Undenheim in Rheinhessen

Historische Ortsbefestigung Undenheim

Das Bild zeigt Undenheim aus der Luft.
Luftbildaufnahme von Undenheim.[Bild: Alfons Rath]

Eine Ortsbefestigung mit Wall und einem tiefen Dorfgraben, zusammen 17 Meter breit, wird bereits im Jahre 1315 erwähnt. Diese Wehranlage war mit Effen (Ulmen) und undurchdringlichen Rosen- und Schlehdornhecken, dem sogenannten "Gebück", ausgestattet. Dieser gut 800 Meter lange ovale Graben begann östlich der heutigen Sackgasse und verlief an der Storchengasse, am Mühlweg, an der "Kieskaut" vorbei, überquerte die Kirchstraße, die Tränkgasse und bog dann parallel "Hinter dem Hofgraben" in den Weg "Hinter der Heck", heute Friedrich-Ebert Straße, ein. Danach machte der Dorfgraben einen Bogen nach links und vollendete seinen Verlauf von gut 800 Metern wieder in Höhe der Sackgasse.

Hinter dem Dorfgraben bildeten die nach außen weitestgehend geschlossenen Scheunen einen weiteren Schutzschild, besonders vor Wegelagerern, Streunern und sogenannten "Buschkleppern". Die vorhandene mächtige Ulmenumrandung konnte allerdings nicht vor militärischen Angriffen schützen und so verlor der Dorfgraben infolge einer veränderten Kriegsführung in Form von Feuerwaffen ab dem 17. Jahrhundert an Bedeutung. Hinzu kam außerdem, dass sich die Einwohner eigenmächtig Durchgänge durch den Effenring verschafften und das begehrte Holz trotz Verbotes aus dem Dorfgraben entnommen wurde. Ende des 18. Jahrhunderts bildete der Undenheimer Dorfgraben somit kein Hindernis mehr, Felddiebe konnten ungesehen und ungestraft ihre Beute nach Hause bringen, da sie die vorhandenen Pforten mieden. 

Außenansicht der kath. Kirche von Undenheim.[Bild: Alexander Wißmann]

Wesentlicher Bestandteil der Undenheimer Ortsbefestigung war ferner der Wehrfriedhof im Anschluss an die katholische Kirche "Mariä Himmelfahrt".

Die Mauern des Wehrfriedhofes umfassten stolze 1500 qm. Und auf dem Friedhof ist eine sog. Blendarkadenmauer mit Zinnen und einem hölzernen Wehrgang zu finden. Diese Wehrmauer, deren zeitliche Entstehung unbekannt ist, bot der Dorfbevölkerung besonders Schutz bei kriegerischen Auseinandersetzungen. Mit dem Aufkommen der Geschütze im späten Mittelalter verlor auch der Wehrfriedhof mit einem Schlag seine Bedeutung. Der unter Denkmalschutz stehende Friedhof ist noch heute teilweise von Resten der mittelalterlichen Wehranlage mit Halbschalentürmen umgeben. Bei der Renovierung der katholischen Kirche anno 1979 wurden außerdem größere Fundamentreste gefunden, was im Bereich der Sakristei auf einen weiteren Wehrturm schließen lässt.

Zur Dorfbefestigung gehörten auch drei Pforten (Dorftore), die mit selbstschließenden Falltüren ausgestattet waren. Bei den Toren wohnten wie in anderen Gemeinden auch unter anderem Handwerker und Torwächter, die dort täglich ihren Dienst versahen.

  • "Mainzer Pforte" auch "Obere Pforte" oder "Schmittpforte/Schmidtpforte" in der heutigen Wörrstädter Straße als Einlass und Ausgang nach Norden.
  • "Alzeyer Pforte" auch Bader Pforte (Alzeyer Straße) in Richtung Süden. Der Namensgeber Jakob Bader wohnte 1530 direkt neben der Alzeyer Pforte, war als Bader tätig und verrichtete zusätzlich den Pförtnerdienst. Diese Pforte bildete somit die südwestliche Begrenzung des mittelalterlichen Dorfbereiches.
  • "Jüngere und Ältere Niederpforte" in der früheren Untergasse, danach Oppenheimer Straße und heutige Staatsrat-Schwamb Straße: Die "Niederpforte" wurde nach der Erweiterung des Dorfes nach Osten verlegt und bildete mit der Flachsgasse und dem Dorfgraben die östliche Begrenzung des Ortes.

Undenheim hatte keine Pforte im Westen und schwächte somit auch die Sicherheit der Gemeinde.

Der Dorfgraben/Wallgraben von Undenheim wurde später von der Bevölkerung nicht mehr gepflegt und instandgehalten, bis um 1800 unter der französischen Besatzung (1794- 1814) auch alle drei Pforten niedergelegt wurden.

Einzig erhalten gebliebenes Relikt der historischen Undenheimer Ortsbefestigung ist der befestigte Wehrfriedhof im nördlichen Teil der Gemeinde.

Autor: Wolfgang Höpp

Verwendete Literatur:

  • Undenheim - Geschichte eines rheinhessischen Dorfes von Dieter Curschmann, Hrsg: Gemeinde Undenheim 1988.
  • Homepage der Gemeinde Undenheim     

Erstellt am: 18.03.2022