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Hans Gál

Komponist und Direktor der Mainzer Musikhochschule, geb. 1890, gest. 1987.

Gál wurde am 5.8.1890 in Brunn a.G. (Niederösterreich) geboren, wuchs in Wien auf, erlangte 1908 am Maximiliansgymnasium in Wien das Reifezeugnis und erhielt 1909 die Lehramtsbefähigung für den Unterricht im Klavierspiel. Er erhielt eine Anstellung als Lehrer für Klavier und Harmonielehre am Neuen Wiener Konservatorium. Daneben setzte er seine Studien fort und entwickelte eine umfangreiche Kompositionstätigkeit. 1913 wurde er bei Prof. Guido Adler an der Wiener Universität mit einer musikwissenschaftlichen Arbeit promoviert. 1915 erhielt Gál für seine erste Symphonie den österreichischen Staatspreis für Komposition. Zahlreiche weitere Kompositionen und Auszeichnungen folgten. Gál begann für die Bühne zu arbeiten, hatte einen großen Erfolg mit der komischen Oper "Die heilige Ente" (1923) und arbeitete an der Edition von Johannes Brahms' Sämtlichen Werken mit. Am 3. Dezember 1929 übernahm Hans Gál die Leitung der Städtischen Musikhochschule in Mainz als Nachfolger von Hans Rosbaud, der als Chefdirigent zum Südwestdeutschen Rundfunk in Frankfurt wechselte. Gál, der unter 120 Bewerbern ausgewählt worden war, entfaltete in der Musikhochschule eine rege Tätigkeit, wozu neben der pädagogischen Arbeit auch eine Reihe von öffentlichen Konzerten gehörte, bei denen die zeitgenössische Musik einen festen Platz hatte.
Am 29. März 1933 wurde der Jude Hans Gál von den neuen nationalsozialistischen Machthabern seines Amtes enthoben. Schon in den Wochen zuvor war er in der rechtsorientierten "Mainzer Tageszeitung" mit Artikeln unter der Überschrift "Die Mainzer Musikhochschule unter jüdischer Herrschaft" in übler Weise angegriffen worden. Er ging mit seiner Familie nach Wien zurück. Nach dem "Anschluss" Österreichs war ihm jedoch auch hier die Existenzgrundlage entzogen. Das Ehepar Gál emigrierte daraufhin nach London. Kurz darauf erhielt er durch den Komponisten Sir Donald Francis Tovey eine Einladung nach Edinburgh. Bei Kriegsausbruch wurde er zunächst interniert. 1945 erhielt er dann an der Universität Edinburgh ein Lektorat; 1948 wurde ihm der Grad eines Doktors der Musik verliehen. Eine Berufung nach Wien lehnte er ab und blieb bis zu seinem Tod in Edinburgh. 1984 wurde ihm von Queen Elizabeth II. die Auszeichnung "Order of the British Empire" verliehen.
Hans Gál starb am 3.10.1987 in Edinburgh.