Guntersblum in Rheinhessen

Historische Ortsbefestigung Guntersblum

Flurkarte der Gemeinde Guntersblum 1820.[Bild: Archiv des Vereins zur Erhaltung des Guntersblumer Kulturgutes]

Der Dorfgraben als wesentlicher Bestandteil der Ortsbefestigung von Guntersblum wird zum ersten Mal 1379 in einer Urkunde über den Besitz eines direkt am Graben gelegenen Grundstückes des Wilch von Alzey erwähnt. Der Graben umschloss den mittelalterlichen Ortskern, wie auf einer Karte aus dem Jahre 1820 noch deutlich zu erkennen ist.

1968 Promenade, Brücke Bleichstraße.[Bild: Archiv des Vereins zur Erhaltung Guntersblumer Kulturgutes]

Dieser zwei bis drei Meter tiefe Graben war ortseits auf einem breiten Geländestreifen mit einem undurchdringlichen Gebück aus Dornenhecken und Rüsterbäumen bepflanzt, die bis zu 35 m hoch werden konnten. Ein Teil des Geländes wurde im 19. Jahrhundert bebaut und der Graben ist heute größtenteils kanalisiert, teilweise jedoch noch als Anlage mit Baumbestand zu erkennen:
Wie sich die Ortshistorikerin Karin Holl erinnert, "standen dort nach dem Zweiten Weltkrieg allerdings keine Rüsterbäume mehr, sondern Kastanien."

Ein weiterer Hinweis auf eine Ortsbefestigung von Guntersblum ist in der Baumeisterordnung von 1472 zu finden. Dort heißt es:
'"Die Edlen, das Gericht und die Gemeinde zu Gontersblomen sollen auf alle Jare zwe Persone zu Buwemeinstern kiesen
die jährlich "zwentzig Phunt Heller" von der Allmende nehmen sollen, die "in keinem andren Weg vergeben oder angelecht werden dan zu dem Buwe das Dorff damit zu befestigen".

Zur spätmittelalterlichen Ortsbefestigung von Guntersblum gehörten außerdem fünf Dorftore, auch Pforten genannt. Vier standen in unmittelbarer Nähe der jeweiligen Brücken über dem Graben, das fünfte gehörte zum Nordhöfer Viertel.

  • Oppenheimer Tor in Richtung Norden: Die Ersterwähnung war 1490. Aus diesem Tor führten Gemeindewege/-straßen zur pfälzischen Geleitstraße (ein durch landeshoheitliche Maßnahmen gesicherter Weg) von Mainz über Oppenheim nach Worms.
  • Alsheimer Tor in Richtung Süden Richtung Alsheim, Worms: Die Ersterwähnung ist in einer Urkunde von 1387 zu finden im Zusammenhang eines Grundstückes vor der Alsheimer Pforte in der Guntersblumer Gemarkung. Das Tor stand am Graben in der Bleichstraße, die früher Alsheimergasse hieß.
  • Gimbsheimer oder Wormser Tor mit bewohnbarem Oberstock in südöstlicher Richtung Gimbsheim, auch als Weg zur Geleitstraße nach Worms. Die Ersterwähnung war 1575 als Flurname "vor der Gembsheimer Pforte".
  • Julianenpforte: Die Ersterwähnung stammt aus dem Jahr 1472 und zwar im Kontext mit der nicht mehr existierenden Kapelle St. Juliana und dem "Giljebrunnen" (Gilgenborn", schriftlich erwähnt seit 1535). Bis 1790 wurde das vierte Tor meistens auch "Gilgenfort" und seltener "Julianspforte" genannt. Das Tor stand in westlicher Richtung Kellerweg hin.
  • Nordhöfer Pforte: Das fünfte Tor wurde erst relativ spät anno 1668 erwähnt und stand am Ende der Nordhöfer Straße in Richtung Eimsheimer Straße und wurde das letzte Mal 1782 genannt.

Und wie sah es mit der deren Bewachung aus?

Ein spezieller Tor- und Wachdienst wurde lediglich während der Zeit des ersten Koalitionskrieges ab 1794 erwähnt und bezahlt, und galt der Sicherheit der zu dieser Zeit in Guntersblum einquartierten Soldaten. Das heißt aber auch, dass die Tore bis zu diesem Zeitpunkt, also am Ende des 18. Jahrhunderts, noch in Betrieb waren.

1908. Winter in Guntersblum (Graben und Brücke).[Bild: Archiv des Vereins zur Erhaltung Guntersblumer Kulturgutes]
1930er Jahre: Grabenstraße mit Brücke und altem Schloss. [Bild: Archiv des Vereins zur Erhaltung Guntersblumer Kulturgutes]

Was ist mit den Toren danach passiert?

  • Zuerst wurde wohl das Julianentor niedergelegt, die letzte Erwähnung datiert von 1788.
  • Danach folgte der Abriss des Oppenheimer Tores, das 1796 letztmalig erwähnt ist.
  • Das Alsheimer Tor ist hingegen 1821 noch im Brandkataster aufgeführt.
  • Bezüglich des Gimbsheimer/Wormser Tores heißt es, dass dafür anno 1808 Miete entrichtet und 1825 Brandsteuer gezahlt wurde. Über die genaue Niederlegung sämtlicher Tore ist leider nichts dokumentiert.

An die historischen Ortsbefestigung von Guntersblum erinnert noch als sichtbare Zeichen der als Spazierweg angelegte Dorfgraben, die Straßenbezeichnungen "Grabenstraße", das "Grabengässchen" sowie die "Oppenheimer Torgasse".[Anm. 1]

Nachweise

Verfasser: Wolfgang Höpp

Verwendete Literatur:

  • Holl, Katrin: Guntersblum, vom leiningischen Dorf zur Residenz. Obrigheim 2008.

Erstellt am: 31.01.2022

Anmerkungen:

  1. Laut Karin Holl basieren sämtliche historische Angaben von Guntersblum auf Original Archivmaterial aus dem Landesarchiv Speyer, dem Hessischen Staatsarchiv Darmstadt und dem Fürstlich Leiningischen Archiv in Amorbach. Zurück