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Andreas Joseph Hofmann

Andreas Joseph Hofmann (1752-1849) zählte zu den führenden Mainzer Jakobinern, er war Präsident des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents und diente als Vorbild für die Generation des Vormärz.

1777: Jurist am Wiener Reichshofrat

Protokollbuch des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents
Protokollbuch des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents[Bild: Stadtarchiv Mainz]

Der Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 gilt gemeinhin als Beginn der Französischen Revolution. Auf den Tag genau, allerdings 37 Jahre zuvor, am 14. Juli 1752, kam Andreas Joseph (auch Josef) Hofmann als Sohn einer fürstbischöflichen Familie im bei Würzburg gelegenen Örtchen Zell zur Welt. Hofmanns Eltern starben früh, sodass er in die Obhut seines Onkels Franz Xaver Fahrmann kam. Dieser war nicht nur Professor für Moraltheologie an der Universität Würzburg, sondern stand darüber hinaus einem Jesuitenseminar vor, welches der junge Hofmann fortan besuchte und an dem er in Rhetorik und Poetik unterrichtet wurde. Von Hofmann ist kein Bild überliefert, dafür jedoch eine Beschreibung seines Freundes Karl Reuter, eines Arztes aus Wiesbaden. Dieser beschrieb den schon älteren Hofmann als Mann mittlerer Größe mit stämmigem Körperbau und einem „Lutherkopf“ [Anm. 1]

In Mainz und Würzburg studierte Hofmann Jura und beendete sein Studium noch als Jugendlicher. Dass er im Jahr 1777 als „Jungjurist“ seine ersten praktischen Erfahrungen am Reichshofrat in Wien sammeln durfte, deutet daraufhin, dass er während seines Studiums mit überdurchschnittlich guter Leistung aufgefallen war. Zunächst von der großen und modern anmutenden Kaiserresidenz begeistert, in der von der „Enge seiner fränkischen Heimat“ nichts zu spüren war, verkehrte sich seine Haltung schnell ins Gegenteil: Der Mitregent und Sohn von Maria Theresia, Joseph II., bezeichnete sich als Vertreter eines aufgeklärten Absolutismus, setzte seine Reformpläne allerdings nur unzureichend durch. [Anm. 2] Hofmann gründete daraufhin sein eigenes Journal, in welchem er fortan „satirisch-frivole“ Artikel zur kaiserlichen Regentschaft veröffentlichte, um seiner Kritik am Herrschaftssystem Ausdruck zu verleihen. [Anm. 3]

1784: Professor der Philosophie

Abgeordneter des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents
Abgeordneter des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents[Bild: Nationalbibliothek Frankreich / BnF]

Nachdem seine provokanten Thesen bis an den Kaiserhof vorgedrungen waren, verließ Hofmann, wohl nicht ganz freiwillig, die Großstadt Wien und kehrte in seine Studentenstadt Mainz zurück, wo er sich erfolgreich auf den Lehrstuhl für Philosophie bewarb. Durch die Universitätsprofessur ermutigt, veröffentlichte Hofmann im Jahr 1784 seine erste bedeutende wissenschaftliche Abhandlung „Über die heimliche Lehrart der Alten und die der Neueren in lateinischer Sprache“. In dieser forderte er dazu auf, Latein als Schrift- und Gelehrtensprache endgültig abzuschaffen, damit Wissenschaft und Religion endlich auch einer breiteren Bevölkerung zugänglich würden. Hofmann selbst beherrschte neben Latein diverse Fremdsprachen, Griechisch, Französisch, Italienisch und Englisch, in Perfektion. [Anm. 4]

Hofmann war Anhänger der Kantischen Philosophie der Aufklärung und verkehrte nicht nur in Lesegesellschaften, sondern darüber hinaus auch in den noch jungen Kreisen des 1776 gegründeten Illuminatenbunds.[Anm. 5] Im Juli 1789 vernahm er, wie viele andere Intellektuelle seiner Zeit, mit großer Zustimmung die Nachrichten aus dem nahen Frankreich. Seine tiefe Begeisterung für die Errungenschaften der französischen Revolutionäre und ihr Streben nach Liberté, Egalité und Fraternité sollten Hofmanns Leben nachhaltig prägen.

