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Rheinauen zwischen Mainz und Bingen

von Reiner Letzner

NameLage
Petersauezwischen Mainz-Mombach und Amöneburg, über die Petersaue führt die „Kaiserbrücke“ (Bahnbrücke zwischen Mainz und Wiesbaden), alte Bezeichnung: Peters Au.
Ingelheimer Auzwischen Industriehafen und Zoll- und Binnenhafen, verlandet, u.a. Hakle, Erdal, Schott-Werke, Kraftwerke Mainz-Wiesbaden.
Biebricher Auheute nicht mehr vorhanden, ursprünglich zwischen „Peters Au“ und der „Schiersteiner Au“= Rettbergsaue.
Rettbergsauezwischen Mainz-Mombach und Schierstein, über die Rettbergsaue führt die Schiersteiner Brücke – A 643 von Bingen nach Wiesbaden / Frankfurt. Alte Bezeichnung: Schiersteiner Au.
Haderauewestlich von Budenheim, verlandet.
Königsklinkerauemit Lagen: Königsklinkeraue, die Königsklinker Aue, Vor der Königsklinker Aue und Eltviller Auen. Gegenüber Eltville (alter Name: Elfeld), alte Bezeichnung: Elfelder Au.
Nonnenauesüdlich der Königsklinkeraue, nördlich von Heidesheim, östlich von Heidenfahrt, verlandet.
Mariannenauezwischen Hattenheim und Erbach, nördlich der Lebertsaue, alte Bezeichnung: Erbacherau.
Leberts-Auöstlich von Frei-Weinheim, verlandet, südlich der Mariannenaue.
Allgemeine Zeitung vom 18.1.2000: „1751 wird das Auhaus zum ersten Mal erwähnt … einer der Anwohner heißt Christian Lebert. Die Rheinklause - heute Anglerklause wurde von Wilhelm von Erlanger 1893 erbaut. Ludwig der Fromme, ein Sohn von Karl dem Großen verstarb hier auf der großen Au und zwar am 20. Juli 840.“
(Anmerkung: sehr unwahrscheinlich und historisch nicht belegt.) "1435 hieß die Au nach ihrem Besitzer Greifenklauer Au. Um 1700, als ein Michael Kremer Auknecht war, stritten sich Frei-Weinheim und Nieder-Ingelheim um die Zugehörigkeit dieses Gebietes, das damals noch eine Rheininsel war. Das änderte sich erst Mitte der 50er Jahre, als der Altrheinarm zugeschlämmt wurde. 1795 heiratete die Witwe des Auknechts Michael Ruhl den aus Angelthürn stammenden Michael Lebert, der seinerseits bis 1809 die Au verwaltete. Am 30.8.1809 konnte er das Auhaus und die Äcker auf der Sand-Au, wie sie jetzt hieß, aufgrund der Enteig-nungen während der Franzosenzeit kaufen. Als Michael Lebert 1812 starb, erweiterte sein Sohn Johannes nach und nach den Besitz und mauserte sich zum Gutsbesitzer. 1878/79 entstand ein zweites Haus, gebaut von den Söhnen Johannes II und Georg. 1899 eröffnete Georg Lebert die Leberts- Wirtschaft, die sein Sohn Georg-Emil bis 1945 weiterführte. In dieser Zeit entstand der Name „Leberts-Au.“
Sandauemit Rheinklause und Leberts-Au, verlandet, alte Bezeichnung: Sulzerau.
Jungauwestlich der Sandaue, östlich von Frei-Weinheim, verlandet.
Winkeler Auezwischen Oestrich-Winkel und Frei-Weinheim.
Harter Ausüdlich der Fulderaue, westlich von Frei-Weinheim, verlandet.
