dem Mainzer Katholikentag die Einstellung der Demontage, die Freilassung der deutschen Kriegsgefangenen und ein Ende der Überfremdungsversuche deutscher Schulen, vor allem nach französischen Maßstäben. Zum Teil reagierte die Besatzungsmacht ziemlich empfindlich, wie drei Jahre zuvor schon das Verbot gezeigt hatte, die erste Nummer des neuen Bistumsblattes vom 29. Juni 1945 zu veröffentlichen – übrigens eine Pioniertat für die katholische Presse: eine Auflage von 200.000 Exemplaren! Dieser erste Katholikentag nach dem Krieg hatte eine große Wirkung.[Anm. 37]
Eine besonders große Aufgabe war die Einbindung der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen, die auch in die Mainzer Diözese kamen. Um 1940 zählte das Bistum etwa 450.000 Katholiken unter einer Million Andersgläubiger. Bald stieg die Zahl auf 620.000 an. Am Ende der Regierungszeit von Bischof Stohr betrug die Zahl der Katholiken etwa 741.000 bei ca. 1,3 Millionen Nichtkatholiken. Der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung wuchs von 30,7 Prozent im Jahre 1937 auf 36,6 Prozent im Jahr 1961. Das Wachsen des katholischen Bevölkerungsanteils von 439.000 beim Dienstantritt von Bischof Stohr (1935) auf 741.000 bei seinem Tod bedeutet einen Anstieg um 68,8 Prozent.[Anm. 38] "Da ein Großteil der katholischen Flüchtlinge im Diasporagebiet angesiedelt wurde, bedeutete das eine wesentliche Veränderung der bisherigen konfessionellen Strukturen. Dem musste Rechnung getragen werden durch die Einrichtung und den Bau von Gotteshäusern, kirchlichen Zentren und die Vermehrung der Seelsorgebezirke, d.h. der Pfarreien und Kuratien. Im Pontifikat von Bischof Stohr erhöhte sich die Zahl der Seelsorgebezirke im Bistum um über 100, über 100 Kirchen und Kapellen wurden in seiner Zeit gebaut und eingeweiht."[Anm. 39] So hat Bischof Stohr auch ein großes Verdienst bei der Integration der Heimatvertriebenen, eine historische Leistung von außerordentlichem Ausmaß, die noch längst nicht genügend gewürdigt worden ist.
Der Bischof hatte seine Kräfte außerordentlich verausgabt. Er musste auch eine Reihe von schweren Enttäuschungen hinnehmen. Dies gilt ganz besonders für den verfehlten Versuch der Einführung der Konfessionsschule in Rheinhessen, an dem Bischof Stohr bis zu seinem Tode litt.[Anm. 40] Bereits im Jahr 1948 musste er eine längere Erholungspause einlegen. Aber die vielen Aufgaben und Aufträge erlaubten ihm trotz bester Vorsätze nicht, mit seinen Kräften etwas haushälterischer umzugehen. So gab der Heilige Stuhl im November 1954 mit Regens Prof. Dr. Josef Maria Reuß (1906–1985) Bischof Stohr einen Weihbischof zur Seite, zum ersten Mal seit der Gründung des neuen Bistums Mainz.[Anm. 41]
Das 25jährige Bischofsjubiläum beging das Bistum 1960 mit großer Feierlichkeit. Bischof Stohr konnte den neuen Hochaltar des seit 1955 von den Kriegsschäden wieder hergestellten Domes weihen. Dies war ein besonders großes und tiefes Geschenk zu seinem Jubiläum.
