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0.Gerber im Raum Hamm/Sieg

Kontakte, Hintergründe, Entdeckungen

von Annette Röcher

0.1.Loh-, Weiß- und Rotgerber

Je nach Gerbstoff und -technik gliedern sich die Gerber in drei Hauptgruppen. Die Loh- oder Rotgerber, die Weißgerber und die Sämischgerber. Standortbildend für die Lohgerberei war vor der Industrialisierung jedoch neben dem Wasser sowohl das Vorkommen von Eichenwäldern für die Lohegewinnung als auch die Nähe von ausreichend entsprechenden landwirtschaftlichen Nutztieren.

In der früher über ein Wasserrad angetriebenen Lohemühle wurde gemahlen und gegerbt. Im Inneren befanden sich meistens gemauerte Gerbgruben, in die Wasser, Lohe und die gereinigten und enthaarten Tierhäute gegeben wurden. Der Gerbvorgang konnte bis zu 2 Jahren dauern. Um ein kontinuierliches Einkommen zu erreichen, mussten die Gerber daher möglichst viele Gruben betreiben.

Rotgerber stellten aus Rinderhäuten das härtere Leder für Schuhe, Schuhsohlen, Sattelzeug usw. her. Er verarbeitet die von Fleischresten, Fett und Haaren befreiten schweren Felle mittels einer gerbsäurehaltigen, aus Eichen- oder Fichtenrinde hergestellten Gerbbrühe (Lohe). Dies erfolgte entweder mittels einem Versetzen der Häute in Lohgruben / Ziehlöchern (Dauer 6 Monate bis 3 Jahre) oder als Schnellgerbung mit Lohbrühe. Anschließend wurden die Häute gespült, getrocknet und verarbeitet. Mit Eichenlohe gegerbtes Leder ist rot bis braun, daher hat der Rotgerber die Bezeichnung erhalten.

Weißgerber, coriarius albus, verarbeiten vor allem Felle von Kälbern, Ziegen, Schafen usw. zu weicherem, geschmeidigem Leder. Sie verwenden Alaun und Salz und erhalten alaungares Leder oder Alaunleder.[Anm. 1]

0.2.Das Handwerk der Lohgerberei

… Nachdem der Loh- oder Rotgerber die Fleischreste und Fette auf dem Schabebaum vom Balg entfernt hatte, erfolgte das sogenannte Äschern mit Kalk in der Äschergrube, wodurch sich die Haare vom Balg lösen und in einem zweiten Schabegang entfernt werden konnten. Anschließend wurden die sogenannten grünen (unreifen) Häute samt einer Lohe aus Eichen- oder Fichtenrinde und Galläpfeln (auch Knoppen) genannt zur Gerbung in eine Lohgrube verbracht … wobei die Häute alle zwei bis vier Monate umgeschichtet werden mussten …

Als Gerberlohe bezeichnet man die vom Baum getrennte, zerschnittene und fein gemahlenen Rinde – meistens Eichenrinde, seltener auch Fichten- oder Tannenrinde – in der sich der Gerbstoff Tannin befindet. Dabei werden für einen Zentner Leder vier bis fünf Zentner Lohe benötigt, für kräftiges Sohlenleder (auch Pfundleder genannt) sogar acht Zentner. Insofern war für das Handwerk der Lohgerberei auch ein reicher Holzbestand vonnöten. Beliefert wurden die Lohgerber von dem Berufsstand der Löher, die meist im Mai, wenn der Saft in die Bäume steigt, die Rinde in oft speziell angelegten Eichenschälwäldern, auch Lohwald oder Lohhecke genannt, schälten, bevor diese gefällt wurden …[Anm. 2]

0.3.Löher in Forst und Hamm

Frühe Hinweise auf Gerber stammen aus Kaltau. Henrich Loeher wurde vor 1644 in Forst geboren und muss vor August 1694 gestorben sein, da seine Frau Agnesa NN am 22.8.1694 den Witwer Rorich Bellingen aus dem Kirchspiel Waldbröl heiratete. Der Nachname Henrichs weist auf einen Löher hin, wobei er auch als Pläcker bezeichnet wurde: jemand der Wände aus - oder nachbesserte, wobei oft ein Flechtwerk aus Zweigen verwendet wurde. Ob er dazu bereits als Gerber tätig war, ist nicht bekannt.

Die Tochter Elisabeth aus der Ehe Löher/Agnesa *26.1.1662 heiratete am 22.11.1679 Christian Pracht aus Niederhausen, der am 20.10.1691 verstarb. Elisabeth heiratete in 2. Ehe am 14.6.1693, copuliert 24.7., Johann Hermann Kohlbeth. Dem evangelischen Heiratsregister Hamm zufolge wurde er vor 1673 (richtig: 2.1666) als Sohn des Bartholomäus Kohlbeth in Wissen [Anm. 3] geboren und wurde, als „aus Niedererbach kommend“, eingetragen. Von 1666 bis 1680 wurden mehrere Kinder des Bartholomäus in Wissen getauft. Seine Ehefrau Veronika könnte aus Niedererbach gebürtig gewesen sein, denn sie zog, wahrscheinlich nach dem Tod ihres Mannes, mit den Kindern dorthin zurück; mindestens zwei Söhne lebten später mit ihren Nachkommen im Ort. Sie heiratete 1685 den Witwer Johannes Theiß Stahl, Hofverwalter von Hof Lützelau (Heimborn). Hermann Kohlbeth und seine Frau Elisabeth Loeher lebten in Kaltau, wo Elisabeth am 26.9.1708 und Johann Hermann im Dezember 1734 verstarb. Wie die Ausarbeitung zeigt, war er als Gerbermeister in Kaltau tätig.

In der Liste der Kommunikanten von 1704 wurde Johann Hermann Kohlbeth in der Caltau selbst als reformiert, Frau, Tochter und Sohn als 3 katholische Personen eingetragen; in Hamm: Andreas Peter Cratzhähner, Frau, Sohn = 3 Lutheraner.

Andreas Peter *um 1650 und sein Bruder Adolph *12.1637 stammten aus Kratzhahn und hatten dies als Nachnamen, später in Kratz verkürzt, übernommen. Am 26.5.1681 heiratete Andreas Peter Gertrud Geilhausen und bekam 1682 den Sohn Adolph, der 1711 Eleonore Gertrudt Weber von Thalhausen heiratete. In einer Zählung von 1685 und 1708 für Hamm hieß es: „Andriß der Lohe“ und „Andreas Löhr“. Die Brüder Adolph und
Andreas müssen über größere Waldbestände in Kratzhahn und in Thalhausen verfügt haben. Dazu gab es verschiedene Hinweise, gerade zu Eichenbäumen im Hammer Raum und zu Kalk, der bei der Gerbung eine Rolle spielte. Zum Pfarrhausneubau um 1700 heißt es:

… Adolf von Kratzhahn … schnitten Balken und Schwellen in ihrem Bezirk. … andere fällten Eichen in Etzbach, Öttershagen und Hohensayn … Bitzen drei Eichen … weitere Eichen kamen aus Niederhausen, Geilhausen und Mümmelbach … Kalk lieferte Andreas Peter Kratz von Hamm.[Anm. 4]

Es scheint, als sei Andreas Peter als Löher tätig gewesen und dabei öfters in finanzielle Bedrängnis geraten, da er möglicherweise auf Entlohnung warten musste. So wurde im Stammbuch der evangelischen Kirche Hamm festgehalten: Adolph, lutherischer Kirchmeister, am 6.4.1680 Schuldbegleichung für Bruder Andreas Peter: Rückzahlung 52 Gulden. Es gab keinen Hinweis, woraus dieser hohe Betrag geschuldet wurde. Der Vater Henrich Kratzhahn geboren vor 1619, Heirat um 1638, war vor Juni 1681 gestorben, doch bereits vorher wurde von „Erbe“ geschrieben. Man muss aber bedenken, dass es durchaus üblich war, dass auch Leute mit eigenem Besitz Geld von der Kirche liehen. Die bekannteste Anleihe ging zur damaligen Zeit an Frau von Diest, die mit Bergwerken in Hamm belehnt war.

