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Ludwig Göbel - Ein Maler mit Strahlkraft

von Pia Steinbauer

Die Porträts zeigen Lebendigkeit, die Aquarelle wirken durch ihre farbige Strahlkraft, die Radierungen geben dem Betrachter eine ganz besondere Sicht auf die Dinge! Ihr Schöpfer, der Maler Ludwig Göbel, wurde am 19. Oktober 1889 in Fürth im Odenwald geboren. Im Alter von knapp einem Jahr kam er durch den Umzug seiner Eltern nach Nieder-Ingelheim. Hier verbrachte er Kindheit und Jugend.

Nach seiner Schulausbildung studierte er an der Kunst- und Gewerbeschule in Mainz. Von Mainz aus führte ihn sein Weg nach München. 1912 schrieb sich der junge Ludwig Göbel an der Münchner Kunstakademie ein. In der Kunstakademie, die sich in jener Zeit zwischen Jugendstil, modernem Neoklassizismus und moderatem Spätimpressionismus positionierte, hatte Ludwig Göbel die Chance, bei renommierten Professoren zu lernen. Bei Peter Halm studierte er Radierkunst. Der 1854 in Mainz geborene Peter Halm führte Göbel in die Kunst der Umsetzung farbiger, gemalter Vorlagen zu Radierungen ein. Malerei studierte er bei Karl von Marr und Franz von Stuck.

Beide Professoren prägten den jungen Ludwig Göbel entscheidend. Sie vermittelten ihm abseits des traditionellen Lehrstils neue Techniken und Ausdrucksformen. Bei Franz von Stuck fand sich Ludwig Göbel in der Nachfolge so berühmter Schüler wie Wassily Kandinsky und Paul Klee wieder.

1913 ließ sich Ludwig Göbel für mehrere Monate in der Dachauer Künstlerkolonie nieder, um sich von den Menschen und der Landschaft des Dachauer Umlands inspirieren zu lassen. Die Dachauer Künstlerkolonie war neben Worpswede die bedeutendste Künstlerkolonie Deutschlands.

Die Münchner Künstlerszene liebte die Mooslandschaften um Dachau – sie bot ideale Motive für die immer populärer werdende Landschaftsmalerei. Zudem stellte die Stadt Dachau günstige Wohnungen und Arbeitsräume zur Verfügung.

1914 meldete sich Ludwig Göbel als Kriegsfreiwilliger zu den Waffen. Er diente im Pionierregiment 25, bis er vor Ypern/Flandern eine schwere Verwundung, einen Bauch-Becken-Schuss, erlitt. Es folgten anderthalb Jahre Lazarettaufenthalt – und für den Rest seines Lebens musste er nun mit einem bleibenden Hüftschaden leben. 1917 kehrte Ludwig Göbel zu einem einjährigen Studienurlaub nach München zurück. Er komplettierte seine künstlerische Ausbildung, bevor er sich zu einem weiteren Einsatz beim Militär, diesmal im Garnisonsdienst, entschloss. Als Kriegsauszeichnung erhielt er das „Eiserne Kreuz II. Klasse". Die Liebe brachte ihn nach dem Krieg in seine hessische Heimat zurück. Er heiratete Helene Raquet aus Höchst und ließ sich 1920 als freier Künstler in Frankfurt nieder. Im historienträchtigen „Steinernen Haus", in dem heute der Frankfurter Kunstverein sein Domizil hat, unterhielt er ein Atelier. Großen Erfolg bescherte ihm kurz darauf das viel beachtete Bild eines liegenden weiblichen Aktes. 1921 erhielt er von der Nieder-Ingelheimer Saalkirchengemeinde den Auftrag für das Monumentalgemälde „Kriegerehrung“. In seiner handgeschriebenen Biografie bemerkte er dazu: „Ich wollte den Opfertod, das Elend der Menschen und die Scham der Soldaten, also den grauen November darstellen." Im Oktober 1930 stellte er im Ingelheimer Rathaussaal 80 Arbeiten aus. Er zeigte Porträts und rheinhessische Landschaften. Ludwig Göbel und seine Frau Helene pendelten zwischen ihren Wohnungen in Ingelheim und Höchst am Main. Mit Auftragsarbeiten sorgte Ludwig Göbel für den Unterhalt der Familie. Seine meist privaten Kunden fragten nach Porträts und Landschaftsbildern, die er in Öl, Kohle, Kreide oder Pastell malte.

1940 zogen die Göbels nach München. Dort unterhielt Ludwig Göbel ein eigenes Atelier, das er 1944 durch einen Bombeneinschlag verlor. In den letzten Kriegs- und Nachkriegsjahren machten ihm schlechte Wohnverhältnisse, gesundheitliche Probleme und ein Arbeitsverbot zu schaffen. Im Herbst 1950 kehrte Ludwig Göbel nach Ingelheim zurück. Er bezog das Haus seiner inzwischen verstorbenen Mutter, in dem bereits seine Schwester mit ihrem Mann lebte. Am 6. Juli 1964 erlag Ludwig Göbel im Alter von 74 Jahren einem Herzinfarkt.

Die meisten seiner Werke befinden sich heute in Familien- oder Privatbesitz.

Nachweise

Verfasser: Pia Steinbauer
Quellen: