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Heinrich Zimmer

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Portrait von Professor Zimmer[Bild: Fritz Schellack]

Als Heinrich Zimmer am 06. Dezember 1851 geboren wurde, waren gerade Jahre höchster Not und Entbehrungen im Hunsrück zu Ende gegangen.[Anm. 1] Die Hungersnot von 1845 bis 1848 und die politische Beunruhigung durch die Revolution des Jahres 1848. Umso erstaunlicher erscheint auf den ersten Blick der Aufstieg des Sohnes aus einer Bauern- und Leinenweberfamilie. Gerade um die Mitte des 19. Jh. verlor die bäuerliche Leinenweberei, die im Raum Kastellaun eine gewisse Tradition hatte, immer mehr an Bedeutung, blieb jedoch ein wichtiger Zusatzverdienst neben der oft kargen Landwirtschaft. Man muss es wohl der Weitsicht der Eltern und dem Rat von Förderern und Freunden zuschreiben, dass Heinrich Zimmer seine Talente weiter entwickeln konnte. Neben der Weitsicht musste zudem die entsprechende wirtschaftliche Basis vorhanden sein, um außergewöhnliche Ausbildungsgänge finanzieren zu können. Der angestrebte Werdegang als Lehrer schien zunächst für alle Beteiligten eine pragmatische Lösung, dem Bildungsdrang Heinrichs entgegenzukommen.

Mit der Reichsgründung von 1871 ist im damaligen Deutschland auch eine gewisse Aufschwungstimmung verbunden – der siegreiche Krieg gegen den so genannten „Erzfeind“, (- nach der Annexion Elsaß-Lothringens war ein Studium in Straßburg möglich), ein wirtschaftlicher Aufschwung, schufen neues Selbstbewusstsein, das in viele Lebensbereiche hineinwirkte. Heinrich Zimmer aber ließ sich aber offensichtlich nicht in einen engstirnigen Nationalismus – den es in dieser Zeit auch in der Wissenschaft gab – hineinpressen. Im Gegensatz zur Gegenwart waren Altertumswissenschaften und die Beschäftigung mit alten Sprachen im 19. Jahrhundert eher moderne Wissenschaften, gerade das idealisierte Mittelalter war Grundlage der deutschen Romantik des 19. Jahrhunderts. (z.B. Kyffhäuser – Barbarossa und Kaiser Wilhelm). Unabhängig von den allgemeinen Rahmenbedingungen muss die Persönlichkeit Heinrich Zimmers gesehen werden, denn nur durch einen starken Willen, großen Ehrgeiz und ein unersättliches Interesse scheint es möglich, dieses Pensum an Sprachstudium bewältigen zu können. Dazu gehört zugleich ein entsprechendes wirtschaftliches Standbein. Zimmer gelang offensichtliche diese Synthese, indem er durch entsprechende Leistungen zugleich die wirtschaftliche Grundlage für sein erfolgreiches Forscherleben schuf. Mit den Beschreibungen eines väterlichen Wesens, mit einem strikten Arbeitspensum und geregelten Abläufen, entsprach Zimmer zugleich dem klassischen Bild eines Universitätsprofessors.

Nachweise

Verfasser: Fritz Schellack

Anmerkungen:

  1. Geburtsdatum siehe Bd. 4: Abenteuer und Fahrten der Seele. Der König mit dem Leichnam und andere Mythen Märchen und Sagen aus keltischen und östlichen Kulturbereichen. Darstellung und Deutung. 1961Zurück