Am Schluss des Stammbuches von 1656 [Anm. 5] stand folgender Vertrag: Heute, den 29.3.1672 ist die Pfarrwiese unter der Kirche, der Berg genannt, ungefähr einen Morgen, an Hermann Elben verwechselt worden. Dieser gibt der Pfarre 40 Ruten in der Claßwiese und einen Morgen mitten in der krummen Au. Hat noch dazu zu geben. Spätere Handschrift: Hermann Elben hat zu dem Morgen in der krummen Au noch 18 Ruten Wiesen bei Thalhausen gegeben, an Kratzhähner Erben gelegen, wovon es auch herkommt.

Ein weiterer Eintrag lautete: Andreas Peter Kratzhähner zu Hamm hat zu Martini 1686 Geld geliehen. Unterpfand: den Garten bei dem Weschenweyer, worin Andreas Peter sein Lohgezeug ist. Not. weil den Garten bei dem Weschweyer Andreas Peter nur im Vorsatz gehabt und solcher von den Scheidtern eingelöst ist, so haben die Kratz Erben von dem Garten beim Weschweyer gegeben. - Not.= Notiz, Anmerkung, merke; im Vorsatz= die Absicht, etwas zu unternehmen / oder auch „als Vorrat“; Gezeug= Nötiges, was man dazu nötig hat / braucht -

Im Jahr 1694/95 und 1697/98 wurde Pachtnachlass für Andreas Peter Kratz gewährt und Andreas Peter Kratzhahn zu Hamm leiht Martini 1701 weitere 5 RT oder 10 fl und hat solche dem Löher zu Kaltau zu Redimierung seines Hauses bezahlt. - Redimierung = wieder erwerben/erhalten.

0.4.Die ersten Zünfte der Schuhmacher, Gerber und Lederschneider in Hachenburg

… Am 27. Januar 1509 kamen zu den Zunftartikeln noch besondere Artikel für die Gesellen, damals Knechte genannt … Im Jahre 1682 wurde für die Löhr, Schuhmacher, Sattler und Symbsgerber der Zunftbrief erneuert. Die Bestimmungen des neuen Briefes, der von der Landesherrschaft bestätigt wurde, sind fast genau dieselben wie in den früheren. Der Lehrjunge gibt, wenn er in die Lehre tritt, sechs Pfund Wachs und vier Reichstaler. Das Wachs kommt aber nicht mehr zum heiligen Kreuzaltar, sondern die Herrschaft erhielt es, ebenso die Hälfte der vier Reichstaler, die anderen zwei Taler kommen an die Zunft. Der Lehrling muss drei Jahre lernen und hernach zwei Jahre wandern, dann kann er in die Zunft aufgenommen werden. Er zahlt sechs Pfund Wachs und vier Reichstaler der Herrschaft und vier Taler der Zunft. Auch die Schuhmacher, Sattler usw. des Landes konnten von jetzt an der Zunft beitreten. Der Zunft blieben zwei Zunftmeister vorgesetzt.

Im Jahre 1707 trennten sich die „Löhr- und Simbsgerber, welche mit dem Schabeisen arbeiten“ von den Schuhmachern und Sattlern und gründeten eine eigene Zunft. Die Schuhmacher baten deshalb 1709 den Burggrafen Georg Friedrich, ihnen einen neuen Zunftbrief zu geben, der die Gerber nicht mehr nenne. Am 20. Februar willfahrte der Graf ihrem Wunsche …

Die Zunft der Löher- und Simbsgerber

Bis zum Jahre 1707 gehörten die Gerber zu der Schuhmacherzunft. In diesem Jahre trennten sie sich jedoch und bildeten eine eigene Zunft. Franziska Eleonore Klara und Magdalena Christine, beide Burggräfinnen zu Kirchberg, gaben ihre Zustimmung. Der Zunftbrief der Gerber datiert vom 15. Dezember 1707. In dem Briefe wird gesagt, daß sich seit einigen Jahren Unordnungen und Mißverständnisse in die Zunftordnung eingeschlichen hätten, dann aber seien auch die Löher- und Simbsgerber sehr zahlreich geworden. Sie wollen deshalb von den Schuhmachern und Sattlern, welche mit der Nadel arbeiten, getrennt werden. Zunftartikel: 1. Wählen die Löher und Simbsgerber zwei Zunftmeister. Der gemeine Haufe soll in allem, was dem Handwerke von Nöten, den Zunftmeistern gehorsam sein. 2. Wenn Irrung oder Zwietracht unter ihnen entstünde, sollen sie mit Rat eines zeitlichen Amtmannes unter sich gütlich und freundlich entscheiden. 3. Jeder Bürgersohn, der seine eheliche Geburt nachgewiesen, richtig gelernet, und zwei Jahre gewandert ist, kann gegen eine Gebühr von 10 Pfund Wachs und 10 Reichstaler in die Zunft aufgenommen werden. Das Wachs erhält die Herrschaft allein, das Geld zur Hälfte, die übrigen 5 Taler bekommt die Zunft. Ein Lehrjunge gibt, wenn er anfängt zu lernen, 6 Pfund Wachs und 5 Reichstaler, die ebenso verteilt werden, wie die Aufnahmegelder in die Zunft. Ein Meistersohn hat nichts zu entrichten. Kein Gerber darf den Schuhmachern rohes oder ungares Leder verkaufen, er sage es denn vorher an. Kein Fremder darf ungares Leder auf die Jahrmärkte bringen, bei Strafe der Konfiskation. Außer auf den Jahrmärkten darf kein Einheimischer oder Fremder Leder, wie es in Hachenburg gemacht wird, feilhalten, wenn er nicht der Zunft angehört. Wer solches übertritt, soll vom Schultheißen, im Beisein der beiden Zunftmeister gepfändet werden. Der Pflichttag der Gerber wird auf Pfingstdienstag festgesetzt, und dann soll getan werden, „alß das von alters gewohnlichen ist“. Wer „brüchig“ wird, ist der Herrschaft mit einem Pfund Wachs verfallen. Auch den Löher und Simbsgerbern auf dem Lande wird gestattet, der Zunft beizutreten.

Am 16. Februar 1719, nach Antritt der Regierung, bestätigte Georg Friedrich die Zunftartikel der Gerber, desgleichen am 12. November 1772 der Burggraf Wilhelm Georg. Auch Joh. August gab den Artikeln am 30. März 1778 seine Zustimmung, ohne etwas daran zu ändern.[Anm. 6]

0.5.Zunftbuch der Gerber

Einband des Zunftbuches von [Bild: Stadtarchiv Hachenburg]
Auszug aus dem Zunftbuch.[Bild: Stadtarchiv Hachenburg]
Auszug aus dem Zunftbuch.[Bild: Stadtarchiv Hachenburg]
Auszug aus dem Zunftbuch.[Bild: Stadtarchiv Hachenburg]
Auszug aus dem Zunftbuch.[Bild: Stadtarchiv Hachenburg]

Im Hachenburger Stadtarchiv befindet sich ein altes Zunftbuch.[Anm. 7] Ein kleines Buch, das etwa der Größe DIN A5 entspricht, die Schrift teilweise verblichen und schlecht zu lesen, das irgendwo in der Mitte beginnt, aber voller Überraschungen steckt. Die Vereinbarungen der Gerber wurden wie folgt festgehalten:

Heut dato wie an(dre)gemelt haben die sämbtliche Meister
der löhr Und Symbsgerber Zunft Sich miteinander anglichen
Wann einer wie der andere zum pfingßtag nicht bei der
Sämbtlichen Zunft wahr soll derselb(i)g wann Sie Wein
trinken eine halbe Maaß Wein zahlen wenn die Meister
aber bir trincken thäten soll er 2 maaß bir zahlen
und ins künftige soll kein Zunft Meister mehr angereißt
werden biß den Nachmittag umb Ein Uhr
am pfingßtag So geschriben Hachenburgs . d . 28 . Mayi 1708

Ansetzung der Zunft Meister vom Jahr 1707
Erstlicher gerhardt Mertz alß alt Meister von 15 Decemb
biß 1708 auf pfingst dinstag
Johannis Lück alß Zunft Meister vom 15 December biß 1708
biß auf pfingst dinstag
1708 d 29 tag May hat die sämbtliche Zunft Johannes lück
alß alt Meister der Zunft erkohren
Selbigen dito haben Sie Johann Wilhelm Saynich zu einem
Zunft Meister erkohren alß alt Meister d 21 May 1709
1709 21 May hat die sämbtliche Zunft Johann

Bastian Albürger zum Zunft Meister erkohren

Anmerkung: ab "alß" wurde mit geänderter Schrift und Farbe geschrieben. Demnach war Johann Wilhelm Saynisch 1708 Zunftmeister und wurde 1709 zum Altmeister bestimmt, während Johann Bastian Al(t)bürger der Zunftmeister wurde.