1959 erfolgte auch Bischof Stohrs Berufung in die Theologische Kommission zur Vorbereitung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Dieses Konzil sollte er nicht mehr erleben. Er hätte auf vielen Gebieten, nicht zuletzt im Blick auf die liturgischen Beschlüsse, mit Freude ernten dürfen, was er behutsam wachsen ließ und beschützte. Die langen Jahre des pastoralen Einsatzes und kämpferischer Auseinandersetzung hatten viel Kraft gekostet und ihn aufgezehrt. Manche Entwicklung in der Nachkriegszeit enttäuschte ihn, da er doch von Anfang an betonte, dass neben dem materiellen Aufbau dringend die geistige Erneuerung stehen müsse. Freilich wird man auch sagen müssen, dass mit dem Jahr 1961/62 in der Kirche eine neue Entwicklung begann.
Auf einer Firmreise am 3. Juni 1961 blieb das stets von der Leidenschaft für Gott und von der Sorge um die Menschen erfüllte Herz von Bischof Stohr in Seligenstadt stehen. Er musste die Firmung mehrfach unterbrechen und starb an einem schweren Herzinfarkt vor Mitternacht bei vollem Bewusstsein im Kreis der anwesenden Priester. Es ist nicht zufällig, dass der Tod ihn mitten im pastoralen Einsatz ereilt hat. So unermüdlich hingebend war sein ganzes Leben. Am Sonntag, 4. Juni 1961, kündeten um 6 Uhr in der Frühe die Glocken des Mainzer Doms von seinem Heimgang. Am 8. Juni wurde er im Dom beigesetzt. 22 Erzbischöfe und Bischöfe, darunter der Apostolische Nuntius, gaben dem Heimgegangenen das letzte Geleit.[Anm. 42]
Noch vieles wäre zu berichten. Manches werden wir erst in einigen Jahren besser verstehen, wenn der gesamte Nachlass ausgewertet sein wird. Vieles ist dennoch auch schon heute gesagt oder wenigstens angedeutet worden. Aber auch im Leben eines Bischofs hinterlässt nicht alles schriftliche Spuren. Viele Stunden Gespräche, viele Sorgen und viele Briefe entziehen sich der bewahrenden und ordnenden Hand eines Archivars, so unentbehrlich seine Aufgabe ist. So sagen wir im Namen des ganzen Bistums ein herzliches Vergelt's Gott für den unermüdlichen Hirtendienst in schwerer Zeit. Stohr hat manchmal auch schwer daran getragen: "Mir ist das traurige Los zugeteilt, ein Bischof des Abbaus zu sein."[Anm. 43] Ich bin gewiss, dass Bischof Stohr, der sein Leben im Wort und in der Liebe des Herrn festgemacht hatte, die Stadt der Seligen erreicht hat und für immer erfahren darf, worauf er seine Hoffnung gesetzt und worum er ein Leben lang gerungen hat: "Dominus fortitudo – Der Herr ist meine Stärke" (vgl. Ps. 28, 7; 46, 2; 89, 18 u.ö.), was sich ganz besonders in der Erfahrung menschlicher Ohnmacht und Schwäche erweist.
Wenn wir als Kirche die Reihe der Erzbischöfe und Bischöfe in Mainz, wenn auch in Auswahl, vergegenwärtigen, treiben wir zwar gewiss Historie, aber es bewegt uns auch noch etwas anderes, was der Hebräerbrief folgendermaßen zum Ausdruck bringt: "Denkt an eure Vorsteher, die euch das Wort Gottes verkündet haben; schaut auf das Ende ihres Lebens und ahmt ihren Glauben nach! Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit" (13,7f.).

Quellen und Literatur

Quellen (chronologisch)

  • Stohr, Albert: Die Trinitätslehre des heiligen Bonaventura. Eine systematische Darstellung und historische Würdigung (Diss. theol.), Münster i.W. 1923.
  • Stohr, Albert: Die Trinitätslehre Ulrichs von Straßburg mit besonderer Berücksichtigung ihres Verhältnisses zu Albert dem Großen und Thomas von Aquin (Münsterische Beiträge zur Theologie, Heft 13), Habilitationsschrift, Münster i.W. 1928.
  • Stohr, Albert: Augustinus als Mensch und Denker, Frankfurt a. M. 1930.
  • Stohr, Albert: Vom Gnadenreichtum Gottes. Vier Adventpredigten im Hohen Dome zu Mainz, Frankfurt a. M. 1936.
  • Stohr, Albert: Vom Gnadenreichtum Gottes. 2. Teil: Sieben Fastenpredigten im Hohen Dome zu Mainz, Frankfurt a. M. 1936.
  • Stohr, Albert: Unsere Hilfe ist der Herr, Wiesbaden 1937.
  • Volk, Ludwig (Bearb.): Akten deutscher Bischöfe über die Lage der Kirche 1933–1945, Bde. 4–6 (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe A: Quellen, Bde. 30, 34, 38), Mainz 1981–1985.
  • Schneider, Burkhart (Hg.): Die Briefe Pius' XII. an die deutschen Bischöfe 1939–1944 (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe A: Quellen, Bd. 4), Mainz 1966.
  • Berg, Hermann (Hg.): Albert Stohr. Gottes Ordnung in der Welt. Fünfundzwanzig Jahre deutscher Vergangenheit in Hirtenbriefen des Mainzer Bischofs, Mainz 1960.

Sekundärliteratur (Auswahl)

  • Berg, Hermann: Bischof Dr. Albert Stohr (Aktuelle Information. Öffentlichkeitsarbeit Bistum Mainz Nr. 45), Eltville 1987.
  • Braun, Hermann-Josef: Albert Stohr (1890–1961), Bischof von Mainz in einer Epoche des Umbruchs. Versuch einer Würdigung. In: Helmut Hinkel (Hg.): Heilig-Kreuz-Kirche Mainz. Festschrift zum 40. Weihejubiläum, Mainz 1994, S. 40–67.
  • Braun, Hermann-Josef: Das Bistum Mainz 1886 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. In: Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte, Bd. 3 Teil 2: Neuzeit und Moderne, Würzburg 2002, S. 1142–1260 (§§34/35).
  • Brück, Anton: Artikel Stohr, Albert (1890–1961). In: Erwin Gatz (Hg.): Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. 1785/1803–1945. Ein biographisches Lexikon, Berlin 1983, S. 741–743.
  • Burkhard, Dominik: Häresie und Mythus des 20. Jahrhunderts. Rosenbergs nationalsozialistische Weltanschauung vor dem Tribunal der Römischen Inquisition, Paderborn, München, Wien, Zürich 2005.
  • Duchhardt-Bösken, Sigrid (Hg.): Das Bischöfliche Ordinariat Mainz und der Nationalsozialismus bis 1933. Eine Dokumentation, Mainz 1983.
  • Figura, Franz Michael: Das Bistum von der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart (1945–2000). In: Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte, Bd. 3 Teil 2: Neuzeit und Moderne, Würzburg 2002, S. 1261–1312, bes. 1261–1275 (§36). Jürgensmeier, Friedhelm: Das Bistum Mainz. Von der Römerzeit bis zum II. Vatikanischen Konzil, Frankfurt a. M. 1988, bes. S. 314–324.
  • Kraus, Johannes: Dominus fortitudo. Dr. Albert Stohr, 25 Jahre Bischof von Mainz. In: Mainzer Almanach. Beiträge aus Vergangenheit und Gegenwart, Mainz 1960, S. 30–38.
  • Kraus, Johannes: Bischof Dr. Albert Stohr. Sein Aufbauwerk nach dem Kriege. In: Mainzer Almanach. Beiträge aus Vergangenheit und Gegenwart, Mainz 1961, S. 28–101.
  • Lenhart, Ludwig: Fünfundzwanzig Jahre eines Mainzer Episkopates. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, 12 (1960), S. 9–17.
  • Lenhart, Ludwig: Bischof Dr. Albert Stohr von Mainz †. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, 13 (1961), S. 477–482.  

Anmerkungen:

  1. Vortrag in der Reihe "Mainzer (Erz-) Bischöfe in ihrer Zeit" auf Einladung des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz und der Akademie des Bistums Mainz (Erbacher Hof) am 31. Januar 2006 in Mainz. Das Manuskript wurde für den Druck erneut durchgesehen, der Redestil allerdings beibehalten. Zurück
  2. Vgl. dazu Albert Junghanns: Der Freiburger Dogmatiker Engelbert Krebs (1881–1950). Ein Beitrag zur Theologiegeschichte, Diss. theol., Freiburg i. Br. 1979. Zurück
  3. Vgl. Die Trinitätslehre des heiligen Bonaventura, S. 6 Anm. 3; in dieser Arbeit, die den Untertitel trägt: I. Teil. Die wissenschaftliche Trinitätslehre, wird auch eine Fortsetzung angekündigt, die freilich in dieser Form nicht erschienen ist. Doch darf man die Untersuchungen zu Ulrich von Straßburg wohl als eine begrenzte Fortsetzung verstehen. Zurück
  4. Engelbert Krebs: Dogma und Leben. Die kirchliche Glaubenslehre als Wertquelle für das Geistesleben [I]–[II], (Katholische Lebenswerte 5,1–2), Paderborn 1921–1925. Zurück
  5. Vgl. Ludwig Lenhart: Fünfundzwanzig Jahre eines Mainzer Episkopates. (Zum silbernen Bischofsjubiläum Sr. Exzellenz des Hochwürdigsten Herrn, Herrn Dr. theol. jur. Dr. h.c. Albert Stohr, Bischof des Heiligen Stuhles von Mainz, am 17. Juli/ 24. August 1960). In: Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte 12 (1960), S. 9–17, hier: 13. Zurück
  6. Zit. nach „Gottes Ordnung in der Welt“. Fünfundzwanzig Jahre deutscher Vergangenheit in Hirtenbriefen des Mainzer Bischofs, ausgewählt und herausgegeben von Hermann Berg, Mainz 1960, S. 273. Zurück
  7. Simon Hirt (Hg.): Mit brennender Sorge. Das christliche Deutschland 1933–1945. Dokumente und Zeugnisse, Katholische Reihe, Heft 1, Freiburg 1946, mit vielen Dokumenten zur Auseinandersetzung. Zurück
  8. Vgl. Ulrich v. Hehl/Christoph Kösters (Hg.): Priester unter Hitlers Terror, Bd. I, 3. Aufl., Paderborn 1996, S. 181ff., 861ff.; Ludwig Hellriegel: Widerstehen und Verfolgung in den Pfarreien des Bistums Mainz, 1933-1945, 3 Bände, Mainz 1989–1991. Zurück
  9. Vgl. die Predigten aus dem Mainzer Dom „Unsere Hilfe ist der Herr“, Wiesbaden 1937. Zurück
  10. Mainzer Diözesansynode vom 18.–20. Mai 1937, hg. vom Bischöflichen Generalvikariat Mainz, Mainz 1937. Zurück
  11. Ebd., S. 115. Zurück
  12. Zur Vielfalt des Widerstandes vgl. Heinz Hürten: Verfolgung, Widerstand und Zeugnis: Kirche im Nationalsozialismus. Fragen eines Historikers, Mainz 1987. Zurück
  13. Näheres dazu in meiner Predigt anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Johannesbruderschaft am 27. Dezember 1987 im Dom zu Mainz, veröffentlicht in: Johannesbruderschaft (Hg.): 1937–1987 Johannesbruderschaft, Odenthal o.J. [1987], S. 18–22. Zurück
  14. Vgl. Hermann-Josef Braun: Albert Stohr (1890–1961), Bischof von Mainz in einer Epoche des Umbruchs. Versuch einer Würdigung. In: Helmut Hinkel (Hg.): Heilig-Kreuz-Kirche Mainz. Festschrift zum 40. Weihejubiläum, Mainz 1994, S. 40–67, 54ff. Zurück
  15. Dazu vgl. Theodor Maas-Ewerd: Die Krise der liturgischen Bewegung in Deutschland und Österreich zu den "Auseinandersetzungen in den liturgischen Fragen" 1939–1944, Regensburg 1981; Karl Rahner: Theologische und philosophische Zeitfragen im katholischen deutschen Raum (1943), hg. von Hubert Wolf, Ostfildern 1994; Karl Rahner: Sämtliche Werke, Bd. 4, hg. von Albert Raffelt, Freiburg i. Br. 1997, S. 497–515, XXVff. Zurück
  16. Vgl. Romano Guardini: Liturgie und liturgische Bildung, Mainz 1992, S. 171–189, 198. Zurück
  17. Vgl. Romano Guardini: Stationen und Rückblicke. Berichte über mein Leben. Autobiographische Aufzeichnungen, aus dem Nachlass herausgegeben von Franz Henrich, Mainz 1995, S. 28ff., bes. S. 30; Hanna-Barbara Gerl: Romano Guardini (1885–1968). Leben und Werk, Mainz 1985, vgl. Register. Zurück
  18. Vgl. Deutscher Psalter nach der lateinischen Ausgabe Papst Pius XII. in der Übersetzung von Romano Guardini. Im Auftrag der deutschen Bischöfe, München 1950, 3. Aufl., 1954. Zurück
  19. Guardini, Stationen und Rückblicke (wie Anm. 17), S. 30. Zurück
  20. Vgl. Theodor Maas-Ewerd: Unter "Schutz und Führung" der Bischöfe. Zur Entstehung der Liturgischen Kommission im Jahre 1940 und zu ihren Werken bis 1947. In: Liturgisches Jahrbuch, 40 (1990), Heft 3/4, S. 160. Zurück
  21. Vgl. Sigrid Duchhardt-Bösken (Hg.): Das Bischöfliche Ordinariat Mainz und der Nationalsozialismus bis 1933. Eine Dokumentation, Mainz 1983; vgl. auch: Dominik Burkhard: Häresie und Mythus des 20. Jahrhunderts. Rosenbergs nationalsozialistische Weltanschauung vor dem Tribunal der Römischen Inquisition, Paderborn, München, Wien, Zürich 2005, S. 159f. Zurück
  22. Vgl. den Text bei Johannes Kraus: Dominus fortitudo. Dr. Albert Stohr, 25 Jahre Bischof von Mainz. In: Mainzer Almanach. Beiträge aus Vergangenheit und Gegenwart, Mainz 1960, S. 30–38, Zitat S. 34. Zurück
  23. Vgl. die Referate in der Bischofskonferenz zu den Jugendfragen in den Jahren 1937, 1940, 1942, vgl. auch zur Liturgie 1940. In: Ludwig Volk (Bearb.): Akten deutscher Bischöfe über die Lage der Kirche 1933–1945, Bde. IV (1936–1939) und V (1940–1942). (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe A: Quellen, Bde. 30 und 34), Mainz 1981–1985. Zurück
  24. Vgl. Stohrs Schreiben an Erzbischof Dr. Conrad Gröber, immerhin der Metropolit für Mainz, nach Gröbers Kritik in Fragen der Jugendpastoral im Plenum der Bischofskonferenz; ebd. Zurück
  25. Vgl. Antonia Leugers: Gegen eine Mauer bischöflichen Schweigens. Der Ausschuss für Ordensangelegenheiten und seine Widerstandkonzeption 1941–1945, Frankfurt 1996, S. 535f., dort auch weitere Arbeiten. Zurück
  26. Vgl. die Hirtenbriefe in den Jahren 1937, 1938, 1944, 1945 (Dom- und Diözesanarchiv Mainz, Bestand 64). Zurück
  27. Vgl. Berg, Gottes Ordnung in der Welt (wie Anm. 6), S. 280ff., vgl. auch S. 98ff., 136ff., 292ff., 60ff. Zurück
  28. Diese und manche andere Hinweise verdanke ich Herrn Direktor Dr. Karl-Joseph Hummel, Kommission für Zeitgeschichte, Bonn und besonders auch der wichtigen, aber schwer zugänglichen Arbeit von Archivdirektor Dr. Hermann-Josef Braun, Albert Stohr (wie Anm. 14). Zurück
  29. Vgl. die Predigt vom Christkönigsfest 1941, oben zitiert Anm. 22. Zurück
  30. Vgl. insgesamt Berg, Gottes Ordnung in der Welt (wie Anm. 6), S. 206ff., 209ff., 213, 215. Zurück
  31. Braun, Albert Stohr (wie Anm. 14), S. 62. Brauns Ausführungen über die Ökumene (S. 58–63) bieten die bisher beste Zusammenfassung. Ob der Gegensatz zwischen den Initiativen Stohrs, die in Rom keine Zustimmung fanden, und dem Ökumene-Verständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils so groß ist, wie Braun formuliert (vgl. S. 63), kann wohl erst nach einer gründlichen Sichtung des gesamten Materials entschieden werden. Zurück
  32. Braun, Albert Stohr (wie Anm. 14), S. 62f. – Gedanken der erwähnten Art fehlen verständlicherweise in den Hirtenbriefen, doch zeigt H. Bergs Auswahl in „Gottes Ordnung in der Welt“, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen worden ist (vgl. S. 204–216).  Zurück
  33. Vgl. einstweilen den schon oben genannten Aufsatz von Braun, Albert Stohr (wie Anm. 14), aber auch Kraus, Dominus Fortitudo (wie Anm. 22); Friedhelm Jürgensmeier: Das Bistum Mainz, Frankfurt 1988, S. 307ff, 316ff.; Friedhelm Jürgensmeier (Hg.): Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte 3/2, Würzburg 2002, S. 1199–1275 (darin: Hermann-Josef Braun, Franz Michael Figura u. Lit.). Zurück
  34. Dies ist vorläufig gut dokumentiert in den Beiträgen von Braun und Figura in: Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte 3/2, § 33–35, S. 1052–1275. Dies ist eine wichtige Aussage für das Verständnis der "Schuldbekenntnisse".  Zurück
  35. Vgl. Berg, Gottes Ordnung in der Welt (wie Anm. 6), S. 281f. Zurück
  36. Braun, Albert Stohr (wie Anm. 14), S. 46f. Zurück
  37. Vgl. Martina Rommel/Karl Lehmann: Stationen der Hoffnung. Katholikentage in Mainz 1948–1998 (Mainzer Perspektiven 2), Mainz 1998, S. 124–147 (Lit.). Zurück
  38. Vgl. diese Zahlen bei Braun, Albert Stohr (wie Anm. 14), S. 53. Zurück
  39. Jürgensmeier, Das Bistum Mainz (wie Anm. 33), S. 318. – Braun (in: Albert Stohr, wie Anm. 14, S. 53) nennt 111 neu aufgebaute, restaurierte oder vergrößerte Kirchen im Verlauf der Amtszeit von Bischof Stohr. Die Zahl der Seelsorgestellen erhöhte sich von 223 im Jahr 1935 um 90 und damit um über 40 Prozent auf 313 im Jahr 1961. Zurück
  40. Dazu Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte 3/2, S. 1159ff., 1273ff. Zurück
  41. Dazu Peter Reifenberg/Annette Wiesheu (Hg.): Weihbischof Josef Maria Reuß (1906–1988) zum 100. Geburtstag (Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz 2007), Mainz 2007. Zurück
  42. Vgl. Ludwig Lenhart: Bischof Dr. Albert Stohr von Mainz †. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 13 (1961), S. 477–482, hier S. 477. Zurück
  43. Kraus, Dominus fortitudo (wie Anm. 22), S. 38. Zurück