Bibliothek

.1.3. Die Bataver

.1.1.3.1. Die Ethnogenese der Bataver und ihre Entwicklung bis 69 n. Chr.

.1.2.3.1.1. Siedlungsgebiet und Abstammung

Zu Beginn seines Berichtes über den „Bataveraufstand“ gibt Tacitus eine Einführung zur Herkunft der Bataver:

„Solange die Bataver jenseits des Rheins siedelten, bildeten sie einen Teil der Chatten; durch einen Stammesstreit vertrieben, besetzten sie den äußersten, noch unbesiedelten Küstenstrich Galliens und zugleich die nahegelegene Insel, welche der Ozean vorne, der Rhein im Rücken und an den Seiten umspült.“[Anm. 1]  

Nach Tacitus waren die Bataver also ursprünglich eine Teilgruppe der linksrheinisch siedelnden Chatten, die sich irgendwann vor der Abfassung seines Berichtes abgespaltet hatten und in rechtsrheinisches Gebiet auswanderten. Somit waren sie für die Römer Germanen.[Anm. 2]

In der einige Jahre vor den Historien verfassten Germania beschreibt Tacitus die „Rheininsel“ und einen Streifen am linken Rheinufer als Siedlungsgebiet der Bataver.[Anm. 3]  Eine solche Insel wurde bereits von Julius Caesar beschrieben und als insula Batavorum bezeichnet.[Anm. 4] Begrenzt wurde das Siedlungsgebiet im Norden vom Alten und Krummen Rhein und im Süden von der Waal und dem Unterlauf der Maas.[Anm. 5] Außerdem siedelten die Bataver – zumindest in der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. – nach archäologischen Funden noch auf einem Gebietsstreifen südlich der Maas. Dies bezeugt die Inschrift eines batavischen Beamten auf einem Weihestein, der in jener Region – in Ruimel – gefunden wurde.[Anm. 6]

Caesar folgend war das Siedlungsgebiet der Bataver bereits in den 50er Jahren des 1. Jahrhunderts v. Chr.  bekannt. Die Bataver seien des Weiteren in diesem Gebiet schon in vorcaesarischer Zeit ansässig gewesen. In der Forschung wird allerdings aus sprachlichen und inhaltlichen, die Konzeption des Textes betreffenden Gründen, angenommen, dass das entsprechende Kapitel der Kommentare Caesars zum Gallischen Krieg eine Interpolation darstellt. [Anm. 7] Somit kann auch nicht von einer Besiedlung des Rheindelta-Gebietes durch Bataver in der Zeit vor 59/58 v. Chr. ausgegangen werden. Die zweite literarische Erwähnung jener Insel erfolgte durch Cassius Dio für den Germanenfeldzug des Drusus im Jahr 12 v. Chr. Drusus setzte „[…] unmittelbar bei der Bataverinsel ins Land der Usipeter über […]“, er nutzte also das Siedlungsgebiet der Bataver als Ausgangspunkt für seine rechtsrheinischen Unternehmungen.[Anm. 8] Zu diesem Zeitpunkt müssen die Bataver also im Rheindelta gesiedelt haben. Eine Ansiedlung der chattischen Teilgruppe, die von den Römern als Bataver angesprochen wurde, erscheint nach den literarischen Quellen in der Zeit zwischen 55 und 12 v. Chr. auf dem Gebiet des Rheindeltas folglich möglich.[Anm. 9]

Dieser Einwanderungszeitraum konnte in den letzten 20 Jahren durch weitere, quellenkritische Überlegungen und archäologische Funde im Siedlungsgebiet der Bataver bestätigt und noch weiter eingegrenzt werden. Auch die These einer Abstammung von den Chatten konnte durch die Archäologie zwar nicht bestätigt, aber immerhin bekräftigt werden.[Anm. 10]

Ab caesarischer Zeit wurden germanische Verbände in linksrheinisches Gebiet umgesiedelt.[Anm. 11] Spätestens in der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. siedelten fast am gesamten Rhein germanische Verbände, deren Sachkultur sich von der der linksrheinischen Stämme höchstens geringfügig unterschied, wodurch sie sich heute archäologisch kaum von den einheimischen Gruppen unterscheiden lassen.[Anm. 12] Zur Zeit des Gallischen Krieges beschreibt Caesar das spätere Batavergebiet als Siedlungsgebiet der Eburonen.[Anm. 13] Möglicherweise erstreckte es sich noch ins Siedlungsgebiet der Menapier. Eine genaue Zuordnung der Bevölkerung zu einer ethnischen Gruppe in caesarischer Zeit ist archäologisch und historisch nicht möglich.[Anm. 14] Im Laufe des Krieges rebellierten die Eburonen gegen Caesar und wurden, nach seiner Darstellung, so gut wie ausgelöscht.[Anm. 15] Da die Bataver, wie oben bereits ausgeführt, kurz darauf im selben Gebiet siedelten, ist es möglich, dass die Römer den Batavern bei ihrer angestrebten Umsiedlung halfen um den laut Tacitus „[…] noch unbesiedelten […]“ Raum zu füllen, der durch die Bekämpfung der Eburonen entstand.[Anm. 16] Die Bataver wurden somit nicht durch die Römer umgesiedelt, jedoch bei ihrer Umsiedlung von diesen unterstützt, da diese sich von der Ansiedlung der ethnischen Gruppe in römisches Reichsgebiet Vorteile erhofften. Anders verhielt es sich bei den weiteren Verbänden, die im ehemaligen Gebiet der Eburonen siedelten. Sowohl die ursprünglich rechtsrheinischen Ubier als auch eine Teilgruppe der rechtsrheinischen Sugambrier, die linksrheinisch zu den Cugernern wurden, wurden aktiv von den Römern links des Rheins angesiedelt.[Anm. 17] All diese Gruppen siedelten nun im früheren Gebiet der Eburonen. Der mögliche römische Plan hinter dieser Einflussnahme war, rechtsrheinische Alliierte an der linksrheinischen Reichsgrenze siedeln zu lassen, um die Grenzzone sowohl politisch als auch militärisch besser kontrollieren zu können.[Anm. 18] Gerade aufgrund der strategischen Bedeutung der Rheinmündung wird die Umsiedlung des chattischen Teilstammes nicht ohne römische Mitarbeit, oder zumindest Zustimmung, erfolgt sein. So war das Gebiet mit der Maas als Endpunkt eines innergallischen Verkehrsweges und dem Zugang zur Nordsee und den an der Küste siedelnden Gruppen militärisch und wirtschaftlich bedeutend.[Anm. 19] Dass Verhandlungen zur Umsiedlung bereits in caesarischer Zeit begannen, oder zumindest beschlossen wurden, ist denkbar. So erscheint eine batavische Beteiligung bei Feldzügen Caesars aus den literarischen Quellen wahrscheinlich. Reinhard Wolters identifizierte aufgrund der in den Quellen geschilderten besonderen Kampfweise germanischer Truppenteile des Caesars im Alexandrinischen Krieg diese Truppenteile als Bataver.[Anm. 20] Eine von der ethnischen Gruppe, welche später die Bataver wurde, geplante Umsiedlung in linksrheinisches Gebiet kam den Römern somit entgegen und die Siedlungsfläche wurde ihnen dann eventuell als Belohnung für ihre militärischen Dienste in der caesarischen Armee zugestanden.[Anm. 21]

Archäologisch ist ein Besiedlungsabbruch um 54 v. Chr., also dem Sieg Caesars über die Eburonen, nicht zu belegen.[Anm. 22] Es kann weiterhin der Bau latènezeitlicher Langhäuser und eine Verbreitung von einheimischer Töpferware und Glasarmringen nachgewiesen werden. Das Gebiet war also keineswegs ein siedlungsfreier Raum. Es lassen sich um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. allerdings in einigen Siedlungen einschneidende Veränderungen beobachten, die zumindest auf einen teilweisen Bevölkerungswechsel hindeuten.[Anm. 23] So veränderte sich an manchen Stellen der vorherrschende Haustyp zu Wandgräbchenhäusern. Bei diesem Bautyp gibt es keine Außenpfosten mehr, vielmehr tragen Längsträger auf den Wänden das Gewicht des Daches. Außerdem wurde das Fundament in Wandgräbchen eingetieft, wodurch die Häuser eine dauerhaftere Konstruktion erhielten. Zusätzlich veränderte sich die Ausrichtung der Häuser von Westnordwest-Ostsüdost zu West-Ost. Dieser neue Häusertyp ist in bestehenden Siedlungen nachweisbar, es wurden aber auch Siedlungen gefunden, welche nur diesen Häusertyp aufweisen. Bei diesen Siedlungen handelt es sich eventuell um Neugründungen der chattischen Teilgruppe, die nach ihrer Umsiedlung nun in dem Gebiet sesshaft wurden.[Anm. 24] Eine Veränderung in der Bevölkerungszusammensetzung kann zudem aufgrund von Münzen gefolgert werden, die das charakteristische Bildzeichen eines sogenannten Dreiwirbels (triquetrum) aufweisen. Diese Münzen sind in großer Zahl sowohl im Rheindelta – dem neuen Siedlungsgebiet der Bataver – als auch in geringerer Zahl im chattischen Kernland um das oppidum auf dem Dünsberg nachweisbar (bei Dorlar zwischen Gießen und Wetzlar).[Anm. 25] Da nicht nur diese Münzen, sondern die gesamte Münzwirtschaft im Rheindelta archäologisch erst ab der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr., also dem Zeitraum der hier angenommenen Ethnogenese der Bataver, nachweisbar ist,[Anm. 26] hat die chattische Teilgruppe ihre Münzprägung möglicherweise mit in ihr neues Siedlungsgebiet genommen. Dabei wurde der Rohstoff geändert, mit dem die Münzen hergestellt wurden. Die für das Rheindelta typischen silbernen Triquetrum-Münzen sind die Nachfolger der goldenen Triquetrum-Münzen aus dem Gebiet der Chatten.[Anm. 27] Die Verbreitung und eventuell auch die Produktion der Münzen verlagerte sich, genau wie der Siedlungsplatz der Bataver, vom Mittelrhein zum Niederrhein. Die Produktionszeit der Münzen (ca. 50-15 v. Chr.) passt genau in die Zeit der Ethnogenese der Bataver und unterstützt die These, dass die Ansiedlung der Bataver ein Teil der caesarischen Grenzpolitik war.[Anm. 28] Der neu hinzugezogene, ehemals chattische Teil der Bevölkerung war in der neuen Bevölkerungsstruktur durch Münzherstellung, Silberbearbeitung und der Spezialisierung im Militärdienst, auf die unten noch näher eingegangen werden wird, von Anfang an privilegiert und bildete die Elite der neuen ethnischen Gruppe.[Anm. 29] Die Münzen wurden von der eingewanderten chattischen Elite eventuell dafür verwendet ein loses Netzwerk aus befreundeten Nachbargruppierungen am Niederrhein aufzubauen und die heterogene einheimische Bevölkerung politisch in das batavische Gemeinwesen zu integrieren.[Anm. 30] Am wahrscheinlichsten sind die Bataver also spätestens in nachcaesarischer Zeit aus der Verschmelzung chattischer Immigranten aus der Gegend um den heutigen Dünsberg mit ortsansässigen ethnischen Gruppen, den Resten der eburonischen Bevölkerung, entstanden.[Anm. 31] Die so neu entstandene, ethnische Gruppe wurde von den Römern „Bataver“ genannt. Für die Jahrzehnte um die Zeitenwende beschreibt Cassius Dio die Einheiten des augusteischen Heeres und gibt dabei eine mögliche Begründung für die Benennung der ethnischen Gruppe der Bataver ab: „Schließlich gab es noch ausgesuchte fremdländische Berittene, welche die Bezeichnung Bataver trugen, so genannt nach der Rheininsel Batavia, deren Einwohner als ausgezeichnete Reiter gelten.“[Anm. 32] Eine Benennung der Bataver nach ihren Siedlungsort ist also wahrscheinlich.[Anm. 33]

Spätestens in augusteischer Zeit waren die Bataver definitiv sesshaft im Rheindelta und mit Rom verbündet. Seit 36 v. Chr. verfügte Octavian über eine germanische Leibwache, die sich hauptsächlich aus Batavern rekrutierte.[Anm. 34] Drusus nutzte, wie bereits erwähnt, das Batavergebiet als Ausgangspunkt für die Unternehmungen an der Nordseeküste, zur Weser und der mittleren Elbe. Aufgrund der Reste eines 4,5 ha großen Militärlagers auf dem Kops Plateau in Nijmegen mit einem etwa 2000 m² großen Praetoritum und mehreren unterkellerten Offizierswohnhäusern aus der Zeit von etwa 12 v. Chr. bis 16 n. Chr. kann man von einer römischen Kommandostelle im batavischen Gebiet zu jener Zeit ausgehen.[Anm. 35] In diese Zeit datiert ein weiteres Kastell auf dem Hunerberg bei Nijmegen.[Anm. 36] Mit einer Gesamtfläche von etwa 42 ha war das Lager groß genug für zwei Legionen.[Anm. 37] Sigillata-Stempel belegen außerdem die Anwesenheit der Legion XIII in Nijmegen zur Zeit der Feldzüge des Germanicus.[Anm. 38] Die Errichtung eines römischen Kastells mit der Belegung einer Legion im Siedlungsgebiet der Bataver spricht für einen bestehenden Bündnisvertrag der batavischen Gruppe mit dem Imperium Romanum für jene Zeit, welcher der römischen Armee die Anlage solcher Lager gestattete. Unter Drusus wurde eine germanische Flotte aufgebaut und in diesem Zusammenhang wurden auch Wasserbaumaßnahmen im Rheindelta durchgeführt. Durch römische Soldaten wurde ein Kanal für den Zugang zur Nordsee angelegt, der literarisch durch Tacitus für einen Feldzug des Germanicus belegt ist.[Anm. 39] Die Duldung eines solchen Kanals durch die Einheimischen war wohl nur durch einen Freundschaftsvertrag möglich.[Anm. 40]

.1.3.3.1.2. Die Entwicklung der batavischen Gesellschaft im 1. Jahrhundert n. Chr.

Ein wichtiger Aspekt in der Entwicklung der batavischen Gesellschaft war die Rolle der wahrscheinlich ursprünglich chattischen Elite dieser ethnischen Gruppe als treibende Kraft im Prozess der Ethnogenese und deren Verhältnis zu Rom. Es ist anzunehmen, dass die chattische Teilgruppe bereits vor ihrer Umsiedlung eine eigene Führung hatte, die mit Rom verhandeln konnte und die Umsiedlung organisierte.[Anm. 41] Möglicherweise war diese Führung auch verantwortlich für den bei Tacitus angedeuteten innerchattischen Disput.[Anm. 42] Gerade wegen der bereits angesprochenen, wahrscheinlichen Integration von Chatten, beziehungsweise späteren Batavern, in das caesarische Heer könnte sich die prorömische Partei der chattischen Elite abgespaltet haben und umgesiedelt sein.[Anm. 43] Indem die Römer die späteren Bataver bei ihrer Umsiedlung unterstützten, konnten sie Einfluss auf die neu entstehenden gesellschaftlichen und politischen Strukturen sowie auf die neue, oder sich wenigstens neu konsolidierende, Führungsschicht der Bataver nehmen.[Anm. 44] In Analogie zu anderen Gruppen taten sie dies einerseits, indem sie die romfreundliche Elite durch deren Integration in die römische Gesellschaft förderte und sie beim Aufbau einer Administration und der Entwicklung von Städten unterstützte, andererseits, indem sie der Elite in bestimmten Machtbereichen freie Hand ließ. Nachfolgend werden diese römischen Praktiken zur Beeinflussung der batavischen Ethnogenese und die weitere Entwicklung der batavischen Gesellschaft erläutert.

