Bodenheim in Rheinhessen

Ortsbefestigung Bodenheim

Luftbild von Bodenheim[Bild: Alfons Rath]

Das Mittelalter brachte in der Region um Mainz vielfach politische Unruhen und kriegerische Auseinandersetzungen mit sich, wodurch auch die Bevölkerung von "Bodinheim", wie Bodenheim 1322 noch hieß, gezwungen war, Schutz- und Abwehrmaßnahmen zu ergreifen.
Deshalb war der Ort seit dem 15. Jahrhundert wie in anderen rheinhessischen Dörfern auch mit einem Wall und einem tiefen Graben umgeben, auf dessen dazu gehörigem Geländestreifen Rüsterbäume, auch Effen oder Ulmen genannt, und dichtes Dornenstrauchwerk, das sogenannte "Gebück", gepflanzt waren. Damit sollte möglichst verhindert werden, dass ungebetene "Gäste" wie Herumtreiber, Wegelagerer oder auch sogenannte "Buschklepper" (Wilddiebe)  in den Ort gelangen konnten. Der besagte Graben findet sich noch 1656 in der Bodenheimer Flurbezeichnung als "der gemein Dorfgraben" wieder.

Bodenheim besaß seit dem Spätmittelalter außerdem sechs mit Falltoren ("valledor") versehene Ortseingänge. Für jedes Tor, auch Pforte oder Port genannt, war ein sogenannter "Beschliesser"bestimmt, der eine jährliche Vergütung von 2-3fl (Florin) erhielt. Die Kaufkraft von einem Florin, einer mittelalterlichen Goldmünze, entspricht aus heutiger Sicht umgerechnet rund 100 €.

Selektionskarte Gemarkung Bodenheim 1820 (Kolorierte Federzeichnung), erarbeitet von Geometer Kraus.

An den Toren, sowie in deren Nähe, sollen wie beim Dorfgraben nach alter Überlieferung ebenfalls große Rüsterbäume gestanden haben, die allerdings in den Kriegswirren während der Okkupation Rheinhessens durch französische Revolutionstruppen in den Jahren 1792-1794 wohl abgeholzt und als Brennmaterial genutzt worden sind.

Wo standen in Bodenheim die Dorftore, die Pforten? Und wie lauten die dazu gehörenden Flurnamen?

  • Die "obere Mainzer Port" am Ortsausgang nach Hechtsheim, Richtung Mainz befand sich an der Ecke Schönbornplatz/Burgweg.
  • Die "untere Mainzer Port" stand am Ausgang des "alten Mainzer Weges", am Nordende der heutigen Mainzer Straße, die durch den unteren Neuberg nach Laubenheim und dann über "Heiligkreuz" auch nach Mainz führte. Für das Jahr 1750 ist noch eine Rechnung für das "Untere Mainzer Tor" belegt, die der Kulturbeauftragte von Bodenheim, Bernhard Marschall freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat: "21. April 1750 ist dem Zimmermann Meister Mayer ein tach auf das untere Mayntzer Thor zu machen und veraccordirt worden. Vor 4 fl 30 xr worzu ihme das holtz geschaft wird."

Die beiden "Mainzer Tore" sind überdies hinaus als Flurnamen mit "Vnter Mainzerporth" (1677) und mit "vor dem hintern Mayntzer pforth" (1742) im Bodenheimer Flurverzeichnis ausgewiesen.

  • Mönchs-Pforte:  Die "Münche-Port", wie sie in einer Urkunde von 1381 bezeichnet wird, war am Ausgang des Weges an den Rhein, am Ostende der ehemaligen "Münchgasse", neben dem "Dahlheimer Nonnenhof" (Mainzerstraße 16) bereits im Hochmittelalter errichtet worden. Die "Münche-Port", die auf den Landsitz eines Klosters hindeutet, wurde im gleichen Jahr auch als Flurname "nennit die munche port" erwähnt.

In späterer Zeit wandelt sich deren Name in "Kühpforte" und die dazugehörende Straße erhielt später die Straßenbezeichnung  "Kühgasse", die sie bis Anfang der 1880er Jahre führte. In der Nähe der "Kühpforte" befand sich nämlich eine Kuhweide und das dazu gehörende Hirtenhaus. Ergänzt wurde die "Kühpforte" durch die Flurbezeichnung "an der Kuhpforte" aus dem Jahre 1742.    

  • Griesels Pforte: Die "Christels-Port" oder "Griesel-Port" war am "Altenmünster-Nonnenhof", jetzt Rheinstraße 30, platziert und darauf bezieht sich auch der Flurnamen "an der Grießels pforth" (1742). Das Wort "Griesel" kann einen Familiennamen oder auch "Kreisel, Kiessand, Sandkorn" bedeuten. Interessant deshalb, weil sich Bodenheim in der Nähe des Rheins befindet!
  • Flammers Pforte: Die "Flammers-Port" war am Ortsausgang nach Ebersheim und in Hauptrichtung Gau-Bischofsheim etwa in der Gegend Gaustraße-"Ebersheimer Hohl" mit dem Flurnamen "vor der flammers pforth" aus dem Jahr 1742 zu finden. Der Name "Flammers" ist abgeleitet von einem altdeutschen Rufnamen "Flamar", der allerdings was die Ortsbefestigung von Bodenheim betrifft, in dem Zusammenhang nicht bezeugt ist. 
  • Kirch-Port: Die "Kirch-Port" lag am Ortsausgang nach Lörzweiler in der heutigen Kirchbergstraße am Abzweig des Weges zum "Kirchsteg". Im Weistum von 1536 ist bestimmt, dass dort ein Porthaus errichtet werden soll, damit man von dort aus von oben die Mitte des Dorfes besser überwachen könne. Dazu passt der Flurname "hinder der kirchen zu Bodenhey...) aus dem Jahre 1458. - (Flurname: Kirche)  

Sämtliche Pforten sind im Zeitraum von 1817 bis 1820 sukzessive verschwunden, ohne dass davon ein Überbleibsel im Ort sichtbar wäre.
Der einstige Dorfgraben wurde bereits Mitte des 19. Jahrhunderts niedergelegt und vereinzelte Bäume sind dann Mitte des 20. Jahrhunderts gefällt worden und damit unwiederbringlich verschwunden.
An die historische Ortsbefestigung von Bodenheim erinnern heute einzig und allein die "Grabengasse" und die Straße "Mainzer Port", beide im Ortskern von Bodenheim gelegen.

Nachweise

Verfasser: Wolfgang Höpp

Verwendete Literatur:

  • Karl Johann Brilmayer: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905.
  • Ellmers, Detlev: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Band 12: Nördliches Rheinhessen, S. 259.
  • Flurnamen in Bodenheim, bearbeitet von Bernhard Marschall. In: www.bodenheim.de ohne Jahr.
  • Winhart, Karl: 1200 Jahre Bodenheimer Ortsgeschichte x 1200 Jahre Weinbau. Bodenheim 1955 (Reproduktion 1988).

Erstellt am: 21.02.2022