Seine eindeutig prorevolutionäre und „unorthodoxe“ [Anm. 6] Haltung verbarg er nicht und lobpreiste vom Katheder aus die französischen Ideale. Im Sommer 1792 und damit wohlgemerkt erst nach drei Jahren folgten die ersten Konsequenzen für Hofmann: Im Auftrag des Kurfürsten von Mainz verhörte der Prorektor der Universität, Johann Michael Hettersdorf, die Schüler des Philosophieprofessors. [Anm. 7] Sie sollten Aussagen zu den Inhalten von Hofmanns Vorlesungen treffen. Dass das Verhör einen halbherzigen Versuch darstellte, Hofmann für seine politischen Äußerungen zur Rechenschaft zu ziehen, zeigt die bloße Verwarnung, die der Professor im Anschluss erhielt.

Dies ist umso erstaunlicher, als der Kampf gegen die französischen Ideale an anderer Stelle, d.h. auf dem Schlachtfeld, derweil neue Züge annahm. Der Wendepunkt erfolgte Ende September 1792 in der Nähe des französischen Valmy. Hier gelangte das preußische Truppenkontingent der Koalitionsarmee nach einem Artillerieduell zum Stehen und musste sich zurückziehen, der Sturm der Interventen auf Paris war beendet. Es folgte die französische Gegenoffensive in Richtung Rheinland von Landau durch die Pfalz nach Rheinhessen.

1792/93: Wortführer im Mainzer Jakobinerklub

Titelblatt des „Aristokratenkatechismus“
Titelblatt des
„Aristokratenkatechismus“
[Bild: Bayerische Staatsbibliothek [NoC-NC 1.0]]

Am 21. Oktober 1792 endete schließlich die Belagerung von Mainz mit der Übergabe der Stadt an den General der französischen Revolutionsarmee Adam Philippe de Custine. In Mainz hatte eine Gruppe von Mainzer Akademikern, unter ihnen der damals schon berühmte Georg Forster, nur auf diese Situation gewartet: Nach zwei Tagen wurde der erste Mainzer Jakobinerklub gegründet, die „Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Einheit“. Wenngleich Hofmann nicht zu ihren unmittelbaren Gründungsmitgliedern zählte, trat er dem Klub nach nur wenigen Tagen bei.

Drei Jahre lang waren die Erfolge der französischen Revolutionäre lediglich indirekt, d.h. vor allem durch Propaganda und Migration, nach Deutschland gelangt. Im Zuge der französischen Besetzung des Rheinlands versicherten die Besatzer der deutschen Bevölkerung das Recht zur Selbstverwaltung und ließen „Allgemeine Administrationen“ aufstellen, wodurch die revolutionären Ideen nun erstmals auch in Deutschland in die Tat umgesetzt wurden. [Anm. 8]

Aus dieser Anfangszeit der Mainzer Republik entstammte Hofmanns philosophisches Hauptwerk, der „Aristokratenkatechismus: ein wunderschönes Büchlein, gar erbaulich zu lesen, für Junge und Alte”, welches 1792 erschien. In diesem „Prototyp einer revolutionären Kampfschrift“ [Anm. 9] stritten sich ein revolutionärer Demokrat und ein reaktionärer Aristokrat über Sinn und Zweck einer aristokratischen Herrschaftsordnung mit dem Ergebnis, dass der Demokrat über die Uneinsichtigkeit und Blindheit des Vertreters des Ancien Regime verzweifelt resignierte.

