Hachenburg im Westerwald

Rentmeister in der Herrschaft Hachenburg

Seit 1453 treffen wir den Hachenburger Rentmeister Wilhelm von Betzdorf (bis 1469 belegt) als leitenden Finanzbeamten für die Gesamtgrafschaft an.[Anm. 1] Er war dem Keller überstellt. Der 1455 genannte Rentmeister Rorich von Kroppach, [Anm. 2] scheint nur eine Vertretung gewesen sein, denn Wilhelm von Betzdorf ist bis 1469 erneut in diesem Amt bezeugt. [Anm. 3] 1483 ist Adolf von Bornhausen Amtsinhaber. [Anm. 4]
Der Rentmeister war im 15. Jahrhundert im Bereich der Stadt Hachenburg in erster Linie für die Verwaltung und Auszahlung der Mannlehengelder der Grafschaft zuständig. [Anm. 5] Doch ihm oblagen auch sämtliche anderen Aufgaben eines Finanzbeamten. So zahlte Rentmeister Rorich von Betzdorf 1489 gräfliche Gelder aus der Bede in Kirburg an den Kaplan der Bruderschaft und den Vikar des Johannesaltars aus. [Anm. 6] Daneben war er Geldeinnehmer,[Anm. 7] Zolleinnehmer,[Anm. 8] Beurkundungsbeamter[Anm. 9] und Sachwalter [Anm. 10] in Vertretung des Grafen. Am 30. November 1461 begleiteten alle wichtigen Amtspersonen den Grafen Gerhard auf einen Gerichtstag nach Kirburg, darunter Rentmeister Wilhelm von Betzdorf, Amtmann und Kanzleileiter Johann von Seelbach, der [ehemalige? Droste] Arnold von Widderstein, der saynische Schultheiß Henne von Betzdorf sowie sein Keller Heintze. [Anm. 11]
Ähnlich wie der Schultheiß war der Rentmeister auch herrschaftlicher Verbindungsmann zur Stadtverwaltung. Am 25. Januar 1469 traf sich die gesamte Stadtführung im Haus des Rentmeisters Wilhelm [von Betzdorf] zu Hachenburg, um dort einen Streit zwischen dem Pfarrer und der Stadt zu schlichten. [Anm. 12] Dazu passt die Nachricht, dass 1488/89 der Rentmeister Rorich von Betzdorf nebenamtlich das Amt des Stadtschreibers versah. [Anm. 13] Im 16. Jahrhundert ist als Rentmeister 1530/31 und 1544 Hermann (Heymann) Steinenbach bezeugt. [Anm. 14] 1620/21 wird das Amt des Rentmeisters erneut genannt. [Anm. 15] Bis zum 24. Februar 1649 war Andres Scheuern Rentmeister der Grafen von Wartenberg. Er lieferte 1649, anlässlich der Rückgabe Hachenburgs an Gräfin Louise Juliane von Sayn die Schlüssel der "Anmunition" ab. [Anm. 16]
Die Rentkammer als Finanzbehörde taucht erstmals 1749 in schriftlichen Quellen auf. [Anm. 17] Wie tief verwurzelt die Rentmeister im Stadtgeschehen waren, zeigen zwei Nachrichten. Zum einen betrieb der (für Sayn-Hachenburg und Sayn-Altenkirchen) "gemeinschaftliche" Rentmeister Roggendorf 1678 zum Ärger der Stadt einen Wein- und Bierzapf in der Stadt, [Anm. 18] zum anderen verehrte 1683/84 der scheidende Rentmeister Samuel Ebertz (Eberhardt) der Stadt 100 Gulden.[Anm. 19]
Als letzter Rentmeister ist 1687-1694 Philipp Ludwig Freudenberg belegt.[Anm. 20]
Neben dem Stadtrentmeister gab es auch einen Landrentmeister, der in der Stadt zweimal in Erscheinung trat: 1641 forderte er von den Hachenburger Bürgern Frondienste, was diese mit Hinweis auf ihre "Stadtfreiheit" kategorisch verweigerten. [Anm. 21] 1643/44 übergab der Landrentmeister im Auftrag des Grafen der Stadt eine neue Fahne, die dann feierlich durch die Stadt getragen wurde. [Anm. 22]

Liste der Rentmeister in Hachenburg

JahrNameQuellenbelege
1453-1469Wilhelm von Betzdorf[Anm. 23]
1455 Rorich von Kroppach, Rentmeister (in Vertretung)[Anm. 24]