 

Zu Beginn sind die Einträge noch spärlich, ein erster Eintrag von 1684, der zweite von 1695, dann folgen in Abständen Einträge zu Johann Hermann Kohlbeth:

1696 himelfartstag hat bey johan Herman auf der Kallau gelehrnet daß lör hand werck gelernt ... (verblasst: Gerhard Hirtz?)

1699 2. Mertz hat bey Johann Hermann Kolbett gelehrnt daß löhr hand werck mit nahmen Wilhelm Krämer von Wißen

1707 zu faßnacht hat Meister Herman Kohlbett gelehrnt sein stiftsohn mit nahmen danjel pracht von der kallau - Stiftsohn=Stiefsohn *1686 -

Viele der Einträge betreffen Hachenburger Gerber, doch es finden sich, neben anderen, auch mehrere Einträge zur Gerberfamilie Schlösser in Wissen, Gerberei Rörich und Georg Herzog in Schönstein und zu den Familien Schlosser, Fischer und Bender aus Hamm und Marienthal. Da die Einträge, die Hamm betreffen, über einen längeren Zeitraum als in Wissen gingen, sind insgesamt mehr Nennungen enthalten. Es ist die Frage, ob alle Lehrjungen, auf Grund der Entfernung nach Hachenburg und der Gebühren, eingetragen wurden.

0.6.Familie Schlösser, Friesenhagen (Wissen)

Zunächst möchte ich auf den Gerber Eberhard Schlösser eingehen, der nach Friesenhagen geheiratet hatte und als Meister eingetragen war - *1688 Wissen, +23.April 1732 Friesenhagen -. Er war ein Sohn des Wilhelm Schlösser aus Wissen und Pate für Eberhard Schlosser aus Hamm, der später als Schöffe in Morsbach lebte. Zu ihm gab es drei Nennungen:

1721 den 25. february hatt bey meister Eberhard schlösser von friesen han daß löhr hand werck zu lehrnen, mit nahmen johanneß mathi(a)ß wlhelmuß michelß - keine Ortsangabe -

1724 Johan Everhardt Schloßer von frisen han hat sich an geben mit, Johannes Peter schulte von rer koßen Kirbel olben - gleicher Schreiber wie 1728, Nachtrag? -

d 12 1728 hat meister Everhardt Schlößer von frisen han Gerhardus nies von rer koßen Kirbels olben

Diese Einträge im Zunftbuch belegen, dass Eberhard Schlösser zwei Lehrjungen aus Rehringhausen - im Dialekt noch heute "Rehrkusen" gesprochen - angenommen und ausgebildet hatte. Ich hatte Kontakt zu einer Dame aus Rehringhausen, die genealogische Daten aus dieser Gegend übertragen hatte und mir erklärte, dass die Suche sich oft sehr schwierig gestaltet, da Heiraten teilweise in Olpe registriert waren, die Suche aber, durch Lücken, vernichtete oder verbrannte Akten, kompliziert sei.

Der Rotgerbermeister und Gerbereibesitzer Johannes Nies +1829, erbaute eine neue Gerberei auf dem Bruch ... auch Theodor Nies, Sohn des obigen Johannes Nies, und sein Sohn Theodor hatten ein kleines Gerbhaus in Weierhol ...

Die Häuser in der unteren Westfälischen = Straße zu Olpe ... Haus Nr. 1: Peter Anton Nies (*1747, +1827) Rotgerbermeister, Gerbereibesitzer und Frau Sofie Zeppenfeld aus Niederfischbach - deren Sohn Johann Anton Georg Nies (*1778, +1857) Gerbereibesitzer und Frau Brigitta Hachenburg aus Niederfischbach ... Anton Nies besaß 1810 auch das Haus "Hespicke" in Weiherhol ...[Anm. 8] 

Maria Brigitta Hachenburg wurde am 4. Juli 1784 als Tochter von Nikolaus Hachenburg und Anna Maria Schlösser (Heirat 18. Mai 1779) in Niederfischbach getauft. Anna Maria (Louise), geboren am 22. Mai 1758, war die Tochter von Roderich Schlösser und Catharina Gertrude Hillesheim (geboren in Waldbröl, Heirat 4. Nov. 1741) aus Wissen.[Anm. 9]

Aus der Verwandtschaft stammte ein weiterer Roderich Schlösser, geboren im April 1663 in Wissen, der 1693 in Drolshagen Catharina Alterauge, geboren 3. Mai 1671, heiratete. Roderich war der Bruder von Wilhelm Schlösser *1657 in Wissen, der durch einen Vertrag vom 12. Okt. 1682 mit Melchior Gottfried Freiherr von Hatzfeldt die Erlaubnis erhielt, eine Lohmühle in der „Brückhöfe“ zu bauen.
Die Eltern von Catharina waren Peter Alterauge *1643 in Drolshagen, Heirat 1670 mit Anna Rosenthal *1647 in Drolshagen, Tochter von Bürgermeister Johann Rosenthal und Anna Mund.

Roderich Schlösser und seine Frau bekamen mehrere Kinder, unter anderem die am 10. Mai 1711 geborene Tochter Anna Maria Schlösser, die am 1.7.1731 „Consul“ Johann Henrich Harnischmacher [Anm. 10]
heiratete und den Sohn Peter Schlösser *1.4.1705 in Drolshagen - Eltern Roderich Schlösser und Catharina Alterauge – ordiniert am 22.12.1731, adscribiert der Pfarrkirche in Drolshagen. Nr. 217: Peter Schlösser ex Drolshagen, getauft am 1.4.1705, starb zu Oberhundem am 20.5.1765. Er war seit 1736 Pastor daselbst (Pfarrarchiv Oberhundem). [Anm. 11] Roderich Schlösser wurde als Bürger und Kirchenrevisor in Drolshagen angegeben und starb dort 1726.[Anm. 12]

Maria Franzisca Gipperich *17.8.1744 in Olpe, +7.4.1801 in Olpe heiratete Peter Schlösser, Sohn von Johann Schlösser und Anna Magdalene Schneider am 18. Sept. 1770 in Olpe. Peter wurde 1731 (richtig: 28.1.1733) in Wissen geboren und starb als Rotgerbermeister im Okt. 1805 in Olpe.[Anm. 13]

Es gab bereits früh Hinweise auf Lohmühlen und Gerber in Friesenhagen: Löberg war vermutlich erst ein Teil des Ortes Gerndorf und wurde erst Ende des 17. Jahrhunderts mit eigenem Namen selbstständig. Ein anderes Löberg lag halbwegs Steinseifen-Crottdorf.[Anm. 14]

Eberhard Schlössers Schwiegervater aus der 1. Ehe, Adam Weber *1646, wurde als Schuhmacher in Gerndorf genannt.

Eberhard Schlösser hatte in zwei Ehen mehrere Kinder bekommen, von denen einige früh verstarben, während die Tochter Gertrud mit fast drei Jahren am 17. Mai 1732, sowie der Sohn Johann Jakob Lorenz mit knapp acht Jahren am 6. Mai 1732, im gleichen Jahr wie Eberhard, starben. Zu den Töchtern Anna Elisabeth und Anna Magdalena fehlen weiterführende Daten. Am 27. Februar 1719 wurde der Sohn Johann Peter geboren, die Taufpaten waren Rorich Schlösser und Catharina Schlösser aus Drolshagen, der vermutlich mit dem folgenden Eintrag identisch ist:

Ano 1749 d 18 febr... hat sich ein lörjung fon fries han mit namen Johannes peder Schlößer bey uns angäben daß handwerck zu erlernen bei Johanes rörich Schlößer zu wißen d (Klecks) Nachtrag: 2 März 1751 ist obiger lehrjung loßgesprochen worden.

Am 5. Februar 1739 bei der Taufe von Johann Peter Schlosser in Marienthal, Sohn von Roderich Schlosser aus Hamm, war Peter Schlösser zu Friesenhagen Pate. Zu folgendem Eintrag konnte ich keine weiteren Informationen finden: Heirat in Wissen: Februar 1756 Petrus Schlößer ex Wissen cum Anna Maria Elisabetha Hengsdebeck ex Olpe Datis ... ibidem copularis. Beide wurden jeweils einmal als Paten in Wissen genannt, doch es ist nicht bekannt, wer genau diese Ehe einging.