Aristokrat: „Frankreich und Deutschland, was für ein Unterschied! (…) Ach ja wohl, gibt’s von diesem den Adligen und Fürsten so schädlichen Ungeziefer auch in Deutschland. Da sind zum Beispiel die Mainzer, die auch die Leut’ gescheiter machen wollen, aber denen wird’s gewiß nicht glücken. (…) Weil wir die Bürger und Bauern in Deutschland viel dummer gehalten haben als die französischen Aristokraten die ihrigen, und weil’s also auch schwerer hält, die unsrigen zu belehren.“ [Anm. 10]

Doch nicht nur Hofmanns Schriften stießen auf breiten Zuspruch. Schnell gelang es ihm, sich durch seine impulsiven und eloquenten Reden im Klub einen Namen unter den Mainzer Jakobinern zu machen, sodass der Philosophieprofessor nach nur wenigen Wochen bereits zu ihren Wortführern zählte. In seinen Reden vertrat er einen radikalen Republikanismus, der jegliche Kompromissbereitschaft ablehnte. [Anm. 11]

Hofmanns Renommé, aber auch sein Mut, zeigten sich besonders in den Klubsitzungen des 10. Januars des Jahres 1793. In seiner zweistündigen Rede, der „großen Schelte“ [Anm. 12] stellte er sowohl die Mainzer Klubelite, darunter allen voran Georg Forster, Georg Christian Wedekind und Anton Joseph Dorsch, sowie die französische Besatzungsherrschaft, hierunter insbesondere General Custine, an den moralischen Pranger. Dass seine Bloßstellung der Franzosen einerseits kurz darauf in aller Volkes Munde war sowie andererseits der gemeinsamen Sache der Revolution nicht zweckdienlich, sondern vielmehr schädlich war, hielt Hofmann nicht von seiner Kritik ab.

Die klubinternen Spannungen und Streitigkeiten führten zwar nicht zu einer Aufspaltung in verschiedene Flügel, jedoch sicherlich zur Bestärkung der Franzosen, die Revolution am Rhein im „alten Stil“ [Anm. 13], d.h. vor allem administrativ, durchzusetzen.

1793: Präsident des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents

Plakat des Mainzer Jakobinerklubs, der „Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Einheit“
Plakat des Mainzer Jakobinerklubs, der „Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Einheit“[Bild: Museé d'Histoire, Riquewihr]

Diese Radikalität und Unangepasstheit im verbalen Kampf um die revolutionären, aber auch moralischen Ideale bescherten Hofmann bis an sein Lebensende und darüber hinaus ein hohes Ansehen. [Anm. 14] So kam es, dass er am 17. März 1793 in einer Stichwahl gegen Georg Forster zum Präsidenten des „Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents“ gewählt wurde, des ersten nach demokratischen Prinzipien gewählten Parlaments auf deutschem Boden. Bezeichnend für die Demokratiegeschichte Deutschlands war ebenso der Folgetag, der 18. März 1793. An diesem Tag rief Präsident Hofmann, auf dem Balkon des Deutschhauses stehend, die erste deutsche Republik, den „Rheinisch-Deutschen Freistaat“, aus.

In seiner Funktion als Präsident spiegelte sich Hofmanns radikale Position besonders deutlich wider. Eine Opposition gab es nicht und durfte es auch nicht geben, denn es ging darum, interne Geschlossenheit zu verkörpern: Abweichende Meinungen bezogen sich so weniger auf inhaltliche, sondern vielmehr auf Verfahrensfragen, Debatten und Diskussionen dienten der Demonstration der „ideologischen Geschlossenheit“ [Anm. 15] Als sich auf der Sitzung vom 21. März der Mainzer Professor Karl Westhofen offen gegen die vorgesehene Vereinigung mit Frankreich aussprach, wurde er von der „Rednerbühne heruntergejagt (...) mit dem Beifügen von Hofmann, dass es die Franzosen nicht anders haben wollten“ [Anm. 16]

Hofmann sollte jedoch nicht nur der erste, sondern auch der einzige Präsident des Konvents bleiben. Die Enttäuschung von Valmy war überwunden und neu gestärkt war die Koalitionsarmee bereits seit Jahresende 1792 gegen die französischen Besatzer erneut ins Feld gezogen. Mit Frankfurt war am 2. Dezember die erste Stadt wieder in deutschen Besitz gelangt. Im März 1793 blickte man, zumindest seitens derjenigen, die sich selbst als „Befreier und Befreite“ [Anm. 17] verstanden, voller Sorge auf die Kriegsgeschehnisse, die sich nun rasant und zum Nachteil der Franzosen entwickelten.

