Gonsenheim in Rheinhessen

Historische Dorfbefestigung Gonsenheim

Luftbild von Gonsenheim[Bild: Alfons Rath]

Der Ort besaß seit dem Spätmittelalter zwei Pforten mit den entsprechenden Wächterwohnungen:

  • Unterpforte oder Mainzer Pforte in der Höhe des Restaurants "Gonsenheimer Hof" im Osten der Gemeinde.
  • Ober Pforte oder Finther Pforte gegenüber dem Gasthaus "Zur Port" gelegen. Das Torgebäude musste allerdings im 20. Jahrhundert dem Autoverkehr weichen. Unter dem großen Dach befand sich neben der Wächterwohnung ein großer, rund gewölbter Torbogen von ca. 3,50 bis 4 Metern Durchmesser, der durch ein schweres, eisenbeschlagenes Eichentor verschlossen werden konnte. Außer dieser Öffnung gab es an der Außenseite nur Sehschlitze, während an der Innenseite zum Dorf hin, die Wohnung eine Türe und im Erdgeschoss ein kleines und im Obergeschoss zwei große und ein kleines Fenster hatte. Der Torhüter musste abends das Tor abschließen und es morgens, wenn die Bauern schon früh ins Feld strebten, wieder öffnen. War das Tor verschlossen, dann durften Fremde nur mit der Erlaubnis des Schultheißen, sprich des Bürgermeisters, dieses passieren.

Von diesen Pforten abgeleitet sind die für das 19. Jahrhundert bezeugten Gonsenheimer Flurnamen wie "Vor der Pforten" und "Pfortenhaus".

Obwohl zusätzliche Durchgänge durch das Gebück in Gonsenheim über die beiden Pforten hinaus nicht nachweisbar sind, sind dort noch zusätzliche Pforten zu vermuten, sonst hätten ja die örtlichen Gemüsebauern mit großem Umweg durch die beiden entfernt liegenden Torhäuser fahren müssen.

Als diese Form der Dorfbefestigung im 18. Jahrhundert seine strategische Funktion verloren hatte, wurden die Wächterwohnungen schließlich vermietet.

Gonsenheim war ab dem Spätmittelalter wie andere Ansiedlungen in der Region auch von einem tiefen Dorfgraben und einer effenbewachsenen Umwallung (Gebück) mit Dornenbewuchs mehr oder weniger stark vor Eindringlingen geschützt.
Der Graben ergänzte den topografischen Schutz der beiden vorhandenen Bäche. Der langgestreckte Ortskern war durch den "Gonsbach" im Süden und den "Grabenbach" geschützt, der im Bereich der heutigen Heidesheimer Straße an der "Neuen Brauerei" entsprang und das Dorf im Westen, Norden und Nordosten umfloss.

Bis 1781 fand alljährlich am St. Georgstag am 23. April eine Ortsbegehung statt, um den Graben und die beiden Bäche zu besichtigen und auch zu kontrollieren.

Die gesamte Dorfbefestigung brachte allerdings nur beschränkten Schutz. So konnten damit zwar Räuberhorden, Wegelagerer und sogenannte "Buschklepper" abgehalten werden, konnte im Ernstfall bei der Verteidigung des Ortes aber nicht mit den mit modernsten Feuerwaffen ausgestatteten Heeren Schritt halten.

Einen weiteren möglichen Schutzwall bildeten die Scheunen der landwirtschaftlichen Gehöfte als sogenannter "Scheunenkranz", die eng aneinandergereiht, die Wohnhäuser zum Bach hin abschlossen. Das ist am "Gonsbach" auch heute noch sehr schön zu beobachten.

Von der gesamten Gonsenheimer Dorfbefestigung ist allerdings nichts mehr erhalten oder zu sehen.

Nur vier Flurnamen zeugen von dem mittelalterlichen Relikt:

  • "hinter dem graben" (1810)
  • "offe de bach" (1322)
  • "Pfortenhaus" (1815)
  • "uber den wildgraben" (1810)

Nachweise

Verfasser: Wolfgang Höpp

Verwendete Literatur:

  • Digitales Flurnamenlexikon Rheinland-Pfalz
  • Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 2.3: Stadt Mainz. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 1997.
  • Müller, Hermann-Dieter: Die mittelalterliche Gonsenheimer Dorfbefestigung im Kartenbild und in den Flurnamen. Gonsenheimer Jahrbuch 8 (2000/2001), S. 7-15.

Erstellt am: 28.07.2022