Die einheimische Elite, von der in der Forschung regelmäßig gesprochen wird, ist archäologisch nicht zu greifen. Waren es royale Familien, die von einem früheren König abstammten? War es eine Kriegeraristokratie?[Anm. 45] Nicht ungewöhnlich wäre die Installation eines romfreundlichen Klientelkönigtums aus der chattischen Elite unmittelbar nach der Umsiedlung, dessen Angehörige dann auch das römische Bürgerrecht erhalten hätten.[Anm. 46] Die Existenz eines Königtums ist allerdings weder literarisch, noch archäologisch zu beweisen.[Anm. 47] Den ersten schriftlichen Hinweis für eine batavische Führung liefert Tacitus bei seiner Schilderung der Germanienfeldzüge des Germanicus 16 n. Chr. An diesem waren auch batavische Truppen beteiligt, deren Anführer Chariovalda als „dux Batavorum“, also als Anführer, und nicht als König bezeichnet wird.[Anm. 48] Das Fehlen einer latinisierten Münzprägung und das Fehlen von Hinweisen auf importierte Luxusgüter wie Amphoren vom Typ Dressel 1, die auf elitären Genuss von importierten Südweinen schließen lassen könnten, sind ebenfalls Indizien für das Fehlen eines Klientelkönigtums.[Anm. 49] Für die neronische Zeit beschreibt Tacitus eine Elitenfamilie, zu der auch Julius Civilis und dessen Verwandte zählten. Er beschreibt Civilis und seinen Bruder als „regia stirpe“, also von königlicher Abstammung.[Anm. 50] Ob dies ein Hinweis auf die Abstammung der Familie des Civilis von einem Klientelkönig ist, oder ob damit nur die mächtigste Familie der Elite der batavischen Gesellschaft gemeint ist, ist nicht zu klären. Die Mitglieder dieser Familie besaßen anscheinend das römische Bürgerrecht.[Anm. 51] Die durch Tacitus bekannten Mitglieder der Familie hießen alle entweder Julius oder später dann auch Claudius, was darauf schließen lässt, dass die Familie erstmals von der julischen Linie des römischen Kaiserhauses das römische Bürgerrecht bekommen hatte.[Anm. 52] Eine etwaige Verleihung des römischen Bürgerrechts an die Mitglieder der Familie nach jeweils 25 Dienstjahren in der römischen Armee, wie in der älteren Forschung angenommen wurde, geht rechnerisch nicht auf.[Anm. 53] So müsste Julius Civilis als Jugendlicher von einem Julier das Bürgerrecht bekommen haben, sein jüngerer Neffe Julius Briganticus könnte gar nicht mehr von einem Julier das Bürgerrecht empfangen haben, würde demnach aber auch nicht Julius heißen.[Anm. 54] Wahrscheinlicher ist es, dass die ganze Familie das Bürgerrecht aufgrund der militärischen Verdienste der Vorfahren unter Augustus oder Tiberius oder aufgrund langer Vertragspartnerschaft verliehen bekam.[Anm. 55] Ob nun ein Klientelkönigtum zu Beginn der Ethnogenese der Bataver bestand oder nicht, für neronische Zeit ist zumindest eine Aristokratie als Elite literarisch nachgewiesen.[Anm. 56]

Nun muss auf das Vertragsverhältnis eingegangen werden, das die Bataver nach ihrer Ansiedlung im Rheindelta zu den Römern hatten. Bis zum sogenannten Bataveraufstand sind sehr wenige Quellen vorhanden, welche die vertraglichen Bestimmungen und das Rechtsverhältnis erklären könnten.[Anm. 57] Tacitus beschreibt die Bataver als „societas“, also als „Bundesgenossen“. In der Germania schreibt er: „Die Ehre und Auszeichnung alter Bundesgenossenschaft hat bis heute Bestand; denn kein Zins demütigt sie, und kein Steuerpächter preßt [sic] sie aus. Frei von Lasten und Abgaben und einzig Kampfzwecken vorbehalten, werden sie wie Wehr und Waffen für Kriege aufgespart.“[Anm. 58] Die Bataver mussten also Truppen für das römische Heer stellen, waren ansonsten aber von weiteren Abgaben wie Tributen oder Steuern befreit. Neben den guten Erfahrungen, die das römische Militär mit den batavischen Soldaten hatte, hatte die Beschränkung der Pflichten auf Rekrutierungen einen praktischen Hintergrund. Denn es mangelte im Batavergebiet ohnehin an weiteren Ressourcen, die das römische Reich brauchen konnte: Es waren weder Bodenschätze vorhanden, noch war eine intensive Getreideproduktion möglich.[Anm. 59] Die Führung der von den Batavern gestellten Truppen erfolgte durch Mitglieder der lokalen Aristokratie, die zudem die Rekrutierung aus dem Volk übernahm. Rechtlich waren die Bataver dadurch am ehesten „gens foederata“, die einheimische Führung der Truppen ein bis zur sogenannten Varusschlacht übliches Modell.[Anm. 60] Die batavische Elite blieb in ihrer Herrschertätigkeit formal frei von römischem Einfluss, wie Tacitus in seinen Historien erneut präzisiert: „Ohne in ihrer Macht geschwächt zu sein sein – eine Seltenheit bei einem Bündnis mit Stärkeren –, stellten sie dem Reich nur Mannschaften und Waffen […].“[Anm. 61]

Die bereits erläuterte Förderung romfreundlicher Gruppen in der batavischen Aristokratie, begünstigte den Aufbau einer Administration und die Kommunalisierung der batavischen Gesellschaft unter römischem Vorbild. Der Begriff der Kommunalisierung wird in diesem Zusammenhang in der niederländischen Literatur verwendet, kommt in der deutschen aber kaum vor. Eine Definition des Begriffes ist an dieser Stelle sinnvoll. Als Kommunalisierung wird hier der Aufbau einer einheimischen, zivilen und administrativen Infrastruktur nach römischem Vorbild bezeichnet. Dies beinhaltet die Aufzeichnung von Gesetzen, die Stellenschaffung für gewählte, einheimische Beamte und den strukturellen und infrastrukturellen Auf- oder Ausbau öffentlicher Religion.[Anm. 62] Am Ende dieses Prozesses steht die Eingliederung der ethnischen Gruppe in das römische civitas-Modell und die Schaffung eines zentralen Verwaltungszentrums.[Anm. 63] Ein solcher Ort ist literarisch als Batavodurum oder Oppidum Batavorum für die Zeit vor dem sogenannten Bataveraufstand belegt und kann archäologisch bestätigt werden.[Anm. 64] In Gallien und Germanien waren civitates ab augusteischer Zeit „Selbstverwaltungskörperschaften mit festen Grenzen und Organisationsformen.“[Anm. 65] Sie besaßen einen stadtähnlichen Zentralort ohne römische Stadtrechte.[Anm. 66] In diesen Orten befanden sich die Administrationsgebäude, die zentralen Heiligtümer und weitere öffentliche, repräsentative Gebäude.[Anm. 67] Wann und in welcher Form eine vom römischen Reich geförderte Kommunalisierung begann, ist in der Forschung umstritten. Die zwei Hauptströmungen der Forschung gehen entweder von einer frühen Kommunalisierung unter Augustus oder Tiberius, oder von einer späten unter den Flaviern aus.[Anm. 68] Da in dieser Arbeit das Modell einer früheren Kommunalisierung präferiert wird, erfolgen die Argumente für eine spätere Kommunalisierung hier nur in aller Kürze.[Anm. 69] Von Bedeutung für die Argumentation ist dabei die Datierung eines in der heutigen Bauerschaft Ruimel in der Gemeinde Sint-Michielsgeste gefundenen Altarsteines.[Anm. 70] Laut Inschrift handelt es sich bei dem Stein um eine Weihung an Hercules Magusanus von einem Flavus. Dieser war summus magistratus civitatis Batavorum, also höchster Amtsträger in der civitas Batavorum. In der älteren Literatur wurde dieser Weihestein in das Ende des 1. oder ins 2. Jahrhundert n. Chr. datiert.[Anm. 71] Dies geschah vor allem aus der Überlegung heraus, dass man die Gründung einer batavischen civitas – also einer römischen Verwaltungseinheit – erst für die Zeit nach dem „Bataveraufstand“ annahm, und zwar im Zuge der flavischen Umgestaltung des Batavergebietes und der ganzen germanischen Region. In jener Zeit entstand westlich des laut Tacitus in der Endphase der Kämpfe zerstörten oppidum Batavorum unter Vespasian ein neuer Ort, der unter Trajan zu einem municipium erhoben wurde.[Anm. 72] Dieser Zeitpunkt wurde in der Forschung lange als Beginn der römischen Kommunalisierung der batavischen Gesellschaft angesehen. In neuerer Literatur wird der Stein mittlerweile in die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. datiert. Dies liegt vor allem am Namen des Magistraten ohne tria nomina, was dafür spricht, dass es sich bei dem Weihenden um einen Peregrinen handelte, also noch nicht um einen Angehörigen der batavischen Julier, die das römische Bürgerrecht besaßen.[Anm. 73] Auch scheint es sich bei der Magistratur um eine Einzelperson gehandelt zu haben, die Administration einer civitas wurde aber in der Regel von zwei Beamten, meist als duoviri bezeichnet, ausgeführt.[Anm. 74] Am Niederrhein und generell in Gallien sind aber für den Beginn der römischen Kaiserzeit einige Beispiele bekannt, in der diese Doppelstruktur in der Administration nicht nachzuweisen ist.[Anm. 75] Es scheint sich hier also um eine lokalspezifische Anpassung, eine latinisierte Version eines einheimischen, obersten Beamten in einer durch die römische Administration beeinflussten lokalen Verwaltung zu handeln.[Anm. 76] Die Tatsache, dass der Stein aus Ruimel eine Inschrift in lateinischer Sprache enthält, zeigt einen Latinisierungsprozess der batavischen Gesellschaft, zumindest ihrer Elite. Dass eine civitas Batavorum als Verwaltungseinheit des summus magistratus angegeben ist, zeigt, dass die Kommunalisierung vor der flavischen Zeit zwar durch eine einheimische Administration vollzogen wurde, aber dennoch nicht ohne römischen Einfluss blieb. Dieser Einfluss auf die julianische Elite der Bataver sorgte wahrscheinlich dafür, dass diese eine Kommunalisierung vorantrieb, da sie von dem römischen Administrationsmodell profitierte.[Anm. 77]

Der Kommunalisierungsprozess zeigt sich auch bei der Entwicklung der Siedlungen und religiösen Kultplätzen. Der Ausbau von Siedlungsplätzen zu stadtähnlichen Siedlungen war eine wichtige Grundlage für eine Kommunalisierung.[Anm. 78] Ein Hinweis auf den Beginn einer einheimischen Kommunalisierung ist also eventuell durch die Entwicklung stadtähnlicher Siedlungen im Rheindelta zu erhalten. Die Gründung einer Zivilsiedlung in Nijmegen ist für das frühe 1. Jahrhundert n. Chr. belegt.[Anm. 79] Diese Siedlung ist bisher auf einer Grundfläche von circa 20 Hektar ergraben. Die Topographie der Stadt lässt eine planmäßige Anlage vermuten, die wahrscheinlich von den Römern motiviert war.[Anm. 80] Steinmonumente aus der Zeit des frühen Prinzipats lassen auf den Ausbau jener Siedlung zum zivilen Zentrum und eventuell auch zum Hauptort einer civitas schließen.[Anm. 81] Konkret wurde ein grauer Marmorkopf gefunden, der als Bildnis des Julius Caesar gedeutet wird, und die sogenannte „Tiberius-Säule“. Der Marmorkopf hat mit 27 cm ungefähr Lebensgröße und ist aufgrund der Beschaffenheit der Bruchstelle am Nacken als Teil einer kompletten Statue zu identifizieren. Stilistisch wird die Statue in die Zeit des Augustus datiert. Aufgrund der Größe und des massiven Materials, was eine Aufstellung im augusteischen Marschlager unwahrscheinlich macht, stand die Statue eventuell auf dem Forum der Zivilsiedlung.[Anm. 82] Die „Tiberius-Säule“ ist ein säulenähnliches Monument, das als Spolie in einer Mauer des 4. Jahrhunderts gefunden wurde. Die viereckige Säule hatte wohl ursprünglich reliefierte Seiten, auf denen Götter und Personifikationen dargestellt waren. Eine der Reliefflächen zeigt Victoria, die eine Person mit einem Lorbeerkranz krönt. Daneben ist die Inschrift TIB(e)R(ius) C(ae)SAR angebracht. Es handelt sich bei dem Monument also um eine Ehrung an den siegreichen Tiberius. Eine Datierung um 17 n. Chr., nach den Feldzügen des Germanicus, ist naheliegend.[Anm. 83] Auch dieses Monument hat wohl auf einem öffentlichen Platz in der Zivilsiedlung gestanden. Diese Funde und ihre Interpretationen machen das Vorhandensein einer römischen Städtearchitektur im heutigen Nijmegen in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. wahrscheinlich. Die Stadtbildung wurde von den Römern als Integrationsmittel der einheimischen Bevölkerung in die römische Kultur gefördert.[Anm. 84] Auch die römische Sitte der Selbstrepräsentation durch Inschriften und Statuen scheint ab augusteischer Zeit durch die ethnische Gruppe der Bataver übernommen worden zu sein.[Anm. 85] Ein Tempelkomplex auf dem Gebiet De Winseling direkt an der Waal im heutigen Nijmegen mit Funden, die eine Verehrung verschiedener römischer und einheimischer Gottheiten, wie Fortuna, Apollo-Sol, Merkur, Minerva, Matronae Aufaniae oder auch Matres Mopates an diesem Ort vermuten lassen, zeigt, dass diese Siedlung auch als zentraler Kultort gedient haben könnte.[Anm. 86] Anzumerken ist noch, dass der Tempelkomplex bereits in vorrömischer Zeit als Heiligtum in Gebrauch war, in römischer Zeit aber ausgebaut wurde.[Anm. 87]

Betrachtet man andere archäologisch fassbare Siedlungen der Bataver, so ist auch ein Festhalten an vorrömischen Traditionen erkennbar, die wahrscheinlich von der ursprünglichen Bevölkerung des Rheindeltas vor der Umsiedlung der chattischen Teilgruppe stammen. Die ungefähr 1250 gefundenen Siedlungen reichen von Einzelhöfen bis zu größeren Siedlungen mit fünf bis sechs Höfen. An der Bauform des Wohnstallhauses wurde in römischer Zeit festgehalten. Dabei handelte es sich um Häuser mit Tieren und Menschen unter einem Dach. Die für die Rheinregion typischen gallo-römischen villae rusticae blieben die Ausnahme. Man integrierte in seine traditionelle Bauweise aber durchaus römische Architekturelemente wie ziegelgedeckte Dächer, Portiken, Steinkeller oder Badehäuser.[Anm. 88] Hier ist sowohl eine Weiterführung vorrömischer, einheimischer Architekturtradition, als auch eine Zuwendung zum römischen Lebensstil erkennbar. Dies trifft auch auf religiöse Praktiken und Bestattungsriten zu. In Empel, Kessel und Elst entwickelten sich im späten 1. Jahrhundert n. Chr. die größten Kultzentren im Batavergebiet für Herkules Magusanus.[Anm. 89] Dieser öffentliche Kult war eine romanisierte Mischung aus der Verehrung des römischen Herkules und eines lokalen Gottes oder Heroen. Der Kult ist für weite Teile der späteren Provinz Germania inferior belegt, im Batavergebiet ist eine Häufung festzustellen. In den drei oben genannten Kultplätzen wurden viele, wahrscheinlich geopferte Militaria, sowie in Empel und Elst bronzene Fragmente von Herkules-Statuen und Votivsteinen an Herkules Magusanus gefunden. In Kessel wurden außerdem reich verzierte Bauteile als Spolien gefunden, die als Teile eines gallo-römischen Tempels interpretiert werden.[Anm. 90] Die Funde von großen Mengen an Esskeramik und Tierknochen in den Kultplätzen von Empel und Elst lassen die Vermutung zu, dass an den Kultplätzen gemeinsame, rituelle Mahle stattfanden. Diese weisen auf germanische Traditionen hin und waren für die Identitätsbildung der neuen ethnischen Gruppe förderlich.[Anm. 91] All diese Kultplätze hatten vorrömische Wurzeln und eine Nutzung in jener Zeit wurde archäologisch nachgewiesen. Funde reichen bis in die späte Latènezeit (La Tène D, ca. 150 v. Chr. bis um Christi Geburt) zurück.[Anm. 92] Eine Weiternutzung alter Kultplätze in römischer Zeit ist also anzunehmen und zeigt erneut die Rezeption alter Traditionen in der Gesellschaft der Bataver mit der Vermischung römischer Kultur. Auch in der Bestattungskultur lässt sich diese Praxis beobachten. Für das 1. Jahrhundert n. Chr. sind kollektive Brandgräberfelder nachgewiesen. Die einzelnen Gräber bestanden aus flach ausgehobenen Grabgruben mit einem aufgeworfenen Grabhügel darüber. Um die Gräber wurden runde oder quadratische Graben gezogen. Weder anhand der Grabanlage, noch anhand der Grabbeigaben waren soziale oder berufliche Unterscheidungen der Verstorbenen erkennbar. Vereinzelt wurden aber auch reiche und monumentale Gräber in römischer Tradition gefunden.[Anm. 93]

Eine Romanisierung der Gesellschaft in vorflavischer Zeit ist auch anhand der im Rheindelta gefundenen Keramik erkennbar. Im Laufe des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde die lokale Ware bis zum Ende des Jahrhunderts fast vollständig von importierter Drehscheibenware abgelöst. Amphorenreste belegen den Konsum von Wein und Olivenöl, die Funde von Reibschüsseln belegen die Zubereitung von Speisen nach römischer Sitte. Eine Romanisierung im Konsumbereich ist also nachweisbar.[Anm. 94] Auch die Übernahme römischer Innovationen in der Landwirtschaft, wie die Nutzung der Mähmaschine oder des Beetpfluges, oder die Anwendung römischer Zucht- und Düngemethoden, deuten auf einem Romanisierungsprozess hin.[Anm. 95] Die hohe Verbreitung der lateinischen Sprache in Verbindung mit der Übernahme römischer Sitten innerhalb der batavischen Gesellschaft wird, neben den gefundenen in Latein verfassten Weihe- und Grabinschriften, anhand von Funden vieler bronzener Siegelkapseln deutlich.[Anm. 96] Siegelkapseln waren Behälter für Wachsabdrucke zum Versiegeln von verschiedenen Objekten und im Besonderen von Schriftstücken.[Anm. 97] Sie wurden aus einer Kupferlegierung hergestellt. In einer Siegelkapsel wurden die Siegel einer Einzelperson aufbewahrt, weshalb man von einer Verwendung der Siegelkapseln für private Korrespondenz ausgeht. Die Kapseln werden im Gebiet des ehemaligen römischen Reiches häufig im militärischen Kontext gefunden. Im batavischen Raum sind die Siegelkapseln ab augusteischer Zeit bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. nachweißbar.[Anm. 98] Im Rheindelta wurden bisher über 250 dieser Kapseln gefunden, wodurch man von einer Fundhäufung in jenem Gebiet im Vergleich zu anderen Regionen am Niederrhein sprechen kann. Sie stammen größtenteils aus Militärlagern. Eine große Anzahl stammt aber auch aus Gräbern und ländlichen Siedlungen, was im Vergleich zu anderen Regionen im nordgallischen Großraum ungewöhnlich ist.[Anm. 99] Durch typologische Unterscheidungen in den Formen der Siegelkapseln wurden diese in spätaugusteisch-tiberische Zeit und später bis ins 2. Jahrhundert n.Chr. datiert.[Anm. 100] Diese Funde in zivilen Kontexten führten in der Forschung zu der Theorie, dass die Siegelkapseln in der Korrespondenz zwischen den batavischen Truppen mit ihren Familien Verwendung fanden. Dies würde das Beherrschen der lateinischen Sprache auch für die Bewohner des ländlichen Raumes im Rheindelta implizieren.[Anm. 101] Der Grund dieser Latinisierung der ländlichen Bevölkerung im Batavergebiet, war nach dieser Theorie also die Durchdringung der batavischen Gesellschaft durch das Militär. Über den Romanisierungsgrad der ländlichen Bevölkerung im Batavergebiet sagt die Verbreitung der lateinischen Sprache allerdings nichts aus, da die Bevölkerung eventuell nur aus praktischen Gründen – der besseren Kommunikation – die lateinische Sprache übernahm und nicht zu Zwecken der aktiven Integration in die römische Kultur.[Anm. 102]

Zusammenfassend wird festgehalten, dass eine einheimische Kommunalisierung der batavischen Gesellschaft bereits in vorflavischer Zeit, eventuell ab Drusus, stattfand. Das Imperium Romanum beeinflusste diese Kommunalisierung indirekt, indem sie die lokalen Eliten unterstützte. So kam es im Laufe des 1. Jahrhunderts n. Chr. zur allmählichen Übernahme des römischen Verwaltungsmodells durch die lokalen Eliten. Es entstand eine civitas nach römischem Modell, die von einheimischen Magistraten verwaltet wurde. Auch auf andere zentrale Aspekte der noch im Aufbau befindlichen batavischen Gesellschaft wirkte das römische Reich seit der Ethnogenese der batavischen Gruppe ein. Zu nennen sind dabei vor allem der Städtebau und die Religionsausübung. Lokale Traditionen flossen in diese „Gesellschaftswerdung“ aber stets mit ein. Es handelte sich bei der Ethnogenese der Bataver also nicht um einen von Rom unabhängigen Prozess. Auch wenn die batavische Gesellschaft und deren Führung frei blieb und unabhängig vom römischen Imperium Entscheidungen treffen konnte, so beeinflusste das Reich diese Entscheidungen doch immer strukturell.