1457-1469Wilhelm von Betzdorf[Anm. 25]
1483Adolf von Bornhausen[Anm. 26]
1489Rorich von Betzdorf[Anm. 27]
1508Wilhelm von Goldershoven[Anm. 28]
1530/31-1544Hermann (Heymann) Steinenbach[Anm. 29]
1542 Johann Sauerdeich[Anm. 30]
1551/1552Rentmeister genannt[Anm. 31]
Nach 1574Heinrich Brender[Anm. 32]
1620/21unbenannter Amtmann[Anm. 33]
bis 2.2.1649Andres Scheuern[Anm. 34]
1678Roggendorf[Anm. 35]
bis 1683/84Samuel Ebertz (Eberhardt)[Anm. 36]
1687-1698Philipp Ludwig Freudenberg[Anm. 37]
Vor 1717Johann Daniel Freudenberg, ehem. Rentmeister[Anm. 38]
1873Rentmeister Antweiler[Anm. 39]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 10790b vom 5.6.1453. Zurück
  2. HHStAW Abt. 340 Urkunden zum 21.8.1455. Zurück
  3. Brommer, Inventar S. 17 Nr. 51. Am 30.11.1461 war er anwesend, als die wichtigen Amtleute den Grafen Gerhard, u.a. Amtmann (Leiter der Kanzlei) Johann von Seelbach, der saynische Schultheiß Henne von Betzdorf sowie der Keller Heintze in Lehnssachen nach Kirburg reisen mussten. (Struck, Cistercienserkloster Nr. 1080). Zurück
  4. HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 11831a. Zurück
  5. So am 4.9.1456 = HHStAW Abt. 340 Urkunden 10955 a; Am 2.12.1459 quittierte Rentmeister Wilhelm von Betzdorf zusammen mit Graf Gerhard einen Lehnsbrief (HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 11089 a); Rentmeister Adolf von Bornhausen am 30.11.1483 (HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 11831 a) und im Jahr 1487 (HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 11965 vom 26.5.1487). Am 21.12.1507 zahlte der Rentmeister Manngelder aus (HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 12428 a). Rentmeister Heimann von Steinebach quittierte am 21.12.1544 über Manngeld (HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 13010 a), ebenso am 13.3.1553 (HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 13143 b). Er war auch für Burglehen zuständig, so etwa am 13.11.1478 (HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 11709 a). Zurück
  6. Söhngen S. 233. Zurück
  7. Der Rentmeister musste am 23.4.1517 auf Befehl des Grafen Johann jährlich Rechnung über die Einkünfte in einigen Orten legen, die der verwitweten Gräfin Johanette von Sayn geb. von Wied als Wittum zustanden (HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 12619 a). Zurück
  8. Am 21.12.1502 bekundete Graf Gerhard von Sayn, Schultheiß, Bürgermeister, Schöffen, Rat und Gemeinde der Stadt seien eine Bürgschaft für ihn eingegangen, für die er nun der Stadt als Sicherheit einen Weinzins überlassen wollte. Sollte dieser zu gering ausfallen, dürfe sich die Stadt am Hachenburger Landzoll schadlos halten. Den Fehlbetrag müsse die Stadt dem gräflichen Rentmeister nachweisen (Brommer, Inventar S. 24 Nr. 72). Der Rentmeister war am 5.2.1511 für die Abrechnung des in diesem Jahr verpachteten Zolls "binnen Hachenberg" verantwortlich (HHStAW Abt. 340 Nr. 1717f. fol. 11). Zurück
  9. Rentmeister Johann Sauerdeich war 1542 Zeuge in einer Rückerother Weistumsangelegenheit (HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 13265 a). Zurück
