Flomborn in Rheinhessen

Ortsbefestigung Flomborn

Das Dorf war seit dem Mittelalter von einem Dorfgraben und einem mit Effen (Ulmen, Rüster) bewachsenen breiten Geländestreifen umgeben, der nur ganz wenige Durchlässe hatte. Im Wesentlichen hatte dieser die Form eines Rechtecks und war an der Südseite des mittelalterlichen Dorfes nur von der ehemaligen "Burg Flomborn" unterbrochen.
Um die im Laufe der Jahrhunderte entstandenen Kriegsschulden der Gemeinde zu bezahlen, wurde der Graben in großen Teilen abgeholzt. Einzeln stehende Bäume lassen heute noch ungefähr dessen Verlauf erkennen.
An den Dorfgraben schlossen sich ummauerte Gärten an. Außerdem standen am Rand des Ortes eng aneinander gereihte Scheunen, ein sogenannter "Scheunenkranz", der nach außen zum Schutz vor Eindringlingen nur winzige Öffnungen hatte und somit auch zur Ortsumwehrung beitrug.

Zur Flomborner Ortsbefestigung kamen noch zwei Dorftore, auch Pforten genannt, hinzu.
In der heutigen Langgasse befand sich in deren oberen Teil das sog. Obertor und im unteren südlichen Teil das Untertor. Außerdem sollten durch die sich selbst schließenden Falltore, "valledor", verhindert werden, dass Vieh unbeobachtet und unkontrolliert nach außen in die Gemarkung entwich.

Von beiden Pforten ist heute keine mehr vorhanden. Wann sie niedergelegt wurden, ist leider nicht bekannt.

Als weiterer Hinweis auf eine Ortsbefestigung ist die schon erwähnte "Burg Flomborn" zu nennen, deren genaues Errichtungsdatum unbekannt ist. Dort lebte seit 1208 ein eigener Ortsadel, und zwar die Freiherren von Flomborn. Die Burganlage wurde noch 1368 erwähnt ("Unser hus in Flamborn") und um 1830 waren von ihr noch ansehnliche Reste vorhanden. Das meterdicke Mauerwerk der Burg wurde später nachweislich zum Bau von Scheunen im Ort verwandt.
Kleine Burgmauerreste sind aber noch im Weingut Bernhard-Räder in der Langasse 41 zu finden. Dort wurde die zum Weingut dazugehörende Scheune nämlich auf der alten Burgmauer errichtet.

Ein Turm, der auf der nordwestlichen Seite des Dorfes stand, hat wohl zur Unterstützung der Burg im Verteidigungsfall gedient. Der kleine Keller im Turm, der sich auf dem Gelände in der Pfarrgasse 11 (früher im Besitz der evangelische Kirche, jetzt Ortsgemeinde) befand, war der Ausgangspunkt eines tonnengewölbten Ganges mit Fenstern aus dem Jahre 1570, der allerdings später zugeschüttet wurde.
Dieser Gang zieht sich über die Langgasse in westlicher Richtung und teilt sich später in Höhe der Obergasse gen Gundersheim (Bischheimer Hof, früher Münchbischheim) in östlicher Richtung und ins südlich gelegene Ober-Flörsheim.

Wer deren Auftraggeber waren, woher die Mittel zum Bau kamen und wie die Belüftung auf so eine große Entfernung funktionierte, ist laut dem Autor Erwin Zimmer heute noch unklar.
Vielfach brachen Pferde, so wurde berichtet, bei der Feldarbeit zwischen Flomborn und Ober-Flörsheim in diesen Gang ein und zeichneten damit die vermeintlichen Fluchtwege nach.

Ein zweiter Turm an der Flomborner Gemeindewaage diente nach Zimmer später als Material für ein Wohnhaus.

Auch diverse Flurnamen in der Gemarkung von Flomborn deuten auf eine mittelalterliche Dorfbefestigung hin:

  • Am Fluthgraben
  • Am Unterthor
  • Vor dem Oberthor
  • Unter der Burg

Als weiterer Hinweis der Existenz einer Flomborner Ortsumwehrung kommen noch die Straßenbezeichnungen wie "Burgstraße", "Grabenstraße" und "Hinter der Burg" hinzu.

Nachweise

Verfasser: Wolfgang Höpp

Verwendete Literatur:

  • Karl Johann Brilmayer: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Mainz 1905, Reprint 1985 Verlag Weidlich, Würzburg.
  • Zimmer, Erwin: Flomborn 1802. In: Heimatjahrbuch Landkreis Alzey 1965, S. 105-110.

Erstellt am: 07.06.2022