Besonders hohen Einfluss auf die batavische Gesellschaft und deren Romanisierung hatte das römische Militär und die Involvierung der Bataver darin. Dies wird im nachfolgenden Unterkapitel näher erläutert.

.1.4.3.2. Die Rolle der Bataver im römischen Heer

Seit Caesar gehörten germanische Truppen zum römischen Heer. Vor allem bei den berittenen Truppen waren viele germanische Kontingente vorhanden.[Anm. 103] Im Gallischen Krieg hatte Caesar germanische Elitereiter in seinem Heer.[Anm. 104] Die batavischen Auxiliareinheiten sind in vorflavischer Zeit nur literarisch belegt. Epigraphische Quellen fehlen.[Anm. 105] Eine in literarischen Quellen immer wieder erwähnte Spezialität der Bataver war – neben ihren Reitkünsten –, dass sie sich „[…] mit besonderem Eifer […] im Schwimmen übten: so konnten sie mit Waffen und Pferden zugleich in geschlossener Schwadron den Rhein überqueren.“[Anm. 106] Anhand dieses Manövers sind die batavischen Einheiten in der römischen Geschichtsschreibung bei Feldzügen zu identifizieren, auch wenn sie nicht namentlich genannt werden. So sind „batavische“ Einheiten bereits für die Armee Caesars anzunehmen, also zu einem Zeitpunkt, als die Umsiedlung der chattischen Teilgruppe noch gar nicht vollzogen war.[Anm. 107] Es ist daher davon auszugehen, dass diese militärische Spezialität ursprünglich von den Chatten stammte. Erstmals namentlich genannt werden batavische Einheiten in den Quellen für die rechtsrheinischen Feldzüge des Germanicus 15-16 n. Chr.[Anm. 108] Die batavischen Truppen waren zu diesem Zeitpunkt noch „tumultuariae catervae“, also „eilig aufgebotene Scharen“, nicht fest organisiert und von den regulären Auxiliareinheiten zu unterscheiden.[Anm. 109] Bis zum Vierkaiserjahr wurden die batavischen Einheiten dann zu regulären römischen Auxiliareinheiten umgewandelt, blieben aber weiter unter einheimischer Führung, obwohl dieses Modell unter Augustus, der die Hilfstruppen des römischen Heeres standardisierte, eigentlich abgeschafft wurde. Einheimische Kontrolle über die Aushebungen und ebensolche Führung bestand nur noch bei Truppen, die für spezielle Aufgaben besonders gut geeignet waren, wie dies bei den Batavern anscheinend der Fall war.[Anm. 110]

Wenige andere Gruppen wurden von den Römern so stark zur Rekrutierung von Soldaten herangezogen wie die Bataver. Für die vorflavische Zeit sind durch literarische Quellen acht oder neun Kohorten mit je etwa 500 Mann, eine Ala selber Truppenstärke und die kaiserliche Leibwache, die hauptsächlich aus Batavern bestand und ebenfalls die Stärke einer Kohorte hatte, überliefert.[Anm. 111] Es waren also etwa 5000-5500 Bataver regelmäßig für das römische Heer rekrutiert.[Anm. 112] Dies hatte Auswirkungen auf die batavische Gesellschaft. Schätzungsweise gab es im 1. Jahrhundert n. Chr. etwa 40000-44000 Bataver. Somit wurden pro Haushalt durchschnittlich 1-2 Personen rekrutiert.[Anm. 113] Hinweise deuten aber darauf hin, dass die batavischen Einheiten durch Soldaten benachbarter Gruppen, wie den Canninefaten, aufgefüllt wurden, was für etwas Entlastung für die batavische Gesellschaft sorgte.[Anm. 114] Verständlicherweise konnte eine Rekrutierung in solchem Umfang eskalieren, wenn man sich nicht genau an vereinbarte Regeln hielt. Dies war unter Vitellius der Fall und einer der Gründe für den sogenannten Bataveraufstand, wie in dieser Arbeit noch gezeigt wird. Als Folge der massiven Rekrutierungen fand eine massive Militarisierung in der batavischen Gesellschaft statt. Es entstanden „militärische Familien“, die über mehrere Generationen Soldaten stellten. Außerdem kamen batavische Veteranen als römische Bürger in ihr Heimatgebiet zurück. Die römische Militärkultur hatte also starken Einfluss auf die batavische Gesellschaft und den Romanisierungsprozess.[Anm. 115]

.1.5.3.2.1. Die germanische Leibwache des julisch-claudischen Kaiserhauses

Wie bereits erläutert, ist eine germanische Leibwache des römischen Kaiserhauses ab augusteischer Zeit belegt, aber schon Caesar hatte in seinem Heer „[…] etwa 400 germanische Reiter […], die er von Anfang an mit sich zu führen pflegte“.[Anm. 116] Dies liest sich wie eine Spezialeinheit, die direkt Caesar unterstellt war. Man kann sie durchaus mit Leibwächterfunktionen betraut haben.[Anm. 117] Die unter Augustus bestehende Leibwache wurde nach der sogenannten Varusschlacht zunächst entlassen, aber schon kurze Zeit später wieder etabliert.[Anm. 118] Inschriftlich ist eine meist corporis custodes benannte Leibgarde mit batavischer Beteiligung unter Tiberius, Claudius und Nero bezeugt, für Caligula nur literarisch.[Anm. 119] Sueton schildert einen Orakelspruch an Caligula, bei dem die Leibwache erwähnt wurde: „Vielmehr wurde er, nachdem er zu einem Besuch des Haines und des Flusses Clitumnus bis nach Mevania gekommen war, daran erinnert, die Zahl der Bataver, die er um sich hatte, zu ergänzen, und nahm so einen Anlauf zu einem Feldzug gegen Germanien.“[Anm. 120] Unter Caligula rekrutierte sich die Einheit anscheinend zu einem Großteil aus Batavern, da diese hier sogar als Namensgeber der Leibwache fungierten. Da Caligula seine Leibwache von Tiberius übernommen hatte, waren auch unter ihm wohl viele Bataver in ihr tätig.[Anm. 121] Durch die Nationalitätsangabe der Gardisten auf einigen ihrer Grabmäler ist die häufige Rekrutierung von Batavern zudem inschriftlich belegbar. Insgesamt sind 23 Grabmäler der Leibwache in Rom vorhanden.[Anm. 122] Für die Leibwachen von Claudius und Nero sind 15 Grabinschriften mit Nationalitätsangabe erhalten, davon sind zehn Bataver.[Anm. 123] Die in der Literatur gängige Bezeichnung „cohors Germanorum“ spricht für eine Mannschaftsstärke von etwa 500 Mann.[Anm. 124] Die obige Quelle des Sueton lässt aber auf eine Erhöhung der Mannschaftsstärke unter Caligula schließen. Eventuell wurde die Wache sogar verdoppelt.[Anm. 125] Somit ist eine Mannschaftsstärke von 500-1000 realistisch.[Anm. 126] Unterteilt war die Einheit in decuriae, eine Einteilung, die in der Kaiserzeit eigentlich nicht mehr üblich war. In jedem Fall bezeugt diese Einheitennennung, dass es sich bei der Leibwache um berittene Soldaten handelte.[Anm. 127] Auch die Besetzung der Führungspositionen der germanischen Leibgarde war ungewöhnlich: Sowohl Caligula als auch Nero setzten einen Gladiator als Decurio der Einheit ein.[Anm. 128] So schreibt beispielsweise Flavius Josephus über den unter Caligula im Amt befindlichen Decurio Sabinus, er bekam sein Amt nicht aufgrund „[…] the services and nobility of his ancestors, for he was a gladiator, but to his physical strengh.”[Anm. 129] Da Gladiatoren beim römischen Volk sehr beliebt waren, sorgten ihre Führungsrollen bei der germanischen Leibwache wohl für einen Popularitätsschub dieser Einheit.[Anm. 130] Präsent war die Einheit in Rom aber auch durch andere Gegebenheiten. Die Leibwache hatte ein eigenes Lager und eine eigene Begräbnisstätte an der Via Portuensis und der Via Aurelia in Rom.[Anm. 131] Damit bildete die germanische Leibwache eine große soziale Gruppe aus Peregrinen, die geschlossen auftrat und zu der es in Rom kaum Parallelen gab.[Anm. 132] Zusätzlich bildete die Einheit noch ein collegium Germanorum, das inschriftlich für die claudisch-neronische Zeit belegt ist und durch einen curator geleitet wurde.[Anm. 133] Von den 23 bekannten Inschriften enthalten 13 die Formel „ex collegio Germanorum“, für drei weitere Inschriften kann diese Formel ergänzt werden.[Anm. 134] Aufgabe des Kollegiums war es wohl, für die Beerdigung und den Nachlass der Mitglieder zu sorgen. In Analogie zu anderen Kollegien dieser Art handelte es sich damit um ein collegium funeraticia. Die Mitglieder waren in der Lage einen Erben einzusetzen, den das Kollegium dann, da die Verstorbenen in der Regel kein römisches Bürgerrecht besaßen, juristisch legitimierte, was durch die Inschriftenformel „posuit heres […] eius ex collegio Germanorum“ belegt ist.[Anm. 135] Meist war der Erbe ein Kollege des Verstorbenen aus der Leibwache, was die Nennung der decuria hinter dem Namen des Erben belegt. Es konnte aber auch das Kollegium selbst als Erbe eingesetzt werden. Auf diese Weise finanzierte sich das Kollegium vermutlich.[Anm. 136] Drei außerhalb des eigenen Begräbnisplatzes gefundene Grabsteine dieser Einheit deuten darauf hin, dass verheiratete Mitglieder auch an anderen Orten von ihren Hinterbliebenen beerdigt werden konnten und der Begräbnisplatz des Kollegiums hauptsächlich für Mitglieder, die keine verwandten Erben hatten, die sich um ein Begräbnis kümmern konnten, vorgesehen war.[Anm. 137] Das Vorhandensein dieser Begräbnisstätten, des Kollegiums und der Grabinschriften lassen auf ein großes Selbstbewusstsein der germanischen Leibwächter und auf Stolz über ihren Dienst und ihre soziale Stellung innerhalb der römischen Gesellschaft schließen.[Anm. 138] Die Ähnlichkeit der Grabmonumente mit denen der Prätorianergarde machen dieses Selbstbewusstsein ein weiteres Mal deutlich und sollte eventuell einen von der Leibgarde postulierten Anspruch auf Gleichrangigkeit der beiden Truppenkörper symbolisieren.[Anm. 139] Die Monumentalität der Grabsteine – der höchste ist 2,2 Meter hoch – lässt auch auf eine gute Bezahlung durch die jeweiligen Kaiser schließen.[Anm. 140] Eine Unzufriedenheit der Mitglieder der germanischen Leibwache nach deren Auflösung durch Galba, der die Truppe ohne weitere Zahlungen nach Germanien schickte, ist aufgrund des Verlustes ihrer prestigeträchtigen Anstellung und der sozialen Stellung in Rom anzunehmen.[Anm. 141] Diese Unzufriedenheit lieferte einen der Gründe für den sogenannten Bataveraufstand.

Neben ihrer Funktion als Leibwache der julisch-claudischen Kaiser hatte die Einheit noch andere Aufgaben. So wurde sie bei bestimmten Feldzügen als eine Art Elitetruppe eingesetzt und begleitete beispielsweise die Söhne des Tiberius, Drusus und Germanicus, auf ihren jeweiligen Feldzügen in Pannonien 9 n. Chr. und in Germanien 16 n. Chr.[Anm. 142] Die Leibwache galt aber auch als „Dekoration des Prinzipats“. Das Kaiserhaus ließ sich gerne mit hochgewachsenen, kräftigen Leibwächtern zeigen, da diese die Superiorität des Kaisertums zum Ausdruck brachten. Dies wird auch durch die oben zitierte Textstelle des Flavius Josephus deutlich, der eine Rekrutierung des Sabinus nur mit seiner physischen Stärke begründet. Die Kaiser „verschenkten“ eine solche Wachmannschaft zudem gelegentlich an Mitglieder ihrer Familie. So schenke Tiberius, wie oben beschrieben, beispielsweise dem Germanicus eine Leibwache für seinen Germanenfeldzug und Nero schenkte seiner Mutter Agrippina eine Leibwache, die er ihr später wieder entzog. Somit erfüllte diese Garde auch Repräsentationsaufgaben und sich mit einer solchen zu umgeben galt als Statussymbol.[Anm. 143] Dabei ist noch anzumerken, dass die Rekrutierung der Leibwache aufgrund von Stereotypen stattfand, die auf dem römischen Germanenbild beruhten. So wurden gezielt „Germanen“ rekrutiert, weil diese nach römischen Vorstellungen besonders mutig im Kampf waren und einen besonders großen Körperbau hatten.[Anm. 144] Dieses römische Germanenbild ist erneut Thema im weiteren Verlauf dieser Arbeit.

Wie bereits angemerkt löste Galba die germanische Leibwache auf. Dies tat er wohl, weil er in ihr ein Sicherheitsrisiko für sein Prinzipat sah und sich ihrer Loyalität nicht sicher war. Sueton dazu:

„Ebenso löste er die einst von den Caesaren als Leibgarde eingerichtete und in zahlreichen Fällen als äußerst zuverlässig erprobte Kohorte der Germanen auf und schickte sie ohne Vergünstigung mit der Begründung in die Heimat zurück, sie neige mehr dem Gnaeus Dolabella zu, neben dessen Gärten sich ihr Lager befand.“[Anm. 145]

Verschiedene antike Autoren berichten außerdem von einer Zusammenarbeit der Leibwache mit den Prätorianern beim Sturz des Nero.[Anm. 146] Auch die Geldersparnis durch die Auflösung der Truppe war wohl einer der Gründe.[Anm. 147]

Unter Trajan (98-117 n. Chr.) wurde die equites singulares Augusti aus der Tradition der alten Einheit der corpores custodes heraus gegründet. Es handelte sich dabei um eine berittene, kaiserliche Leibwache, diesmal mit einer Führung durch einen ritterlichen Tribun. Zunächst wurde die Einheit wieder hauptsächlich aus Ubiern und Batavern rekrutiert, später auch aus den besten Alenreitern der Grenztruppen des ganzen Reiches.[Anm. 148] Die Bataver übernahmen also auch nach 70 n. Chr. noch eine Rolle als Leibgardisten der römischen Prinzipes.

.1.6.3.2.2. Batavische Soldaten in römischen Auxiliareinheiten

Neben den batavischen Soldaten in der germanischen Leibwache des julisch-claudischen Kaiserhauses dienten Einheiten dieser Gruppe vor allem in römischen Auxiliareinheiten.

Die Beteiligung von chattischen, später batavischen Einheiten im römischen Heer ab caesarischer Zeit wurde in dieser Arbeit bereits erarbeitet. Handelte es sich zu jener Zeit wohl noch um nicht ins römische Heer integrierte, nach einheimischem Muster gebildete und für eine begrenzte Zeit ausgehobene Einheiten, so stellten die Bataver spätestens ab claudisch-neronischer Zeit Kohorten und Alen als reguläre, ins römische Heeressystem eingefügte Einheiten.[Anm. 149] Bemerkenswert ist, dass schon unter Augustus die Rekrutierung einheimischer Soldaten in ethnisch geschlossenen Einheiten mit eigener Führung allmählich abgeschafft wurde. Dennoch schien dieser Umwandlungsprozess in der Grenzregion am Rhein bis in die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. angedauert zu haben.[Anm. 150] Zunächst wird nun herausgearbeitet, ab wann die nach den Batavern benannten Kohorten und Alen als römische Auxiliareinheiten in den Quellen greifbar sind und welche Rolle sie im römischen Heer spielten. Danach wird geklärt, ab wann die batavischen Einheiten regulär in die römische Hilfstruppenorganisation integriert waren und nach welchen Kriterien dieser Status in der Forschung bewertet wird. Abschließend wird ein Überblick über die militärischen Aktivitäten der batavischen Einheiten in den Jahren 68-70 n. Chr. gegeben, um die Wichtigkeit der batavischen Soldaten für das römische Heer in Germanien herauszustellen.