0.7.Familie Schlosser, Hamm

Es folgen Lehrjungen aus dem Zunftbuch, die bei Roderich Schlosser tätig waren. Er stammte aus Wissen und hatte am 1. August 1722 in Marienthal Anna Maria Thal aus Hamm geheiratet. Sie war die Tochter des Emanuel Thal, der bei Herrn Wirths bereits als Gerber und Syndicus in Marienthal genannt wurde. Man kann sicher davon ausgehen, dass Emanuel Thal, zu dem es selbst noch keine Einträge gab, begann, den Betrieb in Hamm aufzubauen und Roderich Schlosser ihn weiterführte und vergrößerte.

Ano 1723 … hatt sich ein lör Jung mitt nahmen Johann rörich Walter bei dem meister Johannes rörig Schlößer begeben daß lör hand werck zu lernen - von ham, darüber eingefügt -

Den 1 1730 hat sich ein lör Jung mit namen Henrich motz feld aus Hachburg bei Johannes rörig Schlößer zu ham

Anno 1732 den 3 junis hat Johannes rörich Schlößer von ham einen löhr jungen angenohmen nahmens Johannes michael rübbels von aidorff - erst Wissen geschrieben -

Hachenburg d 31 Ju(l).ii? 1746 ist ein Lohr Jung Löhr uns auf gedungen worden bey daß rothgerber Handwerck zu lernen bey Johannes röhrig Schlößer zu Ham alß auf nahmen Johan adam bitzer

Hachenburg 14 ten febr 1747 ist ein löhrjung bey uns auf gedungen worden, mit nahmen Johannes Martinus kecks von herschbach gebürtig, welcher daß rohtgärber handwerck bey Johannes Rörig Schlößer zu hamm lernen will

1753 d 5ten Mertz Meister Johannes röhrig Schlößer zu ham einen löhr jungen an gegeben mit nahmen hermanus seynich aus altenkirchen

1764 die faßnacht genug Lohr jungen aufgedingt einen bey Meister Schloßer zu Ham alß rothgerber der ander bey Meister Schlößer zu Hirschbach alß weißgerber bey dem Loß sprechen sollen die nahmen eingetragen werden

Joh. bicklinck von hirschbach hat sich angegeben daß handtwerck zu erlernen bey Anton Schlößer zu ham d 2 ten Sept 1765 ist loßgesprochen worden 3.obris 176 8?

Dito Meister Joh. Rörig Schloßer zu Hamm, einen löhr jungen angegeben, nahmens Conradt Stummel von w..beroth? aus dem Neu(n)kirchi.. im bergischen. Ist löß gesprochen worden d 6 Febr 1771 - Beginn 1768 ? -

1771.24 Ju hat meister johannes rörig schloßer von ham Einen … … aufdingen laßen namens daniel stangier gebürtig von friesen han

1796.16. feb Meister herschbach in ham einen Lohr jungen an gegeben Nahmens peter bertram aus limburg 3 Jahr in der Lehr zu stehen

Wie man an den Einträgen erkennen kann, sind einige fehlerhaft und schlecht zu „entziffern“. Hilfreich wären in diesem Fall Personen mit genealogischem Interesse zu den genannten Orten, um alle Lehrjungen zuordnen zu können. Oftmals entstanden durch die Namensgleichheit Schwierigkeiten bei der Zuordnung zu Wissen oder Hamm und es wurden Söhne und Verwandte von anderen Gerbern ausgebildet, wie die Namen Walter, Motzfeld und Saynisch zeigen.
Der oben genannte Anton Schlosser, Sohn von Roderich, lebte in Hamm und hatte 1752 in Marienthal Johanna Helena Böckling aus Herschbach geheiratet. „Meister Herschbach“ war Simon Herschbach, der 1793 Anna Dorothea, eine Tochter von Anton Schlosser, geheiratet hatte, später aber nach Heimbach/Neuwied zurückkehrte. Gegen 1800 kam es zum Ende des Betriebes der Familie Schlosser in Hamm.

0.8.Franz Schlösser und Michael Rippel, Herschbach

Franz Schlösser, ein weiterer Sohn von Roderich, wurde als Pate einige Male als „aus Herschbach“ angegeben. Eine Heirat war in Marienthal nicht eingetragen, aber durch die Einträge im Zunftbuch wurde klar, dass verwandtschaftliche und freundschaftliche Kontakte nach Herschbach/Selters dazu führten, dass Franz Schlosser dort tätig wurde.

1752 d 14 ten febr hat Meister Johannes Michel Riehpels von herschbach, einen lohrJungen bey uns angegeben Johannes göbel von krunkel - Krunkel/Herschbach? -

1756 den 1 tag Mertz hatt Johannes michel Riebels von hirschbach einen löhrJüngen angegeben mit nahmen … Schmidt von hörschbach

1763 d 14 .. febr auf faßnacht hat Meister michel von hirschbach Einen lohr Jungen angegeben namens Jh. Mathaüs Merkelbach von mergenhausen? auß dem Cuhr trierschen - Marienhausen bei Dierdorf? -

1764 die faßnacht genug Lohr jungen aufgedingt einen bey Meister Schloßer zu Ham alß rothgerber der ander bey Meister Schlößer zu Hirschbach alß weißgerber bey dem Loß sprechen sollen die nahmen eingetragen werden – gleich wie unter Hamm, Eintrag erfolgte im Original nur einmal - -

alß weißgerber sein name ist Joh Wilhelm ...iger ist loßgesprochen worden . 3 Mertz 1767 - kein Ort, Lehrjunge von Herschbach, da „weißgerber“? Gehörte zu dem Eintrag von 1764? -

1768 auf faßnacht hat der Mstr Michel Riebels einen lohrjungen angegeben, nahmens Siemon g..ßing von D..ßen loßgesprochen . 6 . Febr 1770 – Gassen, Deesen? -

dito Meister frantz Schloßer zu herschbach, einen lohrjungen Joh. Henrich Au von hamm ist loß gesprochen worden d 6. febr. 1770

Zeitgleich oder gemeinsam mit Franz Schlösser wurde in Herschbach Johann Michael Rippel genannt, zu dem ich vorher keine Zuordnung gefunden hatte, doch langsam schien sich das Rätsel um ihn zu lösen. Er wurde 1732 in Hamm als Lehrjunge aus Eitorf genannt und war 1739, neben Peter Schlösser aus Friesenhagen, Pate bei Peter Schlosser in Hamm.

1737 war er Pate, Michael Rippel von Eydorff im Bergischen, bei dem Sohn Johann Wilhelm Fischer von Johann Christoph Fischer, Tuchmacher (Sohn von Hermann Fischer von Altenkirchen) und Anna Eva Zimmermann in Altenkirchen.²

Er heiratete am 26. Nov. 1741 in Marienthal: Copulati in facie Ecclesia praemissis trinam proclamationen Joes Michael Rippels Eytorpensis et Ursula Schmitz, Cobersteinensis Testes errant franciscus et petrus fres germani sponsa. - germanus fres=leibliche, natürliche Brüder - Eintrag in Altenkirchen: 27.11.1741² -

Taufe der Tochter Anna Maria Rippel 10.9.1742 in Hilgenroth. Paten: Anna Maria Efr. v. Johannes Rörich Schlößer v. Hamm; Johannes Henrich Freußburger v. Hamm; Johann Arndt Schmidt v. Heydenthal und Anna Maria Schmitzin von Coberstein²

Am 1.11.1748 wurde als Patin genannt: Ursula Ehefrau v. Michael Rippel von Hirschbach bei Johannes Peter Urthey, Sohn von Johannes Jakob Urthey aus Altstadt und Anna Maria Schmidt, Tochter von Nikolaus Schmidt von Coberstein²

