Mittelalterliche Ortsbefestigung in Zornheim
Zornheim war im 17. Jahrhundert noch von einem Dorfgraben umgeben, der aus zwei Gräben und einem dazwischenliegenden mit Effen (Ulmen) und Dornenhecken bepflanzten Wall bestand. Von der übrigen Ortsbefestigung ist noch ein Tor in einem historischen Ortsgrundriss aus dem 17. Jahrhundert zu erkennen und zwar die "Oberpforte" bei der Oberen Pfortenstrasse 5.
Von hier aus ging die Umwallung in Richtung Sörgenloch, Ebersheim und Nieder-Olm.
Die im Mittelalter ebenfalls noch vorhandene "Unterpforte" (Untergasse 32) lag in Richtung Mommenheim. Beide Pforten waren durch eine gewundene Linie miteinander verbunden.
Der dritte Durchlass, die "Mainzer Pforte", stand am Nordende der Schweitzertalstraße und wies den Weg nach Mainz.
Auch die katholische Pfarrkirche St. Bartholomäus gehörte einst zur Zornheimer Ortsbefestigung. Die romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert besaß einen Kirchhof, der mit seiner stark dimensionierten Umfriedungsmauer die örtliche Wehranlage ergänzte. Die Ausmaße der ehemaligen Kirchenbefestigung sind in den örtlichen Katasterplänen des 19. Jahrhunderts noch deutlich sichtbar. Dabei wurde die Hanglage des Kirchplatzes geschickt genutzt und war auf der Ostseite der Kirche durch die Kombination von Friedhofsmauer und dem darunterliegenden Abhang ein nur schwer einzunehmendes Festungswerk.
Die stärker gefährdete ebene Westseite wurde dagegen von dem massiv gebauten Kirchturm geschützt. Dessen klotzige Fundamente haben sich bis heute erhalten und lassen noch immer den ehemaligen bergfriedartigen Charakter der Befestigung erkennen.
Was ist von der ehemaligen Dorfbefestigung außer dem Areal um die katholische Kirche überhaupt noch geblieben?
Der Dorfgraben mit seinen dazu gehörenden Grundstücken wurden 1836 von der Gemeinde versteigert, um damit Bauplätze zu schaffen. In der Kirschgartenstraße steht außerdem heute noch ein Haus mit auffallend starken Mauern, die auf einen mittelalterlichen Wohnturm hindeuten.
Die Straße "Obere Pforte" und die Flur "Pfortengewann" erinnern außerdem noch an die längst vergangene mittelalterliche Ortsbefestigung von Zornheim.
Nachweise
Verfasser: Wolfgang Höpp
Verwendete Literatur:
- Gemeinde Zornheim (Hg.): 1200 Jahre Zornheim: 771 - 1971. Beiträge aus der Geschichte der Gemeinde, Zornheim 1971.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.2: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2011.
Erstellt am: 01.07.2022