Durch die Beschreibung der Kämpfe während des Britannienfeldzugs des Claudius 43 n. Chr., die Cassius Dio liefert, liegt die Vermutung nahe, dass dabei batavische Hilfstruppen eingesetzt wurden. Er erwähnt nämlich den bereits in dieser Arbeit erläuterten Kampfstil der Bataver, in voller Rüstung Flüsse zu durchqueren.[Anm. 151] Auch bei einem Feldzug in Britannien im Jahr 60 n. Chr. tauchte dieses Militärmanöver auf.[Anm. 152] Ebenfalls in Britannien sind für das Jahr 67 n. Chr. acht batavische Kohorten erstmals durch Tacitus überliefert. Sie wurden von Nero zusammen mit der Legion XIV Gemina, zu deren Hilfstruppen sie gehörten, für den geplanten Feldzug gegen die Albaner abgezogen.[Anm. 153] Es handelte sich wahrscheinlich um dieselben Kohorten, die auch 60 n. Chr. schon in Britannien waren.[Anm. 154] Dass diese batavischen Kohorten bereits 43 n. Chr. als Hilfstruppen der Legion XIV in Britannien stationiert waren, wird durch Tacitus an anderer Stelle suggeriert: „[…] lange in den germanischen Kriegen geschult, erhöhten sie ihren Ruhm in Britannien, als ihre Kohorten dorthin geschickt wurden, deren Kommando nach altem Brauch die Vornehmsten des Stammes führten.“[Anm. 155] Diese Erwähnung der Steigerung ihres Ruhmes im römischen Heer spricht für eine Stationierung der Kohorten in Britannien bereits ab 43 n. Chr., da für die Jahre 61 bis 67 n. Chr. keine bedeutenden Kämpfe in Britannien überliefert sind, in denen man sich hätte auszeichnen können.[Anm. 156] Wie in dieser Arbeit bereits gezeigt, schlossen sich die acht Bataverkohorten im Vierkaiserjahr in Obergermanien zunächst dem Heer des Vitellius an und waren danach maßgeblich am sogenannten Bataveraufstand beteiligt. Eine neunte Kohorte, wahrscheinlich unter dem Oberbefehl des Julius Civilis, existierte zu Beginn des sogenannten Bataveraufstandes im Siedlungsgebiet der Bataver.[Anm. 157] Tacitus unterstreicht außerdem, dass die batavischen Einheiten, obwohl es sich nun bereits um reguläre Auxiliareinheiten handelte, unter einheimischer Führung standen. Dass es sich bei diesen Kohorten um absolut fähige und von anderen römischen Truppen geschätzte Soldaten handelte, erwähnt Tacitus bei den Auseinandersetzungen zwischen Otho und Vitellius im Vierkaiserjahr, als die batavischen Hilfstruppen auf Seiten des Vitellius kämpften:

„Als nun die Meldung eintraf, die Schwadronen der Treverer und die Tungrer seien von der Flotte Othos geschlagen und die Gallia Narbonensis werde eingekreist, gab er Befehl […], daß [sic] ein Teil der Bataver zum Entsatz abmarschiere. Sobald man davon hörte und sich die Kunde davon verbreitete, waren die Bundesgenossen betrübt, murrten die Legionen: beraubt würden sie des Beistandes der tapfersten Männer; jene altgedienten, in so vielen Kriegen siegreichen Soldaten würden jetzt, da der Feind in Sichtweite sei, gleichsam aus der Schlachtlinie abgezogen.“[Anm. 158]

Tacitus erwähnt außerdem für die Zeit des Vierkaiserjahres, dass die Bataver „daheim noch ausgezeichnete Reiter“ hatten.[Anm. 159] Damit ist die sonst so bezeichnete Ala Batavorum gemeint, die auch im sogenannten Bataveraufstand eine Rolle spielte. Die Ala ist bisher inschriftlich nicht belegt, aber literarisch zuerst durch obige Quelle für das Jahr 68 n. Chr. Sie gehörte in dieser Zeit als Auxiliareinheit zum niedergermanischen Heer und wurde laut Tacitus durch den Bataver Claudius Labeo befehligt. Es gab also auch hier eine einheimische Führung.[Anm. 160] In diesem Jahr kämpfte sie im Heer des obergermanischen Legaten Verginius Rufus gegen Vindex. Ein Jahr später befand sie sich, nach Beteiligung bei den Kämpfen gegen Otho auf der Seite des Vitellius, unter den Auxiliareinheiten der Legionen V Alaudae und XV Primigenia und war mit diesen im Legionslager Vetera I stationiert.[Anm. 161] Wann genau diese Ala gebildet wurde ist somit unklar, ihre Existenz aber ab 68 n. Chr. literarisch belegt.[Anm. 162] Berittene, batavische Soldaten waren aber wohl bereits in julischer Zeit in verschiedenen Alen aktiv. Dies ist durch epigraphische Funde nachweisbar.[Anm. 163]

Im Folgenden soll geklärt werden, was die batavischen Einheiten der claudisch-neronischen Zeit zu regulären Auxiliareinheiten nach römischem Typ machte und ab wann sie zu diesem Typ gehörten. Die Unterscheidung zwischen regulären und irregulären Hilfstruppen im römischen Heer der frühen Kaiserzeit und die Zuordnung der batavischen Einheiten zu den regulären Einheiten bereits vor dem Jahr 68 n. Chr. ist für das Verständnis des sogenannten Bataveraufstandes relevant. Diese Zuordnung wurde in der Forschung lange diskutiert, letztendlich aber zugunsten der regulären Einheiten entschieden. Im Folgenden werden die Argumente dieser Forschungsdiskussion erläutert.

Die ältere Forschung um Konrad Kraft und Horst Callies unterschied drei verschiedene Auxiliartypen. Neben den tumultuarisch ausgehobenen Aufgeboten und den regulären Hilfstruppen aus Berufssoldaten gab es nach ihrer Meinung noch einen dritten Hilfstruppentypus, der eine Art Zwischenstufe darstellte. Zu dieser Zwischenstufe zählten die Vertreter dieser Forschungsmeinung die batavischen Kohorten in vorflavischer Zeit.[Anm. 164] Speziell für die Bataver wurde eine Übergangszeit zur Umformung in reguläre Hilfstruppen angenommen, die in den 60er Jahren des 1. Jahrhundert n. Chr. begann.[Anm. 165] Im Folgenden soll der Argumentation von Geza Alföldy gefolgt werden, der die Existenz einer solchen Zwischenstufe für das römische Rheinheer ausschließt.[Anm. 166] Die Hauptargumente dafür, dass die batavischen Einheiten keine regulären Hilfstruppen darstellten, waren die einheimische Führung, die rein nationale Zusammenstellung der Kohorten und das vermutete Fehlen römischer Aushebungen bei den Batavern bis ins Jahr 69 n. Chr.[Anm. 167] Reguläre, in das römische Heeressystem integrierte Hilfstruppen wurden, so die alte Forschungsmeinung, im 1. Jahrhundert n. Chr. von römischen Bürgern geführt, weshalb die batavischen Einheiten irreguläre Einheiten gewesen sein müssen.[Anm. 168] Dabei nahm man aufgrund der taciteischen Schilderungen an, dass die batavische Elite erst nach 25 Dienstjahren das römische Bürgerrecht erhielt. So lässt Tacitus Julius Civilis in einer Rede vor seinen Anhängern im sogenannten Bataveraufstand sagen, dass er „[…] fünfundzwanzig Jahre in römischen Kriegslagern durchzustehen hatte“.[Anm. 169] Aus dieser Textstelle wurde geschlossen, dass Civilis erst nach 25 Dienstjahren in der römischen Armee, wie für Auxiliarsoldaten üblich, das römische Bürgerrecht erhielt. Wie in dieser Arbeit erläutert, besaß die batavische Elite aber wahrscheinlich schon wesentlich früher das Bürgerrecht, womit die batavischen Einheiten im 1. Jahrhundert n. Chr. sehr wohl von römischen Bürgern befehligt wurden. Mit Julius Civilis und Claudius Labeo, der die Ala Batavorum befehligte, sind zwei römische Bürger als Kommandanten der batavischen Hilfstruppen überliefert. Somit ist dieses Kriterium der alten Forschungsliteratur im Fall der Bataverkohorten nicht anwendbar. Des Weiteren sind auch bei allgemein als regulär geltenden Auxiliareinheiten einheimische Kommandanten nachgewiesen worden, die ihrem Namen zufolge keine römischen Bürger waren, womit dieses Kriterium zur Typisierung von Hilfstruppen generell hinfällig geworden ist. So wurde beispielsweise die gallische Ala Atectorigiana zeitweise vom Gallier Atectorix und die spanische Ala Hispanorum Auriana vom Spanier Aurius befehligt.[Anm. 170]

Das Fehlen der römischen Aushebungspraxis durch römische Beamte, also eines dilectus, bei den Batavern als Argument für die Irregularität der batavischen Einheiten ist ebenfalls nicht zu halten. Zum einen ist auch für andere Hilfstruppen aus dem Rheingebiet, die in der alten Forschungsargumentation als reguläre Truppen gedeutet werden, ein solcher dilectus nicht nachweisbar, zum anderen wird bei dieser Argumentation die Ala Batavorum zu den regulären Truppen gezählt, obwohl diese batavische Einheit genauso von der einheimischen Elite ausgehoben wurde wie die Kohorten.[Anm. 171] Die Argumentation wird also nicht konsequent angewandt und ist deshalb nicht zu halten. Ein dilectus war nur da nötig, wo die lokale Selbstverwaltung einer ethnischen Gruppe eine eigenständige Aushebung nicht gewährleisten konnte oder wenn mehr als die übliche Truppenstärke nötig war. Letzteres war bei den Aushebungen unter Vitellius auch bei den Batavern der Fall und führte zu massiven Protesten.[Anm. 172] Die einheimische Zusammensetzung der Kohorten spricht ebenfalls nicht zwangsläufig für irreguläre Einheiten, wie in der alten Forschungsmeinung angenommen.[Anm. 173] Auch hier wird die Ala in der Argumentation als reguläre Einheit akzeptiert, obwohl auch diese einheimisch zusammengesetzt war.[Anm. 174] Auch bei vielen weiteren Hilfstruppen der julisch-claudischen Zeit kann eine einheimische Zusammensetzung angenommen werden. Als Beispiele dienen in der Literatur die Kohorten der Breuker und Austurer, die wohl ebenfalls nur aus einer ethnischen Gruppe zusammengesetzt waren, aber in der älteren Literatur trotzdem als reguläre Auxiliareinheiten gelten.[Anm. 175]

Ein weiteres Argument, das für den irregulären Status der Bataverkohorten in der älteren Literatur hervorgebracht wurde, ist die Stationierung der Kohorten nahe der Heimat. [Anm. 176]  Hierzu ist anzumerken, dass die Ala zeitweise laut Tacitus ebenfalls dort stationiert war.[Anm. 177] Auch andere Hilfstruppen lagen nachweislich in ihrer Heimatregion, ohne dass diese in der älteren Forschung als irreguläre Einheiten gelten.[Anm. 178] Argumente für eine Stationierung außerhalb des eigenen Siedlungsgebietes einer Einheit waren, dass man die Einheit aus militärischen Gründen an anderer Stelle brauchte, oder dass man der ethnischen Gruppe, welche die Einheiten stellte, nicht vollständig traute. Vor dem sogenannten Bataveraufstand traute man den Batavern von römischer Seite aus offensichtlich, weshalb die batavische Reiterei und die von Civilis befehligte Kohorte im Gebiet der Bataver stationiert sein konnten. Die anderen acht Kohorten wurden aus militärischen Gründen zeitweise nach Britannien versetzt, womit sie abseits ihrer Heimatregion regulären Wehrdienst verrichteten. Erst nach dem sogenannten Bataveraufstand wurden alle batavischen Truppen fern der Heimat stationiert, wahrscheinlich auch durch den Vertrauensverlust gegenüber den Batavern.[Anm. 179] Den Beginn des Umformungsprozesses in reguläre Einheiten und damit die Einordnung der batavischen Kohorten in die oben beschriebene Zwischenstufe machte man durch die erstmalige lange Stationierung der Bataver in Britannien – die in der alten Literatur nach Tacitus noch für 60 n. Chr. angenommen wurde – also weit von der Heimat entfernt, und dem damit verbundenen längeren Aufenthalt in römischen Militärlagern fest.[Anm. 180] Sollte die in diesem Kapitel bereits erläuterte Annahme zutreffen, dass die batavischen Einheiten bereits 43 n. Chr. nach Britannien verlegt wurden, so ist dieses Argument hinfällig. Die acht Kohorten, die wahrscheinlich schon in diesem Jahr als Hilfstruppen der Legion XIV Gemina nach Britannien entsandt wurden, waren reguläre Auxiliareinheiten.[Anm. 181]

Viele weitere Argumente sprechen dafür, dass die batavischen Hilfstruppen zu Beginn des sogenannten Bataveraufstandes schon mehrere Jahrzehnte – spätestens ab claudischer Zeit[Anm. 182] – reguläre Truppen im römischen Heer bildeten. So bekamen sie den für reguläre Auxiliareinheiten üblichen Lohn und die üblichen Privilegien und hatten auch die üblichen Disziplinarregeln einer römischen Militäreinheit zu befolgen.[Anm. 183] Römische Münzen sind in großer Anzahl bereits für augusteische Zeit im batavischen Raum nachgewiesen. Hier wurde zu jener Zeit also bereits römisches Militär mit Sold bezahlt. Es ist unwahrscheinlich, dass es sich nur um fremde Einheiten handelte, es wurden wohl auch die batavischen Truppen so bezahlt.[Anm. 184] Schaut man sich die oben zitierte Tacitusstelle Hist. IV 32,2 erneut an, so ist diese zwar kein Argument für die Erlangung des römischen Bürgerrechtes des Civilis erst nach 25 Jahren Dienstzeit, aber sie ist ein Argument dafür, dass die batavischen Soldaten generell die für römische Auxiliareinheiten übliche Dienstzeit absolvieren mussten.[Anm. 185] Betrachtet man die Inschriften von niederrheinischen Auxiliarsoldaten der julisch-claudischen Zeit, handelte es sich noch um Peregrine. Die Verleihung eines römischen Bürgerrechtes nach 25 Dienstjahren ist ab Claudius und vereinzelt auch davor in dieser Region epigraphisch nachweisbar.[Anm. 186] Auch dies ist ein Argument für den regulären Charakter der batavischen Hilfstruppen, die keineswegs wie früher nur für den Zeitraum eines bestimmten Feldzuges ausgehoben wurden. Es ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass Julius Civilis, laut Tacitus 68/69 n. Chr. der Anführer der neunten, im Batavergebiet stationierten Einheit, von diesem als praefectus bezeichnet wird. Dieser offizielle römische Titel spricht für den Oberbefehl über eine nach den Regeln der römischen Militärverwaltung aufgestellten, regulären Einheit.[Anm. 187] Die fehlende Entlassungsdokumentation der batavischen Einheiten ist darüber hinaus als Argument zu entkräften, da es im 1. Jahrhundert n. Chr. ohnehin noch nicht reichsweit Militärdiplome gab – insbesondere in einer Grenzregion am Rand des Reichs kann dieses Argument daher keine Anwendung finden.[Anm. 188] Somit kann insgesamt festgehalten werden, dass es sich bei den besagten batavischen Einheiten spätestens ab claudischer Zeit um reguläre Auxiliareinheiten des römischen Heeres handelte.

Dass sich die Bataver trotz ihres Militärdienstes in regulären römischen Auxiliareinheiten auch in diesem Bereich einen Teil ihrer vorrömischen Traditionen bewahren konnten, zeigen archäologische Funde ihrer Ausrüstung und ihrer Bewaffnung. In der caesarischen Periode, als die Bataver noch irreguläre Einheiten stellten, waren sie für ihre Ausrüstung selbst verantwortlich.[Anm. 189] Im heute niederländischen Kessel wurden sechs Schwerter gefunden, die in die Latènezeit D2 datiert werden. Zwei weitere Schwerter wurden in Nijmegen und Roermond entdeckt. Da sich diese Schwerter sehr ähneln, wurden sie zu einer Gruppe zusammengefasst und in der Forschung „Kessel-Typ“ genannt. Es handelt sich bei den Schwertern um einheimische Waffen aus vorrömischer Zeit. Am Griff sind 10-20 Metallscheiben in regelmäßigen Abständen angebracht. Zwischen den Scheiben befanden sich wahrscheinlich Scheiben aus organischem Material, naheliegend wäre Holz. Der Griff hat ein glockenförmiges Ende. Die Schwerter waren mit einer Durchschnittslänge von 78,3 Zentimetern und einer Durchschnittsbreite von 3,4 Zentimetern alle lang und schmal, was vermuten lässt, dass es sich um Schwerter für Reiter handelte, die sie auf dem Pferd sitzend nutzen konnten.[Anm. 190] Ab augusteischer Zeit wurden die Auxiliareinheiten zu regulären Einheiten umgewandelt und ihre Ausrüstung zunehmend standardisiert. Grabfunde belegen aber, dass bis in das 1. Jahrhundert n. Chr. noch einheimische Waffen von den Auxiliaren verwendet wurden.[Anm. 191] Dies gilt ebenso für die Pferdeausrüstung, die im 1. Jahrhundert n. Chr. noch von einheimischer Herkunft war.[Anm. 192]

Im Folgenden werden nun, sofern bekannt, die militärischen Aktivitäten der batavischen Hilfstruppen in der Zeit vom Aufstand des Vindex bis zum Ende des sogenannten Bataveraufstandes erläutert. Dabei ist anzumerken, dass diese Auxiliareinheiten bis in die flavische Zeit hinein inschriftlich nicht nachzuweisen sind.[Anm. 193] Die einzige Quelle, die hier verwendet werden kann, sind Tacitus‘ Historien, an denen sich dieser Überblick im Folgenden orientieren wird.