  10. Am 28.7.1457 ist Rentmeister Wilhelm von Betzdorf im Gefolge des Drosten Arnold von Widderstein, als dieser als Sachwalter des Grafen von Sayn der Abtei Marienstadt einen gräflichen Wunsch bezüglich der Reformierung der Abtei unterbreitete (HHStAW Abt. 340 II C 585 fasc. 2 vom 28.7.1457). Als am 1.6.1508 Pfarrer Johann seine erste Heilige Messe hielt, wurde der Graf bei der Feier durch den Rentmeister Wilhelm von Goldershoven vertreten (Söhngen S. 235). Am 9.1.1542 verpachtete Rentmeister Johann Sauerdeich dem Peter von Nister die herrschaftliche Ölmühle an der Nister (HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 12985 a). Am 13.6.1654 hatte der Rentmeister zusammen mit dem Oberförster den Hirten befohlen, niemandem Schaden zuzufügen (HHSTA Wiesbaden 360 Hachenburg Nr. 3). Zurück
  11. Struck, Cistercienserkloster Nr. 1080. Zurück
  12. Brommer, Inventar S. 17 Nr. 51. Zurück
  13. Söhngen S. 41ff. Noch 1495/1496 ist diese Nebentätigkeit belegt, für die ihm die Stadt eine Vergütung bezahlte (HStAW Abt 360 Hachenburg Nr. 2). Zurück
  14. Nach Söhngen S. 48f. versah er dieses Amt viele Jahre. Zurück
  15. Söhngen S. 72. Zurück
  16. Söhngen S. 72 Zurück
  17. Sie erwarb damals von Johann Gerhard Hasselbach und Peter Vohl eine Scheuer in Welkenbach, die dann von der Herrschaft nach Wahlrod transportiert [!] wurde (HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 14277a vom 27.8.1749). 1793 erwarb die Rentkammer eine Scheuer in Mittelhattert (HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 14292a vom 27.2.1753.). Im Jahr 1760/61 wird die gräfliche Rentkammer (Söhngen S. 151), 1783 der Kassierer der Rentkasse Schmidt genannt (Söhngen S. 210). Zurück
  18. HHSTAW Abt. 360 Hachenburg Nr.3 vom 13.2.1678. Zurück
  19. Söhngen S. 108ff. und 267. Zurück
  20. Söhngen S. 108ff. und 267 Zurück
  21. Söhngen S. 90. Zurück
  22. Söhngen S. 86ff. Zurück
  23. HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 10790b vom 5.6.1453. Brommer, Inventar S. 17 Nr. 51 zu 1469. Am 30. November 1461 war er anwesend, als die wichtigen Amtleute den Grafen Gerhard, u.a. Amtmann (Leiter der Kanzlei) Johann von Seelbach, der saynische Schultheiß Henne von Betzdorf sowie der Keller Heintze in Lehnssachen nach Kirburg reisen mussten. (Struck, Cistercienserkloster Nr. 1080).  Zurück
  24. HHStAW Abt. 340 Urkunden zum 21.8.1455.  Zurück
  25. HHStAW Abt. 340 II C 585 fasc. 2 vom 28,7,1457; Brommer, Inventar S. 17 Nr. 51 zu 1469. Zurück
  26. HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 11831a.  Zurück
  27. Söhngen S. 43 und 233.  Zurück
  28. Söhngen S. 235 Zurück
  29. Söhngen S. 48; HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 13010a zum 21.12.1544. Zurück
  30. HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 12985a und Nr. 13265a. Zurück
  31. HStAW Abt 360 Hachenburg Nr. 2.  Zurück
  32. Der Rotgerber wurde von Graf Adolf zum Landschultheißen und bald darauf zum Rentmeister gemacht (Ungrund S. IVf. § 9.) Zurück
  33. Söhngen S. 72.  Zurück
  34. HHStAW Abt. 340 Akten Nr. 402 fol. 251v-252v.  Zurück
  35. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr.3 vom 13.2.1678.  Zurück
  36. Söhngen S. 109.  Zurück
  37. HHStAW Abt. 340 Nr. 1831; 1694 zahlte Freudenberg der Stadt Geld dafür, dass der Graf von Pöttingen eine Zeitlang seine Pferde auf dem Rathaus untergestellt hatte (Söhngen S. 118); HHStAW Abt. 340 Nr- 1748b ist Freudenberg als Rentmeister für das Jahr 1898 belegt. Zurück
  38. HHStAW Abt. 1 Nr.436 Zurück
  39. Trautmann, Berichte S. 1 zum 27.7.1873 Zurück