Während die Burg im Erbachtal Zug um Zug verfiel, behielt der Hof Koberstein weiterhin seine Bedeutung als umfangreiches landwirtschaftliches Gut. Das Gut Koberstein wurde von den neuen Besitzern verpachtet und in der Folgezeit ausschließlich als landwirtschaftlicher Hof weiter bewirtschaftet. 1744 heißt es in der Beschreibung der Grafschaft Sayn-Altenkirchen zu Koberstein: „Coberstein ist ein freyadelicher Hofe, welcher der Wied Hauptmann Krämer von Weyerbusch besitzt und solchen an Richard Schmidts verpachtete.“ Demnach wurde das Gut Koberstein 1744 von dem Pächter Richard Schmidt bewirtschaftet, der mithin auch im Erbachtal seinen Wohnsitz hatte. Als Pächter findet sich auf dem Hof Koberstein auch Niklas Schmidt, dem der Bau eines zweigeschossigen Wohnhauses in Koberstein zugeschrieben wird. Niklas Schmidt legte 1754 den Wasserspeicher von der Grenze des Kobersteiner Gutes bis zum Erbach an, der zur Bewässerung der Wiesen in Koberstein diente und im Zusammenhang mit dem Bau der Kobersteiner Mühle ein Jahr später eine Rolle spielte … 1819 war der Hof Koberstein an Peter Schmidt verpachtet. Vermutlich war er der Sohn von Niklas, sodass in Koberstein auch eine Kontinuität in der Pächterfamilie, die dort wohnte und den Hof bewirtschaftete, bestand.[Anm. 15]

Als Taufpate in Koberstein wurde „Franz Schmidt aus Herschbach“ genannt und Peter Schmidt wurde bei einer Taufe der Hofleute in Honneroth als „jüngster Sohn von Nikolaus Schmidt“ angegeben.²

Mit dem Familiennamen Rippel gab es in Marienthal nur noch eine Nennung:

6. Aug.1706 Baptizatus est Joanny Gerardus Hermanus fischer et gertrude conjugum, Joe Stockhauser Altenkirchensis, Petronella Rippels ex Hamm
und einen Eintrag in Altenkirchen:

Eschweiler Christoph, Sohn von Dietrich Eschweiler von Bonn, Bürger, Weißgerber in Altenkirchen oo 25.6.1704 Joanna Margarete Drapper, Tochter von Samuel Drapper von Altenkirchen. Als Paten der Kinder Johann Wolfgang und Anna Elisabeth wurden genannt: Johann Stockhausen v. Altenkirchen, Maria Tochter von Sebastian Geilhausen, Wolfgang Hochhausen und Petronella, Witwe des Leonard Rippel zu Hamm.²

Petronella und Leonhard Rippel aus Hamm waren mir bis dahin unbekannt. Aus den Recherchen ergab sich folgende Aufstellung:

Petronella Rippel geborene Eschweiler heiratete vor 1676 Leonard Rippel, +vor November 1704. Ihre Kinder:

Irmgardis, Taufe 6. Okt.1676 in St. Maria ad Gradus, Köln – keine weiteren Angaben;

Maria Sophia, Taufe 1. Februar 1681 in Köln [Anm. 16] Heirat: Raider, Johann Henrich (Mstr.) Bürger von Altenkirchen, 1705 Bäckergeselle, 1715 Bäckermeister und Weißbäcker, 1746 Schöffe, *1681, +24.6.1746, heiratete am 12.5.1705 Maria Sophia Agnes +1744/45 (nach Angabe im Sterbeeintrag des Mannes), Tochter von Leonhard Rippel von Hamm² Maria Theresia * …, Heirat: Rosmarin, Hermann, Bürger von Altenkirchen *(ber.) 12.5.1678, + 22.5.1752, 1730 Torwächter, 1752 Ratsverwandter heiratete am 20.01.1712 Maria Theresia Rippel, Tochter von Leonhard Rippel+ von Hamm, *(ber.) 1.2.1685, +6.9.1773 „sie hat bei ihrer großen anmuth große geduld und gelaßenheit bewiesen“² [Anm. 17]

Matthias *…, Heirat: vor 1711 mit Agnes NN, lebte in Eitorf

Ich gehe davon aus, dass es sich bei der Familie Rippel um die Personen aus dem bisher ungeklärten Eintrag handelte:

Communicantenliste, November 1704, Tupackspinners Wittib; 1 Sohn; 1 Tochter = 3 katholische Personen [Anm. 18]Brigitte Burbach, Das Kirchspiel Hamm 1981, S. 49.
Es gab keine Einträge in den Listen 1684/97. Wäre Maria Theresia um 1690 geboren worden, wurde sie bei der Zählung noch nicht erfasst oder Maria Sophia hielt sich bereits in Altenkirchen auf, das würde die “fehlende” Tochter erklären.

Zu dem Ehepaar Matthias Rippel und Agnes fanden sich in Eitorf folgende Daten:[Anm. 19]

NN Eitorf, 22. Dezember 1711 Anna Catharina Christina, Mattheiß Tubackspenner [Eitorf] oo Agnis Paten: Christ Zolper; A. Christina Roth (Rode); Christina Rippel heiratete am 9.10.1734 Peter Heck, Trauzeugen: Johann Zolper, Arnold Hein Küster - Nachname Heck kann “aus Hecke” entstanden sein -

NN Eitorf, 07. Mai 1714 Johannes Michell, Mattheiß Tubackspenner [Eytorff] oo Agnis Paten: Johann Peter Windscheif, Susanne Dick; Heirat: 24.11.1741 Dimission nach Roverstein/Altenkirchen, Michael Rippel und Ursula NN aus Roverstein

Rippels 05. August 1717 Johannes Dominicus Paten: Johann Roth (Rode) (vertreten durch Henrich Patt), Anna Zolper; Dominicus Rippel heiratete am 3. Februar 1745 Maria Elisabeth Müllenacker aus Müllenacker Trauzeugen: Anton Halft, Peter Heck, Paul Hoffstadt

Rippels Eit. 19. Februar 1721 Maria Lißbeth Paten: Christ Zuckeroth (Uckerath), Anna Elisabeth Patt; +Tabakspenner (Kind) 18. März 1723 - Mattheiß Tabakspenners Kind zu Eitorf - Lißbeth? -

Rippels Eit. 31. Oktober 1723 Johann Matthias Paten: Matthias Windscheif, Anna Maria Cremer; +NN (Kind) 02. September 1725 – Mattheiß zu Eitorf sein Kind - Tod des Kindes Matthias?, da der Name Matthias 1726 erneut vergeben wird -

Rippels Eit. 03. April 1726 Johann Matthias, Paten: Matthias Stein, Maria Katharina Lichius - keine weiteren Angaben -

+ Rippel Matthias Eitorf 11. April 1739 – Matthias Rippel v. Eitorf

+ NN Agnes von Eitorf 9. November 1739

Nennung als Trauzeuge oder Pate: Otto Wilhelm oo Wißborn Anna Elisabeth Eitorf 17. Januar 1730 Trauzeuge: Heinrich Barrig (Eit.); Matthias der Tabakspinner (Eit);

NN Vieh Johann Mattheus 20. April 1725, Mattheis [Viehof] oo Lisbeth Paten: Matthias Rippels; Johanna Christina Weyer

Das Tabakspinner–Handwerk entstand im frühen 17.Jahrhundert und die Meister wurden später in einer eigenen Zunft erfasst. Mit einem Werkzeug, ähnlich einem Spinnrad, “verspannen” die Tabakspinner die Tabakblätter Schicht um Schicht zu einem Strang, um ihn lager- und transportfähig zu machen. Der Name Rippen/Rippel könnte durch die Tätigkeit entstanden sein, denn die festen Rippen in der Mitte des Tabakblattes mussten für die Herstellung entfernt werden.[Anm. 20] Wahrscheinlich kam der Tabakanbau über Frankreich oder über England und Holland im 16. Jahrhundert in die Pfalz und gelangte über den Rhein in den Westerwald.

Da von der Obrigkeit das Rauchen zeitweilig als der pure Luxus betrachtet wurde und deshalb der geneigte Untertan nicht rauchen müsse, besannen sich die Oberen darauf, den Tabak zu verbieten. Im Jahr 1681 gab es im Westerwald eine Verordnung, die den Krämern das Tabak verkaufen verbot. Später wurde es wieder erlaubt, aber nun musste jeder, der rauchen wollte, den Nachweis liefern, dass er jährlich an die 50 Tabakpflanzen selber ziehe, so entstanden dann überall im Westerwald Tabakplantagen.[Anm. 21]

0.9.Familie Fischer, Hamm

1740 d 20 augusty hat meister kilian Eichel= hardt in Hachenbg: seines Schwagers Jungen von ham mit nahmen Johannes Jacobus fischer zum lohrjungen angegeben

1757 d 21 ten febr auf Faßnacht hat der Meister Jacobus fischer zu Haam einen Löhrjung angegeben namens Johannes Geradt fischer daselbst

Johan Jacob fischer von ham ein löhr jung angegeben nahmens Antreaß Neizert? von nieder brubach aus der graf schaft dirdorf d 24 Juni1761

1777.2 July hat Meister johan gerhard fischer von ham einen ler Jungen angegeben nahmens Johan Peter haß

1802 d 23 t Septemb hat Meister fischer von Hamm einen löhr Jungen aufdingen laßen Namens Friedrich Lang von Roßbach soll 2 Jahr lehrnen

Kilian Eichelhardt *um 1710 in Hachenburg, +um 1762 war der Sohn von Johann Hermann Eichelhardt und Anna Margarethe Zimmermann aus Hachenburg. Er heiratete 1735 Anna Katharina Söhngen *um 1715. Seine eigene Lehre fand sich ebenfalls im Zunftbuch und dürfte in Hachenburg gewesen sein:

Anno 1720 den 12 martz had bey meister henrich Eichelhardt daß handwerck gelehrnt mit nahmen kilijan Eichelhardt.

- Das geschätzte Geburtsdatum lt. Familienforschung Bierbrauer, Hachenburg für Kilian Eichelhardt müsste möglicherweise geändert werden. -

Seine Schwester, Anna Maria Gertraud Eichelhardt, war mit Johann Henrich Fischer aus Hamm verheiratet. Ihr Sohn Johann Jakob Fischer *11.1724, +16.1.1778 in Hamm, war reformierter Kirchmeister und Rotgerber und hatte demnach seine Ausbildung bei seinem Onkel Kilian gemacht. Sein Sohn Johann Albert, *6.1748 in Hamm/Überdorf, +16.11.1808 in Unterschützen, wurde 1784 in einem Kirchenbucheintrag als Rotgerber angegeben. Nach obigen Angaben bildete Johann Jakob seinen Bruder Johann Gerhard Fischer (*5.1738, +22.6.1796) 1757 selbst zum Rotgerber aus.

Die Familie verfügte über verwandtschaftliche Beziehungen u.a. nach Rosbach, Ruppichteroth und in den Raum Puderbach. Der Geschäftsbetrieb der Firma Fischer befand sich im Bereich der Schützenstraße/Gartenstraße im Überdorf, Parzelle 602 laut Kataster 1831/34, Besitzer: Henrich Wilhelm Fischer II - Enkel von Johann Gerhard Fischer.

„Aber wenn zum Schluss noch zu lesen ist, dass Johann Gerhard Fischer 50 Reichstaler gab, um aus dem Abbruch der Mühle „eine Lohmühle“ einzurichten, dann dürfte das wohl der wirklich letzte Akt eines Unternehmens gewesen sein (um 1762).“ - „Das Ende der Prachter Mühle“-[Anm. 22]

0.10.Familie Bender, Marienthal

1769.8.July hat henricus bender von kirchen sich angegeben daß handtwerck zu Lernen bey martin bender zu Marienthal

1771.24 Julius hat meißter bender von mahrgendal Einen löhrjungen aufdingen laßen nahmens Johan philibus re … (dig) - verblichen – möglich wäre redig=Röthig

1775.7 oct. hat Meister bender zu margenthal einen lehrJungen aufdingen laßen nahmens Jacob bender von kirchhein - Kirchen? -

1799 .6 .april hat Meister (Jacob, durchgestrichen) martin bender in Marienthal einen lohr jungen angegeben nahmens Jakob Zimmerman aus Krumscheid ? welcher 3 Jahr in der Lehr zu stehen verspricht

1804 .5 July hat Meister benner von Margenthal einen lorgongen auf dingen laßen Wilhelm adam Sellbach von ham auf soll er trey Jahr lernen – Schriftfehler -

Johann Martin Bender heiratete vor 1768, vermutlich in Kirchen, Anna Maria Röttig, getauft am 4.5.1742 in Marienthal, Enkeltochter von Emanuel Thal. Der Bendersche Gerbereibetrieb, wozu auch eine kleine Lohmühle im Salterberger Talgrunde gehörte, erwies sich als ein sehr nutzbringendes Unternehmen. 1822 wird der zeitige Besitzer Martin Bender als ein geschäftsgewandter, ungewöhnlich reicher Mann geschildert. Etwa 30 Jahre später wurde die Anlage stillgelegt.[Anm. 23]

0.11.Familie Molly, Leingen

Der Stammort von Mollys ist die Ortschaft Leingen und Weyerbusch in der Gemeinde Birnbach bei Altenkirchen (Westerwald). Weyerbusch war früher ein wichtiger Punkt der Köln-Frankfurter Landstraße; Leingen liegt in einem Seitenthale 10 Minuten entfernt (jetzt 8-10 Häuser) … Die Glieder der Familie Molly zeichnen sich – wenigstens in den letzten Generationen – durch sehr hohen, stattlichen Wuchs und durch Intelligenz und geistiges Streben aus. Sie haben in alter Zeit wohl Ackerbau und Handwerk betrieben (Gerberei, wie ein alter Birnbacher von heute wissen will), doch haben sie sich sehr bald wissenschaftlichen Berufen zugewandt. Namentlich hat die Familie sehr viele Theologen hervorgebracht, die zeitweise den ganzen Westerwald beherrschten …

Für Hamm wären zu nennen: Johann Israel Molly, *17.12.1757 zu Leingen, +23.11.1823 zu Kirburg an Entkräftung, war reformierter Pfarrer in Hamm von 1787–1799. Ludwig Wilhelm Molly, *3. April 1778 zu Driedorf, +15. Nov. 1833 zu Schöneberg/Westerwald: Am 1.Februar 1813 wurde er Pfarrer in Hamm/Sieg und am 18.Februar 1815 Pfarrer in Schöneberg.[Anm. 24]

1727 den 3.tag junius hat sich ein löhr Jung bey uns angeben daß handwerck zu er lehrnen mit nahmen Johanes henrich molli von der (Fleck) ngen bey dem Meister Johann seynisch

Anno 1791 den 16 July hat Meister Molly in der Leingen einen lehr Jungen aufdingen laßen, nahmes Johann Henrich Ottersbach von Recklingen so 3 Jahre in der Lehre stehen soll – Röcklingen, Herchen? -

Anno 1793 d 21 ten octb hat Meister Molly in der … einen löhr Jungen auf dingen laßen nahmens peter Elias Auen aus Scheid bey hamm so 2//2 Jahr in der lehr stehen soll - Rand 1804, Hinweis auf Eintrag unter Auen? -

1797 d 22 ten August hat meister Molli einen lohr Jungen angegeben Jakob Gerhard Schmid aus Walterscheid welcher 2 Jahr in der lehr gestanden – Walterschen? -

1799 .24.august Meister Molli den lehr jungen............ loß sprochen (ausgeblichen)

1802. 23 ten august hat Johann Philip Moli aus der Lehngen Einen Lehr Jungen aufdingen laßen Johann Wilhelm bickenbach von Jlleroth so bedungen 3 Jahr zu lehrnen – Illeroth/Stockhausen? - 

Die Familie Molly verfügte über weitreichende Kontakte und bestand aus mehreren„Familienzweigen“. Da ich mich mit der umfangreichen Genealogie der Familie noch nicht beschäftigt habe, möchte ich nur einen frühen Kontakt nach Hamm nennen:

Johann Franz Ernst Demmer, Tuchmacher und Wollenweber, *9.1703, +24.7.1768 aus Hamm heiratete 1726 in Altenkirchen Agatha Christina Rhodius *1700, +11.1753, Tochter von Wollenweber Anton Rhodius in Altenkirchen. Die Schwester Maria Gertrude Rhodius heiratete am 7.9.1719 in Altenkirchen (Mstr.) Johann Friedrich Molly, Bürger von Altenkirchen. Franz Ernst Demmer war 1731 Taufpate bei der Familie Molly.²

Überraschenderweise gehörte die Familie Molly ebenfalls zu den Ausbildern, die im Zunftbuch angegeben wurden. Nach der Nennung des Henrich Auen von Hamm, der seine Ausbildung in Herschbach bei Franz Schlösser gemacht hatte und 1770 losgesprochen wurde, war ich durch die Angabe des Lehrjungen Peter Elias Auen aus Scheidt und der daraus folgenden, bisher unbekannten, Entwicklung noch überraschter.

0.12.Familie Auen, Hamm

Auszug aus Katasterkarte mit Lage der Lohmühle. Von mir ergänzt: 417,418 bis 423.[Bild: LHA Koblenz]

1802.1? ten Mertz hat peter Elias Auen von ham Einen lohr Jungen laßen aufdingen Henrich Auen muß stehen zwey jahr

1804 d.20.July hat meister Peter Elias Auen aus ham einen lehrjungen aufdingen laßen Nahmens Daniel Fucks ? aus hilgenroth so 3 Jahr lernen soll dafür wahr vergeßen einzuschreiben derwegen ist er hier freigesprochen worden

1809.10 .Januar hat Peter Elias Auen in Scheid einen lehr Jungen aufdingen laßen nahmens Henrich Wilhelm auen, welcher 4 Jahr lernen soll

Peter Elias Auen *13.3.1773, +2.6.1812 in Scheidt heiratete am 21.3.1802 in Daaden Maria Johannetta Elisabeth Mauden *3.1778 in Struthütten/Neunkirchen, +11.9.1812 in Scheidt. Er war der Sohn von Matthias Auen, Kirchenältester, und Eva Maria Schlosser, beide aus Scheidt. Sein Pate war Peter Elias Guntermann, der als Hüttenverwalter nach Hamm kam.

Da die Familie Auen die Namen Heinrich und Wilhelm öfters vergab, ist eine Zuordnung der beiden erst genannten Auen nicht sicher. Der 1770 genannte Heinrich könnte der Bruder von Matthias Auen gewesen sein. Dieser wurde 6.1749 geboren und am 9.4.1762 konfirmiert. Weitere Daten gab es in Hamm nicht, so dass zu klären wäre, ob er in Herschbach blieb.

Der 1802 genannte Heinrich Auen könnte der Bruder von Peter Elias gewesen sein, der am 24.12.1779 in Scheidt geboren wurde, aber, wahrscheinlich unverheiratet, bereits am 23.4.1808 starb.

Der 1809 genannte Heinrich Wilhelm Auen müsste ein weiterer Bruder von Peter Elias sein, der am 28.10.1792 in Scheidt geboren wurde. Er heiratete Maria Margarethe Fischer, *20.7.1790 +11.7.1871, am 17.3.1813 in Hamm und übernahm den Betrieb des Schwiegervaters Heinrich Wilhelm Fischer (+18.7.1840), Gastwirtschaft und spätere Poststelle im Haus Fischer/Kalender in Hamm. Heinrich Wilhelm Auen starb am 10.4.1836 in Hamm und Maria Margarethe Auen geb. Fischer führte das Geschäft weiter.

Ihre Schwester Johannetta Katharina Fischer *1797 heiratete 1815 Johann August Saynisch, Sohn des Henrich Anton Saynisch. - Vater und Sohn wurden als Rotgerbermeister aus Altenkirchen angegeben. -

Wilhelm Auen (*1792) konnte den Daten zufolge die Gerberlehre nicht beenden; danach sind keine weiteren Tätigkeiten in diesem Bereich für die Familie Auen bekannt. Ihm gehörten viele Grundstücke in Scheidt und Hamm aus dem Ankauf der Nesselrodischen Güter 1760/68, die noch zu einem großen Teil in dem Katasterverzeichnis 1831/34 ersichtlich waren. Dazu gehörten die bereits öfter erwähnte Gerberei und Lohmühle, auf die ich hier näher eingehen möchte:

Parzelle 199 Aufm Bitzenkamp, Wiese Kl. 3, 13,90 Ruthen/Fuß 1843 an Art.458

Parzelle 205 Aufm Bitzenkamp, Gebäude Kl. 1, 10,90 Ruthen/Fuß 1843 an Art.226

Parzelle 208 Aufm Bitzenkamp, Wiese Kl. 2, 74,20 Ruthen/Fuß 1837 an Art.226

Parzelle 417 An der Hütte, Lohmühle Kl. 1, 7,80 Ruthen/Fuß 1843 an Art.226

Parzelle 418 An der großen Wiese, Holzung Kl. 3, 14,20 Ruthen/Fuß 1837 an Art.226

Parzelle 420 An der großen Wiese, Holzung Kl. 3, 51 Ruthen 1837 an Art.226

Parzelle 427 An der großen Wiese, Kl. 3, 65,80 Ruthen/Fuß 1860 an Art.453

Die Artikelnummer 226 kennzeichnete zu dieser Zeit Peter Euteneuer, wohnhaft zu Scheid, der die, unter dieser Nummer angegebenen, Parzellen in den genannten Jahren erwarb. 1842 stand in seiner Auflistung die Parzelle 205 als „Gerberei“ und hatte neu die Steuerklasse 2, besteuert mit 2 Reichsthaler pro Jahr, während sie bei Aufnahme des Katasters mit 7 Groschen Steuern angegeben wurde. Er hatte wahrscheinlich das Gebäude/ Gerberei renoviert oder verändert. 1856 ging die Parzelle 205, sowie kleinere „Wiesen“ Parzellen in der Nähe, die er 1840 erworben hatte, an Matthias Jünger aus Hamm. Die Gerberei wurde 1860 abgebrochen, das Grundstück 1861 verkauft.

Die Parzelle 417 wurde ab 1842 mit 1 Reichsthaler, statt 1831/34 mit 4,11 Groschen/Pfennig pro Jahr für Peter Euteneuer besteuert. 1856 ging die Parzelle 417 mit 7,80 Ruthen/Fuß, Hof und Lohmühle, an die Fa. Dreßler Johann Heinrich sen., 1865 an die Art. Nr. 16. Die Parzellen 199, 205, 208 und die „Wiesen“ lagen auf Flur 7, die Parzellen 417, 418, 420, 427 auf Flur 6. - Wiedergabe der Einträge wie im Original -[Anm. 25]

Wilhelm Auen war laut der Katasterkarte außerdem Besitzer der Parzelle 216 in Scheidt: Im Scheidter Hof, Haus und Hof, 83,60 Ruthen/Fuß Kl. 1, Steuer 1 Reichsthaler, 29 Groschen. Die Parzelle wurde 1837 geteilt und zwar in die Parzelle 936/216, die im Besitz von Wilhelm Auen blieb und die Parzelle 937/216, die an Peter Euteneuer ging. Die Parzelle von Peter Euteneuer hatte 27,60 Ruthen/Fuß und wurde für das Jahr 1842 mit der Klasse 7 und 15 Reichsthaler pro Jahr besteuert. Man kann davon ausgehen, dass es sich um ein neues Gebäude handelte, das 1856 an Simon David aus Hamm veräußert wurde.

Über Peter Euteneuer [Anm. 26] sind mir keine persönlichen Daten bekannt. Es gab 1848 einen Aufruf in der Altenkirchener Zeitung, der aber laut obigen Verkäufen erfolglos verlief:

Künftigen Samstag, am 23. ds., Nachmittags um 2 Uhr, sollen auf Anstehen des Fortschreibungs=Beamten Bleeser zu Wissen, als Kurator des abwesenden Peter Euteneuer zu Scheidt bei Hamm, die Immobilien des Letzteren bestehend in einem 2stöckigen Wohnhause, einer Scheuer, einer Gerberei mit fließendem Wasser, und einer Lohmühle so wie in ca. 6 Morgen Güten Felder und Wiesen in den besten Lagen gelegen, einer freiwilligen Versteigerung unter sehr vorteilhaften Bedingungen ausgesetzt werden, wozu Kauflustige hiermit eingeladen werden. Hamm, am 8. September 1848. Königl. Schultheiserei Palm.[Anm. 27]

Wie man in der Original Katasterkarte erkennen kann, lagen die Parzellen Flur 6 in der Nähe der Heinrichshütte. Nun die brennenden Fragen: Aus welcher Zeit und aus welchem Besitz stammten die Gerberei und die Lohmühle? Gehörten sie zum Nesselrodischen Besitz in Hamm und gingen durch den Verkauf an die Familie Auen? Hatten auch die Familien Schlosser und Fischer die Möglichkeit, die Lohmühle zu nutzen?

Ich habe mich bemüht, alle Einträge des Zunftbuches so genau wie möglich zu erfassen und hoffe, dass sich durch die Ausarbeitung Ergänzungen ergeben und weitere, kleine Lücken in bestehenden Genealogien geschlossen werden können.[Anm. 28]

Es ist immer wieder erfreulich und spannend, neue Zusammenhänge zu entdecken, auch wenn sich dadurch, wie man „liest“, neue Fragen ergeben.