Während für die Ala Batavorum lediglich, wie oben bereits beschrieben, eine Beteiligung bei den Kämpfen gegen Julius Vindex und Otho und ein Anschluss der bis dahin als Hilfstruppe in Vetera I stationierten Einheit an die Soldaten des Civilis nachgewiesen werden kann, so ist über die neun literarisch belegten Kohorten mehr bekannt. Nachdem Nero die acht batavischen Kohorten zusammen mit der Legion XIV Gemina für einen geplanten Kaukasusfeldzug aus Britannien abgezogen hatte, lagerten sie zu Beginn der Erhebung des Julius Vindex gerade in Dalmatien, da der Feldzug in den Osten nicht stattfand.[Anm. 194] Nero befahl diesen Truppen schließlich, nach Oberitalien zu ziehen, um das römische Kerngebiet vor den Truppen des Vindex zu schützen. Nach der Schlacht bei Vesontio fielen aber all diese Truppen von Nero ab und favorisierten Verginius Rufus als neuen Kaiser. Lediglich die Legion XVI blieb Nero treu, wurde aber von den acht Bataverkohorten daran gehindert nach Italien zu ziehen um Nero beizustehen.[Anm. 195] Nach diesem Vorfall trennten sich die Kohorten von der Legion und schlossen sich einige Zeit später, nachdem sie zwischenzeitlich auf „[…] ihrem Rückmarsch nach Britannien […]“ im Gebiet der Lingonen im germanisch-gallischen Grenzgebiet gelagert hatten, dem Heer des Vitellius an, das sich auf dem Weg nach Italien befand.[Anm. 196] Einmal mehr erwähnt Tacitus bei der Schilderung dieser Ereignisse, wie militärisch wertvoll die Bataverkohorten waren:

„[…] standen doch im Gebiet der Lingonen acht Bataverkohorten, Hilfstruppen der 14. Legion; sie hatten sich bei der damals herrschenden Zwietracht von der Legion getrennt; je nachdem, welcher Seite sie sich anschließen würden, ein gewichtiger Ausschlag – ob als Verbündete oder als Gegner.“[Anm. 197]

Tacitus versucht durch diese Schilderung die Bataver in ihrer Kampfkraft zu erhöhen um den Leser auf den baldigen, sogenannten Bataveraufstand vorzubereiten und so den baldigen Gegner Roms dramaturgisch zu erhöhen. Trotzdem scheinen die Bataver ein wichtiger Faktor bei den am Rhein stationierten Hilfstruppen gewesen zu sein. Nach Unruhen unter den Hilfstruppen in der Heerestruppe des Valens, konkret erneut zwischen den Bataverkohorten und der Legion XIV, schickte dieser einen Teil der batavischen Kohorten dem durch othonische Truppen besiegten Heeresverband an der ligurischen Küste zur Hilfe.[Anm. 198] Ein anderer Teil der Bataver war offensichtlich an den Kämpfen gegen Otho bei Cremona beteiligt. Hier fehlt bei Tacitus zwar eine Benennung der Einheiten, anhand des Kampfstils, mit voller Rüstung einen Fluss zu queren, lassen sich die germanischen Einheiten aber als Bataver identifizieren.[Anm. 199]  Auf dem anschließenden Zug nach Rom kam es in Augusta Taurinorum (Turin) zu erneuten Auseinandersetzungen zwischen der Legion XIV und vitellischen Truppenteilen, darunter den batavischen Kohorten. Während Vitellius die Legion XIV nach Britannien zurückversetzte, schloss er die Bataver seiner eigenen Heeresabteilung an, nachdem sie zuvor der Abteilung des Fabius Valens zugeteilt waren. Nachdem es wenige Tage später in Ticinum (Pavia) allerdings erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Legionssoldaten – diesmal der Legion V – und gallischen und batavischen Auxiliareinheiten kam und es auch zuvor noch zahlreiche Auseinandersetzungen gegeben hatte, schickte Vitellius die Bataver und die gallischen Hilfskontingente zurück an die Rheingrenze, wo die batavischen Einheiten zunächst in Mainz stationiert wurden.[Anm. 200] Schon kurze Zeit später sollten als Reaktion auf die Usurpation des Vespasian in Germanien neue Truppen ausgehoben werden und die batavischen Auxilien sollten nach Italien zum vitellianischen Heer zurückkehren. Laut Tacitus stellten die batavischen Hilfstruppen Forderungen für ihren Rückmarsch nach Italien, die ihre Besoldung und ihre Stellung im römischen Heer verbessern sollten. Obwohl Vitellius offenbar gewillt war, diese Forderungen zu erfüllen, marschierten die Hilfstruppen dann doch nicht nach Italien, sondern schlossen sich Julius Civilis an.[Anm. 201] Warum genau sich die Kohorten dem Julius Civilis anschlossen, ist der Inhalt des vierten Kapitels dieser Arbeit. Auch Tacitus‘ Darstellung, die Forderungen der Kohorten seien absichtlich übertrieben, um eine Ablehnung zu provozieren, damit sie einen Grund hatten, sich dem Civilis anzuschließen, wird dabei diskutiert.

Nach dem sogenannten Bataveraufstand wurden die Auxiliareinheiten mit batavischen Namen im römischen Heer zwar umgeformt, aber nicht komplett abgeschafft. In flavischer Zeit sind fünf Bataverkohorten epigraphisch und literarisch nachweisbar.[Anm. 202] Vier der fünf flavischen Bataverkohorten waren nun cohortes milliariae, waren also etwa 1000 Mann stark, die andere Kohorte bestand weiterhin aus 500 Mann. Die ursprüngliche Mannschaftsstärke von 4500 blieb also weiterhin bestehen und wurde nur anders aufgeteilt.[Anm. 203] Da für die domitianische Zeit epigraphisch aber auch Nichtbataver überliefert sind, die in diesen cohortes Batavorum dienten, war die rein ethnische Zusammensetzung der Einheiten spätestens dann abgeschafft.[Anm. 204] Eine Umwandlung der bisher 500 Mann starken Kohorten in größere Einheiten ist für die flavische Zeit nicht ungewöhnlich und wurde nicht nur bei den batavischen Einheiten praktiziert. Truppenteile mit einer Mannschaftsstärke von 1000 gab es generell erst ab flavischer Zeit.[Anm. 205] Die batavischen Reiterauxilien wurden wohl in die Ala I Batavorum milliaria zusammengefasst und in Pannonien stationiert.[Anm. 206] Die Bataverkohorten wurden 70 n. Chr., spätestens 71 n. Chr., mit der Legion II Adiutrix erneut nach Britannien geschickt.[Anm. 207] Dort finden sie bei Tacitus erstmals nach dem sogenannten Bataveraufstand wieder ihren literarischen Niederschlag. Bei der Schlacht des Agricola am Mons Graupius 84 n. Chr. spielten vier Bataverkohorten eine entscheidende Rolle.[Anm. 208] Von ihrer militärischen Qualität waren die Römer also immer noch überzeugt und dies war vermutlich der Hauptgrund dafür, dass die Bataver weiterhin in großer Zahl als Hilfstruppen und kaiserliche Leibwache eingesetzt wurden.  

Es ist in diesem Kapitel gezeigt worden, dass die batavischen Hilfstruppeneinheiten bereits vor dem sogenannten Bataveraufstand als reguläre römische Auxiliarsoldaten dienten. Sie nahmen spätestens ab claudischer Zeit als Hilfstruppen für römische Legionen an wichtigen Feldzügen im Grenzgebiet des Imperium Romanum teil und waren laut den literarischen Quellen geschätzte und militärisch wichtige Soldaten des römischen Reiches mit der Aussicht auf römisches Bürgerrecht nach dem Ende ihrer Dienstzeit. Ihre einheimischen Traditionen konnten sie bis zur Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. durch ihre Bewaffnung und Ausrüstung bewahren. 

.1.7.3.3. Die Bataver als „Volk“

In diesem Kapitel wird geklärt, welche soziale und politische Rolle die ethnische Gruppe der Bataver im römischen Reich in der Zeit vor dem sogenannten Bataveraufstand einnahm. Dabei wird zunächst auf das Bild eingegangen, welches die Römer von den Batavern hatten, und welchen politischen Status diese Gruppe in der römischen Provinzialorganisation innehatte. Dieser Teil der Analyse basiert auf literarischen Quellen. In einem zweiten Schritt soll das Selbstbild der Bataver herausgestellt werden. In diesem zweiten Teil muss, da eine batavische Geschichtsschreibung nicht existierte oder zumindest nicht überliefert ist, auf archäologische und epigraphische Quellen zurückgegriffen werden.[Anm. 209] Die Analyse der beiden unterschiedlichen Bataverbilder ist wichtig für das Verständnis der Beweggründe der batavischen Eliten zu Beginn des sogenannten Bataveraufstandes.

Die Homogenität einer ethnischen Gruppe ist meist ideologisch konstruiert.[Anm. 210] Diese Formationen sind dynamisch und ändern sich ständig. Ethnische Identität ist somit ein temporäres Ergebnis von Selbstbildnissen einer Gruppe von Menschen, deren Einstellungen und Verhalten. Diese Identität entsteht indigen im Zusammenspiel der Mitglieder der Gruppe, aber auch exogen durch die Interaktion mit ethnischen Gruppen. Eine ethnische Identität ist somit auch durch Klischees, Stereotypen und erfundene Geschichten konstruiert, die andere Ethnien, in diesem Fall die Römer, von der Gruppe haben und von der diese Gruppe auch weiß. Das Kollektiv von Menschen, die die ethnische Gruppe der Bataver bilden, formuliert und benutzt also zusammenfassend soziale Regeln und Aktionen in Interaktion zwischen ihrer Selbstwahrnehmung und dem konstruierten Bild von außen. Das Selbstbildnis eines Volkes ist also immer eine Mischung aus internen und externen Wahrnehmungen auf eine Gruppe. Der Begriff des „Volkes“ wird in diesem Kapitel verwendet. Dem Autor ist aber bewusst, dass er in der modernen Forschung größtenteils abgelöst wurde. Der Begriff soll in diesem Kontext hervorheben, dass die römische Geschichtsschreibung die Bataver als kollektive, homogene Einheit zeichnet, die man in der alten Geschichtswissenschaft mit Blick ausschließlich auf die Analyse jener antiken Quellen lange als Volk oder Stamm definiert hat. Erst unter Hinzunahme aller Quellen und nicht nur der literarischen wird eine Heterogenität innerhalb vieler ethnischer Gruppen der antiken Welt deutlich, die die römischen und auch die griechischen Schriftquellen durch ihre Verallgemeinerungen und ihren „Blick von außen“ nicht liefern. Die literarischen Quellen können den spezifischen Strukturen einer „germanischen“ oder „batavischen“ Kultur nicht gerecht werden, da sie immer mit ihrem römischen kulturellen Hintergrund die Kultur betrachten und auch ihre lateinische Terminologie verwenden.[Anm. 211]

.1.8.3.3.1. Das römische Bataverbild und der politische Status der Bataver in der römischen Provinzialordnung

Die Römer strukturierten ihre Umwelt mit einem zentrierten geographischen Modell. In diesem Modell war Rom der zivilisierte Kern, der, außer im griechischen Osten, von Barbaren umgeben war. An der Nordwest-Grenze ihres Reiches waren diese Barbaren die von ihnen so bezeichneten Kelten und Germanen. Zu den letzteren zählten die Römer die Bataver, deren Ethnogenese sie, wie bereits erläutert, beeinflussten. Außerdem kultivierten die Römer bei den Batavern den Militarismus durch massive ethnische Rekrutierung.[Anm. 212] Bereits in der römischen Republik wurden die „Völker“ aus dem Norden als wilde Barbaren, die eine Gefahr für Rom bildeten, dargestellt. Diese Darstellungen gingen aus einem griechisch inspirierten Überlegenheitsdenken der eigenen Kultur hervor.[Anm. 213] Caesar beschrieb die Germanen als Menschen „[…] von ungeheurer Körpergröße, unglaublich tapfer und waffenerprobt […].“[Anm. 214] Dabei erhöhte er die Germanen aber auch in Anzahl, Wildheit, Größe und Gefahr, um den eigenen Sieg über die Gruppen zu erhöhen, die er zu den Germanen zählte.[Anm. 215] Caesar lokalisierte die Germanen größtenteils rechtsrheinisch. Linksrheinisch siedelten laut seinen Ausführungen Kelten und Gallier. Die linksrheinisch siedelnden Germanen nannte er Germani cisrhenani (Germanen diesseits des Rheins).[Anm. 216] Die Bataver konnte er mit dieser Bezeichnung allerdings nicht gemeint haben, da diese wie bereits erläutert zu jener Zeit noch rechtsrheinisch als Teilgruppe der Chatten siedelten. Da sie aber später in linksrheinisches Gebiet umsiedelten, werden sie in der Forschung öfter als Germani cisrhenani bezeichnet.  Den Germanen werden durch die römische Geschichtsschreibung neben ihren schlechten Eigenschaften als „wilde Nachbarn Roms“ aber auch gute Eigenschaften wie etwa Einfachheit, Bedürfnislosigkeit und Gerechtigkeit zugeschrieben. Die zu spätrepublikanischer Zeit populären Gedanken der Stoiker, dass eine natürliche, einfache Lebensweise ideale Lebensbedingungen schaffe, kamen diesen beschriebenen Eigenschaften der Germanen entgegen und ihre Lebensweise wurde deshalb von römischen Autoren durchaus gewürdigt.[Anm. 217] Das Bild von den Germanen als einheitliche Gruppe ist dabei eine Erfindung der römischen Geschichtsschreibung.[Anm. 218] Während Caesar die Germanen noch als Nomaden darstellte, beschrieb sie Tacitus bereits als sesshafte Bauern. Das römische Germanenbild veränderte sich also, je länger die Römer mit den germanischen Stämmen in Kontakt waren und auch die Germanen veränderten sich durch den Kontakt mit den Römern.[Anm. 219] Dies trifft auch auf das römische Bataverbild zu. Vor allem bei Tacitus werden die Bataver, aufgrund seiner Darstellungsabsicht des Bataveraufstandes, durch viele typische Germanentopoi beschrieben, die als Antithese zur – aus Sicht des Autors – zivilisierten römischen Kultur dienen sollen.[Anm. 220] So lässt Tacitus den römischen Feldherrn Cerialis in einer fiktiven Rede gegenüber Treverern und Lingonen über die rechtsrheinischen Germanen, die die Bataver beim sogenannten Bataveraufstand unterstützt hatten, sagen: „Die Germanen haben immer die gleiche Ursache, nach Gallien herüberzukommen: Willkür, Habsucht und Lust, ihre Wohnsitze zu wechseln, um ihre Sümpfe und Einöden zu verlassen […].“[Anm. 221] Tacitus stellt in dieser Rede Civilis auch in die Tradition des Ariovist, womit den römischen Lesern gezeigt werden sollte, dass Civilis ein für das römische Reich gefährlicher Barbar war, obwohl dieser schon lange ein römischer Bürger war.[Anm. 222] Speziell den Batavern unterstellt Tacitus eine „angeborene Prahlerei“,[Anm. 223] den batavischen und treverischen Anführern die „Grausamkeit ihres Charakters und Beutegier“.[Anm. 224] Julius Civilis wird von Tacitus als „schlauerer Kopf als bei Barbaren üblich“ beschrieben, womit alle unkultivierten Nichtrömer pauschal als weniger intelligent als römische Bürger dargestellt werden.[Anm. 225] Der Topos des martialisch auftretenden Germanen wird bei Tacitus geschildert, wenn sich Civilis die Haare rot färbt und bis zu seinem Sieg wachsen lassen will.[Anm. 226] Dadurch, dass Tacitus Civilis die Haare ausgerechnet nach der Ermordung der Legionssoldaten aus Vetera abschneiden lässt, macht er für seine Leser Civilis für diese Aktion indirekt verantwortlich und stellt ihn als Hauptschuldigen dar, der durch die Ermordung der Soldaten einen germanischen Schwur eingelöst hatte.[Anm. 227] Tacitus wusste aber durchaus, dass die Bataver seit langer Zeit römischen Militärdienst leisteten und nicht mehr dem stereotypen germanischen Kriegerhaufen entsprachen. So unterschied er ihre Ziele auch von den rechtsrheinischen Germanen, die am Aufstand teilnahmen.[Anm. 228] Bataver kämpfen für Ruhm, die anderen nur für Beute. Tacitus erwähnt sogar, dass sich die Bataver bei der Belagerung von Vetera I immer noch als Mitglieder des römischen Heeres zu erkennen gaben, was sie ja auch weiterhin waren.

