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3) Die Herausforderungen beim Bau der Kleinbahn

Nastätten Denkmallok Nassauische Kleinbahn[Bild: Marion Halft (CC BY-SA 3.0)]

Vom Jahr 1898 bis 1903 entstand ein Streckennetz von 79,6 km. [Anm. 1] Zusätzlich zur Hauptstrecke wurden auch Überholspuren und Be- und Entladegleise für Güter verlegt. [Anm. 2]

64,8 km der Hauptstrecke führten über Steigungs- oder Gefällstrecken. Die Höhenunterschiede zwischen Rheintal und Hochtaunus erschwerten den Bau der Strecke: Die Endstation in Oberlahnstein lag in 60 m Höhe, während der Bahnhof Berndroth-Rettert beispielsweise auf 430 m Höhe lag. [Anm. 3]

Hinzu kamen enge Täler, viele Kurven und 14 zu errichtende Brückenbauwerke, die zu bewältigen waren und viel Arbeitskraft kosteten. [Anm. 4]Hierdurch entstand der Ruf der Nassauischen Kleinbahn als technisch und landschaftlich eindrucksvolle „Gebirgsbahn“.  [Anm. 5]

Ab 1898 arbeiteten nicht nur Einheimische, sondern auch italienische und polnische Arbeiter an der Strecke, zum Teil unterstützt von russischen und schlesischen Arbeitern. 1901 waren beispielsweise 360 Italiener auf der Strecke zwischen Zollhaus und Katzenelnbogen mit Erdarbeiten und Sprengungen beschäftigt. Die Handarbeit des Streckenbaus war damals körperlich sehr schwer und konnte teilweise auch gefährlich sein. [Anm. 6]

Die bei Bauwerken dieser Art gängigen Konfliktthemen blieben auch bei der Nassauischen Kleinbahn nicht aus: Die Klärung von Eigentumsverhältnissen, Streckenverläufen und Plangenehmigungsverfahren barg Konfliktpotenzial. Auch terminliche Schwierigkeiten, Kostenüberschreitungen oder topologische Besonderheiten sorgten bei Planern und Ausführenden für Kopfzerbrechen.  [Anm. 7] Für die Finanzierung der Reststrecke von Braubach bis Oberlahnstein war eine Erhöhung des Aktienkapitals erforderlich.  [Anm. 8]

Teilweise kam es zu örtlichen Protesten gegen die Streckenführung, so dass durch Einsprüche Umplanungen erforderlich wurden. Gemeinden, die kein Interesse an der Bahn hatten, meldeten, dass sie ihr Land nicht kostenfrei abgeben wollten und keine Beiträge für den Bau der Bahn entrichten wollten. [Anm. 9]

NACHWEISE

Verfasserin Text: Marion Nöldeke

Verwendete Literatur:

  • Dauer, Karlheinz; Ott, Winfried: Auf den Spuren der Nassauischen Kleinbahn. Schriftenreihe „Blaue Blätter“, Band 12. Nastätten 2002.

  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Rhein-Lahn-Kreis, Mainz 2018, www.denkmallisten.gdke-rlp.de/Rhein-Lahn-Kreis.pdf, S. 64, zum ehemaligen Bahnhof in Nastätten (Aufruf: 04.03.3021).
  • Ott, Winfried: Einsteigen bitte! Erinnerungen an die Nassauische Kleinbahn. Heimatpflegeverein Blaues Ländchen. Schriftenreihe „Blaue Blätter“, Band 15. Nastätten 2004.

Erstellt am: 21.05.2021

Anmerkungen:

  1. Ott 2004, S. 15. Entlang der Strecke gab es nur unbeschrankte Bahnübergänge. Vgl. ebd., S. 139.  Zurück
  2. Ott 2004, S. 19-20.  Zurück
  3. Dauer, Ott 2002, S. 8.  Zurück
  4. Dauer, Ott 2002, S. 8.  Zurück
  5. Ott 2004, S. 15. Auf S. 66 stellt Ott die Höhenangaben der einzelnen Stationen und Haltepunkte vor. S. 69-74 enthalten das Vorwort zum „Führer für nassauische Kleinbahnen“ von Heinrich Reifenrath sen. aus dem Jahr 1903 mit der Überschrift „Eine nassauische Gebirgsbahn“. Der „Führer über die nassauische Kleinbahnen mit 24 Ansichten“ von Heinrich Reifenrath sen. aus dem Jahr 1903 steht auch als Digitalisat zur Verfügung: https://www.dilibri.de/urn/urn:nbn:de:0128-1-19348 (Aufruf: 04.03.3021).  Zurück
  6. Ott 2004, S. 15-16. Ott beschreibt, dass die ortsansässigen Bauern sich nach der Ernte im Herbst auch am Bau beteiligten und täglich 3 bis 3,50 Mark dabei verdienten. Von dem Streckenbau nach Zollhaus wurde 1899 berichtet, dass die Löhne so niedrig waren, dass die ausländischen Arbeiter sich vom Bau zurückzogen.  Zurück
  7. Ott 2004, S. 16. Auch Konflikte zwischen den Arbeitern oder mit den beteiligten Baufirmen waren nicht unüblich.  Zurück
  8. Ott 2004, S. 16. Das Aktienkapital musste für die Finanzierung des letzten Streckenabschnitts von Braubach bis Oberlahnstein von 5.436.000 auf 6.236.000 Mark angehoben werden.  Zurück
  9. Ott 2004, S. 18-19. Ott erwähnt hier die Gemeinde Reichenau und zitiert das Protokoll einer Gemeinderatssitzung, bei der beschlossen wurde, den Bau wegen der eigenen prekären Lage nicht zu unterstützen.  Zurück