Mainz wurde zum letzten französischen Stützpunkt. Mitte April begann die Belagerung und Isolation der Stadt, im Juni folgte die Beschießung. Am 23. Juli 1793 mussten die Franzosen kapitulieren, die revolutionäre Mission war gescheitert. Während viele der Mainzer Jakobiner in preußische Haft kamen, konnte Hofmann gemeinsam mit den französischen Besatzungstruppen abziehen. Angesichts der im September 1793 angebrochenen Zeit der Terreur und der damit einhergegangenen fremden- und ausländerfeindlichen Stimmung, handelte es sich auch für die Exilanten keineswegs um ein sorgenfreies Leben im post-revolutionären Frankreich. [Anm. 18]

1793–1798: Exilant in Frankreich

Sitzung des Mainzer Jakobinerklubs im Akademiesaal des Kurfürstlichen Schlosses
Sitzung des Mainzer Jakobinerklubs im Akademiesaal des Kurfürstlichen Schlosses[Bild: GDKE RLP, Landesmuseum Mainz]

Hofmann jedenfalls war für die Pariser Regierung tätig und verbrachte die Phase der Terrorherrschaft als Sonderbotschafter fernab in England. Nach der Enthauptung Robespierres kehrte er 1795 nach Paris zurück und verfolgte die Kämpfe um das linke Rheinufer. Als er kurzzeitig eine Stelle im Pariser Polizeiministerium als Directeur de la police etrangère erhielt, machte er zudem die Bekanntschaft des damaligen Generals Napoleon Bonaparte, dem er regelmäßig Bericht erstatten musste. Da ihm dessen aufbrausendes Gemüt missfiel, legte Hofmann kurz darauf sein Amt nieder. [Anm. 19]

Am 17. Oktober 1797 beendete der Frieden von Campo Formio den seit fünf Jahren andauernden Krieg zwischen Frankreich und der Koalitionsarmee unter Führung Österreichs und Preußens. Frankreich annektierte als Siegernation das gesamte linke Rheinufer und teilte es in die vier Besatzungszonen Rur, Saar, Rhein und Donnersberg ein. Mainz wurde zur Hauptstadt des Departement Mont-Tonnerre ernannt. Die folgende Zeit wurde als Franzosenzeit bezeichnet; sie dauerte fast zwanzig Jahre und war daher allein aufgrund des zeitlichen Ausmaßes prägender als die vorbereitende Phase der Mainzer Republik. [Anm. 20]

Eine völkerrechtsgültige Annexion der besetzten Gebiete erfolgte jedoch erst im Jahr 1801 durch den Frieden von Lunéville zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, der zugleich den Zweiten Koalitionskrieg beendete.

1798–1802/03: Generaleinnehmer des Departement Donnersberg

Karte des Departement Donnersberg
Karte des Departement Donnersberg[Bild: Nationalbibliothek Frankreich / BnF [Public Domain]]

Dass Hofmann noch während des Krieges aktiv für die französische Annexion des Rheinlandes geworben und sich damit für die „Cisrhenanische Republik“ ausgesprochen hatte, war den Franzosen positiv in Erinnerung geblieben. Nur so ist es zu erklären, dass sie im Jahr 1798 mit Hofmann einen Deutschen zum Generaleinnehmer von Donnersberg ernannten, dem höchsten Amt der Finanzverwaltung eines Departements: Prinzipiell wurden mehrheitlich Franzosen für leitende Funktionen in den zu integrierenden Gebieteneingesetzt, so waren unter den 36 Direktoren, die von 1800–1813 der Finanzverwaltung vorstanden, 30 gebürtige Franzosen, ein Niederländer, ein Engländer und vier Deutsche, darunter Hofmann. [Anm. 21] Doch ebenso wie das Präsidentenamt, hatte der Mainzer Jakobiner diese Position nur für einen relativ kurzen Zeitraum inne: Bereits 1803 wurde er seines Amtes enthoben, da ein ihm unterstellter Beamter eine hohe Summe an Steuergeldern, genauer 750.000 Francs, veruntreut hatte. [Anm. 22]

Kurz vor dessen abrupten Amtsenthebung wollte der derzeitige Konsul Napoleon Bonaparte am 25. September 1801 Hofmann noch zum Mitglied der Legislative befördern, doch dieser lehnte ab, „die zunehmende Machtfülle des kleinen Cäsars“ [Anm. 23] soll ihn davon abgehalten haben.