„Hier sah man die Feldzeichen der altgedienten Legionen, dort die aus Wäldern und Hainen hervorgeholten Bilder von wilden Tieren – so ist es bei jedem Stamm dort Brauch, in den Krieg zu ziehen -, und all das, der Eindruck, man habe es mit einem Krieg gegen Bürger und zugleich gegen einen äußeren Feind zu tun, hatte unter den Belagerten lähmendes Entsetzen verbreitet.“[Anm. 229]

Für Tacitus war also eine Integration der Bataver in das römische Heerwesen und dessen Kultur erkennbar.[Anm. 230]

Die Bataver werden zudem mit einem stereotypen, germanischen Körperbau beschrieben. Er beschreibt, „die meisten Knaben dort sind hochgewachsen“[Anm. 231] und erwähnt auch ihren „schlanken Körperwuchs“.[Anm. 232] Ihr großer Körperbau wurde auch als Rekrutierungsgrund für die germanische Leibwache des julisch-claudischen Kaiserhauses angegeben. Weitere Gründe waren besondere Treue zum Kaiser und besondere Mut im Kampf, den man den Batavern nachsagte.[Anm. 233]

Wie bereits erläutert, findet eine Charakterisierung der Bataver in der römischen Geschichtsschreibung durch Tacitus vor dem Hintergrund des sogenannten Bataveraufstandes statt. Dadurch, dass die Bataver dort auf ambivalente Art charakterisiert werden – einerseits als alte Bundesgenossen der Römer, andererseits als Barbaren, die sich mit heidnischen Ritualen gegen die Römer verschwören – wird das Ausmaß des „Aufstandes“ erhöht und werden die Bataver absichtlich verfremdet.[Anm. 234] So beschreibt Tacitus beispielsweise zu Beginn des „Aufstandes“ ein gemeinsames Mahl in einem Hain, in dem Civilis seine Gefolgsleute durch Verwünschungen und Eide aufwiegelt, an ihr Freiheitsgefühl appelliert und behauptet, dass die Bataver wie Sklaven behandelt würden.[Anm. 235] Auch die Schilderungen der Unterstützung des „Aufstandes“ durch rechtsrheinische Gruppierungen sollten Tacitus‘ Leser an eine gesamtgermanische Bedrohung des Imperium Romanum glauben lassen. Diese Ausführungen kulminieren in der Entscheidungsschlacht zwischen Civilis und Cerialis bei Xanten, die Tacitus als regelrechten Kulturkampf Germanien gegen Rom schildert.[Anm. 236] Diese Schilderung der Gefahr einer germanischen Invasion überhöhte natürlich auch die Erfolge des Vespasian und diente damit der Etablierung der neuen, flavischen Dynastie.[Anm. 237] Die Bataver werden bei Tacitus, obwohl sie seit Jahrzehnten in das römische Reich integriert waren und erfolgreich im römischen Militär dienten, als externes, nicht dem römischen Kulturraum angehörendes Volk dargestellt, Civilis als Einzeltäter. Damit wollte Tacitus eine bewusste Distanzierung seiner Leser zu den Batavern erreichen.[Anm. 238] Laut seinen Schilderungen fielen die Bataver, wohlgemerkt römische Auxiliarsoldaten, in eine „barbarische Schlachtordnung“ zurück, was keinen Sinn ergibt, da die römische Schlachtordnung erfolgreicher war und sogar rechtsrheinische Germanen diese schon seit Jahrzehnten anwendeten.[Anm. 239] Auch für die Schlacht bei Bedriacum gegen Otho beschreibt Tacitus germanische Einheiten im blinden Ansturm mit nacktem Oberkörper.[Anm. 240] Es handelte sich aber um reguläre römische Auxiliareinheiten, die dementsprechend sicherlich mit römischen Kampftaktiken und wahrscheinlich in regulärer Auxiliarkleidung kämpften.[Anm. 241]

Beim Kampf um das Kastell Vetera I verwendet Tacitus weitere Germanentopoi. So schildert er ein Gelage der Bataver vor dem nächtlichen Angriff auf Vetera I und stellt so erneut die Wildheit der Barbaren heraus.[Anm. 242] Durch die vielfältig verwendeten Barbarentopoi wirken Tacitus‘ Schilderungen in sich schlüssig und glaubhaft. Indem Tacitus die Bataver als Barbaren darstellt, verschleiert er, dass eine Meuterei dieser römischen Kohorten für diese den Verlust einer ehrenhaften Entlassung mit abschließender Entlohnung und Verleihung des römischen Bürgerrechts bedeutete. Diesem Risiko war man sich als Auxiliarsoldat wohl bewusst.[Anm. 243]

Im römischen Heer äußerte sich der peregrine Status der batavischen Auxiliarsoldaten durch einen niedrigeren sozialen Status, weniger Rechten und geringerer Bezahlung als bei den Legionären, die das römische Bürgerrecht besaßen. Dies war aber nicht ungewöhnlich, sondern die typische Ungleichbehandlung zwischen Legionen und Hilfstruppen in der römischen Heeresordnung. Diese soziale Zweiteilung des Heeres sorgte für eine latente Rivalität zwischen Auxiliareinheiten und Legionären.[Anm. 244] Die niedrigere Besoldung war eventuell auch Teil der Unzufriedenheit der Bataver, die zum Aufstand beitrug.  Als Vitellius im Bürgerkrieg die batavischen Auxiliareinheiten, die er zuvor nach Germanien zurückgeschickt hatte, wieder in Italien anforderte, forderten diese laut Tacitus „[…] als Belohnung für den Marsch […] ein Geldgeschenk, doppelten Sold, Versetzung einer größeren Zahl zur Reiterei […]“.[Anm. 245]  Tacitus nimmt diese Forderungen allerdings nicht ernst, sondern geht davon aus, dass die Bataver diese Dinge forderten „[…] nicht um es zu erhalten, sondern um einen Grund zum Aufruhr zu haben“.[Anm. 246] Eine höhere Besoldung – und da gehört auch die Erhöhung der Anzahl der Reitereinheiten hinzu, die mehr verdienten als die Reiter in den Kohorten – ist aber eine Forderung, die man durchaus ernst nehmen kann. Die Auszahlung eines Donativs, also einem Geldgeschenk des Kaisers an seine Soldaten, ist ebenfalls eine glaubhafte Forderung, die in der Praxis oft erbracht wurde, allerdings aus Anlass besonderer Ereignisse oder Verdienste, nicht aber bei der Dislokation von Truppen.[Anm. 247] Auf die Bedeutung von Donativzahlungen wird im Verlauf dieser Arbeit noch näher eingegangen. Festzuhalten ist, dass die Römer die batavischen Auxiliareinheiten wohl nach ihrer gängigen Praxis bezahlten und deshalb auch keinen Grund für eine Solderhöhung sahen, zumal damit einzelne Auxiliareinheiten Privilegien erhalten hätten, die dann auch andere Einheiten hätten fordern können. Die Bataver hielten eine Erhöhung ihres Soldes aber anscheinend ihrer Leistung im römischen Heer angemessen und hatten somit ein anderes Grundverständnis der Besoldungs- und Sozialstruktur des römischen Heeres und andere Vorstellungen über ihren militärischen Status als die römische Administration.

Auch den politischen Status der Bataver betreffend gab es anscheinend verschiedene Auffassungen. Die Bataver sahen sich selbst als societas, eine zwar mit Rom verbündete, aber dennoch eigenständige ethnische Gruppe, die auch eigene, unantastbare, durch Verträge bestätigte, Rechte hatte. Die Römer sahen die Bataver als ins Imperium Romanum integriert. Es standen Auxiliarkastelle, zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. sogar Legionskastelle, in deren Siedlungsgebiet und man stellte keine temporären Volksaufgebote mehr, sondern reguläre römische Hilfstruppen mit normalen Dienstzeiten. Die Bevölkerung bestand aus romanisierten Peregrinen, von denen viele durch ihren Militärdienst auch bereits das römische Bürgerrecht erhalten hatten. Andererseits waren sie aber nicht in die Militärverwaltung eingebunden, mussten also keine Tribute zahlen und waren frei von römischen Aushebungen.[Anm. 248] Das Vitellius mit eben jenen Aushebungen im Batavergebiet begann, war einer der Gründe für den Beginn des sogenannten Bataveraufstandes. Aus Sicht der Bataver wurden dadurch ihre vertraglich geregelten Rechte gebrochen, und die batavische Elite, bisher in das System römischer Herrschaft integriert, musste sich umorientieren, um an der Macht zu bleiben.[Anm. 249] Wie genau diese Umorientierung ablief, wird in Kapitel 4 dieser Arbeit betrachtet. Nun soll zunächst das batavische Selbstbild näher herausgearbeitet werden.

.1.9.3.3.2. Das Selbstbild der Bataver

Das Selbstbild der Bataver ist, wie in dieser Arbeit bereits erläutert, zu einem unbekannten Anteil durch die römische Geschichtsschreibung über ihre ethnische Gruppe, die sie sicherlich kannten, beeinflusst. Auch die Ethnogenese selbst war römisch beeinflusst. So ist eine starke Militarisierung der batavischen Gesellschaft archäologisch erkennbar. In keiner anderen Gegend an der römischen Reichsgrenze wurden bisher derart große Mengen an römischen Militaria in zivilen Fundkontexten gefunden wie im batavischen Siedlungsgebiet. Dabei spielt auch die Verehrung des Herkules Magusanus in der batavischen Gesellschaft eine Rolle. Anhand der monumentalen Heiligtümer, die in Empel, Elst und möglicherweise auch in Kessel ergraben wurden, kann man davon ausgehen, dass jener Gott als eine Art Hauptgottheit von den Batavern verehrt wurde.[Anm. 250] Doch warum Herkules Magusanus? Anhand von Weihinschriften ist feststellbar, dass die Gottheit bei Soldaten und Veteranen sehr populär war. Unter anderem wurden viele Militaria als Votivgeschenke an Herkules Magusanus gefunden. Möglicherweise unterstrichen Herkules Magusanus und die über ihn bekannte Mythologie das Selbstbild der Bataver als „Soldatenvolk“.[Anm. 251] Der ebenfalls als Kriegsgott verehrte Mars war in augusteischer Zeit populärer und aus Gallien sind auch viele Weihungen aus jener Zeit bekannt. Der römische Herkules hatte allerdings eine Verbindung zur bei den Batavern vorherrschenden Viehwirtschaft. In der Mythologie hielt er selbst Vieh und schützte es vor Feinden.[Anm. 252] Die Opferung von Waffen war für die römische Armee ein ungewöhnlicher Vorgang. Wahrscheinlich war diese religiöse Handlung die Fortsetzung vorrömischer Bräuche der einheimischen Bataver, so wie sie von anderen nichtrömischen Gruppen bekannt ist. Durch die Datierung der vielen geopferten Militaria in Empel kann von einer Weiterführung dieser Tradition bis weit ins 1. Jahrhundert n. Chr. ausgegangen werden. Eine vorrömische „Kriegerideologie“ spielte also eine große Rolle in der batavischen Gesellschaft.[Anm. 253] Der Name Herkules ist nicht einheimisch, sondern eine Benennung unter römischem Einfluss. Herkules galt in der griechisch-römischen Antike als Abenteurer im barbarischen Norden. In der Mythologie ist er der Erste, der die barbarischen Grenzregionen, zuerst Spanien und Afrika, danach Gallien und Germanien, erforschte und zivilisierte.[Anm. 254] Herkules wurde ein beliebter Gründungsvater für viele Lokalherrscher. In der Regel zeugte in diesen Mythen der Gott ein Kind mit der Tochter eines Königs, wodurch alle Nachkommen von Herkules abstammten. Für die Abstammung der Gallier wurde so ein Gründungsmythos übernommen. So galt Herkules als Vater von Galates, dem Namensgeber der Gallier.[Anm. 255] Diese Herkules-Mythen stammen aus der caesarisch-augusteischen Epoche, danach wurde Herkules meist durch Mars ersetzt.[Anm. 256] Da nahezu jede ethnische Gruppe einen Gründungsmythos hat, der viel über das Selbstbildnis der Ethnie aussagt und über die lokalen Eliten, ist ein Gründungsmythos der Bataver wahrscheinlich, der auf Herkules zurückging. Eventuell lautete dieser Mythos, dass ein Mitglied der Elite – der „batavischen Julii“ – ein Nachfahre von Herkules und einer einheimischen Prinzessin war.[Anm. 257] Der römische Herkules stand des Weiteren für Maskulinität und Mut, Beschützer von Vieh und Mediator zwischen Rom und dem „Barbaricum“. Eventuell konnten sich die Bataver als „militärische Dienstleister“ für ein auswärtiges Imperium und als Ethnie, deren landwirtschaftlicher Schwerpunkt auf der Viehwirtschaft lag, mit solchen Attributen identifizieren und sie passten auch gut zu ihrem vorrömischen Gott oder Heroen Magusanus, den sie nun mit Herkules verbanden.[Anm. 258]

Anhand von Funden reliefierter Grabdenkmäler ist außerdem nachweisbar, dass die Bataver sich selbst als Angehörige des römischen Heeres, insbesondere als Reiter, darstellten. So wurde beispielsweise in Ivosevci im heutigen Kroatien der Grabstein des Imerix aus der Ala Hispanorum gefunden, der in die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. datiert wird. In der Mitte des Inschriftenfeldes ist die Darstellung eines Reiters erkennbar und im Text bezeichnet er sich selbst als Bataver.[Anm. 259] Es ist also festzustellen, dass epigraphisches Material existiert, das zeigt, dass die Bezeichnung „Bataver“ für die ethnische Gruppe nicht nur durch die Geschichtsschreibung des Imperium Romanum konstruiert und verwendet wurde, sondern dass es auch Menschen gab, die sich selbst als „Bataver“ bezeichneten.[Anm. 260] Ob sich diese Personen darüber hinaus als Bataver fühlten oder ob sie diese Bezeichnung nur verwendeten, um dem Leser ihrer Grabsteine zu erklären, woher sie stammten, ist nicht mit Sicherheit herauszufinden. Die Bezeichnung vieler Mitglieder der germanischen Leibwache des julisch-claudischen Kaiserhauses als „natione Batavus“ oder „Batavus“, obwohl eine geographische Angabe für die Herkunft der Mitglieder dieser Einheit nicht nötig, da allgemein bekannt war, deutet aber darauf hin, dass sich diese Soldaten als Bataver sahen und sich dieser ethnischen Gruppe zugehörig fühlten.[Anm. 261] Diverse am Niederrhein gefundene Reliefs zeigen außerdem, dass die Bataver sich selbst als römische Kavalleriesoldaten darstellten und nicht als germanische Krieger.[Anm. 262] In Nijmegen wurde ein in das 1. Jahrhundert n. Chr. datierte Relief gefunden, auf dem ein Reiter in römischer Auxiliarausrüstung gegen bärtige Menschen mit freiem Oberkörper kämpft, die durch ihre Darstellung als Germanen zu identifizieren sind. Der Fundort lässt darauf schließen, dass es sich bei dem dargestellten römischen Auxiliar um einen Bataver handelt. Anhand solcher ikonographischen Darstellungen wird klar, dass sich die Bataver bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. eindeutig selbst gegenüber den Germanen, die nicht ins römische Reich integriert waren, abgrenzten und dass das römische Bataverbild, wie es in den literarischen Quellen übermittelt wird, durch das Selbstbild der Bataver konterkariert wird.[Anm. 263] Es wird außerdem deutlich, dass kriegerische Werte für die Bataver eine hohe Bedeutung hatten und Militärdienst beispielsweise in der germanischen Leibwache des julisch-claudischen Kaiserhauses als Ehre empfunden wurde.[Anm. 264]

Verfasser: Lutz Luckhaupt
Erstellt:
2019

Anmerkungen:

  1. Tac. Hist. IV 12,2. Batavi, donec trans Rhenum agebant, pars Chattorum, seditione domestica pulsi extrema Gallicae orae vacua cultoribus simulque insulam iuxta sitam occupavere, quam mare Oceanus a fronte, Rhenus amnis tergum ac latera circumluit. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 459. Zurück
  2. Roymans 2009, S. 88. Zurück
  3. Tac. Germ. 29,1. Zurück
  4. Caes. De bello Gallico IV 10,2.  Zurück
  5. Will, S. 4. Für die Lokalisierung des batavischen Siedlungsgebietes in diesem Mündungsgebiet von Rhein und Maas, dem Rheindelta, siehe auch Schmitt, S. 143. Egon Flaig beschreibt das Kernland der Bataver als das Dreieck Utrecht-Nijmegen-Rotterdam, siehe dazu Flaig 1995, S. 49. Für die Begrenzungen des Batavergebietes siehe Nicolay, S. 3-4.  Zurück
  6. Will, S. 5. Siehe auch Rüger, S. 33. Für den Text der Inschrift siehe diese Arbeit Anm. 218. Zurück
  7. Gaius Iulius Caesar. De bello Gallico, übersetzt von Marieluise Deißmann. Stuttgart 1980, S. 596, Anm. 233. Siehe auch Will, S. 5; Rüger, S. 34; Tausend, S. 495-497; Willems 1984, S. 198; Wolters 1990, S. 144. Armin Becker nimmt eine nachträgliche Bearbeitung zur Veröffentlichung des Textes 51 v. Chr. an. Cato hatte 54 v. Chr. den Antrag gestellt Caesar wegen Bruch des Völkerrechts an die Germanen auszuliefern. Kapitel IV 10 lässt Caesar als einen in Notwehr Handelnden erscheinen, da ihn die Germanen überfielen. Somit eventuell Einschub des Kapitels als Rechtfertigung. Siehe dazu Becker, S. 96. Ausführliche Analyse bei Klotz, S. 36-43. Zurück
  8. Cassius Dio LIV 32,2. Für die Übersetzung siehe Cassius Dio. Römische Geschichte. Band IV, übersetzt von Otto Veh, Zürich-CH 1986, S. 185. Siehe auch Will, S. 6; Roymans 2004, S. 55. Zurück
  9. Will, S. 5-6. Siehe auch Daumer, S. 212; Ausbüttel, S. 40-41; Roymans 2009, S. 86; Maurer, S. 68; Wolters 1990, S. 144. Zurück
  10. Maurer, S. 69. Zurück
  11. Ebenda, S. 67. Siehe auch Willems 1984, S. 206-207. Zurück
  12. Maurer, S. 68-69. Zurück
  13. Roymans 2004, S. 23. Siehe Caes. De bello Gallico V 24,4.  Zurück
  14. Willems 1984, S. 204 und 210. Siehe auch Becker, S. 95. Zurück
  15. Caes. De bello Gallico VI 32-42. Siehe auch Kunow, S. 30; Becker, S. 89; Wolters 1990, S. 138-139.  Zurück
  16. Tac. Hist. IV 12,2. Siehe auch Roymans 2004, S. 24. Zurück
  17. Roymans 2004, S. 24. Zurück
  18. Ebenda, S. 25. Siehe auch Slofsra, S. 24. Zurück
  19. Wolters 1990, S. 144. Siehe auch Haalebos 1999, S. 381. Zurück
  20. Wolters 2001, S. 161. Siehe auch Caes. De bello Alexandrino liber 29,2-4; Roymans 2004, S. 56; Speidel 1994, S. 13. Die besondere Kampfweise der Bataver wird in Kapitel 3.2. dieser Arbeit behandelt.  Zurück
  21. Wolters 2001, S. 162. Zurück
  22. Roymans 2004, S. 27. Zurück
  23. Enckevort, S. 347-348. Siehe auch Willems 1984, S. 208. Zurück
  24. Enckevort, S. 347-348. Zurück
  25. Bechert, S. 27-28. Siehe auch Roymans 2004, S. 86; Slofsra, S. 23-24. Zurück
  26. Für die Datierung der Münzen von etwa 50-15 v. Chr. siehe Roymans 2004, S. 81. Für das Aufkommen der Münzwirtschaft in der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. siehe ebenda, S. 32. Zurück
  27. Willems 1984, S. 211. Zurück
  28. Roymans 2004, S. 96. Zurück
  29. Willems 1984, S. 213. Zurück
  30. Roymans 2004, S. 96. Zurück
  31. Bechert, S. 27. Siehe auch Roymans 2004, S. 27; Galsterer, S. 5-6; Willems 1984, S. 207. Für das Siedlungsgebiet der Chatten im 1. Jahrhundert v. Chr. im heutigen Mittelhessen siehe auch Will, S. 5.  Zurück
  32. Cass. Dio LV 24,7. Übersetzung von Otto Veh, S. 231. Eine Involvierung batavischer Soldaten im römischen Heer in jener Zeit ist außerdem durch diese Quelle belegt. Siehe dazu Kapitel 3.2.2. in dieser Arbeit. Zurück
  33. Siehe auch Rübekeil, S. 73-74. Eine weitere Namensgebung aus dem gotischen „batiza“ bzw. „batawiz“, was übersetzt „die Guten“ bedeutet, also den Adel nennen würde und bei Wolters 2001 S. 161-162 als Verweis auf die alte chattische Führungsschicht als ethnischer Kern der neuen Gruppe gedeutet wird ist laut Rübekeil S. 74 eher unwahrscheinlich.  Zurück
  34. Siehe dazu Bellen 1981, S. 15-17. Siehe auch Wolters 1990, S. 145; Daumer, S. 212; Le Bohec, S. 234. Hier eine batavische, gardeähnliche Einheit in Rom. Laut Speidel 1994, S. 15-16 besaßen sowohl Octavian als auch Marc Anton ab 43 v. Chr. zumindest germanische Reiter, die hauptsächlich aus Ubiern und der sich bald abspaltenden Gruppe der Chatten bestand. Zurück
  35. Willems 1995, S. 28. Siehe auch Enckevort / Thijssen, S. 92-93; Willems 1991, S. 211. Das Militärlager wurde in tiberischer Zeit verkleinert, die Großbauten nicht mehr genutzt. Durch den Fund vieler Bestandteile von Pferdegeschirr und Reiterhelmen aus claudisch-neronischer Zeit geht man von einem Umbau zu einem Alenkastell – eventuell für die Ala Batavorum – aus. Siehe dazu Enckenvort / Thijssen, S. 96; Willems 1991, S. 213; Willems 1995, S. 28-29; Enckevort / Zee, S. 197 und 201. Belegung des Lagers in drei Bauphasen ca. 10 v. Chr. bis 69 n. Chr. siehe ebenda S. 192.  Zurück
  36. Nicolay, S. 5. Siehe auch Will, S. 8; Enckevort, S. 363-364; Schönberger, S. 346. Hauptsächlich die Keramikfunde sprechen für eine Datierung des Lagers auf dem Hunerberg ins 2. Jahrzehnt v. Chr. Siehe dazu Haalebos 1991, S. 102 und S. 105-107; Haalebos 1999, S. 383 und S. 395. Zurück
  37. Bloemers, S. 26-27. Siehe auch Enckevort / Thijssen, S. 91. Die beiden Autoren halten es auch für möglich, dass das Lager nach den Feldzügen des Drusus nicht mehr genutzt wurde. Zurück
  38. Willems 1991, S. 213. Siehe auch Enckevort / Zee, S. 196. Hier allerdings eine Datierung ins letzte Jahrzehnt v. Chr. Zurück
  39. Becker, S. 129-130. Siehe auch Tac. Ann. II 8. Zurück
  40. Becker, S. 135. Zurück
  41. Roymans 2004, S. 58. Zurück
  42. Tac. Hist. IV 12,2. Zurück
  43. Roymans 2004, S. 58. Zurück
  44. Wolters 1990, S. 210. Zurück
  45. Driel-Murray, S. 200-201. Willems geht davon aus, dass in caesarischer Zeit die Menschen im Rheindelta wohl in einer Art Aristokratie lebten. Es gab einen „Stammesrat“, einen höhergestellten Anführer aber wohl nur in Kriegszeiten. Siehe dazu Willems 1984, S. 199. Zurück
  46. Slofsra, S. 25. Auch Nico Roymans sieht die Installation eines Königtums durch Rom als gängige Praxis. Siehe dazu Roymans 2004, S. 62. Zurück
  47. Roymans 2004, S. 62. Zurück
  48. Tac. Ann. II 11, 1. Siehe auch Speidel 2009, S. 245. Zurück
  49. Roymans 2004, S. 62. Zurück
  50. Tac. Hist. IV 13,1. Zurück
  51. Roymans 2004, S. 61-62. Siehe auch Schmitt, S. 143. Zu Julius Civilis und seiner Familie siehe Kapitel 4.1.1.2. in dieser Arbeit. Zurück
  52. Roymans 2004, S. 62. Zurück
  53. Diese alte Forschungsmeinung ist zu finden bei Callies, S. 148; Brunt, S. 500; Kraft, S. 38-39. Zurück
  54. Roymans 2004, S. 62 und ebenda Anm. 193. Zurück
  55. Ebenda, S. 63. Zurück
  56. Ebenda, S. 63-64. Zurück
  57. Will, S. 7. Zurück
  58. Tac. Germ. 29. manet honos et antiquae societatis insigne; nam nec tributis contemnuntur nec publicanus atterit; exempti oneribus et collationibus et tantum in usum proeliorum sepositi, velut tela atque arma, bellis reservantur. Für die Übersetzung siehe P. Cornelius Tacitus. Germania, übersetzt von Manfred Fuhrmann, Stuttgart 1972, S. 43. Den Begriff der societas verwendet Tacitus auch bei Tac. Hist. IV 14,2. Zurück
  59. Roymans 2009, S. 87. Siehe auch Driel-Murray, S. 205-206. Für die Rolle der Bataver im römischen Heer siehe Kapitel 3.2. in dieser Arbeit. Zurück
  60. Will, S. 7-8. Für den Status eines gens foederata siehe auch Kunow, S. 61. Zurück
  61. Tac. Hist. IV 12,3. Nec opibus (rarum in societate validiorum) attritis viros tantum armaque imperio ministrant […]. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 459. Zurück
  62. Roymans 2004, S. 195. Zurück
  63. Ebenda. Siehe auch Ebenda, S. 200. Willems bezeichnet diesen Prozess als Zentralisierung. Siehe dazu Willems 1984, S. 227.  Zurück
  64. Literarische Belege bei Tacitus: Tac. Hist. V 19,1-2 und V 20,2. Zurück
  65. Timpe 1984, S. 12. Zurück
  66. Ebenda. Zurück
  67. Baatz, Das Leben im Grenzland des Römerreichs, S. 88. Zurück
  68. Roymans 2004, S. 195. Zurück
  69. Literatur für die These der späteren Kommunalisierung: Will, S. 11-12; Kunow, S. 61. Zurück
  70. CIL XIII 8771. Magusa / no Hercul(i) / sacru(m) Flavus / Vihirmatis fil(ius) / [s]ummus magistra(tus) / [c]ivitatis Batavor(um) / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito). Zurück
  71. Will, S. 11-12. Zurück
  72. Tac. Hist. V 19,1-2. Siehe auch Will, S. 13. Erhebung zum Municipium siehe Roymans 2004, S. 208. Zurück
  73. Roymans 2004, S. 64 und 201-202. Für die Datierung siehe auch Haalebos 1990, S. 193; Willems 1984, S. 227. Zurück
  74. Nicolay, S. 6. Siehe auch Baatz, Das Leben im Grenzland des Römerreichs, S. 88.  Zurück
  75. Roymans 2004, S. 201. Siehe auch Horn, S. 141. Zurück
  76. Roymans 2004, S. 64. Siehe auch Nicolay, S. 6. Zurück
  77. Roymans 2004, S. 200. Zurück
  78. Roymans 2004, S. 199. Zurück
  79. Willems 1991, S. 210. Siehe auch Enckevort / Thijssen 2001, S. 94; Haalebos 1990, S. 193. Zurück
  80. Enckevort, S. 364. Siehe auch Bogaers 1979, S. 30-33; Fischer, S. 15; Enckevort / Thijssen 2001, S. 94. Zurück
  81. Roymans 2004, S. 200. Mögliche Interpretation als Zentralort siehe auch Galsterer, S. 7. Zurück
  82. Roymans 2004, S. 212-213. Zurück
  83. Ebenda, S. 213. Zurück
  84. Enckevort, S. 364. Zurück
  85. Roymans 2004, S. 211. Zurück
  86. Enckevort / Thijssen 2011, S. 88-89. Siehe auch Galsterer, S. 7. Zurück
  87. Enckevort / Thijssen 2011, S. 89-90. Zurück
  88. Nicolay, S. 7. Siehe auch Roymans 2009, S. 91-92; Enckevort, S. 361; Enckevort / Thijssen 2001, S. 109. Für das nur geringe Vorhandensein von villae rusticae siehe Galsterer, S. 9. Zurück
  89. Roymans 2004, S. 14. Zurück
  90. Roymans 2004, S. 242. Siehe auch Roymans 2009, S. 91. Für die Funde in Empel siehe auch Derks / Roymans 1993, S.  483-484. Zurück
  91. Roymans 2004, S. 246-247. Siehe auch Derks / Roymans 1993, S. 490. Zurück
  92. Roymans 2004, S. 12-15. In Kessel wird aufgrund weiträumiger Siedlungsspuren ein vorrömisches Zentrum vermutet. Siehe auch Derks / Roymans 1993, S. 480-481. Für eine Gliederung der Latènezeit siehe Eggert / Samida, S. 113, Abb. 5.2.3. Zurück
  93. Roymans 2009, S. 92-93. Siehe auch Willems 1984, S. 85. Zurück
  94. Roymans 2009, S. 94. Zurück
  95. Enckevort, S. 369. Zurück
  96. Roymans 2009, S. 94. Siehe auch Hingley, S. 95-99. Zurück
  97. Derks / Roymans 2003, S. 246. Zurück
  98. Ebenda, S. 247-248. Zurück
  99. Ebenda, S. 251-253. Zurück
  100. Derks / Roymans 2003, S. 259-260. Für eine Übersicht der Typologie siehe ebenda S. 249, Abb. 4.  Zurück
  101. Ebenda, S. 257. Zurück
  102. Hingley, S. 95-99. Zurück
  103. Bellen 1981, S. 14. Siehe auch Roymans 2004, S. 56. Zurück
  104. Speidel 2009, S. 241. Zurück
  105. Will, S. 19. Siehe auch Kraft, S. 37-38.; Alföldy 1968, S. 92.  Zurück
  106. Tac. Hist. IV 12,3. […] praecipuo nandi studio, arma equosque retinens integris turmis Rhenum perrumpere. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 459. Weitere Quellen dieser Kampfkunst siehe u.a. Cass. Dio LV 24; LX 20,2 und 69,9; Tac. Ann. II 11; Tac. Hist. II 17,2; Tac. Hist. V 14,2-15. Siehe auch Hassall, S. 131; Roymans 2009, S. 90; Roymans 2004, S. 56; Ausbüttel S. 41.  Zurück
  107. Roymans 2004, S. 56. Die Einheiten werden hier nur zur Vereinfachung „batavisch“ genannt. Siehe auch Speidel 1994, S. 13; Tausend, S. 495-497. Für die Anwerbung rechtsrheinischer Reiter unter Caesar siehe auch Becker S. 90 und Anm. 18 auf jener Seite. Dazu Caes. De bello Gallico VII 65,4. Zurück
  108. Tac. Ann. II 8 und 11. Siehe auch Will, S. 15; Hassall, S. 131; Speidel 2009, S. 245; Ausbüttel, S. 41. Zurück
  109. Tac. Ann. I 56,1. Siehe auch Will, S. 15; Speidel 2009, S. 245; Alföldy 1968, S. 13. Zurück
  110. Wolters 1990, S. 126-127. Siehe auch Roymans 2009, S. 86. Ferner Will, S, 15. Zurück
  111. Roymans 2009, S. 86. Für die Ala und die eventuell 9. Kohorte siehe Alföldy 1968, S. 13-14 und 45-48. Siehe ebenda S. 141 für die Truppenstärken. Für die literarischen Quellen siehe u.a. Cass. Dio LX 20,2 (in Britannien) und Tac. Hist I 59,1. Zurück
  112. Für die Schätzung von etwa 5000 Soldaten siehe Roymans 2009, S. 86. Für die Schätzung von etwa 5500 Soldaten siehe Willems 1984, S. 229-230. Zurück
  113. Willems 1984, S. 235-236. Für einen Haushalt werden für die Berechnung 5-8 Personen angenommen. Zurück
  114. Roymans 2009, S. 86. Aufgrund der gemeinsamen Herkunftsgeschichte waren die Canninefaten eventuell eine Teilgruppe der Bataver. Tacitus ist der einzige Autor, der diese Gruppe vor dem sogenannten Bataveraufstand erwähnt. Für diese Forschungsdiskussion siehe auch Roymans 2004, S. 205-209; Wolters 1990, S. 146-147; Rübekeil, S. 81-82 und 413. Zurück
  115. Roymans 2009, S. 88. Zurück
  116. Caes. Bell. Gall. VII 13,1. “[…] laborantibus iam suis Germanos equites circiter CCCC summittit, quos ab initio habere secum instituerat.“ Übersetzung von Marieluise Deißmann, S. 385. Siehe auch Bellen 1981, S. 14; Speidel 1994, S. 12; Speidel 2009, S. 241. Zurück
  117. Bellen 1981, S. 14. Siehe auch Speidel 1994, S. 12-15. Zurück
  118. Will, S. 16, Anm. 99. Siehe auch Speidel 1994, S. 18. Für die literarische Quelle der Entlassung der Leibwache siehe Suet. Aug. 49,1.  Zurück
  119. Will S. 16. Für den inschriftlichen Beleg eines Batavers in der Einheit unter Tiberius siehe CIL VI 4341: Valens Germanus / Germanicianus / Ti(beri) Caesaris Augusti / natione Ataeus v(ixit) a(nnos) XXXV. Bellen hält eine Ergänzung der 4. Zeile zu nation(e) Batavus am wahrscheinlichsten. Siehe dazu Bellen 1981, S. 106, Anhang A 4. Zurück
  120. Suet. Cal. 43. “[…] sed cum ad visendum nemus flumenque Clitumni Mevaniam processisset, admonitus de supplendo numero Batavorum, quos circa se habebat, expeditionis Germanicae impetum cepit […]”. Für die Übersetzung siehe Sueton. Kaiserbiographien, übersetzt von Otto Wittstock. Berlin 1993 (= Schriften und Quellen der alten Welt, Bd. 39), S. 273.  Zurück
  121. Bellen 1981, S. 36-37. Ubier als zweite große Rekrutengruppe, die aber unter dem Oberbegriff „Batavorum“ genannt werden bei Sueton. Siehe dazu u.a. Speidel 2009, S. 241. Zurück
  122. D`Orza, S. 75. Zurück
  123. Für Claudius sind drei Bataver inschriftlich belegt: AE 1968, 32; CIL VI 8804 und 8807. Siehe dazu Bellen 1981, S. 107-108, Anhang A 7-9. Für Nero sind sieben Bataver inschriftlich belegt: AE 1952, 146-149; CIL VI 8802, 8803 und 8806. Siehe dazu Bellen 1981, S. 110-112, Anhang A 13-18 und 20. Zurück
  124. Bellen 1981, S. 53. Zurück
  125. Speidel 2009, S. 241. Zurück
  126. Bellen 1981, S. 53. Siehe auch Speidel 1994, S. 22. Speidel übersetzt das griechische Wort „chiliarchos“ als Anführer der Leibgarde mit „Commander of 1000 Men“. Zurück
  127. Bellen 1981, S. 46-49. In der Republik wurden die berittenen Einheiten in Decurien eingeteilt, im Prinzipat in turma. Eventuell wurde die alte Bezeichnung aus Tradition beibehalten. Ferner Speidel 2009, S. 241; Speidel 1994, S. 27; Baatz, Das Leben im Grenzland des Römerreichs, S. 135. Zurück
  128. Bellen 1981, S. 43-44. Ferner Speidel 2009, S. 241; Speidel 1994, S. 23. Literarische Quellen bei Suet. Cal. 55,2. Als „Thraker“ sind Gladiatoren, die in thrakischer Rüstung kämpften, gemeint. Siehe dazu Bellen 1981, S. 43. Siehe auch Suet. Nero 30,2.  Zurück
  129. Jos. Ant. 19, 1, 15 (§ 122). Für die Übersetzung siehe Flavius Josephus. Jewish Antiquities. Vol. IX, translated by Louis H. Feldman. London 1965, S. 273. Zurück
  130. Bellen 1981, S. 66-67. Zurück
  131. Bellen 1981, S. 56-57 und S. 62. Lager auch literarisch belegt bei Suet. Galba 12,2. Zurück
  132. Bellen 1981, S. 58. Zurück
  133. Ebenda, S. 59. Für die Leitung siehe S. 47. Für die epigraphischen Quellen siehe für die claudische Zeit AE 1968, 32. Siehe dazu Bellen 1981, S. 107, Anhang A 7. Für neronische Zeit CIL VI 4305. Siehe dazu Bellen 1981, S. 114, Anhang A 24. Laut Speidel war der curator der oberste Dekurio und Vorsteher der Truppe. Siehe dazu Speidel 2009, S. 241; Speidel 1994, S. 26. Zurück
  134. Siehe dazu Bellen 1981, S. 107-113, Anhang A 7-10, 12-19 und 21. Bei A 11, 20 und 22 ist die Formel zu ergänzen. Dort sind auch die Publikationsorte aufgelistet. Zurück
  135. Bellen 1981, S. 60-61. Zurück
  136. Bellen 1981, S. 61-62 und S. 107, Anhang A 7. Dort auch Publikationsort. Zurück
  137. Driel-Murray, S. 211.  Zurück
  138. Bellen 1981, S. 64-65. Zum Stolz über den Dienst als Leibwache siehe auch Roymans 2009, S. 88. Zurück
  139. Bellen 1981, S. 102. Siehe auch Speidel 1994, S. 25. Zurück
  140. Speidel 1994, S. 25. Zurück
  141. Für die Auflösung der Einheit unter Galba und dem Unterlassen von Entschädigungszahlungen siehe Suet. Galba 12. Siehe auch Speidel 2009, S. 242; Bellen 1998, S. 71; D`Onza, S. 79; Will, S. 16. Zurück
  142. Für eine Begleitung des Drusus nach Pannonien siehe Tac. Ann. I 24,1-2. Siehe auch Speidel 1994, S. 19-20. Für eine Begleitung des Germanicus nach Germanien siehe Speidel 2009, S. 242 und Speidel 1994, S. 20. Zurück
  143. Bellen 1981, S. 91. Siehe auch Speidel 1994, S. 131. Für die Leibwache der Agrippina siehe Suet. Nero 34,1. Zum Germanen- und Bataverbild der Römer siehe Kapitel 3.3.1. in dieser Arbeit. Zurück
  144. Roymans 2009, S. 90. Zurück
  145. Suet. Galba 12,2. Item Germanorum cohortem a Caesaribus olim ad custodiam corporis institutam multisque experimentis fidelissimam dissolvit ac sine commodo ullo remisit in patriam, quasi Cn. Dolabellae, iuxta cuius hortos tendebat, proniorem. Übersetzung von Otto Wittstock, S. 387.   Zurück
  146. Bellen 1981, S. 92-95 und 97. Siehe auch Cass. Dio LXIII 27,2a-3; Plut. Galba. 2,2. Siehe auch Bellen 1998, S. 68; Speidel 2009, S. 242. Zurück
  147. Speidel 1994, S. 30. Zurück
  148. Speidel 2009, S. 242. Zurück
  149. Will, S. 4. Siehe auch Alföldy 1968, S. 46. Zurück
  150. Roymans 2004, S. 223. Zurück
  151. Cass. Dio LX 20,1. Siehe auch Hassall, S. 131; Kunow, S. 59. Zurück
  152. Hassall, S. 132. Siehe auch Schmitt, S. 146; Ausbüttel, S. 41; Tac. Ann. XIV 38. Zurück
  153. In Hist. I 6,2 erwähnt der Autor, dass Truppen aus Britannien beim geplanten Feldzug gegen die Albaner vorgesehen waren. In Hist. I 59,1 und II 27,2 erwähnt Tacitus, dass die acht Bataverkohorten vor der Usurpation des Vitellius Hilfstruppen der 14. Legion waren und zuvor in Britannien stationiert waren. Siehe auch Hassall, S. 131; Schmitt, S. 146; Ausbüttel, S. 41; Hallermann, S. 41; Stein, S. 166-167; Strobel, S. 282-283. Zurück
  154. Siehe Anm. 266. Zurück
  155. Tac. Hist. IV 12,3. […] diu Germanicis bellis exerciti, mox aucta per Britanniam gloria, transmissis illuc cohortibus, quas vetere institutio nobilissimi popularium regebant. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 459. Zurück
  156. Hassall, S. 132-133. Siehe auch Alföldy 1968, S. 46. Zurück
  157. Alföldy 1968, S. 46. Siehe auch Ausbüttel, S. 41; Strobel, S. 283; Will, S. 16; Kunow, S. 61; Tac. Hist. IV 16,1 und 32,3. Zurück
  158. Tac. Hist. II 28, 1-2. Igitur nuntio adlato pulsam Trevirorum alam Tungrosque a classe Othonis et Narbonensem Galliam circumiri, simul cura socios tuendi et militari astu cohortis turbidas ac, si una forent, praevalidas dispergendi, partem Batavorum ire in subsidium iubet. quod ubi auditum vulgatumque, maerere socii, fremere legiones. orbari se fortissimorum virorum auxilio; veteres illos et tot bellorum victores, postquam in conspectu sit hostis, velut ex acie abduci. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 193. Siehe auch Strobel, S. 283-284. Zurück
  159. Tac. Hist. IV 12,3. Erat et domi delectus eques [..]. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 459. Zurück
  160. Alföldy 1968, S. 13-14. Generell ist wenig über die Auxilien in der späteren Provinz Germania inferior bekannt. Es gibt nur wenige Militärdiplome, die Inschriften beschränken sich hauptsächlich auf die Stadt Köln. Es ist zu keinem Zeitpunkt des Prinzipats mit Sicherheit nachzuweisen, wie viele Hilfstruppen in dem Gebiet stationiert waren. Siehe dazu Ebenda, S. 4-5.  Zurück
  161. Tac. Hist. IV 17-18. Siehe auch Stein, S. 125; Alföldy 1968, S. 13-14; Hallermann, S. 25 und 101. Für die Beteiligung der Ala bei den Kämpfen gegen Otho siehe Tac. Hist. II 17,2 und 18; Hallermann, S. 83.  Zurück
  162. Alföldy geht von einer Ala Batavorum ab spätestens um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. aus. Siehe dazu Alföldy 1968, S. 13. Zurück
  163. Für einen Bataver in der Ala I Hispania siehe CIL III 10513: AMALOGVERO / domo Betav/[os?](!) e(?)[q(ues)](?) ala Hisp(anorum) / [---]O(?) / [---]IN[---] / [---]COL[---]S et I/[---]C[-] dec(urio?) et NO/[---] SVO(?) heredes pos(erunt). Siehe dazu Kraft, S. 43.  Zurück
  164. Alföldy 1968, S. 87. Siehe auch Will, S. 17-18; Kraft, S. 37-39; Callies, S. 145-148; Brunt, S. 500. Zurück
  165. Callies, S. 147-148. Zurück
  166. Alföldy 1968, S. 88. Siehe auch Will, S. 18. Zurück
  167. Alföldy 1968, S. 46-47. Siehe auch Kraft, S. 37-40; Callies, S. 146-148. Zurück
  168. Callies, S. 148. Siehe auch Kraft, S. 39. Zurück
  169. Tac. Hist. IV 32,2. […] quae per quinque et viginti annos in castris Romanis exhausisset […]. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 493. Zurück
  170. Alföldy 1968, S. 89. Die Alae waren sogar nach diesen Kommandanten benannt. Zurück
  171. Ebenda, S. 88. Für die Forschungsargumentation siehe Kraft, S. 37-39 und Callies, S. 146-148.  Zurück
  172. Alföldy 1968, S. 88. Zurück
  173. Hallermann, S. 25 und 41. Siehe auch Kraft, S. 38-39; Callies S. 147-148. Zurück
  174. Tac. Hist. IV 18,4. Alföldy 1968, S. 89. Hallermann spricht der Ala die Diplomfähigkeit ab, hält sie also auch für irregulär. Siehe Hallermann, S. 25. Zurück
  175. Alföldy 1968, S. 89. Zurück
  176. Ebenda, S. 90. Für die Forschungsargumentation siehe Callies, S. 147-148.  Zurück
  177. Tac. Hist. IV 12. Zurück
  178. Alföldy 1968, S. 90-91.  Zurück
  179. Ebenda, S. 91. Zurück
  180. Callies, S. 148. Zurück
  181. Speidel 2009, S. 245. Für die Bezeichnung als reguläre Auxiliareinheiten siehe auch Alföldy 1968, S. 46; bei Kunow, S. 55 reguläre Einheiten ab tiberischer Zeit.  Zurück
  182. Alföldy 1968, S. 46. Zurück
  183. Speidel 2009, S. 245. Alföldy 1968, S. 47. Für die Disziplinarregeln welche die Bataver durch ihren Wehrdienst von den Römern lernten siehe Tac. Hist. IV 17,3. Für die Zahlung von Sold an die batavischen Soldaten siehe Tac. Hist. IV 19,1. Hier wird von den Batavern doppelter Sold gefordert. Das geht nur, wenn man zuvor „Sold“ bekommen hat. Dazu auch Alföldy 1968, S. 90. Zurück
  184. Aarts, S. 169-173. Zurück
  185. Alföldy 1968, S. 47. Siehe auch Speidel 2009, S. 245. Zurück
  186. Alföldy 1968, S. 107-108. Zurück
  187. Tac. Hist. IV 32,3. Führer irregulärer Einheiten benennt er anders. Siehe dazu Alföldy 1968, S. 46.  Zurück
  188. Alföldy 1968, S. 91-92. Fehlende Diplomfähigkeit bei Hallermann, S. 41. Er sieht auch die Ala Batavorum als nicht diplomfähig. Siehe dazu S. 25. Wolters geht von einer römischen Organisation und Diplomfähigkeit der batavischen Einheiten erst ab flavischer Zeit aus. Siehe Wolters 1990, S. 248-249. Zurück
  189. Nicolay, S. 60. Zurück
  190. Roymans 2004, S. 108-109. Zurück
  191. Nicolay, S. 60-61. Zurück
  192. Ebenda, S. 62. Zurück
  193. Will, S. 19. Zurück
  194. Schmitt, S. 146. Siehe auch Hallermann, S. 41. Zurück
  195. Flaig 1992, S. 273-274. Zurück
  196. Tac. Hist. II 27,2. […] cum Britanniam peterent […]. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 191. Siehe auch Flaig 1992, S. 273-274; Will, S. 15; Schwinden, S. 310; Riemer, S. 79-80; Kunow, S. 60. Hallermann geht davon aus, dass die Bataverkohorten in Oberitalien zuvor von Galba zurück nach Germanien geschickt wurden und somit nicht auf dem Weg nach Britannien waren. Siehe dazu Hallermann, S. 85.  Zurück
  197. Tac. Hist. I 59,1. […] et erant in civitate Lingonum octo Batavorum cohortes, quartae decimae legionis auxilia, tum discordia temporum a legione digressae, prout inclinassent, grande momentum sociae aut adversae […]. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 95. Zurück
  198. Tac. Hist. II 28. Hallermann, S. 87. Zurück
  199. Tac. Hist. II 35,1. Hallermann, S. 97. Zurück
  200. Tac. Hist. II 68,2-3 und 69,1. Für die vorherigen Auseinandersetzungen siehe Tac. Hist. I 64,2. Siehe auch Richter, S. 156; Flaig 1992, S. 533; Schmitt, S. 146-147; Hallermann, S. 102; Schwinden, S. 310; Riemer, S. 80; Will, S. 15; Kunow, S. 61. Zurück
  201. Tac. Hist. IV 19. Siehe auch Flaig 1992, S. 534-535; Will, S. 15; Ausbüttel, S. 44. Zurück
  202. Strobel, S. 280. Zurück
  203. Ebenda und S. 285. Siehe auch Alföldy 1968, S. 47-48; Wolters 1990, S. 248-249. Zurück
  204. Will, S. 20. Ferner Hallermann, S. 13. Dagegen Strobel, S. 286. Er geht von einer Beibehaltung der nationalen Rekrutierungspraxis aufgrund der militärischen Qualitäten der Bataver aus. Zurück
  205. Strobel, S. 285. Cohortes milliariae sind für die vorflavische Zeit in Niedergermanien nicht belegt. Siehe dazu Alföldy 1968, S. 141; Johnson, S. 32. Zurück
  206. Strobel, S. 286, Anm. 86. Siehe auch Alföldy 1968, S. 13-14. Zurück
  207. Strobel, S. 285. Zurück
  208. Tac. Agri. 35-36. Siehe auch Strobel, S. 281. Zurück
  209. Roymans 2004, S. 221. Zurück
  210. Ebenda, S. 2 und 221. Auch zur folgenden Darstellung der Identitäten. Zurück
  211. Günnewig, S. 30-31. Zurück
  212. Roymans 2009, S. 88.  Zurück
  213. Günnewig, S. 30-31.  Zurück
  214. Caes. De Bello Gallico I 39,1. […] qui ingenti magnitudine corporum Germanos, incredibili virtute átque exercitatione in armis esse praedicabant […]. Übersetzung von Marieluise Deißmann, S. 61. Zurück
  215. Günnewig, S. 32. Zurück
  216. Ebenda. Siehe auch Wolters 2009, S. 37; Maurer, S. 67. Zurück
  217. Günnewig, S. 32. Zurück
  218. Pohl, S. 387. Zurück
  219. Roymans 2009, S. 88-89. Zurück
  220. Ebenda, S. 89. Siehe auch Roymans 2004, S. 225-226; Daumer, S. 212-213. Zurück
  221. Tac. Hist. IV 73,3. […] eadem semper causa Germanis transcendendi in Gallias, libido atque avaritia et mutandae sedis amor, ut relictis paludibus […]. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 573.  Zurück
  222. Trzaska-Richter, S. 200. Die Treverer und Lingonen, zu denen Cerialis angeblich spricht, wurden nie von Ariovist bedroht und hätten sich bestimmt auch nicht mehr an ihn erinnert, da er zum Zeitpunkt der fiktiven Rede des Cerialis vor 130 Jahren lebte. Dies ist ein weiterer Beweis für die Fiktivität der Rede und dafür, dass Tacitus diese nur nutzte, um seinen römischen Lesern, denen Ariovist sicherlich bekannt war, die Gefahr klarzumachen, die angeblich von Civilis ausging.  Zurück
  223. Tac. Hist. V 23,2. […] insitam genti vanitatem […]. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 639.   Zurück
  224. Tac. Hist. IV 63,1. […] saevitia ingenii et cupidine praedae […]. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 551. Für die Eigenschaft der Beutegier siehe auch Tac. Hist. IV 23,3. Ferner Trzaska-Richter, S. 194-195. Zurück
  225. Tac. Hist. IV 13,2. Sed Civilis ultra quam barbaris solitum ingenio sollers […]. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 459. Siehe auch Roymans 2009, S. 89; Trzaska-Richter, S. 204. Zurück
  226. Tac. Hist. IV 61,1. Rotfärben und Wachsen lassen der Haare als sakrales Schwurritual. Siehe dazu Rübekeil, S. 164-170.  Zurück
  227. Tac. Hist. IV 61,1. Siehe auch Trzaska-Richter, S. 208-209. Zurück
  228. Tac. Hist. IV 22-23. Zurück
  229. Tac. Hist. IV 22,2. hinc veteranarum cohortium signa, inde depromptae silvis lucisque ferarum imagines, ut cuique genti inire proelium mos est, mixta belli civilis externique facie obstupefecerant obsessos. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 477. Zurück
  230. Roymans 2009, S. 89. Zurück
  231. Tac. Hist. IV 14,1. […] et est plerisque procera pueritia […]. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 461. Für eine verallgemeinernde Beschreibung der äußeren Erscheinung von Germanen siehe Tac. Germ. 4. Zurück
  232. Tac. Hist. V 14,2. […] proceritas corporum […]. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 625.   Zurück
  233. Roymans 2009, S. 89. Für die Rekrutierung aufgrund des kräftigen Körperbaus siehe auch Bellen 1981, S. 91.  Zurück
  234. Bleckmann, S. 142-143. Zurück
  235. Tac. Hist. IV 14,2-4. Zurück
  236. Bleckmann, S. 143. Für die Beschreibung des Kampfes zwischen Civilis und Cerialis siehe Tac. Hist. V 14-18. Zurück
  237. Bleckmann, S. 144. Zurück
  238. Trzaska-Richter, S. 189. Siehe auch Urban 1985, S. 12-13. Zurück
  239. Tac. Hist. IV 16,2. Gemeint ist die Keilformation. Für die Anwendung der römischen Schlachtordnung bei rechtsrheinischen Germanen siehe Tac. Ann. II 45. Siehe auch Daumer, S. 213.  Zurück
  240. Tac. Hist. II 22,1. Zurück
  241. Trzaska-Richter, S. 187. Zurück
  242. Tac. Hist. IV 29. Siehe auch Trzaska-Richter, S. 194-195. Zurück
  243. Trzaska-Richter, S. 193. Zurück
  244. Roymans 2004, S. 223. Zurück
  245. Tac. Hist. IV 19,1. […] pretium itineris donativum, duplex stipendium, augeri equitum numerum […]. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 471. Zurück
  246. Tac. Hist. IV 19,1. […] non ut adsequerentur, sed causam seditioni. Übersetzung von Helmuth Vretska, S. 471. Siehe auch Urban 1985, S. 23-25. Zurück
  247. Trzaska-Richter, S. 191-193. Zurück
  248. Flaig 1992, S. 536. Siehe auch Flaig 1995, S. 53. Zurück
  249. Flaig 1992, S. 537-539. Zurück
  250. Roymans 2009, S. 91. Für Empel siehe Derks / Roymans 1993, S. 483-484. Zurück
  251. Roymans 2009, S. 91. Siehe auch Derks / Roymans 1993, S. 483-485 und 490. Zurück
  252. Roymans 1996, S. 91-93. Zurück
  253. Derks / Roymans 1993, S. 490-491. Zurück
  254. Roymans 2004, S. 238-239. Für die Mythologie des Herkules Magusanus siehe auch Wagner, S. 417-422. Siehe auch Tac. Germ. 3 und 34.  Zurück
  255. Diod. V 24. Zurück
  256. Roymans 2004, S. 241. Zurück
  257. Ebenda, S. 243-244. Zurück
  258. Roymans 2004, S. 245.  Zurück
  259. CIL III 3676. Imerix Servofr/edi f(ilius) Batavos(!) / eq(ues) ala(e) / Hispano/[rum I] / [a]nnor(um) XXVIII / stip(endiorum) VIII / [h(ic)] s(itus) e(st) // [---]azicico / [---] et Apulo / [---]co Aetoris f(ilio) / [he?]res. Hierzu Roymans 2004, S. 227-228. Zurück
  260. Roymans 2004, S. 5. Zurück
  261. Ebenda, S. 252. Siehe auch Bellen 1981, S. 64-65; Kapitel 3.2.1. dieser Arbeit.  Zurück
  262. Roymans 2004, S. 5. Zurück
  263. Roymans 2004, S. 229-231. Zurück
  264. Roymans 2009, S. 88. Zurück