Allgemeine Zeitung vom 1.2.2000: "Die Harterau oder auch Haderau lag gegenüber den Sporkenheimer Höfen im Rhein. Ein seichter, sich mehr und mehr verengender Rheinarm, die große „Harderaulache“, trennte sie vom Festland. Inmitten des Rheinarmes befand sich die Gemarkungsgrenze zwischen Nieder-Ingelheim und FreiWeinheim. Über die Harterau hieß es 1794: „die Hatterau so dem Herrn von Metternich zugehörig.“ Die Eigentumsverhältnisse auf der Harterau wechselten im Lauf der Zeit genau so wie auf den übrigen Auen zwischen Mainz und Bingen. Ende des 18.Jh. gehörte die Au zu unterschiedlichen Teilen dem kurfürstlichen Fiskus, einem Freiherrn von Bettendorf, dem Grafen von Metternich zu Mühlenarch und den Privatleuten Gretel und Braun. Im Jahr 1830 heißt es, dass die Harderau einem Philipp Dotzheimer aus Wiesbaden gehört. Nach seinem Tod ging sie in den Besitz Jakob Dotzheimer, Johann Joseph Arnsberger und eines Wedesweller, beide aus Winkel über. Woher die Harterau ihren Namen hatte, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Vermutlich kommt es vom deutschen Wort Hader, das Streit, Zwist bedeuten kann, aber auch Lumpen, Lappen.“
Fulderauesüdöstlich von Geisenheim, nordwestlich von Frei-Weinheim.
Allgemeine Zeitung vom 1.2.2000: "Die Fulder Au westlich von Frei-Weinheim hat eine lange Geschichte, der Andreas Saalwächter in seinem 1962 erschienenen Büchlein „Die Namen von Frei-Weinheim am Rhein“, Heft 13 der "Beiträge zur Ingelheimer Geschichte“, nachgegangen ist. Gesprochen wurde früher von ihr als der Johannisberger Au. Eine Urkunde vom 11.Dezember 1215 belegt, dass Philipp II. von Bolanden und seine Gemahlin Beatrix dem Kloster Johannisberg eine Au bei Geisenheim verkauften. Von daher leitete sich der damalige Name der Insel ab. Die Johannisberger Au ging 1716 in das Eigentum des Fürsten zu Fulda über, als der das seit dem Jahre 1563 verlassene Benediktinerkloster Johannisberg im Rheingau von dem Kurfürsten zu Mainz kaufte. Die zum Klostervermögen gehörende Johannisberger Au bekam nach dem Verkauf an den Fuldaer Fürstbischof auch einen anderen Namen: nun hieß sie: „Fürstlich Fuldische Au“. Trotzdem war auch noch mehrere Jahrzehnte später der Name „Johannisberger Au“ geläufig. 1782 besagte nämlich die kurpfälzische Karte des Rheinlaufes von Mainz bis Bingen: „die oberhalb vorigen (Geisenheimer Au) in diesseitig Chur-Pfälzischem halben Rhein gelegene Insel Johannisberger Au genannt, dem Stift Fuld gehörig. Sie liegt gegenüber Sporkenheim nächst der Haderau und zeigt auf dem linken Inselufer ein Haus." In einem Dokument von 1795: "Die Fulder Au gehört zur Rheinsektion der Gemarkung Frei-Weinheim und wird auch Johannisberger Au genannt. Das darauf stehende Haus mit Zubehör umfasst eine Fläche von dreieinhalb Ruten". 1803 pachtete Francoir Christoph Kellermann, Marschall im Dienst Napoleons, von der Mainzer Domänenverwaltung die Au. Sie wurde ihm für 10 Jahre überlassen. Durch Dekret des französischen Kaisers wurde Kellermann im Jahre 1807 Eigentümer der Domäne Johannisberg. Er starb am 12.Sept.1830. Im Jahre 1842 verzeichnete die Frei-Weinheimer Parzellenkarte die Fulder Au als Flur VI. 1857 erzählt die evangelische Pfarrchronik Frei-Weinheim, die Fulder Au sei 24 ha groß, diene der Landwirtschaft und dem Obstbau; Sie verfüge über Stallungen und Wirtschaftsgebäude. Eigentümer sei der Fabrikant Hans Krayer aus Winkel. Für den Postverkehr war damals das Postamt Ingelheim und seine Posthilfsstelle Frei-Weinheim zuständig. Heute gehört die Fulder Au dem Land Hessen.“
Ilmenaueöstlich der Rüdesheimer-Aue.
Rüdesheimer-Auezwischen Rüdesheim und Bingen-Kempten.
Krausauegegenüber Bingen.
MäuseturminselStandort des Zollturms

Literatur:

Joh. Goswin Widder:
Geographische- historische Beschreibung der Kurfürstlichen Pfalz am Rhein aus dem Jahr 1787: Frei-Weinheim bestand aus 50 Familien und 220 Seelen, es gab 2 Kirchen, zwei Schulen und 40 bürgerliche Häuser. Freiherr von Greiffenklau zu Volrats besaß Ländereien. Die Auen und Inseln teils im Rhein, teils auf dessen linken Ufer gehörten fast alle Kurpfalz. Über sämtliche draufstehende Waldungen, wie auch über die übrigen zu Nieder- und Ober-Ingelheim, Wackernheim und Sporken- heim, war ein eigener Förster bestellt, der in Frei- Weinheim wohnte. Im heutigen Hafenbereich befand sich ein kleiner Fährbetrieb, welcher Frei-Weinheim mit dem Rheingau verband.  

Karl Heinz Henn:
Frei-Weinheim und sein Hafen als Begründung des Präfix "frei." Festbuch anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Frei-Weinheimer Feuerwehr. Ingelheim/Rhein, 1996.

Kartenquellen:

  • Topographische Karte 1: 25 000
  • Topographische Karte 1:

    25 000, Ausgabe 1902, abweichende Blattbegrenzung am rechten

    Kartenrand

  • Schmittsche Karte 1797, Nachdruck Landesamt für

    Vermessung und Geobasisinformation Rheinland – Pfalz in Koblenz.

  • Kartenaufnahme der

    Rheinlande durch Tranchot und von Müffling 1803-1820. Blatt 108 Lorch/187 Bingen; 109 Rüdesheim; 110 Ober-Ingelheim; 111 Kastel / H3 Mainz.

  • Übersichtskarte der

    Kataster-Urvermessung 1840 - 43 von Nieder-Ingelheim. Archiv Vermessungs- und Katasteramt

    Bad Kreuznach.

  • Rheingaukarte

    1573, 1.85 m x 0.39 m (Hessisches

    Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Best. 3011/1, Nr. 645 R).

  • Rheingaukarte 1575 , "Karte des Rheinstroms von Niederwalluf bzw.

    Budenheim bis Rüdesheim-Ehrenfels bzw. Bingen mit den Flußauen und

    den Rheinuferorten" Maße: 4.04 m x

    0.46 m (Hessisches Hauptstaatsarchiv

    Wiesbaden, Best. 3011/1, Nr. 522 R). Historische Bearbeitung der beiden

    Rheinstromkarten 1573 und 1575 von: Wolf-Heino Struck: Alte Karten vom

    Rhein zwischen Walluf und Bingen. Dokumente eines Rechtsstreites über

    die Rheinauen. Nassauische Annalen 88, 1977, S.53-102.

  • Stadtplan und

    Umgebung von Mainz 1735, Verfasser unbekannt, vielleicht Major Johann

    Farolsky? oder Maximilian von Welsch? Isle de St. Pierre de Chartreux

    mit Bastion St. Paul ist die heutige Petersaue Isle d´Ingelheime ist

    die heute verlandete Ingelheimer Au.

Abbildungen

Abb.1: Stadtplan mit Umgebung von Mainz 1735, Verfasser unbekannt mit Darstellung der Petersaue = Isle de St. Pierre und der Ingelheimer Aue =Isle d´Ingelheime.  

Abb.2: Ausschnitt aus einer Karte des Hunsrücks, gezeichnet von General J.Hardy,1797. Isle d´Erbach = Mariannenaue, Isle d´Ingelbach = Sandaue, I. de Winckel = Winkeler Aue, Isle de Bettendoc = Harter Aue, Isle S. Jean = Fulder Aue.