1804–1849: Privatmann und „lebendes Denkmal” im Rheingau

Johann Adam von Itzstein, Mainzer Jakobiner (1792/93) und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung (1848/49)
Johann Adam von Itzstein, Mainzer Jakobiner (1792/93) und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung (1848/49)[Bild: Österreichische Nationalbibliothek [Public Domain]]

Der 52-jährige Hofmann war „politisch ermüdet“ [Anm. 24] als er sich 1804 ins Private nach Winkel im Rheingau zurückzog, wo er noch über 40 Jahre verbrachte. Trotz seiner politischen Enthaltsamkeit geriet Hofmann auch in vier Dekaden bei seinen Zeitgenossen nicht in Vergessenheit. Einerseits erinnerte sich das Ancien Regime während der 1815 beginnenden Restaurationszeit wieder an den radikalen Mainzer Jakobiner, sodass im Zuge der „Demagogenverfolgungen“ auch sein Haus einer provisorischen Durchsuchung unterzogen wurde. Auf dem Wiener Kongress von 1814/15 hatte sich der europäische Adel darauf verständigt, jegliche revolutionären Tendenzen bereits in ihren Anfängen unterbinden zu wollen.

Andererseits vergaß auch die Generation des Vormärz den eloquenten Wortführer von 1792/93 nicht und bezeichnete ihn liebevoll als „lebende Koryphäe“ [Anm. 25]. Auch Johann Adam von Itzstein besuchte Hofmann auf seinem Landgut. [Anm. 26] Dieser war ebenfalls Mitglied im Mainzer Jakobinerklub gewesen und zudem der Initiator des „Hallgartenkreises“, der später, von namenhaften „48ern“ wie Robert Blum besucht, zu einer der Keimzellen der Frankfurter Nationalversammlung wurde.

Nachdem er, vermutlich endgültig jeder Hoffnung an ein republikanisches Deutschland beraubt, noch das Scheitern der Märzrevolution erlebt hatte, verstarb Andreas Joseph Hofmann 1849 in Winkel im hohen Alter von 97 Jahren. Seine Beisetzung organisierte seine Tochter Charlotte Sturm und erfolgte unter Ausschluss der Geistlichkeit.

Hofmann zählte wohl zu den „revolutionärsten der Revolutionäre der Mainzer Republik“ und konnte sich bei seinen Zeitgenossen als „volksnaher, unerschrockener Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit“ profilieren. [Anm. 27] Er gehörte zu jenen Jakobinern der ersten Generation, die die Grundlage für die Mainzer Republik schufen und beim Aufbau der französischen Herrschaft nach 1798 in der Verwaltung französische Direktiven umsetzten „ohne jedoch entscheidend neue Akzente setzen zu können“ [Anm. 28].

Obwohl Hofmann damit die These zu bestätigen scheint, dass ehemalige Revolutionäre unter dem autokratischen System Napoleons nahezu keine eigenen Entfaltungsmöglichkeiten besaßen, zeigt sein Beispiel, dass eine rigoros republikanisch-demokratische Gesinnung dadurch nicht notwendigerweise erlöschen musste. Hofmanns Haltung stellte vielmehr eine Konstante und Kontinuität dar zwischen Französischer Revolution, Vormärz und gescheiterter 1848er-Revolution und wurde damit zum Vorbild für alle diejenigen, die sich nach einem vereinten Deutschland und dem Ende des „Despotismus“ der Fürsten sehnten.

Als Hofmanns ehemaliger Student und österreichische Staatskanzler Fürst Klemens von Metternich ihn 1846 auf den nahegelegenen Johannisberg einlud, erteilte er diesem eine grobe Absage. [Anm. 29] Auch wenige Jahre vor seinem Tod blieb Hofmanns Ressentiment gegen das Ancien Regime ungebrochen.