0.13.Nachweise

Verfasserin: Annette Röcher

Genealogie:

² Einwohnerbuch Altenkirchen, Dr. Eyl, Neuwied, 2016.

Quellen:

  • Daten zu Hamm: Familienbuch Hamm an der Sieg von Hartmut Paul Kreuzbergstr. 34 77709 Wolfach
  • Eigene Lesungen aus Kirchenbüchern/Kopien im Kreisarchiv Altenkirchen
  • Daten aus: Johann Eberhard Schlosser aus Hamm/Sieg, Familie Henrich Thal aus Hamm/Sieg, Annette Röcher, Heimatjahrbuch Altenkirchen 2016 und 2017 und www.regionalgeschichte.net.

Erstellt am: 16.05.2019

Anmerkungen:

  1. wiki.genealogy.net: Lohgerber, Weißgerber und Rotgerber Zurück
  2. Lohgerber, Wikipedia. Zurück
  3. Johann Bertram Schmidt (Dominus) Gerichtsschöffe, Ludimoderator actualis, Ludirector, Custos ecclesise +7.3.1686 zu Friesenhagen, 66 Jahre alt, oo Eva Kolbett, +17.2.1684 zu Friesenhagen, 64 Jahre alt. Die Ehefrau stammt wahrscheinlich aus Schönstein. - Lehrer und Küster; ein Sohn von Bertram Schmidt war 1671 Pate bei Johann Adrian Kohlbeth in Wissen - Hermann Stausberg, Hof und Geschlecht Stausberg. Ein Beitrag zur Geschichte des Wildenburger Landes. Görlitz 1932. Zurück
  4. Burbach, Brigitte: Das Kirchspiel. Hamm 1981, S. 36/37. Zurück
  5. Kopien Stammbuch in Unterlagen von Brigitte Burbach im Kreisarchiv Altenkirchen. Zurück
  6. Söhngen, Wilhelm: Geschichte der Stadt Hachenburg. Hachenburg 1914, S. 335 bis 337. Zurück
  7. Zunftbuch der Gerber 1682, Stadtarchiv Hachenburg. Zurück
  8. https://www.olpe.de/media/custom/2513_589_1.PDF?1454339559 Hausbesitz S.18 und "Zur Geschichte der Gerbereien in Olpe" S. 9 unter https://www.olpe.de/media/custom/2513_596_1.PDF?1454339591Zurück
  9. Kirchenbuch CD: Katholische Kirche Niederfischbach, Kreisarchiv AK; Heirat Okt. 1766 in Niederfischbach: Wilhelmus gaßen ex Breidenau et Anna Otilie Hachenburgerin ex Fischbach - Hinweis auf Lehrjungen in Herschbach ? -; Daten für Wissen (katholisch): Uwe Büch, Wissen. Zurück
  10. Angaben zu Roderich Schlösser, Heirat Drolshagen: Berndjosefjansen@freenet.de Angaben per Mail, basierend auf Heiratseintrag Schlösser/Alterauge aus Aufzeichnungen Kirchenbucheinträge Norbert Scheele, Olpe. Zurück
  11. Angaben Peter Schlösser, Pastor: Heimatblätter Olpe 4. Jahrgang Juni 1927, Studierende der alten Universität Köln aus dem Kreis Olpe; https://www.olpe.de/media/custom/2513_587_1.PDF?1454339548 S.128 u.a. Zurück
  12. Angaben aus einer privaten Stammtafel (bekannt). Zurück
  13. www.familienforschung-gipperich.eu/Genealogy/.../d1.html/  Zurück
  14. Beträchtlich war allenthalben im Oberbergischen Raum die Verarbeitung der Rinder- und Kalbfelle aus der nicht unerheblichen heimischen Rinderzucht mittels Eichenlohe der oberbergischen Wälder zu Leder … Im bergischen Amte Windeck werden zahlreiche Lohmühlen schon im 17. Jahrhundert erwähnt in den Kirchspielen Eckenhagen, Much und Leuscheid, wo die Lohe zum Gebrauch gemahlen wurde. - Die oberbergische Wirtschaft und Sozialstruktur bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, von E. Drössler - Zurück
  15. Daniel Schneider, Die Geschichte der Ortsgemeinde Obererbach in zwei Bänden. Obererbach 2009, S. 127/28 und 130. Zurück
  16. Ich nutze Familysearch in der Regel nicht, hier war es hilfreich: Leonardus Rippel, Petronilla Eschweiler Taufe 6.Okt. 1676 Irmgardis, Sankt Maria A D Gradus org/arg:/61903/1:1NVSV-N86:28 Film Nr. 187129
    Petronilla Eschweiler, Leonardus Rippen Taufe 1.Februar 1681 Maria Sophia Rippen Cöln, Wohnsitz Köln Film Nr. 187126 (ohne Gewähr);Zu St. Maria ad Gradus (Köln) siehe auch Wikipedia: Maria zu den Stufen, historische, romanische Stiftskirche mit eigenem Immunitätsbezirk östlich des Kölner Doms … Zurück
  17. Geburtseintrag in Marienthal, Taufe: 27. Juni 1723 baptizata est Anna Gertrudis Orth filia legitima Johany Urthen et Anna Elisabeth (Raider) ex Obersalterberg. Levantibus: Anna Christina (Urthey) et Joanne Petro Dornuff ex … famulus conventus
    Rosmarin Johannes Jodocus (Mstr.), (ältester) Sohn von Hermann Rosmarin, Bürger von Altenkirchen, 19.3.1713, +28.4.1797 Schuhmachermeister, oo 7.11.1741 Anna Getraud Orth, Tochter von Johannes Orth von Obersalterberg, *27.1.1723, +15.7.1782²
    – Unterschied im Geburtsmonat -
    Durch den Eintrag in Altenkirchen zur Hochzeit 1741 löst sich ein Fehler im Kirchenbuch Marienthal auf, bei dem offenbar der Name der Mutter des Bräutigams und der Braut gemischt wurden.
    Nov.1741 praemissus 3 proclamati adolescens Jacob Joducus Rosmarin et Maria Theresia Orthin von Salterberg coram 2 testibus ex Altenkirchen
     Zurück
  18.  Zurück
  19. Verkartung Kirchenbücher Eitorf 1666-1809, Hermann Josef Ersfeld, Eitorf (Urheberrecht). Zurück
  20. Ein Rippel/Riffel wurde ein Flachkamm genannt, der zum Abreißen der Samenkapsel des Flachses für den Hersteller oder Benutzer hilfreich war. (ähnlich?) Zurück
  21. http://www.pfeife-tabak.de/Artikel/Tabakkunde/Deutschland/deutschland.htmlZurück
  22. Herbert Paul, Heimatjahrbuch Altenkirchen 1972. Zurück
  23. 500 Jahre Marienthal, Jakob Wirtz, 1928, Druck und Verlag der Franziskus Druckerei, ab S.213. Zurück
  24. Die Geschichte der Familie Molly, Karl Leich, Pfarrer in Harpen/Bochum, 1907. Zurück
  25. Kataster für Hamm/Sieg: LHAKo Außenstelle Kobern-Gondorf. Zurück
  26. Johann Peter Euteneuer: Der Name Euteneuer war im Großraum Kirchen weit verbreitet. Es ist denkbar, dass familiäre oder geschäftliche Verbindungen zur Familie Bender, die durchaus schon früher bestanden haben können, zu einem Kontakt nach Hamm führten. Horst Moog, Chronik zum 150-jährigen Jubiläum Schützengesellschaft Hamm, nennt als Gründungsmitglied im Jahr 1841 u.a. Peter Euteneuer. Zurück
  27. Intelligenz und Kreisblatt Altenkirchen 1848, 4. Juni – 21. Dez. 1848, Peter Euteneuer; Kreisarchiv Altenkirchen. Zurück
  28. Wie eingangs erwähnt, könnten die Einträge aus dem Zunftbuch, die hier nicht erwähnt wurden, aber erfasst sind, den genannten Gerbern zugeordnet werden. Vielen Dank an Dr. Jens Friedhoff vom Stadtarchiv Hachenburg für sein hilfreiches Entgegenkommen zur Bearbeitung.
    Vielen Dank an den Leiter des Archivs Altenkirchen Herrn Jacek Swiderski für seine freundliche und kompetente Unterstützung. Zurück