Hilgert im Westerwald

Die neue Schule

Ein weiteres Kulturdenkmal Hilgerts ist die ehemalige „neue“ Schule, die sich in der heutigen Nordstraße 1 befindet. In den 1880er Jahren befassten sich die Hilgerter Gemeindevertreter und die preußische Staatsverwaltung mit der Planung einer neuen – den modernen Anforderungen entsprechenden – Schule. Grund hierfür war, dass die Unterrichtsräume des alten Schulgebäudes, aufgrund einer zunehmenden Anzahl von Schülern, zu klein geworden waren. 1884 gab die Gemeinde dem Druck der Schulbehörde schließlich nach und der Bau einer neuen Schule wurde beschlossen. Diese sollte auf dem Nachbargrundstück der alten Schule gebaut werden, welches dem Eheleuten Wilhelm Jung am 30. September 1884 für 833 Mark abgekauft wurde. Ein Kostenvoranschlag für das Hauptgebäude ergab eine Summe von 230.000 Mark. Für das Nebengebäude, in dem unter anderem Toiletten und ein Stall für Tiere untergebracht werden sollten, wurden zusätzlich 3000 Mark veranschlagt. Die Kosten für beide Gebäude beliefen sich letztendlich auf 28.000 Mark. Das Gebäude aus roten Ziegelsteinen ist bis heute erhalten geblieben. Bei einer Größe von etwa 19x9 auf der einen und 19x7 Meter auf der anderen Seite, wurden hier circa 130.000 Ziegelsteine verbaut. Neben zwei Klassenräumen finden sich im Hauptgebäude zwei Lehrerwohnungen. Der Schulturm, welcher lange als Wahrzeichen Hilgerts galt, ist neun Meter hoch. Seine Glocke rief früher Kinder zum Schulunterricht, zeigte den Bauern bei der Feldarbeit die Mittagszeit an, verständigte im Brandfall die Feuerwehr und gab Toten das letzte Geleit auf dem Weg von ihrem Geburtshaus zum Friedhof. Am 11. Februar 1886 wurde das neue Schulgebäude feierlich eingeweiht. Als erster Schulleiter war Hermann Thielmann vom 20. Januar 1872 bis zum 30. September 1919 im Amt. Nach Aufnahme des Schulbetriebs wurde das alte Schulgebäude für 2000 Mark an die Eheleute Johann Friedrich Julius Klein verkauft. Durch die größeren Räumlichkeiten im neuen Schulgebäude wurde es möglich eine zweite „Lehrerhilfsstelle“ zu schaffen, die jedoch mangels Finanzierungsmöglichkeiten zunächst nicht bekleidet werden konnte. Erst Anfang November 1887 konnte eine neue – völlig aus staatlichen Zuschüssen finanzierte – Planstelle mit dem Lehramtsgehilfen Ludwig Katherey besetzt werden. Dieser bestand schließlich 1890 die Lehramtsprüfung und blieb anschließend als regulärer Lehrer in Hilgert. Neben ihm war ab dem 1. Januar 1884 die Industrielehrerin Regine Zöller an der Hilgerter Schule tätig.

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Nachweise

Verfasser: Christian Engeroff

Erstellungsdatum: 21.02.2014

Literatur:

  • Schnug, Claus-Dieter/Bartels, Horst: Hilgert - Ein Westerwalddorf im Wandel der Zeit. Hilgert 2013.