Nachweise

Autorin: Kolgraf, Lara

Verwendete Literatur:

  • Clemens, Gabriele B.: Diener dreier Herren – Die Beamtenschaft in den linksrheinischen Gebieten vom „Ancien Regime” bis zur Restauration, in: Fremde Herrscher – fremdes Volk. Inklusions- und Exklusionsfiguren bei Herrschaftswechseln in Europa, hrsg. Helga Schnabel-Schüle / Andreas Gestrich, Frankfurt am Main 2006.
  • Dumont, Franz: Von Mainz nach Hambach? Kontinuität und Wandel im Lebensweg rheinischer und pfälzischer Jakobiner, in: Die Französische Revolution und die Oberrheinlande (1789-1798), hrsg. Volker Rödel, Sigmaringen 1991, S. 205-222.
  • Ders.: Die Mainzer Republik von 1792/93. Studien zur Revolutionierung in Rheinhessen und in der Pfalz, Alzey 1993.
  • Hofmann, Andreas Joseph: Der Aristokratenkatechismus. Ein wunderschönes Büchlein, gar erbaulich zu lesen, für Junge und Alte, in: Mainz zwischen Rot und Schwarz. Die Mainzer Revolution 1792-1793 in Schriften, Reden und Briefen, hrsg. Claus Träger, Berlin 1963, S. 283-295.
  • Mathy, Helmut: Andreas Josef Hofmann, der Präsident des rheinisch-deutschen Nationalkonvents von 1793, in: Deutsche Jakobiner. Mainzer Republik und Cisrhenanen 1792-1798, hrsg. Bundesarchiv / Stadt Mainz, Mainz 1981, S. 235-238.
  • Ders.: Andreas Josef Hofmann und Georg Nimis – zwei Mainzer Jakobiner im Vergleich, in: Die Französische Revolution und die Oberrheinlande (1789-1798), hrsg. Volker Rödel, Sigmaringen 1991, S. 181-204.
  • Scheel, Heinrich: Andreas Josef Hofmann, Präsident des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents, in: Die Mainzer Republik: der Rheinisch-Deutsche Nationalkonvent, Doris M. Peckhaus / Michael-Peter Werlein (Red.), Mainz 1993, S. 172-177.
  • Schweigard, Jörg: Die Liebe zur Freiheit ruft uns an den Rhein, Gernsbach 2005.
  • Ders.: Aufklärung und Revolutionsbegeisterung, Frankfurt/Main 2000.

Aktualisiert am: 24.10.2023

Anmerkungen:

  1. Schweigard 2005, S. 147 (gemeint war Martin Luther).  Zurück
  2. Ebd.  Zurück
  3. Mathy 1981, S. 235.  Zurück
  4. Ebd.  Zurück
  5. Vgl. Schweigard 2000, S. 114.  Zurück
  6. Mathy 1981, S. 235.  Zurück
  7. Scheel 1993, S. 172.  Zurück
  8. Vgl. Dumont 1991, S. 206.  Zurück
  9. Mathy 1981, S. 235.  Zurück
  10. Aristokratenkatechismus, S. 289 f.  Zurück
  11. Vgl. Mathy 1981, S. 235.  Zurück
  12. Scheel 1993, S. 174.  Zurück
  13. Dumont 1993, S. 278. Zurück
  14. Vgl. Mathy 1981, S. 236.  Zurück
  15. Dumont 1993, S. 406.  Zurück
  16. Ebd., S. 407 (gemeint war die Vereinigung mit Frankreich).  Zurück
  17. Mathy 1991, S. 187.  Zurück
  18. Vgl. Dumont 1993, S. 391.  Zurück
  19. Vgl. Schweigard 2005, S. 153.  Zurück
  20. Vgl. Dumont 1993, S. 480.  Zurück
  21. Vgl. Clemens 2006, S. 81 f.  Zurück
  22. Ebd.  Zurück
  23. Schweigard 2005, S. 153.  Zurück
  24. Scheel 1993, S. 177.  Zurück
  25. Mathy 1991, S. 198.  Zurück
  26. Vgl. Schweigard 2005, S. 154. Zurück
  27. Mathy 1991, S. 187.  Zurück
  28. Ebd., S. 198.  Zurück
  29. Mathy 1981, S. 235.  Zurück